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Unter neuer Führung

Für das SHK-Handwerk ist die Stabilität an der Spitze der Berufsorganisation wichtig, denn in den kommenden Jahren müssen umfangreiche Aufgaben gestemmt werden. Zum einen geht es in den nächsten fünf Jahren um den erfolgreichen nationalen Beitrag zum Klimaschutz, zum anderen erwartet der demographische Wandel enorme Leistungen von den Sanitärbetrieben, damit vielen Senioren das selbstbestimmte Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden kann.

Mit großer Spannung war deshalb am 27. Oktober 2016 auf der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes in Düsseldorf die anstehende Personalentscheidung zu Elmar Esser erwartet worden. Wenige Tage zuvor wurde publik, dass – gegen den Willen des Präsidenten – der Vorstand des ZVSHK die Zusammenarbeit mit seinem Hauptgeschäftsführer nach über sieben Amtsjahren nicht länger fortführen möchte. Gründe dafür wurden nicht genannt. Nachdem die Mitgliederversammlung mehrheitlich diesem Antrag zur Abberufung Essers zugestimmt hatte, trat Manfred Stather mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern als Präsident des ZVSHK zurück. Seine Aufgaben liegen satzungsgemäß bis zur Nachwahl bei Vizepräsident Friedrich Budde.

Erst vor einem Jahr war das Spitzen-Gremium neu gewählt worden. Bei der damaligen Mitgliederversammlung hatten die Vertreter der 17 Landesverbände Manfred Stather zum zweiten Mal für weitere drei Jahre im Amt bestätigt. Wiedergewählt wurden damals neben Vizepräsident Friedrich Budde (Niedersachsen) auch die vier Vorstandsmitglieder Michael Hilpert (Bayern), Ulrich Kössel (Thüringen), Fritz Schellhorn (Hamburg) und Norbert Borgmann (Nordrhein-Westfalen). Die Geschäfte des Zentralverbands führt ab sofort Andreas Müller, bislang Stellvertreter in der Hauptgeschäftsführung.

„Andreas Müller ist seit mehr als zwanzig Jahren einer der Top-Leistungsträger im Zentralverband“, erklärte Friedrich Budde. „Gemeinsam mit ihm werden wir jetzt alle Anstrengungen darauf richten, dass der ZVSHK seine Arbeit als oberste Interessenvertretung der SHK-Innungsbetriebe uneingeschränkt fortsetzen kann.“ Friedrich Budde kündigte zudem eine außerordentliche Mitgliederversammlung des ZVSHK an. „Meine Vorstandskollegen und ich wollen möglichst schnell wieder eine klare Führungsstruktur schaffen. Noch vor der Frankfurter Fachmesse ISH, so ist es geplant, werden wir einen neuen Präsidenten wählen lassen.“

Klimaschutzplan 2050

Mal abgesehen vom Spitzenpersonal beschäftigte die Versammlung sich mit weiteren Themen, unter anderem mit dem Klimaschutzplan 2050. Wie soll der Energieverbrauch in einigen Jahrzehnten gestaltet werden? Die Bundesregierung ist gefordert, ein tragfähiges technologieoffenes Gesamtkonzept für Deutschland zu entwickeln. Deshalb ist im Sommer der Entwurf des Klimaschutzplans 2050 in Berlin veröffentlicht worden. Doch der unter Federführung des Bundesumweltministeriums ausgearbeitete Plan lässt aus Sicht des ZVSHK marktwirtschaftliche Blickwinkel bislang eher vermissen. Ursprünglich sollten sogar Öl- und Gasheizungen ab 2030 zugunsten von erneuerbaren Energieträgern verboten werden und entsprechende Förderungen zu deren Einbau bereits ab 2020 auslaufen. In dem jüngsten Entwurf hat dies die Politik nach deutlicher Kritik der betroffenen Wirtschaftskreise allerdings wieder mit Fragezeichen versehen.

Eine marktfeindliche Klimapolitik lehnt das SHK-Fachhandwerk als Umsetzer der Energiewende ab. Die Berufsorganisation sieht in ihrem jüngst erschienenen Statement zum Klimaschutzplan 2050 etliche Punkte kritisch und verweist darauf, dass ein riesiges Potenzial von 14 Millionen Heizungsanlagen sanierungsbedürftig ist und durch entsprechende Modernisierungsmaßnahmen 15 % des momentanen Energieverbrauchs samt der entsprechenden CO2-Mengen eingespart werden könnten. Viele wichtige und lesenswerte Punkte sind auf 20 Seiten zusammengetragen und stehen als „Statement Klimaschutz“ unter www.zvshk.de zum Download bereit (Quicklink QL3112510).

Es bleibt bei ambitionierten Zielen

Deutschland hat einen Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen von 2,25 % (China 26,4 %, USA 17,7 %). Gemessen daran ist das Klimaschutzthema vor allem von weltweiter Bedeutung. Für den Export von Technologien bietet sich Deutschland dabei ein enormes Potenzial. Die Bundesregierung bekräftigt zudem, das ambitionierte Ziel erreichen zu wollen, dass die nationalen CO2-Emissionen um 85 bis 90 % bis 2050 sinken.

Für den Gebäudebereich enthält der Plan mehrere Maßnahmen, die die Energiewende im Gebäudesektor eher behindern als befördern würden, lautete die Einschätzung von Andreas Müller. Auf der Mitgliederversammlung nannte er dazu folgende Punkte:

Fünf wichtige Entwicklungen

  • Die Verschärfung der Anforderungen an die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden und die Verpflichtung zur anteiligen Nutzung erneuerbarer Energien hat nach bisherigen Erfahrungen eine Zurückhaltung bei Investitionen bewirkt.
  • Der Stopp der Austauschförderung für Öl- und Gasheizungen ab 2020 und ein weitgehender Verzicht auf Holzheizungen wird die Marktentwicklung beeinflussen.
  • Der Verzicht auf die Neuinstallation von Öl- und Gasheizungen ab 2030 steht im Gegensatz zu einer technologieoffenen Marktentwicklung.
  • Die Kraft-Wärme-Kopplung, vorzugsweise auf Basis von Erdgas, soll als flexible Technologie auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Doch ab 2030 muss auch in diesem Bereich schrittweise auf fossile Brennstoffe verzichtet werden.
  • Bislang stehen Energie und Verbrauch im Fokus, wenn es um Einsparpotenziale geht. Doch diese Betrachtungsweise soll sich zukünftig dahingehend verändern, dass der Klimaschutz ma&szlig;gebend ist. Mit der Folge, dass insbesondere neue CO<sub>2</sub>-Klimaschutzklassen für Gebäude eingeführt werden sollen. Auch soll zukünftig die Förderung von Energieeffizienzma&szlig;nahmen nach einem Klimaschutzzeitplan (CO<sub>2</sub>-Plan) erfolgen, statt nach dem bislang vertrauten Energiebedarf im Gebäude.

Frühzeitig Weichen stellen

Wenn diese geplanten Veränderungen Wirklichkeit werden, muss sich die SHK-Berufsorganisation frühzeitig mit weitreichenden Veränderungen vertraut machen, beispielsweise

  • in der Aus- und Weiterbildung
  • bei der System- und Technologiekompetenz (Qualitätssicherung)
  • in den Messeaktivitäten (neue Produkt- und Warengruppen)
  • für neue (oder alte) Marktpartnerschaften
  • in der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.

Impulspapier Strom 2030

Ebenfalls zur Sprache kam in Düsseldorf das „Impulspapier Strom 2030“. Das Bundeswirtschaftsministerium hat Mitte September 2016 das Impulspapier veröffentlicht und eine breite Diskussion über die Rahmenbedingungen für die zukünftige Versorgung mit Strom gestartet. Zu den wichtigen Themenfeldern gehören dabei die Erzeugung, die Nutzung für Wärme, für Verkehr und Industrie sowie der Transport durch die Stromnetze. Das Impulspapier skizziert auf der Grundlage aktueller Studien zwölf langfristige Trends für den Stromsektor. Die Trends beschreiben, wie Wind- und Solarstrom zunehmend das Energiesystem prägen.

Einige Trends betreffen auch unmittelbar den Wärmemarkt, denn die Wettbewerbsbedingungen für erneuerbaren Strom im Wärme- und Verkehrssektor sind verbesserungswürdig und es mangelt noch an Anreizen, um modernen Strom-Wärme-Systemen den Weg in den Markt zu ebnen.

Stromversorgung der Zukunft

Eine zunehmende Elektrifizierung stellt auch besondere Anforderungen an die Infrastruktur für Strom, an die Flexibilität im Stromverbrauch und die Speicherung von Energie. Müller unterstrich, dass es bei der Entwicklung eines entsprechenden Versorgungssystems von großer Bedeutung ist, dass ein gleichberechtigter Wettbewerb für alle Technologien geschaffen wird. Für die Verringerung der Emissionen in anderen Sektoren käme zum Beispiel nicht nur Strom aus erneuerbaren Energien infrage, sondern auch erneuerbares Gas und Biokraftstoffe, die in Fahrzeugen, in Heizungen oder in effizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen eingesetzt werden können. Wie dies am ehesten zu erreichen ist, muss erst noch durch die Marktteilnehmer auf dem Energiesektor diskutiert werden.

Aktuelles in Kürze

  • Die Mitgliederversammlung informierte sich auch über Neues zu webbasierten Angeboten im Heizungsmarketing. Dazu gehören Thermobox, eine von Düsseldorfer Innungsbetrieben gemeinsam mit Cordes &amp; Graefe und den Stadtwerken Düsseldorf initiierte Vermarktungsstrategie sowie Heizungsfinder, ein von Gro&szlig;händler Richter &amp; Frenzel entwickeltes Programm für eine App, um zeitnah ein finanzielles Angebot für eine neue Heizung unterbreiten zu können. Ob Preis, Beratung oder Daten: Die Hoheit bleibt beim Fachbetrieb.
  • Water-Energy-Life ist das Motto der Messe ISH im März 2017. Wärme und erneuerbarer Strom wachsen zusammen für die Energiewende. Die Türkei ist Partnerland. Innungen im weiten Umkreis von Frankfurt/Main sollen ein Bus-Sponsoring nutzen können, um ihren Mitgliedern einen Transfer direkt zu Busparkplätzen auf dem Messegelände bieten zu können.