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ZVSHK möchte zeitgemäße Datenkommunikation in der SHK-Wirtschaft

Anhörung zu Datenstandards

Seit Jahren zeigt die SHK-Verbandsorganisation ein großes Interesse daran, dass die Prozesse im Umgang mit dem Warenverkehr innerhalb des professionellen Vertriebsweges möglichst rationell laufen. Weil offenbar taugliche Instrumente für zeitgemäße Standards in der Datenkommunikation zur Verfügung stehen, die es jetzt umzusetzen gilt, wollte die Redaktion von ZVSHK-Präsident Bruno Schliefke den aktuellen Stand der Markteinführung erfahren.

SBZ: Das Bessere ist des Guten Feind – die gute alte Faxbestellung und den betagten Datanorm-Standard könnte man im Handwerksbetrieb durch EAN, einen Hand-Scanner sowie ein paar Mausklicks ersetzen. Wann geht’s los?

Schliefke: Könnte ich einen Startschuss dafür geben, dann wäre das von mir aus schon weit vor einem Jahr passiert. Nein, es mangelt leider am gemeinsamen Willen zur Verständigung unter den Marktpartnern des professionellen Vertriebsweges. Wir in den Handwerksbetrieben bringen jeden Tag Zeit und Kosten dafür auf, das Wirrwarr der verschiedenen Bestellnummern zu entflechten, damit es bei der Angebotserstellung und Auftragsabwicklung möglichst keine Fehler gibt. Das ist ein ärgerliches Handicap. Die Großhändler bleiben bis jetzt unbeirrt bei ihrer Vernebelungstaktik, offenbar um nicht durch eine EAN in ihren Preisangaben allzu vergleichbar zu werden.

SBZ: Das Argument wäre nachvollziehbar. Würden sich Waren dann nicht klar identifizieren und ausschließlich über den Preis definieren lassen statt beispielsweise das Leistungspaket des Großhändlers zu berücksichtigen?

Schliefke: Auch über solche Befürchtungen ließe sich reden und ich bin mir sicher, dass wir eine ­akzeptable Lösung finden würden – wenn dies tatsächlich vom Großhandel gewollt wäre. Doch seit über einem Jahr kommen Gespräche in den entsprechenden Gremien nur sehr verhalten in Gang und vieles sieht nach Verzögerungstaktik aus. Als ob sich heute zeitgemäße Standards in der Datenkommunikation durch Aussitzen oder mit dem Schlagbaum verhindern ließen! Statt wichtige Ressourcen zu nutzen und die Kräfte in der gemeinsamen Marktbearbeitung zu bündeln, wird die Zeit vertan.

SBZ: Was wollen Sie dagegen tun?

Schliefke: In der Anhörung am 11. Oktober werden möglichst viele Argumente auf den Tisch kommen. Andere Branchen haben in Sachen neuer Standards und neuer Praktiken in der modernen Datenkommunikation längst Pionierarbeit geleistet. Was da an „Best Practice“-Beispielen genannt werden wird, lässt sich in hohem Maß auf die SHK-Branche übertragen, bin ich überzeugt. Davon ausgehend werden wir mit unseren Forderungen nicht nachgeben, dass wir endlich zu rationellen Arbeitsabläufen kommen, die zeitgemäß sind. Ob es die Mobilisierung der Unternehmer in den Innungsversammlungen ist oder ob weitere Gespräche auf Führungsebene vereinbart werden – überzeugenden Argumenten wird sich auf Dauer niemand verschließen können.

Drei Fragen an ...

Das Thema „Prozessoptimierung durch elektronische Datenkommu­nikation“ gewinnt in der SHK-Branche zunehmend an Be­deutung. Eine repräsentative Umfrage des ZVSHK bei 5000 Mitgliedsbetrieben der SHKOrganisation belegt, dass der Anteil an Handwerkern, die elektronisch beim Großhandel bestellen oder bestellen möchten, stetig wächst. Definitiv ist der Anteil an Unternehmen erheblich, der auch per EDV und Internet mit dem Großhandel kommuniziert. So geben über ein Drittel der Betriebe an, neben der klassischen Faxbestellung auch die elektronische Bestellung beim Großhandel zu nutzen. Dies geschieht zur Zeit meist mit individuellen Lösungen und ist von Großhändler zu Großhändler unterschiedlich.

EAN wartet auf Verbreitung

Der ZVSHK möchte mit einem Hearing am 11. Oktober im Bonner Wissenschaftszentrum die Rationalisierung der elektronischen Datenkommunikation, insbesondere innerhalb des dreistufigen Vertriebsweges, vorantreiben. Möglichkeiten dafür müssen nicht erst erfunden werden, sondern warten darauf, auch als Lösung für die SHK-Branche verbreitet zu werden. Grundlage dafür sind die elektronischen Standards BMEcat, ­GAEB und die EAN-Nummern. Ein­heitliche Standards ermöglichen eine vereinfachte und fehlerfreie Kommunikation.

Erfahrungen sind bereits gemacht

Namhafte Teilnehmer aus Handwerk, Großhandel, Industrie und Softwarehäuser sind als Gesprächspartner zu diesem Hearing geladen. Es ist zudem ge­plant, Vertreter aus vergleichbaren Branchen und benachbarten Ländern anzuhören. Des Weiteren wird die Koordinierungsstelle der EAN, die GS1 Germany, zu den Nutzungsvorteilen der EAN befragt und der Bundesverband Materialwirtschaft Einkauf und Logistik wird als Vater des Stammdatenformates BMEcat über dessen Nutzungsvorteile für die SHK-Branche berichten. Zudem ist ein Mitglied des GAEB-Ausschuss geladen, das die Vorteile dieses GAEB-Formates für den Datenaustausch erläutert.

Die neuen Standards im Detail

Nachfolgend werden die Chancen und Möglichkeiten der einzelnen neuen Standards kurz zusammen gefasst:

  • BMEcat: Für die Produkt­datenkommunikation wurde der neue SHK-Standard auf der Basis des Formates BMEcat mit Großhandel und Industrie entwickelt. Er führt zu einer deutlichen Optimierung der Stammdaten im Vergleich zur alten Datanorm. Der neue Standard ermöglicht es den Anwendern, wichtige ergänzende Informationen, Bilder und andere multimediale Inhalte zu übertragen. Ferner gibt es keine Textlängenbegrenzung mehr und man erhält u.a. einen Hinweis, ob es sich um einen Auslaufartikel handelt.
  • GAEB: Im Rahmen der elektronischen Auftragsbearbeitung (Anfrage, Angebot, Bestellung, Auftragsbestätigung) und des Ausschreibungsgeschäfts setzen die Branchenverbände auf das frei verfügbare Datenaustauschformat GAEB, das vom GAEB-Ausschuss als neutrales Gremium entwickelt wurde. Dieses Format ist der Standard für alle im Bauwesen Beteiligten. Hierzu laufen in der Branche bereits Projekte, die auf die Rationalisierung der Ausschreibungs- und Angebotsprozesse zwischen Fachgroßhandel und Fachhandwerk zielen.
  • EAN: Aus dem internationalen Warenverkehr ist die Europäische Artikelnummer nicht mehr wegzudenken. Diese eindeutige Identifikationsnummer kennzeichnet Produkte in ihrer spezifischen Ausführung – dazu gehören Farbe, Größe oder Verpackungseinheit. Sie findet sich auf fast allen Artikeln und Produkten, die frei gehandelt werden. Händler, Verarbeiter und Nutzer haben mit der EAN ein unmissverständliches Instrument in der Hand, mit dem sich ein Produkt eindeutig identifizieren lässt, der Warenverlauf nachvollzogen werden kann oder sich das Ersatzteilgeschäft möglichst irrtumsfrei bewältigen lässt.

Statt Eindeutigkeit wird verschleiert

Eine unrühmliche Ausnahme bei Anwendung und Nutzung der EAN in Deutschland bildet aus Sicht des SHK-Handwerks der SHK-Großhandel. Dieser gibt die von den meisten Herstellern übermittelte EAN-Nummer für einzelne Produkte zum größten Teil nicht an das Handwerk weiter. Stattdessen ersetzt er weiterhin – in den meisten Fällen – die EAN durch eine eigene Artikelnummer. Dies erschwert dem einzelnen Handwerker insbesondere die elektronische Auftragsbearbeitung, bei der die eindeutige Zuordnung von Artikel zur Artikelnummer unumgänglich ist. Bei genereller Nutzung der EAN und auf der Basis des gängigen Datenaustauschformates GAEB wird Folgendes möglich: Die gesamte logische Abfolge im Handling von Preisanfrage/Preisangebot/Bestellung/Auftragsbestätigung/ Nach­kalkulation lässt sich dann ausschließlich in elektronischer Form und unabhängig vom jeweiligen Großhändler weitgehend automatisiert durchführen. Die nicht standardisierten Artikelnummermodelle des SHK-Großhandels führen hingegen zu falschen Artikelzuordnungen, bedingen Fehlbestellungen und verursachen vermeidbare Kosten im Arbeitsablauf.

Über die Ergebnisse des Hearings und die weiteren Anstrengungen hin zu einer Prozessoptimierung im Warenverkehr des professionellen Vertriebsweges wird auf diesen Seiten berichtet.