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An der Wärmepumpe kommt keiner (mehr) vorbei

Wer sich die aktuellen Entwicklungen im Heizungsbereich anschaut, kommt um die folgende Erkenntnis kaum herum: Die Wärmepumpe hat ihren Durchbruch endgültig geschafft. Sehr deutlich wurde dies bereits Ende letzten Jahres auf dem 19. Forum Wärmepumpe in Berlin (Bericht auf Seite 14 in dieser SBZ).

„Da kommt eine Mammutaufgabe auf die Branche zu.“

Parallel zum Kongress wurde der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vorgestellt, der wichtige Weichenstellungen für die Wärmepumpe enthält. Dazu gehören (nicht nur) die Verpflichtung zur Nutzung 65 % erneuerbarer Energien bei jeder neu eingebauten Heizung ab 2025 und die Abschaffung der EEG-Umlage ab 2023.

Weiterhin bewegen sich die Prognosen für den notwendigen Zubau bis 2030 überall auf einem ähnlich hohen Niveau. Gestritten wird, wenn überhaupt, wie viele Millionen zusätzliche Wärmepumpen notwendig sind. So forderte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck in seiner „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ einen Markthochlauf auf 4,1 bis 6 Millionen Wärmepumpen bis 2030.

Das sind erst mal gute Nachrichten für das SHK-Handwerk! Faktisch haben wir eine neue Leittechnik im Wärmemarkt. Auch nach außen wird die SHK-Branche damit endgültig zu einem zentralen Akteur der Wärmewende. Das verschafft mehr Aufmerksamkeit und hoffentlich auch mehr Rückendeckung.

Nur muss dieses Versprechen jetzt auch eingelöst werden. Das bedeutet mit Blick auf die nächsten neun Jahre: Die Hersteller müssen die Produkte liefern und das SHK-Handwerk muss diese auch installieren können. Und das wird keine leichte Aufgabe.

Dazu ein vereinfachtes Beispiel: Um 6 Millionen Wärmepumpen bis Ende 2030 zu erreichen, müssten ab sofort jedes Jahr etwas mehr als 550 000 Anlagen eingebaut werden. Das entspricht der Anzahl aller Gas-Brennwertgeräte, die im Jahr 2020 installiert wurden. Faktisch muss die Wärmepumpe also Gas-Brennwert so schnell wie möglich als Leittechnik ablösen.

Das ist für sich genommen schon eine große Herausforderung. Schließlich sind Planung, Auslegung und Installation bei der Wärmepumpe deutlich anspruchsvoller. Dass dies allerdings auch kein Hexenwerk ist, lesen Sie im Beitrag auf Seite 20. Auch arbeiten die Hersteller mit Hochdruck daran, die Umsetzung auf allen Ebenen zu erleichtern. Trotzdem wird es keine Quickfix-Wärmepumpe geben (analog zum Wirbel um den Grohe-Werbespot, Seite 8). Es werden also dringend zusätzliche Wärmepumpen-Fachkräfte benötigt.

Die SHK-Branche (ganz zu schweigen von der Politik) wird sich der Tragweite dieser Mammutaufgabe anscheinend gerade erst bewusst. Erste Lösungsansätze reichen von Fortbildungskampagnen für das Handwerk über die verstärkte Azubiwerbung bis hin zu dem Vorschlag, Fachkräfte mit Umschulungen etwa aus der Automobilindustrie zu gewinnen. Trendforscher Hans-Arno Kloep prognostiziert einen riesigen Renovierungsstau bei alten Kesseln und sieht sogar die Meisterordnung in Gefahr (Seite 10).

Wird die neue Rolle des SHK-Handwerks bei der Energiewende also letztendlich zur Nagelprobe für das Branchengefüge? Antworten auf diese Frage werden schnell benötigt. Bis dahin kann ich Ihnen nur empfehlen, sich intensiv mit der Wärmepumpe zu beschäftigen. Denn eines ist klar: Zukünftig wird an ihr kaum ein Weg vorbeiführen!

Ich wünsche Ihnen effiziente Geschäfte,

Ihr

Tim Geßler
SBZ-Redakteur



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