Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Komplettsysteme zunehmend auch für Eigenverbrauch

Alles aus einer Hand

Mit 7,5 Gigawatt Peak haben im vergangenen Jahr neu installierte Photovol­taikanlagen bei der Nennleistung eine Größenordnung erreicht, die drei Atomkraftwerken entspricht. Allein im Dezember gingen drei Gigawatt ans Netz, vornehmlich Großanlagen. Doch dieser Jahresendspurt im Investitionsgeschäft darf nicht darüber hinwegtäuschen: Die durchschnittliche Anlagengröße über alle bundesweit neu aufgebauten Solarstromanlagen betrug 2011 nur 9 kWp. Soll heißen: Das Segment der privaten Aufdachanlagen ist nach wie vor sehr stark.

Die Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen haben mit Überproduktion und fallenden Modulpreisen zu kämpfen. Auch die Preise für Wechselrichter gingen 2011 um rund 15 % zurück. Doch kein Vergleich zu 40 % Preisabschlag bei den Modulen. Bei den privaten Kleinanlagen liegt der Systempreis derzeit bei 2 bis 2,20 Euro je Wp Leistung. Deshalb hat die Industrie reagiert. Sie will in kürzerer Zeit mehr Generatoren auf die Dächer bringen. Das funktioniert nur mit vorkonfektionierten Fertigsystemen. In solchen Komplettsystemen sind alle Komponenten genau aufeinander abgestimmt. Sie werden unter einer Marke vertrieben, nur die Montage bleibt dem Fachhandwerker vorbehalten.

Ein Vorreiter war Centrosolar. Die Firma brachte vor zwei Jahren das Komplettpaket Cenpac auf den Markt, das alle Module, den Wechselrichter und die Montagetechnik (Ziegeldach mit Sparrenabstand von 60 bis 80 cm) für Solaranlagen mit 3,44 oder 5,44 kW Nennleistung liefert – hübsch sortiert auf einer einzigen Europalette. Auf alle Komponenten gibt Centrosolar zehn Jahre Produktgarantie. Damit hat das Unternehmen weniger die Selbstbastler im Blick, sondern den klassischen dreistufigen Vertriebsweg über Fachhandwerker, um ihnen die Arbeit zu erleichtern.

Das System leistet 3 oder 5 kW. Es beinhaltet 16 kristalline Module mit jeweils 215 W Leistung, einen Wechselrichter und das Montagesystem zur Aufdachmontage. Der Installateur braucht mindestens 42,1 m2 Dachfläche, um es zu installieren. Die größere Version vereint 24 Module (225W Einzelleistung), sie passt auf 56,4 m2.

Paketangebote neuerdings auch mit Warmwasserbereiter

Seit Juni 2011 bietet Centrosolar das kleinere Cenpac mit einer Warmwasser-Wärmepumpe von Dimplex an, um sie mit Solarstrom zu betreiben. Ihre Wärme zieht die Wärmepumpe aus der Umgebungsluft, das Warmwasser wird in einem 300-l-Speicher vorgehalten. Auf diese Weise kann Centrosolar den Eigenverbrauch von Solarstrom erhöhen, was sich in der Einspeisevergütung und in den geringeren Stromkosten der Kunden niederschlägt.

Einen ähnlichen Weg beschreitet Solarwatt aus Dresden. „Die intelligente Vernetzung von Photovoltaik, Heizung und weiteren Stromverbrauchern trägt dazu bei, den Solarstrom optimal einzusetzen“, sagt Frank Schneider, Vorstandschef von Solarwatt. „Durch eine optimierte Verbrauchssteuerung lassen sich selbst die Ertragsspitzen der PV-Anlage ausnutzen.“

Bisher in der Branche nur als Produzent und Lieferant für Solarmodule aufgefallen, haben die Dresdener im Sommer das Komplettsystem Easy-In auf den Markt gebracht. Das Indachsystem ersetzt die Dachziegel und wird direkt auf die Dachlattung geschraubt. „Für die Befestigung der Module am Holzunterbau ist kein zusätzliches Montagesystem erforderlich“, erläutert Schneider. „Diese Funktion übernimmt der Modulrahmen, der mit Sog­sicherungen an der Dachlattung verschraubt wird.“ Entwickelt wurde Easy-In in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Dachdeckerhandwerk und CMS Energiesysteme aus ­Nettetal. Das Indachpaket erfüllt alle Normen für Brandschutz und Regendichtheit sowie die Richtlinien des Zentralverbands des Deutschen Dachhandwerks. Es wird montagefertig in zwei Power Packages angeliefert. Power ­Package Basic beinhaltet PV-Komponenten für 3,5 oder 10 kW Anlagenleistung. Der Wechselrichter stammt von SMA. Die Version Premium bietet zusätzlich das Anlagenmonitoring und einen Energiemanager. „Eine benutzerfreundliche Oberfläche ermöglicht die Steuerung des hausinternen Smart-Grids per PC und Smartphone“, sagt Frank Schneider. Der Komplettschutz von Solarwatt gehört gleichfalls zur Premium-Version, eine Versicherung gegen Diebstahl, Wetterschäden und Ertragsausfall. Solarwatt machte sich auch mit einem etwas anderen Komplettsystem einen Namen: Das Dresdener Unternehmen liefert die Solarmodule für das energieautarke Fertighaus, das die Firma Helma seit Mai 2011 anbietet.

Erträge steigern mit DC-Optimierern

Solon aus Berlin bietet gleich zwei Indachsysteme an: Solitaire und Solraise. Ungeachtet der Verhandlungen mit Investoren, die dem insolventen Unternehmen auf die Beine helfen sollen, geht das Tagesgeschäft weiter. Das Solitaire-Paket nutzt monokristalline Solarmodule mit bis zu 250 W Leistung, es ist für nahezu alle Dachneigungen geeignet. Ab 22 ° sind keine zusätzlichen Maßnahmen zur Abdichtung notwendig, denn die Kunststoffrahmen (Polyurethan) der Module bilden eine lückenlose Fläche, die zugleich die wasserführende Schicht ist. 25 m2 Dachfläche reichen aus, um einen Solargenerator mit 3kW Leistung zu installieren. Das Solraise beinhaltet zudem die DC-Optimierung durch modulinternes Tracking im Betriebspunkt der maximalen Systemleistung (Maximum ­Power Point, MPP). Die Erträge dieser Module liegen bis zu 25 % höher als bei normalen ­Solarmodulen ohne DC-Optimizer. Teilverschattete Dachflächen lassen sich besser nutzen, die Anlage verfügt über eine automa­tische Abschaltung im Brandfall. Auch der Diebstahl wird deutlich erschwert. Solon gibt zehn Jahre Produktgarantie auf alle Komponenten.

Weil der Wettbewerb unter den Modulherstellern wächst, profitieren die Installateure. „Unsere Zielgruppen sind Dachdecker und Elektroinstallateure, die keine eigenen Planungsleistungen durchführen wollen”, meint Harald Knuhr, Projektmanager bei der Colexon Energy AG in Hamburg. Auch Colexon hat im Sommer ein Komplettsystem auf den Markt gebracht, das Colexon Flex. Es vereint 126 Dünnschichtmodule von First Solar (Cadmiumtellurid), die Wechselrichter und die Kabellage. „Die Planung können wir übernehmen“, fährt Knuhr fort. „Man kann das System an das Dach anpassen und erweitern. Was fehlt, ist die Anbindung ans Dach, das muss man für jedes Dach speziell machen. Das wäre mit einem Pauschalpreis nicht abzudecken.“ Anders als Centrosolar oder Solarwatt ist dieses Komplettsystem nur zur Netzeinspeisung ausgelegt. Zum Paket gehört ein Wechselrichter Sunny Tripower von SMA. Das System ist für verschiedene Schrägdächer geeignet und nutzt die Montagetechnik Zebra von Würth Solar. Die Basis-Kits sind zwischen 10 und 17,92 kW gestaffelt. Sie lassen sich beliebig erweitern und kombinieren. Das kleinste Paket mit 10 kW benötigt rund 100 m2 Dachfläche. Colexon bietet seinen Handwerkern an, das Montagesystem an anspruchsvollere Dachkonstruktionen anzupassen. Die Aufteilung der Solarfläche in zwei oder drei Einzeldächer (Strings) ist möglich. Dieses Komplettsystem ist vornehmlich für große, sprich: gewerblich genutzte Dächer gedacht. Denn der Trend zur vorgefertigten Anlage dürfte sich 2012 auf größere Generatoren ausdehnen. Im Geschäft mit den Solarparks nutzen einige Anbieter bereits ein oder zwei Megawatt starke Baugruppen, aus denen sie größere Parks kombinieren.

Zurück zum Dach: Inventux aus Berlin bietet gleichfalls Komplettsysteme aus Dünnschichtmodulen an, und zwar mikromorphe Siliziummodule. Im August erweiterten die Berliner die Systemgarantie auf zehn Jahre, schraubten also die Produktqualität kostenlos nach oben: für die Solarmodule, die Wechselrichter und Unterkonstruktion. Auch Inventux ist längst kein reiner Hersteller von Modulen mehr, sondern will komplette Systeme verkaufen. „Als Systemanbieter unterstützen wir unsere Fachpartner von der Anlagenplanung bis zur Montage in allen technischen und kaufmännischen Belangen“, verspricht Vertriebschef Christian Plesser. „Das Garantieversprechen betont unsere hohen Qualitätsansprüche.“

Ein alter Ölbaron wechselt die Fronten

Neuerdings treten die Solarkomplettsysteme sogar im deutschen Abendfernsehen auf, in Gestalt von J. R. Ewing. „Shine, baby, shine“, frohlockt der frühere Ölbaron aus der TV-Serie „Dallas“, nun gehört sein Grinsen den Guten. Das Sunkit von Solarworld beinhaltet Solarmodule, Wechselrichter, die DC-Verkabelung (je String 25 m) und das Gestellsystem Sunfix. Das Paket kann der Installateur selbst zusammenstellen, um die Anlagengröße an die verfügbare Dachfläche anzupassen. Ein klassisches Komplettsystem ist das nicht, ­zumindest aber sind die Komponenten gut aufeinander abgestimmt.

Auch ausländische Anbieter wittern den neuen Trend: Von der spanischen Firma Siliken gibt es seit kurzem die Energy Box, ein System für Solarstrom, das als flexibles und skalierbares Kit in modularer Bauweise auf nahezu jedes Dach passt. Es enthält alle erforderlichen Bauteile für die Photovoltaikanlage auf einem Wohnhaus. Die Energy Box besteht aus Bausätzen von zwei beziehungsweise drei Modulen, die Modulpakete zu 9, 12, 13, 16, 18, 24 beziehungsweise 48 Modulen bilden. Das entspricht solaren Stromleistungen von 2 bis 11,5 kW. Mehrere Boxen kann man problemlos miteinander kombinieren.

Siliken hatte zunächst versucht, seine Ware über die Baumärkte von Toom abzusetzen, also direkt an die Endkunden auszuliefern. Hinter der Aktion stand ein alter Hase des Solargeschäfts: Der Ingenieur Heinz Reusch, der lange Jahre als Entwicklungschef bei Stiebel-Eltron an neuer Solartechnik, Wärmepumpen und Lüftungstechnik getüftelt hat.

Doch der Deal scheiterte daran, dass die SMA-Wechselrichter nicht ausreichend am Lager waren und dass auch ein gewiefter Laie eine Solaranlage nicht eben mal am Samstagnachmittag aufs Dach bringt. Denn neben den enttäuschten Kunden ist es vor allem die Versicherungsbranche, die mit Regress winkt. Viele Versicherer lassen ihre Policen platzen, wenn die Solarkunden selbst Hand anlegen und Schäden auftreten. Sie fragen überhaupt nicht danach, ob der Selbstbauer über ausreichend Fachwissen verfügt. „Die fachgerechte Installation durch einen ausgewiesenen Experten“ steht mindestens im Kleingedruckten, und fertig. Den Netzanschluss, den Potenzialausgleich oder den Blitzschutz darf nur ein Elektrohandwerker erledigen.

Nun gibt es bei Toom keine Selbstbau­sätze mehr, stattdessen hat Siliken die Energy Box für die Fachhandwerker auf den Markt gebracht.

Lesen Sie zum Thema Eigenverbrauch und Komplettpakete auch das Interview mit Dr. Josef Wrobel von Centrosolar auf der folgenden Seite.

INFO

Hochwertige Komponenten

Enerpoint aus Quedlinburg hat Ende Januar das PV-Kit vorgestellt, ein flexibles Komplettsystem für Ein- und Mehrfamilienhäuser. Bei der Auswahl der einzelnen Komponenten wurde viel Wert auf Kompatibilität, Langlebigkeit und hohen Ertrag gelegt.

Zur Auswahl stehen Module von Samsung sowie von JA Solar. Sie werden mit Wechselrichtern von Power One kombiniert. Darüber hinaus sind Solarkabel, Stecker, Dachauslegung, individuelle Beratung sowie die Prüfung aller Komponenten in jedem Kit enthalten. Die Montage erfolgt schnell und problemlos auf Satteldächern mit Ziegel- oder Pfannenbedachung. Eine aufwendige Anlagenauslegung erübrigt sich. Die PV-Anlage erfüllt alle Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Beständigkeit und Windlasten. Optional werden die PV-Kits durch ein Montagesystem von REM aus Rottenburg sowie durch ein DC-Optimierungssystem von Tigo Energy ergänzt.