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Sanierungstau auflösen

Förderung für die Heizung verdoppeln!

SBZ: Herr Funk, zahlreiche Untersuchungen beschäftigen sich bereits mit energetischer Sanierung. Was ist das Besondere an der von der IEU beauftragten Studie?

Funk: Das gemeinsame Ziel der IEU und des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung Dresden war es, erstmals einen direkten Vergleich zwischen Heizungsmodernisierungen und baulichen Sanierungsmaßnahmen für verschiedene Haustypen im Bestand zu schaffen. Mit dem IEU-Modernisierungskompass ist uns das gelungen. Die Kennwerte zeigen, wie viel Energie und CO2 Verbraucher im Verhältnis zu ihrer Investition sparen können. Der IEU-Modernisierungskompass ist eine konkrete und wissenschaftlich fundierte Entscheidungsgrundlage für Modernisierer und Politik.

SBZ: Das zentrale Ergebnis der Studie ist: Kesseltausch geht vor Dämmung. Kann man also auf bauliche Sanierung verzichten?

Funk: Nein, diese Schlussfolgerung wäre irreführend. Unsere Studie zeigt, dass die höchsten Einsparpotenziale durch eine Kombination von Dämmung und Heizungsmodernisierung erzielt werden. Bauliche Maßnahmen sind jedoch sehr teuer. Bei einem Einfamilienhaus müssen Modernisierer mit gut 48000 Euro rechnen. Daher empfehlen wir, schrittweise vorzugehen und mit dem Tausch der Heizungsanlage zu starten. Dies ist unseren Ergebnissen zufolge effizienter als Dämmung und zwar hinsichtlich der Investitionen und des CO2-Einsparpotenzials.

SBZ: Warum sollten sich Verbraucher für Erdgas entscheiden und nicht etwa für Holzpellets?

Funk: Wir haben in unserer Studie alle marktreifen Heizsysteme miteinander ver­gli­chen. Dabei weisen die Erdgas-Brennwertanlagen das beste Verhältnis von Investition und CO2-Einsparung auf. Um ein Kilogramm Kohlendioxid im Jahr zu sparen, müssen Haushalte mit Erdgas-Brennwertkesseln durch­schnittlich nur 0,94 Euro zahlen. Dies ist deutlich weniger als der Mittelwert von 1,60 Euro. Günstiger kann man CO2 nicht sparen! Und auch wenn man zusätzlich in Solarthermie investiert, liegen die Kosten von 1,33 Euro noch unter dem Durchschnitt.

SBZ: Innovative Heizsysteme wie die Gaswärmepumpe oder Mikro-KWK-Anlagen werden in der Untersuchung nicht berücksichtigt. Warum?

Funk: Wir haben uns bewusst auf marktreife Heizanlagen konzentriert. Wir möchten Modernisierer dabei unterstützen, Entscheidungen zu treffen, die heute schon umsetzbar und hocheffizient sind. Denn darauf kommt es doch an: Um das nationale Klimaschutzziel zu erreichen, müssen bis 2020 rund zehn Millionen Heizanlagen erneuert werden. Das schaffen wir nur, wenn wir das derzeitige Modernisierungstempo verdoppeln und Technologien nutzen, die bereits heute gute Ergebnisse erzielen.

SBZ: Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um den Modernisierungsstau aufzulösen?

Funk: Die Gleichung ist einfach: Verdopplung der Förderanreize führt zur Verdopplung des Modernisierungstempos. Sachsen und das Saarland gehen hier bereits mit gutem Beispiel voran. Sie haben eigene Förderprogramme aufgelegt und unterstützen den Einbau von modernen Brennwertgeräten. Wir sehen aber auch den Bund in der Pflicht. Eine Politik, die lediglich den Ausbau erneuerbarer Energien fördert, greift zu kurz. Klimavorgaben und Förderprogramme müssen in Bezug auf die eingesetzte Energie und Technologie offen gestaltet werden. Wir fordern deshalb, dass die Chancen des klimaschonenden Erdgases besser genutzt werden. Die Ergebnisse unserer Studie liefern hierzu wertvolle Erkenntnisse.

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