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Viega investiert 27 Millionen Euro in Bayern

Geklotzt statt gekleckert

Rund zwei Jahre nach Übernahme der Gabo Systemtechnik im bayrischen Niederwinkling, hat der Attendorner Sanitär- und Heizungstechnik-Hersteller Viega ein angrenzendes 125000 m² großes Grundstück gekauft und auf 20000 m² Fläche eine neue 27 Millionen Euro teure Produktionsstätte für Kunststoffrohre geschaffen. Mit der neuen Fertigung verfügt Viega, fast 30 Jahre nach Aufnahme des ersten Kunststoffrohr-Systems (Sanfix) ins Programm, nun auch über eine eigene Kunststoffrohr-Produktionsstätte für Sanitär und Heizung. Im Zuge der offiziellen Eröffnung konnte sich die SBZ-Redaktion Mitte Juni erstmals einen Eindruck über die Produktionstechniken verschaffen.

Rohrleitungen aus Kunststoff für Europa

In der neuen Produktionsstätte werden Kunststoffrohre der Installationssysteme produziert, die Viega in den deutschen und europäischen Markt liefert. Konkret sind das die Rohre für die Anwendungsbereiche Trinkwasserinstallationen, Heizkörperanbindungen und Flächentemperierung. Außerdem werden hier die Gabotherm-Rohre und -Systeme, die als Trägerelement von Glasfaserkabeln für Telefon- und Internet-Leitungen eingesetzt werden, gefertigt. Dieser Produktbereich ist ein von Gabo aufgebautes OEM-Geschäft im Telekommunikationssektor, das Viega weiterführt. Die beiden Firmenchefs Heinz-Bernd und Walter Viegener sehen das Werk Niederwinkling als Kompetenzzentrum für drei verschiedene Kunststoffrohr-Arten, die sich in drei Extrusionsbereichen wiederfinden: Zum Ersten in der Extrusion von Metallverbundrohren. Das sind die Rohre der Sanfix Fosta und Raxofix-Systeme, die aus einem wasserführenden PEXc-Inliner mit zusätzlicher Aluminiumschicht plus einer Außenschicht, ebenfalls aus PEXc, bestehen. Mit dem zweiten Extrusionsbereich werden Vollkunststoffrohre produziert. Darunter sind die flexiblen PEXc-Rohre der Sanfix Plus und Raxofix-Systeme zu verstehen. Und auch die Polybuten-Rohre des Fonterra-Sortiments für Flächentemperierung zählen zu den Vollkunststoffrohren. Im dritten Extrusionsbereich geht es um die Fertigung von Wellrohren – also um die Schutzrohre für Sanfix Plus und Raxofix.

Ablaufoptimierte Arbeitsschritte

Während des Rundgangs war festzustellen, dass sich die neue Produktionsstätte mit ihren drei Extrusionsbereichen an dem Prinzip des Materialflusses orientiert. Das heißt: Von der zentralen Materialbereitstellung über Extrusion und Halbfertigwaren-Lager bis Rückwickeln und Logistik sind sämtliche Arbeitsschritte ablaufoptimiert aufgebaut. Ein hoher Automatisierungsgrad gehört ebenso dazu wie beispielsweise die effiziente Anordnung der Maschinenbedienung durch gegenüberliegende Bedienseiten. Diese Struktur garantiert, nach der Wareneingangsprüfung des Granulates, die Qualität des Endproduktes schon während der Herstellungsphase. Denn permanent werden hier schon durch Inliner-Lasermessverfahren beispielsweise Außendurchmesser und Ovalität des Rohres geprüft oder per Ultraschalltechnik die gleichbleibende Rohrwanddicke abgesichert. Ein ganz entscheidender Aspekt beispielsweise bei den Mehrschichtverbundrohren, die aus bis zu fünf Materiallagen bestehen – und dennoch bis auf den Bruchteil eines zehntel Millimeter immer identisch sein müssen. Was allerdings nicht bedeutet, dass es keine ergänzenden Material- und Produktprüfungen gibt: Pro Produktionslinie werden bei jedem Produktwechsel und in Zwischenintervallen daher einzelne Prüfstücke zusätzlich mikroskopischen Untersuchungen auf Homogenität unterzogen, die Haftvermittlung der verschiedenen Schichten kontrolliert oder einer Zugprüfung ausgesetzt, um die Reißdehnung zu testen. Zeitstandsmessungen und Wärmebehandlungen gehören darüber hinaus ebenfalls zu den standardmäßigen Prüfverfahren.

Systemanbieter Viega hat sich seit der Gründung im Jahr 1899 zu einem global agierenden Unternehmen mit insgesamt rund 2800 Beschäftigten entwickelt. Das Produkt-Sortiment für die Installationstechnik umfasst mittlerweile über 16000 Artikel, die an den Standorten Attendorn-Ennest, Lennestadt-Elspe, Großheringen und McPherson (USA) gefertigt werden. Seit Februar 2007 gehört die Gabo Systemtechnik mit Sitz in Niederwinkling zur Viega-Gruppe.