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Planung, Auslegung, Montage

Keine Angst vor großen Solaranlagen

Grundsätzlich bleibt das bestechend einfache Konzept der Solarthermie auch bei Großanlagen erhalten: Die Sonnenwärme wird über die Kollektoren eingefangen und für Warmwasserbereitung und Heizkreis zur Verfügung gestellt. Über Speicher lässt sich die gewonnene Wärme bevorraten, so dass sie auch dann nutzbar ist, wenn die Sonne gerade nicht scheint.

Auslegung vom EFH nicht linear auf Großanlagen übertragbar

Da sich aber nicht nur die Größenordnungen der solarspezifischen Komponenten ändern, sondern auch die Anlagentechnik, lässt sich die Auslegung vom Ein- und Zweifamilienhaus nicht linear auf Großanlagen übertragen. Im wesentlichen gibt es zwei Gründe dafür:

  • <b>Passgenaue Auslegung für ein Kosten-Nutzen-Optimum</b>

Bei größeren Anlagen spielt die Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle. Deshalb muss die Anlage möglichst passgenau auf das Objekt abgestimmt werden. Eine Über­dimensionierung bedeutet hohe Investitionskosten, zudem provoziert man damit auch unnötig häufig Stagnation, so dass die Anlage uneffizient betrieben wird. Eine zu knappe Auslegung ist ebenfalls nicht wirtschaftlich, da die Einsparungen zu gering ausfallen und eine gewünschte Autarkie bezüglich den erwartungsgemäß steigenden Brennstoffpreisen nur ungenügend erreicht wird. Es gilt ­also ein möglichst genaues Kosten – Nutzen – Optimum zu finden. Dies ist nur in Absprache mit dem Kunden und der sorgfältigen Analyse der bestehenden örtlichen Situation möglich. Je nach Nutzungsgrad und Energiepreissteigerung amortisieren sich gute Solarthermieanlagen innerhalb von 7 bis 15 Jahren.

  • <b>Hygienische Bereitstellung des Trinkwarmwassers-Pufferspeicher</b>

Bei Großanlagen müssen technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums nach DVGW-Arbeitsblatt W 551 eingehalten werden. Danach müssen Anlagen mit einem Trinkwasservolumeninhalt von mehr als 400 l und/oder einem Rohrleitungsinhalt größer 3 l zwischen dem Ausgang Trinkwassererwärmung und der Entnahmestelle mindestens einmal am Tag überall gleichmäßig auf mindestens 60 °C aufgeheizt werden. Zudem darf die Temperatur im zirkulierenden Warmwassersystem nicht mehr als 5 K unter der Speicheraustrittstemperatur liegen. Je größer das Volumen des bevorrateten Trinkwarmwasser ist, desto mehr Wärmeenergie wird durch die vorgeschriebene Entkeimung des Systems benötigt. Umso schwieriger wird es, Solarwärme als Nutzwärme in das System einzubringen.

Deshalb sollte das gespeicherte Trinkwasservolumen so niedrig wie möglich gehalten werden. Ideal ist die Bevorratung der Wärmeenergie in Pufferspeichern, welche eine die Schichtung unterstützende Be- und Entladetechnik aufweisen. Das Trinkwasser wird dann mittels Frischwasserbereitung beispielsweise im Durchlaufverfahren erwärmt oder in einem möglichst geringen Bereitschaftsvolumen bevorratet.

Basisgrößen für die Auslegung der Gesamtanlage

Eine wichtige Größe für die Auslegung der Gesamtanlage ist die Kollektorfläche, da diese die Dimensionierung der anderen Komponenten bestimmt. Anhand von Warmwasserbedarf, Zapfspitzen des Gebäudes, Kosten-Nutzen-Kriterien solar nutzbarer Fläche und Kundenwünschen gilt es eine geeignete Größe für das Kollektorfeld zu finden.

Die genauesten, auf das Objekt abgestimmten Werte des Warmwasserverbrauchs erhält man mittels einer Warmwasserbemessung, die über einige Monate in der Schwachlastperiode läuft. Häufig werden jedoch Erfahrungswerte und anhand von Rechnungen geschätzte Warmwasserverbräuche als Grundlage für eine Auslegung herangezogen. So auch bei zwei gleichartigen Wohnanlagen mit je 21 Wohneinheiten und 30 Bewohnern in Erlangen. Im Dezember fragten die Eigentümer bezüglich einer Unterstützung bei der Planung einer Solarthermieanlage an. Bei einem Vor-Ort-Termin wurden Kellerräume und solar nutzbare Dachflächen inspiziert und die relevanten Daten wie Gebäudebaujahr, Dämmstandard, vorhandene Anlagentechnik und Verbräuche aufgenommen. Anhand dieser Daten wurden von mehreren Herstellern Simulationen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen abgegeben, die Anhaltspunkte für die Größenordnung, die Kosten sowie die Wirtschaftlichkeit einer auf das Objekt abgestimmten Anlage lieferten.

Die Vorschläge für die Dimensionierung lagen zwischen 25 und 40 m² Kollektorfläche, das Pufferspeichervolumen zwischen 1500 und 3000 l bei einer durchschnittlichen Energieeinsparung von 15 %. Im Laufe von 20 Jahren wurden – bei einer Energiepreissteigerung von 10 % – Einsparungen von 65000 bis zu 100000 Euro prognostiziert, was etwa dem Zweifachen der Investitionskosten von 33000 Euro entspricht.

Für die weitere Planung und Konkretisierung wurden Angebote von mehreren in der Region ansässigen Solarfachbetrieben eingeholt und mit beratender Unterstützung von Solid verglichen.

Vorgefertigte Komponenten ­erleichtern die Installation

Mittlerweile bieten auch einige Hersteller Systemkonzepte für Großanlagen an, die den Handwerkern bei der Planung und Installa­tion unterstützen. Durch die vorgefertigten Komponenten wird die Installation wesentlich erleichtert und Fehlerquellen vermieden. Meist ist ein solches Systemkonzept modular aufgebaut. Es beinhaltet vorgefertigte Solarübergabestationen, Pufferspeicher und die Warmwasserbereitung samt der hydraulischen Anschlüsse und Verschaltungen mit Pumpen und Ventilen. Alles in verschiedenen Größen, welche aufeinander abgestimmt sind. Weiß man also wie groß die Kollektorfläche ausgelegt werden soll, ist es möglich, die restlichen Komponenten in passender Größe dazu auszuwählen.

Bei Flächen ab ca. 15 m² bietet es sich an mit Großflächenkollektoren zu arbeiten. Die Montage kann hier schneller und einfacher erfolgen, da die gewünschte Kollektorfläche schneller installiert ist und weniger Anschlüsse zu verrohren sind. Ein weiterer Vorteil ist der etwas höhere solare Ertrag durch die geringeren Randverluste und spezifisch geringere Kosten.

Großkollektoren sollten, neben dem möglichst hohen Ertrag und dem Preisvorteil, auch betriebssicher laufen. Bei Stagnation sollten sich die Kollektoren schnell und gut entleeren. Im wesentlichen wird dies durch die Bauform der Absorberrohre beeinflusst. Für Großkollektoren eignen sich die Mäander oder die Harfenform.

Kollektoren wurden mit dem ­Gerüstlift aufs Dach gebracht

Standardkollektoren, üblicherweise mit einer Fläche zwischen 1,5 und 2,2 m², sind zwar einfacher zu handhaben als Großflächenkollektoren mit einer Fläche zwischen 3 und 10 m². Doch ohne Glasabdeckung lassen sich ­diese auch noch von zwei Monteuren bewegen. Nach der Montage wird das Glas dann auf die Kollektoren gelegt und befestigt. Sind die Großkollektoren schon fertig verglast, lassen sie sich praktisch nur noch per Kran montieren.

Im Falle des Beispiels aus Erlangen wurden je Wohnanlage 40 m² Kollektorfläche auf eines der 30° geneigten Süddächer montiert: Vier Großflächenkollektoren à 5 m² wurden per Gerüstlift auf das Dach gehoben und moniert. Für den Kran gab es keine geeigneten Aufstellflächen. Die Kollektoren wurden gefertigt vom Solarfachbetrieb Energie Concept Müller & Mühlbauer GmbH in Happurg bei Nürnberg, der auch die Planung und die Ausführung übernommen hat ( http://www.energie-concept.de ). Sie bestehen aus einem harfenförmigen Sun Strip Absorber mit einer selektiven Beschichtung. So wird eine gleichmäßige Durchströmung des Kollektorfeldes erreicht und ein schnelles Entleeren im Stagnationsfall und niedrige Rücklauftemperaturen sichergestellt. Der erfahrene Solarfachbetrieb hat übrigens bereits über 900 Solarthermieanlagen mit mehr als 10000 m² Kollektorfläche montiert

Die Kollektoren wurden hierbei in Reihe verschalten. Meistens ist eine parallele Verschaltung nach Tichelmann bei großen Kollektorfeldern ungünstig, da die Verrohrung sehr aufwendig ist. Eine Verschaltung in Reihe kommt mit kürzeren Rohrleitungslängen aus, kann mit einem geringeren Volumenstrom betrieben werden und hat eine gute Durchströmung, die eine einfache Entlüftung gewährleistet.

Die Verrohrung vom Dach bis in den Keller

Die Verrohrung vom Kollektorfeld zu den Speichern in den Keller konnte bei beiden Gebäuden in unserem Beispiel über einen freien Luftschacht bzw. freien Kaminzug erfolgen. Das ist mit die einfachste und auch kostengünstigste Verlegung. Ebenso wäre es möglich, die Verrohrung über die Fassade zu führen, wenn es keinen freien Schacht gibt und man aufwendige Durchbrüche in Geschossdecken im Gebäudeinnern vermeiden möchte.

Der Volumenstrom im Kollektorkreis ist entscheidend für die Dimensionierung von Rohrleitungen, Pumpen und anderen Komponenten. Die klassische Anlage im Einfamilienhaus hat einen hohen spezifischen Durchfluss von ca. 50 l/(m²h). Großanlagen werden mit etwa 15–20 l/(m²h) betrieben. ­Dadurch ist es möglich, geringere Rohrdurchmesser zu verwenden. Das reduziert die Materialkosten sowie das Gesamtvolumen der Flüssigkeit im Kollektorkreis.

Ein geringeres Gesamtvolumen des Frostschutzmittels sorgt für eine leichtere Handhabbarkeit der Flüssigkeitsmengen speziell im Stagnationsfall. Das Wärmeträgermedium erwärmt sich zudem schneller, was einen höheren Nutzen in der Haustechnik bedeutet.

Der Kollektorkreis der beiden Solarthermieanlagen in Erlangen wird jeweils mit einem Volumenstrom von etwa 20 l/(m²h) betrieben. In den Rohrleitungen befindet sich ein Wasser-Propylenglykol-Gemisch. Die Mischung ist dabei so gewählt, dass eine Eisbildung auch bei sehr geringen Temperaturen ausgeschlossen werden kann. Viele Hersteller geben das Mischungsverhältnis bereits vor bzw. erlauben nur bereits gemischtes Fluid einzufüllen.

Die Befüllung der Anlage sollte bei möglichst geringer Sonneneinstrahlung erfolgen. Wichtig: Der Wärmeträger muss alljährlich hinsichtlich Frostschutzwirkung, Korrosionsschutz und pH-Wert überprüft werden.

Stagnation ist nicht vermeid-, aber kontrollierbar

Haben die Speicher keine Kapazität mehr Wärme von den Kollektoren aufzunehmen, geht die Anlage in den Stillstand, auch Stag­nation genannt. Auch über eine sehr knappe Auslegung der Kollektorfläche lassen sich Anlagenstillstände nicht sicher vermeiden, weshalb mehrere Sicherheitseinrichtungen unabdingbar sind, um die Betriebssicherheit der Anlage zu gewährleisten. Das Membranausdehnungsgefäß (MAG) nimmt den durch die hohen Temperaturen entstehenden Dampf im Kollektorkreis bei Anlagenstillstand auf und schützt so die anderen Anlagenkomponenten. Seine Auslegung muss möglichst großzügig über das maximale Ausdehnungsvolumen des Mediums im Kollektorkreis bestimmt werden.

Bei großen Solaranlagen treten höhere Temperaturen als bei Kleinanlagen auf, weshalb es auch sinnvoll ist, mittels eines Vorschaltgefäßes das MAG vor zu hohen Temperaturen zu bewahren. Das Sicherheitsventil schützt die Anlage vor zu hohem Druck in den Leitungen, es öffnet sich bei ca. 4,5 bar. Wichtig: Die Komponenten sowie das Dämmmaterial müssen für diesen Temperaturbereich beständig sein.

Der Pufferspeicher fungiert als Energiemanager

Der Pufferspeicher fungiert als eine Art Energiemanager: Er speichert die (solare) Wärme über 2–5 Tage ohne große Verluste und gibt sie bei Bedarf an die WW-Bereitung bzw. an den Heizkreis ab. Die Größe des Puffervolumens hängt dabei von der Größe des Kollektorfeldes ab. Auch hier gibt es je nach Auslegungswunsch mehrere Möglichkeiten: Nach Faustformeln sollte das Pufferspeichervolumen zwischen 30 l/m² Kollektorfläche für reine Warmwasseranlagen mit niedrigen solaren Deckungsanteil und 80 l/m² Kollektorfläche für Kombianlagen betragen.

Meistens muss das gesamte Pufferspeichervolumen auf mehrere Speicher aufgeteilt werden, da die Kellerräume zu niedrig und die Einbringbreiten zu schmal sind. In unserem Beispiel betragen die Durchgangsbreite der Türen in den Keller bei beiden Wohnanlagen nur 80 cm. Deshalb wurde das erforderliche Pufferspeichervolumen von 2000 l auf zwei Speicher verteilt, die untereinander in Reihe verschaltet sind. Diese Art der Verschaltung unterstützt die Schichtung der Speicher. Im oberen Bereich der Speicher steht somit frühzeitig heißes Wasser zur Verfügung. Die Nacherwärmung durch den Heizkessel kann dann im günstigsten Fall unterbleiben. Die geringen Temperaturen im unteren Speicherbereich sorgen für einen kalten Rücklauf zum Kollektorfeld. Somit können die Kollektoren mit einem hohen Wirkungsgrad arbeiten.

Damit die Temperaturschichtung in den Speichern nicht zerstört wird, sind an beiden Speichern Belade- und Entladeeinrichtungen eingerichtet. Sie sind ebenso wie beide Wärmetauscher extern am Speichergehäuse angebracht. Das ermöglicht eine schnelle ­Montage und ist auch für Wartungs- und Repar­aturarbeiten von Vorteil. Innenliegende Wärmetauscher würden zudem die Temperaturschichtung beeinträchtigen.

Ein weiterer Vorteil von Pufferspeichern ist, dass sie bis zu 95 °C betrieben werden können, was die Speicherkapazität erhöht. Im Trinkwarmwasserspeicher sind solche Temperaturen aufgrund Verkalkungs- und Verbrühungsgefahr nicht erwünscht. Im Entladekreis des Pufferspeichers wird über ein 3-Wege-Ventil kaltes Pufferwasser beigemischt, sodass die Temperaturen auf knapp unter 60 °C gehalten werden. Das schützt den Wärme­übertrager vor Verkalkung und begrenzt die Temperatur im Trinkwasserspeicher.

Die vorhandenen zwei Trinkwarmwasserspeicher aus dem Jahr 1985 wurden durch einen neuen Trinkwarmwasserspeicher ersetzt. Das zu speichernde Trinkwarmwasservolumen wurde von 1000 l auf 750 l reduziert. Je kleiner das zu speichernde Trinkwasservolumen ist, desto effizienter ist das System. Bei Einbau einer Frischwasserstation, in der ein Wärmetauscher das Trinkwasser im Durchlaufverfahren erwärmt, fällt der Trinkwarmwasserspeicher und somit die thermische Desinfektion weg. Diese Systeme haben eine hohe Energieeffizienz und Hygiene bei der Warmwasserbereitung. Aus Kostengründen wurde bei diesen Wohnanlagen jedoch darauf verzichtet.

Zirkulationsverluste über Solaranlage minimieren

Gerade in Altbauten können die Wärmeverluste der Zirkulation fast 50 % des Warmwasserbedarfs betragen, da die Rohrleitungen hier oft sehr lang und verzweigt und zudem nur unzureichend gedämmt. Ist die Kollektorfläche nicht zu knapp ausgelegt, ist es empfehlenswert, auch die Zirkulationsverluste über die Solarwärme zudecken.

Bei beiden Anlagen wurde der Rücklauf der Zirkulation in den Trinkwarmwasserspeicher mit eingebunden. Da die Temperaturen im Zirkulationsrücklauf überwiegend im Bereich von 55 °C liegen, wurde die Rohrleitung in den mittleren Teil des Speichers eingeführt. Dadurch kann die Temperaturschichtung weitestgehend erhalten werden. Ein häufige Fehlerquelle ist dabei, den Zirkulationsrücklauf in den unteren Teil des Speichers zu leiten. Folge: Die warmen Temperaturen des Zirkulationsrücklaufes verwirbeln den kalten Bereich des Speichers, die Schichtung im Speicher wird stark beeinträchtigt. Um weitere Verluste der Zirkulation zu minimieren, ist es möglich, mittels der Regelung durch Zeitschaltung und Impulssteuerung das Anspringen der Zirkulationspumpe zu begrenzen.

Durch EnEV-gerechte Dämmung der Rohrleitungen werden die Wärmeverluste der Zirkulation und aller warmwasserführenden Rohre verringert. Abschnitte, die im Freien liegen, müssen aus UV-beständigen Material gedämmt sein und einen Schutz gegen Kleintierverbiss aufweisen.

Heizungsunterstützung – sehr empfehlenswert

„Eine Heizungseinbindung ist in den allermeisten Fällen empfehlenswert, da man die Brennstoffeinsparungen damit mehr als verdoppeln kann“, empfiehlt Roland Müller, Geschäftsführer des Solarfachbetriebs Energie Concept Müller & Mühlbauer GmbH, seinen Kunden. Für die Einbindung der Heizung gibt es mehrere technische Lösungen. Eine sehr gängige Methode, die auch beim Erlanger Beispiel Anwendung fand, ist die Rücklaufanhebung des Heizkessels mit solarer Wärme. Das geschieht über ein motorisch betriebe­nes Umschaltventil, das ab einem bestimmten Temperaturniveau im mittleren Bereich des Pufferspeichers die Wärme in den Rücklauf der Heizung befördert. Dabei ist es elementar wichtig, dass zuvor eine Heizungsoptimierung, genauer gesagt ein hydraulischer Abgleich, durchgeführt wurde.

Die Regelung muss so eingestellt werden, dass der Heizkessel dadurch nicht zum vermehrten Takten gebracht wird. Bei Einbindung eines Brennwertkessels über diese Methode wird der Wirkungsgrad des Heizkessels verringert, da der Mehrnutzen des Brennwertgerätes von niedrigen Rücklauftemperaturen abhängt. Der Vorteil dieser Art der Heizungseinbindung ist jedoch, dass für die Heizungsunterstützung im Wesentlichen nur die Kosten des Umschaltventils hinzukommen (je nach Größe etwa 300 bis 1000 Euro).

Wenn man den Heizkessel und den Heizkreis direkt mit dem Pufferspeicher verbindet, wird die Solarwärme vom Pufferspeicher bei Bedarf gleich in den Heizkreis geschickt, ­ohne über den Rücklauf des Heizkessels umgeleitet zu werden. Das bedeutet eine wesentlich höhere Effizienz des Gesamtsystems gerade hinsichtlich der Heizungsunterstützung. Allerdings ist der Umbau und die Verrohrung etwas aufwendiger, so dass höhere Kosten entstehen. „Beim Einfamilienhaus binde ich den Heizkessel immer direkt an“, berichtet Unternehmer Müller. „Bei der Anlage in Erlangen wäre das auch möglich gewesen. Allerdings wurde hier die Kollektorfläche aus Kostengründen und wegen der BAFA-Förderung auf 40 m² beschränkt, so dass die Anlage vorrangig zur Unterstützung des Warmwasserverbrauchs ausgelegt ist. Die Überschüsse werden dann über die Rücklaufanhebung in den Heizkreis geschickt.“

Regelung des gesamten Anlagensystems inklusive Heizkessel

Wichtig ist eine Regelung des Gesamtsystems. Der Regler sollte alle Temperaturen der angeschlossenen Wärmequellen einschließlich Heizkessel erfassen und vergleichen und somit die gesamte Anlage zum sparsamsten Brennstoffverbrauch hin steuern. Eine fehlende Kommunikation zwischen Solar- und Nachheizregler ist stets problematisch und ein wesentlicher Ansatzpunkt für eine Optimierung. Viele Systemregler regeln zwar beide Systeme, räumen der Solarenergie aber nicht den gewünschten Vorrang ein. In Erlangen kam eine freiprogrammierbare Regelung zum Einsatz. „Wir haben eine bestimmte Anzahl bewährter Regelstrategien aus verschiedenen Projekten, die wir immer wieder einsetzen. Somit können wir auf schon vorprogrammierte Strategien bei neuen Projekten zurückgreifen, was uns viel Programmier­arbeit erspart“, erläutert Roland Müller. „Es gibt aber auch schon Regler mit vorgefertigten hydraulischen Schemata, die einfacher einzustellen sind.“

Damit die Regelung funktionieren kann, ist es wesentlich, dass an allen relevanten Stellen auch Fühler eingebaut sind: in mehreren Höhen bei den Pufferspeichern, vor und nach der Beladestation, im Warmwasserspeicher, am Umschaltventil für den Heizkreis, im Kollektorkreis und am Kollektorfeld. Insgesamt sind es in diesem konkreten Beispiel elf Fühler.

Die richtige Positionierung der Fühler ist entscheidend für die Funktion des Reglers. Besonders wichtig ist der Kollektorfühler. Da es nur einen einzigen gibt, muss dessen Platzierung sehr genau gewählt werden: Er sollte dicht am Absorber messen und muss durch Wärmedämmung vor Auskühlung geschützt werden. In der Regelung integriert ist ein Wärmemengenzähler, der die Echtzeit der solaren Erträge kontrolliert und zeigt wie viel Tag für Tag eingespart wird.

Inbetriebnahme und Einweisung

„Gerade bei der Inbetriebnahme merkt man, dass sich Großanlagenkunden von den Kunden klassischer Einfamilienhausanlagen unterscheiden,“ meint der Solar-Unternehmer Roland Müller aus Erfahrung. Im Rahmen der Inbetriebnahme wird der Kunde in die Anlage eingewiesen, so dass er selbst einen gewissen Überblick über die Anlage hat und dadurch auch leichter einen Störfall bemerken kann. Bei Großanlagen ist es schwieriger eine Ansprechperson zu finden, die sich um die Anlage kümmert. Oft ist die Hausverwaltung offizieller Ansprechpartner, die aber kein persönliches Interesse an der Anlage hat. Gerade deshalb ist hier eine regelmäßige Überwachung per Datenlogger sehr empfehlenswert.

Die Firma Energie Concept GmbH legt ­ihre Anlagen immer so aus, dass der Kessel im Sommer abgeschaltet werden kann. Bei größeren Solarthermieanlagen ist es allerdings etwas schwieriger dies durchzusetzen, da bei den Bewohner jeweils unterschiedliche persönliche Einstellungen zu Komfort und Energieeinsparung herrschen.

Große Solarthermie – Chance für SHK

„Hauptsächlich die Planung erfordert bei den großen Anlagen mehr Aufmerksamkeit und Aufwand als bei den Kleinanlagen,“ sagt Müller. Beim Arbeitsablauf während der Installa­tion gibt es aber kaum Unterschiede, außer dass die Bauteile größer sind. Momentan sind es allerdings noch nicht allzu viele Solarfachbetriebe, die sich auch mit Großanlagen befassen. Längerfristig werden sich solarthermische Anlagen in allen Größenordnungen durchsetzen. Denn in ihnen steckt ein hohes Potenzial für den Klimaschutz. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und fördert den Einsatz großer Solarthermie über drei Kompetenzzentren in Deutschland (siehe Kasten). Diese fungieren als neutrale und unabhängige Beratungsstellen für Fachleute und Endkunden.

Tipp

Angebots-Check auch für Solarfachbetriebe sinnvoll

Schon seit sieben Jahren bietet Solid einen Angebotsvergleich an. Im Rahmen eines mündlichen Beratungsgesprächs werden die vorliegenden Angebote von Fachfirmen aus dem SHK-Handwerk durchgelesen und dabei auf Transparenz hinsichtlich von mindestens drei Aspekten überprüft:

1. Hardware (Material)

2. Dienstleistungen (Planung und Ausführung)

3. Service (Versicherung, Wartung, usw.)

Bei dieser Überprüfung spielen nicht nur die Gesamtkosten eine Rolle, sondern es werden vor allem die qualitativen Aspekte des Angebots untersucht: eine sinnvolle, auf das spezielle Objekt abgestimmte Auslegung und Planung, die Qualität und Eignung der Komponenten, die Förderfähigkeit nach Bafa oder KfW etc.

Für den Endkunden werden alle beinhalteten qualitätssteigernden Maßnahmen und Richtlinien gesondert erklärt, wie z.B. Angebot nach RAL GZ 966, Solar KeyMark, ertragsoptimierte Auslegungen und besonders effiziente Speicherkonzepte. Außerdem wird der Kunde auf Formulierungen hingewiesen die „weiche Kosten“ beinhalten. Die Entscheidungsfreiheit bleibt jedoch letztlich immer beim Kunden selbst.

Hinweis: Auch Solarfachbetriebe können ihre Angebote vorab auf Vollständigkeit prüfen lassen. So haben sie später beim Kunden die Sicherheit, dass ­alles in Ordnung ist.

Extras

Ein Regelschema zum vorgestellten Projekt in der Löhe­straße, Erlangen, gibt es als PDF-Datei zum Download unter

https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft

Tipp

Funktionskontrolle und Ertragserfassung sind wichtig

Gerade bei größeren Anlagen ist es sehr wichtig, eine regelmäßige Funktionskontrolle einzurichten, da ein Fehler durch die automatische Nachheizung oft nicht oder nur sehr spät bemerkt wird. Die genaue Kenntnis bestimmter Betriebszustände mittels regelmäßiger ­Datenerfassung ermöglichen es, den Ertrag nach Einbau der Solaranlage weiter zu opti­mieren.

Es gibt viele Regelungen, die eine integrierte Funktions- und Ertragskontrolle bieten. Die gängigste Form, auch von Förderprogrammen der KfW und Bafa gefordert, ist ein Wärmemengenzähler, der Volumenstrom und Temperaturen im Kollektorvor- und -rücklauf misst und vergleicht. Allerdings wird hier nur der solare Ertrag der Anlage gemessen. Möchte man wissen, wie effizient das Heizsystem arbeitet, müssen die entsprechenden Temperaturen und Volumenströme an den Komponenten gemessen werden.

Sehr wichtig ist eine regelmäßige Überwachung durch geeignetes Fachpersonal, das mit den Daten und der entsprechenden Software umgehen kann. Am besten ist es, ein Datenauslesegerät über ein Modem ans Internet anzuschließen. Somit ist eine einfache und schnelle Funktionskontrolle alle zwei bis drei Tage gut ausführbar. Bei einer Störmeldung wird umgehend ein Fachhandwerker beauftragt, den Fehler zu beheben.

Einige Hersteller bieten mittlerweile auch Systemkonzepte an, in denen für das erste Jahr automatisch ein Anlagenmonitoring zur Optimierung der Anlage beigefügt ist. Das ist auch für alle Solaranlagen sehr empfehlenswert.

Im Rahmen eines Wartungsvertrages können Solarfachbetriebe die Funktionskontrolle selbst übernehmen, das stärkt das Vertrauen des Kunden in die Solartechnik und den Installationsbetrieb.

Info

Kompetenzzentrum für große Solarwärmeanlagen

Seit Mai 2009 gibt es in Deutschland drei Kompetenzzentren (Nordwest, Ost und Süd), die neutrale und unabhängige Anlaufstellen für Fachleute und Investoren aus dem Bereich großer solarthermischer Anlagen bilden. Das BMU fördert diese Kompetenzzentren, um den Ausbau und die Qualität großer solarthermischer Anlagen zu stärken. Solid ist das Kompetenzentrum Süd und berät Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Bei Planung und Installation einer Solaranlage werden Fachleute und Investoren durch neutrale und herstellerunabhängige Beratungen von Solid unterstützt. Es gibt verschiedene Beratungsdienstleistungen, die entweder bei Solid, vor Ort oder auch telefonisch stattfinden.

Über Schulungen, Vorträge und Seminare werden Fachhandwerker, Planer, Energieberater, Hausverwaltungen etc. über die Potenziale und den aktuellen Stand der Technik informiert und dadurch das solare Wissen in diesem Bereich vertieft.

https://ladeverbundplus.de/

Autor

Anna Bedal ist Architektin und Fachberaterin für energetische ­Gebäudesanierung. Sie betreut bei Solid zusammen mit einem Kollegen u.a. das Projekt „Große Kollektoranlagen“. Sie führt dazu auch Beratungen durch und organisiert Seminare; E-Mail: bedal@solid.de

Telefon (09 11) 8 10 27-0