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50 Jahre Wolf, Mainburg

Aufstieg eines Hopfentrockners

Der Beginn von Wolf liegt im Jahr 1963, als John F. Kennedy einem Attentat zum Opfer fiel und Ludwig Erhard zweiter Kanzler der Bundesrepublik Deutschland wurde. In der Stadt Mainburg ging es damals wohl noch ganz beschaulich zu, auch wenn dieses Jahr ein wichtiges Ereignis für die bayerische Wirtschaft markiert – zumindest für die Re­gion im Landkreis Kelheim. Es ist das Gründungsjahr der heutigen Wolf GmbH. Anton Wolf gründete das Unternehmen als Zweitwerk seines bestehenden Unternehmens in Geisenfeld. In Mainburg fertigen 80 Mitarbeiter auf 4000 m2 Produktionsfläche Teile für Hopfentrocknungsanlagen und Warmlufterzeuger. Bereits zwei Jahre nach der Gründung wird das Werk erweitert und zählt zu den größten Arbeitgebern im damaligen Landkreis Mainburg.

Anfang der 1970er-Jahre wurde das Unternehmen an den Salzgitter-Konzern verkauft. Zwei neue Fertigungshallen dokumentieren den Eigentümerwechsel. Den ersten großen Umbruch gab es nach dem Ölschock von 1973: Praktisch über Nacht stieg der Preis für ein Barrel Rohöl um 70 % auf über fünf US-Dollar. Während viele Firmen in Kurzarbeit oder in Konkurs gingen, erzielte Wolf 1974 ein Umsatzplus von 70 %. Mitten in der Wirtschaftskrise begann der Hersteller mit der Fertigung von Klimageräten.

Anfang der 80er-Jahre suchte Wolf nach einem zweiten Standbein. Die Ideen, die dabei diskutiert wurden, hören sich heute abenteuerlich an: Der Prototyp eines Wolf-Autos stand bereits vor der Tür. Vorübergehend zog die Geschäftsführung in Erwägung, es mit Fertighäusern zu versuchen, und auch der Vorschlag, Wärmepumpen zu bauen, die 30 % Heizöl sparen sollten, wurde diskutiert. Nach vielen Überlegungen entschieden sich die Geschäftsführer für die Produktion moderner Heizkessel. An Marktposition Nummer 36 trat Wolf damit gegen vier große Hersteller an, die den Markt zu 80 % unter sich aufteilten. Mit so einer Situation hatten die Mitarbeiter Erfahrung, denn auch bei Klimageräten starteten sie bei null und schafften es in ein paar Jahren bis an die Spitze der Branche. Wolf konzentrierte sich zunächst auf Ölheizungen, 1986/87 kamen Gaskessel hinzu.

Boom nach dem Mauerfall und Krise im neuen Jahrtausend

Anfang der 90er-Jahre herrscht Aufbruchstimmung in Deutschland. Wolf stellt 100 Vertriebsmitarbeiter ein und arbeitet an der Leistungsgrenze im Dreischichtbetrieb. Zum wiederholten Male wird in den Standort Mainburg investiert – diesmal in Maschinen und Kesselfertigungsstraßen.

Mit dem Jahrtausendwechsel schlittert Wolf jedoch in die schwerste Krise seiner Geschichte. Ausgangspunkt dieser Entwicklung war eine Entscheidung der Preussag Mitte der 1990er-Jahre. Der Vorstand verfolgte die Idee, einen führenden Weltkonzern für Gebäude-, Klima- und Heiztechnik aufzubauen. Diese Idee wurde im August 2000 aufgegeben. Aus einem Industriekonzern wurde ein Tourismuskonzern und Wolf wurde wie andere Unternehmen in der Gebäudetechnik überflüssig. Die Wende kommt mit zwei neuen Geschäftsführern: Alfred Gaffal, bereits zwischen 1983 und 1994 Geschäftsführer, kommt zurück zu Wolf und wird Vorsitzender der Geschäftsleitung, Dr. Fritz Hille wird Geschäftsführer für Technik und Produktion.

Zum 40-jährigen Jubiläum beginnt die Neuausrichtung als Systemanbieter. 2004 schreibt Wolf wieder schwarze Zahlen und startet eine Produktoffensive. Entscheidend für den Erfolg der Neustrukturierung sei gewesen, dass die Wölfe ihren Wunschpartner als neuen Gesellschafter durchsetzen konnten. Die Geschäftsführung wehrte sich gegen den Verkauf an einen direkten Konkurrenten. Bei der Suche nach Investoren stießen sie auf die Centrotec Sustainable AG aus Brilon im Sauerland. Es entsteht ein europäischer Konzern für Energiesparsysteme in der Gebäudetechnik. Und so konnte Bernhard Steppe, Sprecher der Geschäftsführung, auf der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz mitteilen, dass das Unternehmen 2012 wieder ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr erreichen und sich über dem Branchentrend entwickeln konnte.

Wer Wolf einmal persönlich besucht, kann die Wurzeln heute noch erleben, denn auf dem Weg nach Mainburg fährt man nach wie vor durch die ausgedehnten Hopfengärten mit ihren charakteristischen Gerüsten.