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Fachtagung zur SHK-Zukunft

„Wer sich nicht bewegt, wird bewegt“

Der Fachverbandsvorsitzende Joachim Butz betonte in seiner Einführung zum Verbandstag: „Niemand hat gesagt, dass es leicht wird. Aber wer sich nicht bewegt, wird bewegt.“ Betriebe sollten den Veränderungen nicht mit einer Verteidigungshaltung begegnen, sondern müssten vorne mit dabei sein. „Wenn Sie als Handwerker Ihre Prozesse erst auf den Prüfstand stellen, wenn es nicht mehr läuft, dann ist es zu spät! Kundenorientierung ist kein Saisongeschäft“, appellierte der Vorsitzende. Die Verbandsspitze fürchte nämlich, dass aufgrund der glänzenden Auftragslage viele Unternehmer keinen Bedarf sehen, die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmensstrategie zu hinterfragen.

Wie ist das SHK-Handwerk eigentlich in ­Sachen Digitalisierung aufgestellt? Erste Hinweise hat hierzu das im Jahr 2020 ver­öffentlichte „Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk“ gegeben.

Bild: Fachverband SHK BW

Wie ist das SHK-Handwerk eigentlich in ­Sachen Digitalisierung aufgestellt? Erste Hinweise hat hierzu das im Jahr 2020 ver­öffentlichte „Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk“ gegeben.

Abschied von Öl und Gas – alle Kraft in die Wärmepumpe

Dass die Betriebe ihre Schwerpunkte zukünftig anders setzen müssen, das bestätigte der erste Referent des Tages, Dr. Martin Pehnt. Pehnt ist wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg und als Mitglied im „Aktionsbündnis Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums und wissenschaftlicher Berater der Energieeffi­zienz-Roadmap 2050 der Experte für die Entwicklungen in Sachen Klimaschutz­politik. Und so legte er in seinem Vortrag „Fit für 2030: Klimaschutzpolitik und die Auswirkungen auf das SHK-Handwerk“ auch direkt den Finger in die Wunde. Die Treibhausgas­emissionen in den verschiedenen Sektoren im Abgleich mit den zu erreichenden Zielen zeige, dass insbesondere im Gebäudebereich die Entwicklung stagniere. Zur Erreichung der Klimaschutzziele brauche es langfristige und zielkompatible Instrumente. Was heißt das als direkte Konsequenz für die zukünftige Wärmeerzeugung? „Eine 2021 installierte Öl- oder Gasheizung wird nicht bis zum Ende ­ihrer Lebensdauer mit Öl oder Erdgas zu betreiben sein“, prognostizierte Pehnt. Entweder sie werde frühzeitig ersetzt oder müsse umgerüstet werden für die Nutzung von EE-Gas oder Wasserstoff, was zu entsprechend höheren Kosten führen werde. „Wenn es um das Thema erneuerbare Energien geht, sind Sie als SHK-Handwerker als wichtigstes Scharnier zum Endkunden gefragt.“

Auf Fragen der Tagungsteilnehmer im Chat, wie er die Zukunft von Biomasse sehe, verwies Pehnt auf die begrenzte Verfügbarkeit. „Wir haben nicht genug Biomasse, um Gas und Öl eins zu eins zu ersetzen. Deshalb müssen wir mit Augenmaß herangehen und sie nur dort einsetzen, wo sie Probleme löst.“ Ob Power-to-Gas, Wasserstoff oder Flüssigkraftstoffe (Future Fuels), Pehnt sah deren Zukunft bei der Wärmeerzeugung kritisch. Die Effi­zienz sei schlechter oder die Lösungen würden in anderen Bereichen dringender benötigt.

Hingegen sieht der Energiewissenschaftler die Wärmepumpe als die Technik, auf der die Hoffnungen liegen: „Die Wärmepumpe wird an Bedeutung gewinnen. Bereiten Sie sich mit aller Kraft darauf vor!“

Auch wenn es nicht gerne gehört wurde – Pehnt wies auf die zukünftige Notwendigkeit des Wärmenetz-Ausbaus hin. „Aber auch hier gibt es Möglichkeiten für das Handwerk“, betonte der Energieexperte. Es seien neue Marktrichtungen und Fördermöglichkeiten zu erwarten, das Handwerk dürfe nicht den Konkurrenzaspekt in den Vordergrund rücken, sondern müsse sich darauf einstellen, sehr wohl ergänzend tätig zu werden.

Überhaupt riet der Referent den SHK-Unternehmern dazu, sich mit dem Angebot neuer Dienstleistungen zu beschäftigen, sei es mit Photovoltaik-Paketen, als Wärmepumpen-Doktor, Sanierungsfahrplan-Experten oder für automatische Betriebsüberwachungen.

Tom Herb auf die Frage von Fachverband-​Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker, was er im Rückblick anders machen würde: ­„Keinen Server kaufen, sondern direkt auf eine Cloudlösung setzen.“

Bild: Fachverband SHK BW

Tom Herb auf die Frage von Fachverband-​Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker, was er im Rückblick anders machen würde: ­„Keinen Server kaufen, sondern direkt auf eine Cloudlösung setzen.“

Wie begegnet das Handwerk seinen Kunden digital?

Die Ausgangsfrage zum Auftakt des zweiten Fachtagungsteils lautete: „Wie ist das SHK-Handwerk eigentlich in Sachen Digitalisierung aufgestellt?“ Erste Hinweise hat hierzu das im Jahr 2020 veröffentlichte „Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk“ gegeben. Andreas Owen, einer der Herausgeber der Studie, erläuterte die Vorgehensweise bei der Erstellung des Digitalisierungsindikators. Die 360°-Betrachtung schließe verschiedene Perspektiven ein, nicht nur die interne von Handwerksorganisationen, sondern auch die der Endkunden, der Wirtschaft und die von Jugendlichen. Neben diesen unterschiedlichen Perspektiven untersuchten die Forscher auch die verschiedenen digitalen Einsatzbereiche innerhalb der Betriebe wie Betriebsführung, Marktkommunikation, Verwaltungsprozesse oder das operative Geschäft. Zudem ergab die Einteilung in verschiedene Handwerkertypen neue Erkenntnisse zur jeweiligen Geschäftsstrategie, zum eigenen Mindset. Ein besonderes Augenmerk lag auch auf dem potenziellen Nachwuchs. Die Ergebnisse der Studie können unter https://handwerk2025.de/digitalisierung/digitalisierungsbarometer/ nachgelesen werden.

Für diejenigen Betriebe, die über die Einbindung digitaler Tools in Unternehmensprozesse nachdenken, hatten die Tagungs­referenten einige Impulse zu bieten. Andreas Müller, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband SHK, präsentierte die verschie­denen Abfragestrecken des neuen „Service­portals SHK“ (https://serviceportal-shk.de/). Durch Einbindung der Abfrage-Tools in die eigene Website lässt sich die erste Kontaktaufnahme mit dem Kunden und die Spezifizierung seines Anliegens nutzerfreundlich und einfach gestalten. Die digitale Auftragsabwicklung ist für Bereiche von der Heizungsmodernisierung und -wartung über die Trinkwasser-Installation bis hin zu Luftfiltern und -reinigern möglich.

Wer einen Schritt weiter gehen und dem Kunden automatisiert ein digitales Angebot erstellen möchte, dem legte Clemens Maurer, selbst SHK-Innungsmitglied und Geschäfts­führer von Thermregio, einen Heizungsrechner und Badbudgetplaner nahe, der sich ganz einfach auf der eigenen Internetseite einbinden lässt.

Auch für die Nachbereitung von Aufträgen und das Marketing bietet der Fachverband mit seinen Kooperationspartnern clevere Lösungen. So präsentierte Andreas Owen als Gründer von WirsindHandwerk.de die einzige Empfehlungsplattform für das Handwerk. Während man solche Plattformen aus anderen Bereichen kennt, z. B. Tripadvisor für Reisen oder ProvenExpert für Dienstleistungen, gab es vor der Gründung von „Wir sind Handwerk“ keine Bewertungsplattform, die spezifizierte Kriterien für Handwerkerleistungen beinhaltete. Dank eines Rahmenabkommens profitieren Innungsfachbetriebe von günstigeren Konditionen. Zudem werden sie in den Fachverband-Fachbetriebssuchen auf www.fvshkbw.de und www.eckring.de mit ihren Bewertungssternen gekennzeichnet.

Vielen ist jedoch die Datenpflege in den zahlreichen Portalen und Branchenverzeichnissen ein Graus, kostet diese doch Zeit und Nerven. Hier arbeitet der Fachverband derzeit an einer einfachen Lösung, um den Betrieben das digitale Präsenzmanagement zu erleichtern. Tobias Bühner, Referent Digitalisierung beim Fachverband, stellte das Projekt vor.

Eines ist jedoch bei all diesen Ideen und Maßnahmen klar: „Nur wenn Ihr Team mitmacht, können Sie digitalisieren!“ Das stellte SHK-Unternehmer Tom Herb von der Herb GmbH heraus. Und er stellte die provokante These auf: „Sind wir nicht digital, liegt es nicht allein am SHK-Handwerk.“ Häufig stoße man als „Nicht-Programmierer“ an Grenzen bei der Frage nach Schnittstellen und Funktionen, berichtete der Unternehmer von seinen Praxiserfahrungen. Aber, auch das machte der Referent in seinem kurzweiligen Vortrag deutlich: „Mich hält das nicht zurück! Wir werden nicht drumherum kommen, uns mit Digitalisierung in unseren Gewerken zu beschäftigen.“ Als Highlight hatte Herb noch eine ganze Reihe an Praxistipps für seine ­Berufskollegen parat. Davon war einer der wichtigsten: „Schauen Sie sich die Lösungen und Produkte vor dem Kauf bei Kollegen an, lernen Sie von deren Erfahrungen.“

Die Diskussionen im Chat im Verlauf der Veranstaltung zeigten deutlich, dass mit den Themen Klimaschutz und Digitalisierung Bereiche aufgegriffen wurden, die die Branche bewegen, und dass es gleichzeitig noch viel Informations-, Handlungs- und Unterstützungsbedarf gibt. Erste Impulse greift der Fachverband bereits bei seinem Digitalen Herbst (www.fvshkbw.de/digitaler-herbst) und bei dem aktuellen Webinarformat „SHK Update“ (www.fvshkbw.de/aus-und-fortbildung/​shk-update) auf.

Dass die Fachtagung bei den Teilnehmern richtig gut ankam, zeigen die Feedbacks auf die einzelnen Vorträge und die Gesamt­bewertung. Alle Vorträge kamen auf Bewertungen im Schulnotenbereich 1,2 bis 1,9. Inhalte (1,4) und Praxisbezug (1,6) insgesamt deuten an, dass die Auswahl der Themen und deren Präsentation den Nerv der meisten Teilnehmer getroffen hat. Die wollen daher auch zu 93 % wieder an einer digitalen Fachtagung teilnehmen.

Dr. Martin Pehnt: „Wenn es um das Thema erneuerbare Energien geht, sind ­SHK-​Handwerker als wichtigstes Scharnier zum Endkunden ­gefragt.“

Bild: Fachverband SHK BW

Dr. Martin Pehnt: „Wenn es um das Thema erneuerbare Energien geht, sind ­SHK-​Handwerker als wichtigstes Scharnier zum Endkunden ­gefragt.“