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ISH 2011 — eine durchwachsene Bilanz

Die ISH 2011 ist Geschichte. Ihr Stimmungsbarometer schwankte zwischen Freude und Bestürzung. Freude über den Besucherzuspruch. Bestürzung über das sich gleichzeitig vollziehende Atom­desaster in Japan. Am Ende verengte sich der Blick auf die Erfolgsmeldung vom Spitzenergebnis einer Messe, die ihren Status als weltgrößte Leistungsschau der SHK-Branche zu bestätigen schien. Besucherzahl top! Internationalität top! Ausstellerzufriedenheit top! Die Versuchung ist groß, rasch zur Tagesordnung überzugehen. Aber das wäre der falsche Weg! So leicht dürfen wir es uns als Branche nicht machen. Die Nuklearkatastrophe in Japan ist ein Menetekel. Die existenzielle Frage der Energieerzeugung hat durch das Versagen der atomaren Technologie für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auch in Deutschland eine unvergleichliche Brisanz gewonnen. Sie nimmt uns alle in die Pflicht. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Bedeutung, die Kompetenz und das Potenzial unserer Branche für alternative Formen der Energiegewinnung und des Energieeinsatzes klarer herauszustellen. Es ist nicht nur der grüne Strom, der die Menschen aus der Falle der Abhängigkeit von Atom und Kohle führen kann. Auch grüne Wärme kann zukünftig entscheidend dazu beitragen, eine nachhaltige Energieversorgung voranzubringen.

Die Krux ist: die Fixierung auf die Stromerzeugung bildet in den Augen politischer Entscheidungsträger und veränderungswilliger Verbraucher noch einen blinden Fleck beim Blick auf den Wärmemarkt. Strom dominiert Wärme; nicht nur in dem jetzt überholten Energiekonzept der Bundesregierung. Die ISH hätte die Strahlkraft dieses Wahrnehmungsdefizit zu ändern. Aber sie macht viel zu wenig aus dieser Chance. Die Messe hat es wieder nicht geschafft, der Politik ihren Stellenwert klar zu machen. Sie hat erneut versäumt, die technologische Führerschaft unserer Branche in Fragen von Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Effizienz und erneuerbaren Energien öffentlichkeitswirksam zu machen. Sie hat dabei versagt, eine Plattform zu bieten, auf der sich ein Schulterschluss von Politik und Wirtschaft dokumentieren lässt. Zum wiederholten Male hat es kein Bundesminister für nötig erachtet, der SHK-Branche auf ihrer internationalen Leitmesse die Reverenz zu erweisen – vom Desinteresse der selbsternannten Klimakanzlerin ganz zu schweigen. Genauso gestört wie das Verhältnis zur Politik ist die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Eine der größten Messen der Welt findet in den Medien kaum oder gar keinen Widerhall. Jede zweitrangige Messe platziert mehr mediale Botschaften als die ISH. Diese gravierenden Probleme sind auch hausgemacht. Statt sich im Außenauftritt gegenüber Politik und Öffentlichkeit auf eine einheitliche Form und auf abgestimmte Botschaften zu verständigen, herrscht in der SHK-Branche die Kakofonie der Eigeninteressen. Ja, es ist noch nicht einmal mehr eindeutig, welchen Namen unsere Messe überhaupt trägt.

ISH? ISH Energy? ISH Water? Was ist mit Klima? So kann und wird es nicht weiter gehen. Grüne Wärme ist das Kompetenzfeld des SHK-Handwerks. Die Verwirklichung der Energie- und Klimaziele ist vor allem eine Aufgabe, die von den Baubeteiligten Handwerk, Planer und Architekten im Dialog mit dem Bauherrn umzusetzen ist! Als Gründer der ISH und ihr wichtigster ideeller Träger wird der ZVSHK die nächsten Wochen und Monate nutzen, um innerhalb unserer Branche einen Konsens herzustellen, der für die Zukunft ein belastbares Fundament für gemeinsame Anstrengungen in Richtung Politik und Öffentlichkeit schafft. Wir bieten Partnerschaft auf Augenhöhe und fordern Geschlossenheit im Branchenauftritt. Mit durchwachsenen Messebilanzen geben wir uns nicht mehr zufrieden. Das sind wir der größten Besuchergruppe der ISH schuldig: dem SHK-Handwerk.

Elmar Esser
Hauptgeschäftsführer
Zentralverband Sanitär Heizung Klima