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Probleme mit wandhängenden Heizungen noch ungelöst

Stur, starrer, Steinbildung

Mit der im Dezember 2005 neu erschienenen VDI 2035 Blatt 1 wurden in Deutschland die Anforderungen an das Füll- und Ergänzungswasser von Heizungsanlagen deutlich verschärft. Bis dahin waren Heizkessel mit einer Leistung „kleiner 100 kW“ von speziellen Anforderungen in den Betriebsbedingungen im Wesentlichen ausgenommen. Doch dann traten Probleme mit Steinbildung in wandhängenden Heizgeräten auf, für die Problemlösungen gefunden werden mussten.

Schon damals gab es dazu ein Versteckspiel der Zuständigkeiten. Hersteller machten nicht ­ ihre eigenen Konstruktionen für diese Phänomene verantwortlich, sondern suchten die Fehler in allen möglichen Rahmenbedingungen. Schon früh zeigte sich allerdings, dass nicht grundsätzlich alle wandhängenden Geräte diese Probleme hatten, sondern nur bestimmte Baureihen bestimmter Hersteller.

Dennoch: Neuregelungen bei der Inbetriebnahme mussten her. Konstruktionsbedingte Probleme der Kesselhersteller also zu Lasten von Planern, Heizungsbauern und Betreibern von Heizungsanlagen? Speziell aufbereitete Wässer mit einem bestimmten ph-Wert (auch beim Nachfüllen), um den Kesselherstellern zusätzliche Sicherheiten in der Eignung ihrer Geräte zu verschaffen?

Fachregel „Steinbildung“ statt VDI 2035

Bereits damals lehnte der ZVSHK die praxisfremden Vorgaben der VDI 2035 ab und brachte stattdessen im Oktober 2006 die Fachregel „Steinbildung“ heraus. Zu Wort kommen dort Vorgaben, die praxisgerechte Anforderungen für die Vermeidung von übermäßiger Steinbildung in Warmwasserheizungsanlagen definieren. Auch sind Mindestanforderungen genannt, die anhand der Produktdaten zu erkennen sein müssen und gefordert wird ein Informationsaustausch zwischen dem jeweiligen Hersteller und dem SHK-Fachhandwerk. Voraussichtlich Ende Mai werden die Mitgliedsbetriebe eine aktualisierte Fassung der Fachregel unter https://www.wasserwaermeluft.de/ herunterladen können.

Seit zwei Jahren bemüht sich der ZVSHK mit den zuständigen Fachgremien um einen Kompromiss, doch bisher gab es bei den konträren Vorstellungen zwischen der deutschen Heizungsindustrie und den SHK-Praktikern keine Einigung. Ganz im Gegenteil! Die Kesselhersteller haben die VDI 2035 Blatt 1 mittlerweile in die Produktunterlagen oder im schlimmsten Fall in die allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgenommen. ­Dies hat zur Folge, dass derjenige, der diese Regelungen nicht beachtet, im Schadensfall keinen Anspruch auf die übliche Produktgarantie hat. Bei Schäden kann der Hersteller dann jegliche Verantwortung ablehnen und auf VDI 2035 Blatt 1 verweisen.

Muss es die Chemie ­retten?

Wer bei dieser Entwicklung der Dinge bereits „Hilfestellung“ sig­nalisiert hat, kommt aus Richtung Wasseraufbereitung. Wie tückisch allerdings das Bereitstellen von aufbereitetem Heizungswasser ist, mag man anhand weniger Aspekte erkennen.

Aluminium und verwandte Legierung werden deshalb bevorzugt in (wandhängende) Heizungsanlagen eingebaut, weil sie gegen­über Edelstahl mit einer erheblich besseren Wärmeleitfähigkeit aufwarten können. Um einer Steinbildung vorzubeugen, konzentriert sich die VDI 2035-2 fast ausschließlich auf den pH-Wert des Füllwassers, nicht aber um den Salzgehalt. Chlorid und Sulfat können jedoch in bestimmten Konzentrationen Ursache für Loch- und Spaltkorrosion sein, lautet die Warnung eines Wasser-Chemikers. Und zwar mal bei Aluminium, mal bei Edelstahl – je nach Beschaffenheit des Wassers. Als unkritisch für Aluminium gilt, wenn sich ein „pH-Fenster“ von 8,2 bis 8,5 ergibt.

Füllwasser unter permanenter Beobachtung?

Der Heizungsbauer ist aber offenbar nicht für immer auf der sicheren Seite, wenn er sich bei der Inbetriebnahme auf die Chemie im Füllwasser verlässt. Eine weitere wissenschaftliche Erkenntnis könnte sich als tückisch erweisen. Man spricht von einer Selbstalkalisierung, wenn sich der pH-Wert eines enthärteten Füllwassers mit der Zeit selbstständig erhöht. Dieser Effekt gewinnt vor allem dann an Bedeutung, wenn einerseits die Karbonathärte höher als 8,5 ist und andererseits – z.B. durch den Einfluss von Solarthermie – gleichzeitig hohe Temperaturen im System auftreten. Bedarf es also eines Heizungsbauers, der seine Wartungsarbeiten um einen Chemie-Baukasten erweitert, um konstruktiv anfällige Heizsysteme über die Runden zu bringen?

Das Thema sollte mit möglichst vielen Herstellern im Rahmen der Bundesfachgruppe SHK am 12./13. Mai 2009 erörtert werden, um endlich „mit Ross und Reiter“ zu klaren und alltagstauglichen Vorgaben zu kommen. Die namhaften Marken wurden alle eingeladen. Doch das Versteckspiel soll offenbar weitergehen: Jetzt ist der BDH als gemeinsame Interessenvertretung der Heizungshersteller für zuständig erklärt worden und von dort will man einen Gesprächspartner entsenden.

Fragen an ...

... Andreas Müller, Geschäftsführer Technik im ZVSHK, der seit Jahren die Diskussionen rund um die problematische Steinbildung in wandhängenden Wärmeerzeugern verfolgt.

SBZ: Die Steinbildung in Trinkwassererwärmungs- und Warmwasserheizungsanlagen ist ein altes Thema. Warum wird in gewissen Zeitabständen neu diskutiert?

Andreas Müller: Das Thema bleibt aktuell, weil wichtige Entwicklungen nicht von der Hand zu weisen sind. So haben wir die allgemeine Vorgabe, dass es in den meisten Neubauten keinen Heizraum mehr gibt. Da muss die Nische für den Wärmeerzeuger reichen. Zum anderen liegt es im Trend, immer kompaktere Wärmeerzeuger zu konstruieren, die dann nach Möglichkeit auch noch mit Leistungssteigerungen aufwarten sollen. Diese hochgezüchtete Leistung in kleiner Bauform ist aber offenbar Wegbereiter für Störfälle.

SBZ: Wenn der Weg zu kleineren und kompakteren Bauweisen im Automobilbau so erfolgversprechend ist, warum sollen dies die Kesselhersteller nicht ebenso in die Tat umsetzen?

Andreas Müller: Grundsätzlich befürworte ich das sogar. Vordergründig betrachtet lässt sich sogar erkennen, dass mehr Wärmeleistung bei gleichen Geräteabmessungen die Anschaffungs­kos­ten begünstigt haben. Doch gilt es die Gesamtkosten während der Nutzungszeit zu ermitteln. Da kann sich Gegenteiliges ergeben, wenn gesteigerte Kosten für Wartung und Instandhaltung anfallen.

SBZ: Da sind wir bei der Beratungskompetenz des Heizungsbauers. Erläuterungsbedürftig sind also nicht nur der günstige Energieverbrauch und die niedrigen Emissionen des neuen Gerätes?

Andreas Müller: Nicht nur. Es geht ganz klar auch um die Wirtschaftlichkeit. Und damit sind wir wieder bei der Problematik der Steinbildung. Nicht den Interessen der Verkaufsstrategen gilt es zu entsprechen. Ich kann nichts Empfehlenswertes in einer Heizgerätetechnik erkennen, die aus meiner Sicht vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen den Endverwendern und den Heizungsbauern führen wird. TD