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Es ist besser, wenn Frauen im Betrieb mitarbeiten

SBZ: Herr Menrath, arbeiten Sie in Ihrem Betrieb eigentlich auf eine verbindliche Frauenquote hin?

Stefan Menrath: (lacht) Eine Quote als solche gibt es bei uns nicht. Aber natürlich sind Frauen im SHK-Handwerk ein gutes Thema.

SBZ: Zum Ausbildungsbeginn im September ist erneut eine junge Auszubildende am Start. Das ist dann die dritte Frau, die als Anlagenmechanikerin SHK in Ihrem Betrieb arbeiten wird. Wie machen Sie das bloß?

Menrath: Es hat sich einfach entwickelt. Birgit Murawski hatte vor einigen Jahren den Anfang gemacht, sie kam über eine Umschulung zu uns. Ehrlich gesagt, wie hatten zu Beginn schon Bedenken, ob das überhaupt funktioniert. Dazu stellte sich die Frage, was wir als Betrieb zusätzlich leisten müssen, damit es in unserer Männerdomäne für sie als Frau auch passt. Aber sie war sehr überzeugend und wollte unbedingt, also haben wir es gemeinsam probiert. So ist sie unsere erste gewerbliche Mitarbeiterin geworden.

SBZ: Und sie ist nicht die Einzige geblieben.

Menrath: Im September 2021 hat Antonella Menrath ihre Ausbildung zur Anlagenmechanikerin SHK bei uns begonnen. Am Nachnamen ist leicht zu erkennen: sie ist familiär schon etwas vorbelastet, was SHK betrifft. Sie hatte zuvor einen akademischen Bildungsweg eingeschlagen, Spanisch und Wirtschaft auf Lehramt studiert und mit einem Bachelor abgeschlossen. Jetzt freuen wir uns, dass sie auf ihr Studium eine handwerkliche Ausbildung draufsetzt.

SBZ: Mal losgelöst von familiären Bindungen, werben Sie mittlerweile gezielt um Frauen für eine Ausbildung bei Ihnen?

Menrath: Also, Herr Jäger, klar ist doch: Um eine ausbildungswillige Frau fürs Handwerk zu finden, da müssen sie lange suchen. Bei uns absolvieren alle potenziellen Azubis erst mal ein Praktikum, so auch die junge Dame, die im September bei uns anfängt. Aber es stimmt schon, eigentlich müssten wir die Ansprache in Richtung Schülerinnen deutlich intensiver gestalten. Mit all‘ den Erfahrungen aus den vergangenen Jahren können wir mittlerweile tolle Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen im Handwerk vorweisen und damit werben. Was uns aktuell schon hilft, ist das Engagement unserer Tochter über Social-Media-Kanäle. Darüber hinaus machen wir zum Beispiel auch beim Girls‘ Day mit (Anm. d. Red.: Der Girls’ Day ist ein bundesweiter Berufsorientierungstag für Mädchen ab der 5. Klasse, er soll dazu motivieren, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen).

SBZ: Mit welchen Erwartungen kommen die jungen Frauen zu Ihnen?

Menrath: Beim Praktikum wollen sie erst mal nur reinschnuppern. Zu Neubauprojekten können wir sie allerdings nicht mitnehmen, wegen des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung. Also gehen sie mit in den Kundendienst. Das sind ja eher leichte Tätigkeiten, die nicht extrem schmutzig sind. Auf diesem Weg erhalten die Praktikantinnen einen Eindruck und bekommen ein Gefühl für den Beruf. Darüber hinaus bieten wir Interessierten an, gerne in den Ferien ein weiteres Praktikum zu machen. Das sollte dann mindestens eine Woche dauern, für diese Zeit kümmern wir uns darum, dass sie zum Beispiel auch anständige Arbeitskleidung erhalten und sich als ein Teil von uns fühlen.

SBZ: Ich vermute mal, es ist gar nicht so leicht, passende Arbeitskleidung für Frauen zu finden?

Menrath: Ja, wir hatten am Anfang schnell festgestellt, dass unsere Männer-Arbeitskleidung Frauen überhaupt nicht passt. Wenn wir heute Arbeitskleidung bestellen, ordern wir für die Damen eine separate Linie mit.

SBZ: Das war aber sicher nicht die einzige Umstellung.

Menrath: Also, ganz klar war für uns ein großes Thema, wie wir das mit den Toiletten machen. Wenn die Damen auf Kundendienst unterwegs sind, geht das auch noch. Aber bei den großen Projekten, Stichwort Baustellen-Klos? Bei Großbaustellen sprechen wir zum Beispiel beim Vergabegespräch das Thema der Geschlechtertrennung bei den Aufstell-WCs an. Bei einigen Bauherren ist es mittlerweile problemlos möglich, getrennte WC-Anlagen zu bekommen. Zumal das Bedürfnis ja nicht unser Gewerk allein betrifft.

SBZ: Und im Büro?

Menrath: Im Büro gab es zwar schon immer Damen- und Herren-WCs. Aber erst seit gut drei Jahren, in unserem Neubau in Plankstadt, gibt es für Monteurinnen eine separate Umkleide mit eigenen Duschen. Das gehört für mich einfach dazu.

SBZ: Was sagen eigentlich die Kunden, wenn da plötzlich eine Handwerkerin auf der Matte steht?

Menrath: Also, wir erhalten wirklich viele positive Rückmeldungen von den Endkunden. Der Tenor ist meist: Schön, dass eine Frau dabei ist. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass es auch Momente gibt, in denen es schwierig werden kann. Es gibt Kunden, die trauen den Damen einfach zu wenig zu. Warum kommt kein Mann – heißt es dann manchmal. Da bin ich als Chef gefordert, den Rücken durchzudrücken und beim Kunden Überzeugungsarbeit zu leisten.

SBZ: Wie gehen Sie mit den Momenten im Arbeitsalltag um, wo es tatsächlich auf körperliche Kraft ankommt?

Menrath: Also bitte, Herr Jäger, die Frage ist ja nun wirklich ein alter Hut. Wir arbeiten auf den Baustellen in Teams, da muss man (oder Mann) doch nicht unbedingt die Frau den Kessel schleppen lassen! Ich schaue bei der Einteilung, wo fallen jetzt welche Aufgaben an und wer ist wofür geeignet. Dann klappt das wunderbar, niemand wird überfordert oder schlimmer noch: bloßgestellt.

Pionierinnen im SHK-Handwerk: Antonella Menrath (links) und Birgit Murawski.

Bild: Morsch

Pionierinnen im SHK-Handwerk: Antonella Menrath (links) und Birgit Murawski.

SBZ: Denken Ihre Monteure genauso?

Menrath: Nun ja, das war am Anfang bei einigen Mitarbeitern ein bisschen schwierig. Da hieß es noch: Eine Frau hat auf dem Bau nichts zu suchen. Das hat sich mittlerweile gedreht. Die meisten haben erkannt, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn eine Frau dabei ist. Wissen Sie, Herr Jäger, es hat sich ja auch bewährt, dass zum Beispiel die Polizei gemischte Teams aussendet. Bei uns ist das ähnlich, in der Kundenansprache, der Blick aufs Projekt, die Abläufe intern – dass alles läuft besser, wenn zwei unterschiedliche Geschlechter gemeinsam am Werk sind.

SBZ: Warum?

Menrath: Der Umgang untereinander ist anders, wenn Frauen im Team sind. Respektvoller, höflicher, anständiger, gewissenhafter.

SBZ: Und in der Berufsschule?

Menrath: Da haben die Damen es schon noch ein Stück weit schwerer. Das Umfeld ist doch sehr dominiert durch Männer und männliche Verhaltensweisen. Aber die schulischen Leistungen fallen bei den weiblichen Auszubildenden durch die Bank weg besser aus als bei den Jungs. Da ist einfach mehr Wille zu spüren. Das trifft übrigens auch auf die ÜBAs zu.

Ich habe am Anfang auch Vorurteile gehabt. Aber wenn man es nicht probiert, dann kann sich auch nichts ändern.

Stefan Menrath

Bild: Morsch

SBZ: Haben Ihre männlichen Mitarbeiter jetzt nicht vielleicht eher sogar Konkurrenz im Sinn, wenn die Damen da deutlich besser abschneiden?

Menrath: (schmunzelt) Das hätte ich gerne. Leider ist es noch viel zu selten so, dass die Jungs sagen: Hey, von den Mädels lassen wir uns nicht schlagen, da geben wir jetzt Gas.

SBZ: Vielleicht müssen einfach noch mehr Frauen ins Handwerk, um da einen Wettbewerb loszutreten. Was könnte das Engagement in Richtung weibliche Fachkräfte verstärken, um das zu erreichen?

Menrath: Wir müssten als SHK-Handwerk dem Kultusministerium vorschlagen, schon bei den verpflichtenden Schulpraktika mehr Gewicht aufs Handwerk zu legen. Stellen Sie sich einfach vor, jeder Schüler und jede Schülerin würde mehrere absolvieren, ein soziales Praktikum und ein handwerkliches Praktikum zum Beispiel. Das würde uns schon mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

SBZ: Da müssten dann aber auch viele Ihrer Kollegen in den anderen SHK-Betrieben offen für Schülerinnen und Frauen als Anlagenmechanikerin SHK sein.

Menrath: Ich habe am Anfang auch Vorurteile gehabt. Aber wenn man es nicht probiert, dann kann sich auch nichts ändern. Und wir haben nun mal einen enorm hohen Bedarf an zusätzlichen Fachkräften. Wenn sich Frauen fürs Handwerk interessieren, dann würden wir uns freuen, wenn sie sich für die SHK Branche entscheiden würden.

SBZ: Herr Menrath, vielen Dank für die Einblicke. Und weiter viel Erfolg!

Geschlechtertrennung: Für die Damen gibt es eine eigene Umkleide mit Duschen im Firmenneubau.

Bild: SBZ / Jäger

Geschlechtertrennung: Für die Damen gibt es eine eigene Umkleide mit Duschen im Firmenneubau.

120 Jahre SHK-Betrieb Morsch

Der SHK-Betrieb Morsch wurde im Jahr 1903 gegründet. Seit 2000 ist Stefan Menrath alleiniger Geschäftsführer und Gesellschafter der Friedrich Morsch GmbH & Co KG mit Sitz in Pankstadt (früher: Eppelheim). Erklärtes Ziel ist bis heute, das Unternehmen in der Tradition der Gründerfamilie erfolgreich weiterzuführen. Stefan Menrath ist Gas-/Wasser-Installateur-Meister und staatlich geprüfter Sanitär-/Heizungs-/Lüftungs-/Klimatechniker. Er begann seine Tätigkeit bei Morsch Sanitärtechnik 1996 als Projektleiter und übernahm vier Jahre später die Geschäftsführung. Für die SHK-Innung Heidelberg ist Stefan Menrath seit 2003 ehrenamtlich tätig, zunächst als Gesellenprüfungsvorsitzender, später als Mitglied im Meisterprüfungsausschuss und heute als Obermeister, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger sowie als Richter (Arbeitgebervertreter) am Arbeitsgericht Heidelberg. Seit 2023 ist Stefan Menrath zudem Vorsitzender des Fachverbands SHK Baden-Württemberg.

www.morsch.de