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HSE und SBZ betreiben Prüfstand

SBZ-Praxistest spülrandfreie WCs

Als SBZ-Chefredakteur Dirk Schlattmann im Nachgang der Frühjahrsmessen Professor Dr. Hans Messerschmid von der Fakultät Gebäude Energie Umwelt (GEU) an der Hochschule Esslingen anrief und von dem Vorhaben einen neutralen, herstellerunabhängigen Reihenprüfstand für WCs aufzubauen, war dieser von der Idee angetan und sagte spontan die Unterstützung der Esslinger Hochschule zu. Perspektivisch hilfreich dabei war auch der anstehende Neubau des Labortraktes, in dem u.a. ein neues modernes Sanitärlabor eingerichtet wird. Und schnell stand fest: Neben einem Geberit-Spülturm soll ein 13 Plätze umfassender Reihen­prüfstand zur Funktionsüberprüfung sämtlicher WC-Gattungen Highlight des neuen Labors werden. Da das neue Gebäude noch im Bau ist, entschloss man sich, den Prüfstand zunächst in den bestehenden Räumlichkeiten aufzubauen. Gemeinsam wurde überlegt, wie man einen WC-Prüfstand an der Hochschule aufbauen und etablieren kann.

Erster Prüfstand mit 13 Testplätzen

Nachdem ein Konzept für den 13 Testplätze umfassenden Prüfstand entwickelt war, bauten die beiden Labormeister Achim Renn und Yilmaz Alkan den Stand mit modernster Mess- und Dokumentationstechnik. Neben der Durchführung unabhängiger Tests soll der Prüfstand zur praxisnahen Unterrichtung der Studenten dienen. Aufgebaut wurde ein zweireihiger Prüfstand mit zwölf WC-Plätzen, mit jeweils einem Meter Abstand von WC zu WC. Da zu einem späteren Zeitpunkt auch Spülkästen und Dusch-WCs getestet werden sollen, ist der spätere Anbau von Trennwänden vorgesehen. Zudem wurde ein Normprüfstand angedockt, auf dem auch Nachlaufwassermenge und ­diverse andere normative Detailprüfungen durchgeführt werden.

Harte Währung – der SBZ-­Praxistest

Zurzeit läuft mit dem SBZ-Praxistest eine Kombination von Teilen des Normspülversuchs gemäß DIN EN 997 und darüber hinaus ein gemäß den Anforderungen mittel­europäischer Nutzergewohnheiten eigens entwickelter Praxisteil. Getestet werden alle 33 Modelle der Hersteller Duravit, Ideal Standard, Keramag, Laufen, Roca, Villeroy & Boch und Vitra, die im Oktober 2014 im Markt waren. Die Firmen haben hierzu jeweils zwei ­Exemplare zur Verfügung gestellt. Da es bei den Spülkästen aufgrund fertigungstech­nischer Toleranzen leicht variierende Spül­eigenschaften gibt, wurden vor Versuchsbeginn alle Spülkästen ausgelitert und auf eine einheitliche Spülwassermenge und Durchflussgeschwindigkeit im Rahmen der Normtoleranz eingestellt.

Exakt nach Norm EN 997 werden eine Toi­lettenpapierprüfung mit Normpapier, eine Spülung mit 50 Normkugeln und der Nachlaufwassermengentest durchgeführt. Hierbei ist interessant, ob die hier ermittelten Werte von den Herstellerangaben abweichen.

Praxiskonforme Spezialprüfungen

Weil die Normprüfungen sich nicht an den tatsächlichen Gegebenheiten in Zentraleuropa orientieren, wird dieser Normtestspülbereich um einen speziellen Praxisprüfteil ergänzt. Da es praxisfern ist, Papier und „Knödel“ separat zu spülen, wird hier ein praxisbezogener Test durchgeführt, indem entgegen der Prüfnorm eine Kombination von Knödeln und Papier gespült werden. Ebenfalls an die Bedürfnisse der Praxis angelehnt ist die Feststellung der Ausspüleigenschaften. Aus hy­gie­nischen und reinigungstechnischen Gründen kommt einer guten Spülfunktion besondere Bedeutung zu. Deshalb werden zwei Tests zur Feststellung durchgeführt. Einmal wird die vordere Hälfte des WCs mit dem Benetzungstest geprüft. Da hier gelegentlich ein Kontakt der männlichen Geschlechtsteile mit der Sanitärkeramik erfolgt, ist der Ausspülvorgang unter hygienischen Aspekten besonders wichtig und wird ab Oberkante WC ermittelt. Die Fläche wird gleichmäßig mit einer blauen Lebensmittelfarbe benetzt, die dann ausgespült werden soll. Der Prüfmodus erfolgt ansonsten in Anlehnung an die DIN 997.

Die Spülfunktion der hinteren Hälfte wird über einen Schmiertest ermittelt, da in diesem WC-Bereich gelegentlich mit Anhaften von Fäkalverunreinigungen zu rechnen ist. Dabei wird eine fest definierte Fläche auf der Rückwand des Beckens unterhalb der Spülwasseraustrittsöffnungen mit einem orga­nischen ketchup-ähnlichen Stoff bepinselt. Dann wird die Fläche ermittelt, die nach einer Vollspülung noch verschmutzt ist. Soweit ein kleiner Auszug aus dem Prüfverfahren.

Noten und Zertifikate von 1–6

Alle ermittelten Daten werden analog der Prüfprotokolle zusammengeführt. Für Ergebnisse werden dort nach dem HSE/SBZ-Schüssel Punkte vergeben. Diese Punkte werden entsprechend der Gewichtung dieses Testbereichs mit einem Faktor multipliziert. Die Summe ergibt die Gesamtpunktzahl. Analog der ermittelten Gesamtpunktzahl werden Schulnoten von 1 bis 6 und ein Zertifikat für jedes Produkt vergeben.

Der Test „Spülrandfreie WCs“ soll Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein. Die Erkenntnisse aus dem Versuch und die einzelnen Ergebnisse werden dann in der SBZ veröffentlicht. Sie sollen dazu beitragen, die ­Entwicklung von spülrandfreien WCs in eine praxisgerechte Richtung zu lenken und die Hersteller durch Transparenz zu mehr Qualität zu animieren. Letztlich damit der Handwerker seinem Kunden auch wirklich mit gutem Gewissen diese deckungsbeitragsstarke Produktgattung, bzw. das spülrandfreie WC seiner Wahl empfehlen kann. Die SBZ-Redaktion und das Hochschul-Team sind bereits jetzt auf die Ergebnisse gespannt. Wir denken Sie auch, oder? DS

Extras

Der Film zum Spültest

Möchten Sie mehr zu Prüfstand und Spülversuch wissen? Kein Problem. Sehen Sie sich unseren Film auf https://www.sbz-online.de/ zum Spülversuch an. In SBZ-Interview erläutert Prof. Dr. Messerschmid exklusiv Details und gibt Hintergrundinformationen. Zudem zeigen wir den Prüfstand in Aktion. Getestet werden alle 33 Modelle der Hersteller Duravit, Ideal Standard, Keramag, Laufen, Roca, Villeroy & Boch und Vitra, die im Oktober 2014 im Markt waren.

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