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Gesamtübersicht der Lieferwagenklasse

Im Kleintransport ganz groß

Eher beschaulich ging es in den letzten Jahren in der „Kangoo-Klasse“ zu. Unter neun verschiedenen Lieferwagen ließ sich auswählen, wenn es galt, den Fuhrpark durch ein kleines Servicefahrzeug zu bereichern. Etwa 3 m³ im geschlossenen oder teilverglasten Frachtraum waren meist möglich und die Tendenz ging dahin, noch ein Stückchen mehr an Volumen und Motorleistung herauszuholen. 2002 kam Bewegung in den Markt der Möglichkeiten: Ford erreichte mit dem Transit Connect in Langversion plus erhöhtem Dach die 4 m³. Der gestreckte Fiat Doblò sowie der Caddy Maxi waren die Antwort der konkurrierenden Marken – doch dazu bedurfte es Jahre.

Darf’s eine Nummer kleiner oder größer sein?

Wurden in den letzten beiden Jahren die ­Volumen-Grenzen der Lieferwagenklasse ­zunächst nach oben neu definiert – sprich: Langversion sowie umklappbare Beifahrersitze – so kamen im Modelljahr 2008 erstmalig sogenannte Mikro-Vans oder Kleintransporter zu den Händlern. Sie sollen ihren Job ganz bewusst eine Nummer kleiner machen. Mit 2,5 m³ im Frachtraum und kurzen Radständen, die einen Wendekreis unter 10 m realisieren, sind sie auf Wendigkeit getrimmt und damit für die Lebensräume in Großstädten mit geringem Parkplatzangebot und beengtem Straßennetz konzipiert. So wie in allen Klassen leichter Nutzfahrzeuge, sind auch hierfür Marken-Anbieter Allianzen in der Entwicklung eingegangen.

Gemeinsam entwickeln – getrennt vermarkten

Wenn auch jede Marke um ein eigenständiges Image bemüht ist, so leisten sich nicht ­alle Hersteller eine exklusive Fahrzeugentwicklung. Allianzen kennzeichnen den Markt: Auch bei den Lieferwagen pflegen die ansonsten stark konkurrierenden Marken Fiat, Citroën und Peugeot eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Jüngstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind die nahezu baugleichen Drillinge Citroën Nemo, Fiat Fiorino und Peugeot Bipper, die seit dem Frühjahr bei den jeweiligen Markenhändlern zu haben sind. Mit dem ähnlichen Angebot des Kangoo Rapid Compact verstärkt Renault seit dem Sommer diesen neuen Trend.

Interessante Weiterentwicklungen gibt es auch bei den etwas größeren Lieferwagen. Dass Citroën Berlingo und Peugeot Partner stets aus einer Fertigung gerollt sind, dürfte allgemein bekannt sein. Seit längerem wurde hier eine neue Generation erwartet, denn dieses Fahrzeugkonzept stammt schließlich von Mitte der 90er-Jahre und wurde seit 2007 in Basis-Versionen sogar zum Dumping-Preis angeboten. Die Zeit ist also reif, um den Generationswechsel klar und deutlich zu machen? Weit gefehlt: „Sowohl als auch“, lautet das Motto, denn Citroën bietet den Berlingo First und den neuen Berlingo jetzt parallel an – und verfolgt diese Taktik nicht allein. Auch beim Zwillingsbruder Peugeot Partner, der schließlich parallel vom Band läuft, wird mit der Bezeichnung „Partner Origin“ die gleiche Marketing-Strategie verfolgt. Renault kommt als dritte Kraft hinzu und macht die Qual der Wahl in diesem Sommer perfekt: Der vertraute Kangoo bleibt als vergleichsweise preiswerter „Campus“ im Angebot des Modelljahres 2009 und ergänzt damit die Präsenz des neuen Kangoo. So ergibt sich zusammen mit dem Mikro-Van Kangoo Rapid Compact eine mehr als lückenlose Fahrzeugpalette. Mag die Vielfalt der Konzepte auch zunächst verwirrend sein, der Handwerksbetrieb findet jetzt auf der Suche nach einem neuen Servicefahrzeug ein überlappendes Angebot. Von gut 2 bis 4 m³ im Laderaum lässt sich obendrein abwägen zwischen moderner und bewährter Fahrzeugtechnik, zwischen einem zeitnahen Design oder einem Preis-/Leistungs-Schnäppchen.

Die Trümpfe der Lieferwagen

Was gilt es zu transportieren und wohin? Muss mit dem gleichen Fahrzeug mal eine sperrige Leiter, mal wenige Utensilien transportiert werden? Im Handwerksbetrieb kann für zahllose Fahrten das Motto lauten: „schnell mal eben...“ Das allein hat die Lieferwagenklasse mit durchschnittlich 2,2 Tonnen an zulässigem Gesamtgewicht (zGG) fast unentbehrlich werden lassen. Das Angenehme beim City-Flitzer: Trotz des Frachtraumes kommt meist kein Zweifel darüber auf, dass man sich in der Pkw-Klasse befindet und deshalb ein agiles Fahrwerk mit entsprechendem Fahrkomfort zur Verfügung hat.

Das Maß der Dinge: die seitliche Schiebetür

Längst ist die seitliche Schiebetür zum Standard geworden. Was Berlingo und Partner zunächst nicht hatten, brachte dem Kangoo jahrelang einen Wettbewerbsvorteil ein und katapultierte ihn an die Spitze der Beliebtheitsskala bei den Liefer- und Freizeitfahrzeugen. Für alle anderen Lieferwagen wurde dies zum Maß der Dinge und mittlerweile ist meist auch die zweite Schiebetür unter den Op­tio­nen zu finden. Als Ausnahme sei an dieser Stelle der Skoda Praktik erwähnt, der auf dem deutschen Markt noch als Einziger aus der Riege spartanischer Lieferautos (z.B. Ford Escort Express oder Opel Astra Van) übrig geblieben ist. Wer bei den Lieferwagen das Frachtraumvolumen voll ausreizen will, wird genau Maß nehmen müssen, denn die Katalogangaben über die einzelnen Abmessungen helfen nur bedingt weiter. Wie breit und hoch sind die Einstiegsöffnungen? Welche Wölbungen weist die Karosserie im Inneren auf? Wie ist der Abstand zwischen den Radkästen bemessen?

Verwandelbarer Frachtraum

Ob Kasten oder Kombi: Bei den kleinen Lieferfahrzeugen kann auch die Kaufentscheidung beeinflussen, ob sich allein durch Verstellen der Sitze der nötige Frachtraum gewinnen lässt. Ein absenkbarer Beifahrersitz in Kombination mit Schwenkgitter bringt durchaus einen halben Kubikmeter mehr und eröffnet Langgut ein Terrain von gut einem Meter. Asymmetrische Hecktüren lassen es zudem zu, dass die schmalere rechte Flügeltür während der Fahrt in 90-Grad-Stellung arretiert bleibt. Vom Handschuhfach bis zur roten Fahne lässt sich so Langgut in erstaunlicher Dimension transportieren. Eine Leiterklappe bietet die Wunschausstattung nur bei wenigen Modellen. Wer den Frachtraum nicht wegen seines Volumens schätzt, sondern ein Servicefahrzeug mit Werkstatteinrichtung benötigt, für den hält der Händler meist ebenfalls eine fertige Lösung ab Autohaus bereit.

Transport gefällig? Aber sicher!

Die Frachträume der Lieferwagen sind in der Grundausstattung durchweg recht spärlich verkleidet. Teilweise bietet das Zubehörprogramm befriedigende Lösungen, denn es gilt – nicht zuletzt im Hinblick auf den Werterhalt – den Boden samt Wände großflächig zu schützen. Wichtig sind zudem Verzurrpunkte auch in oberen Bereichen, damit Gurte ein Wanken sperriger Güter verhindern können. Als völlig unzureichend offenbaren sich hier die Möglichkeiten bei den Mikro-Vans, denn die paar Verzurrösen, die es überhaupt gibt, befinden sich auf der Bodenplatte. Ein paar auf dem Laderaumboden platzierte Utensi­lien reichen bereits, um sie nicht mehr erreichen zu können. Eine Verbesserung könnten viele Fahrzeugausrüster realisieren, wenn Seitenverkleidungen kombiniert mit Verzurrleisten eingebaut – und von den Handwerkern natürlich auch genutzt würden.

Die Lieferwagenklasse vermag mit einer deutlich erweiterten Vielfalt alle Anforderungen abzudecken, die man für den rollenden Service auf der Kurzstrecke stellen kann. Für den Kleintransport ist das ganz groß: Frachträume von 2,5 bis über 4 m³ lassen sich über einen absenkbaren Beifahrersitz oder eine offenstehende rechte Flügeltür oder eine Leiterklappe beträchtlich erweitern. Auch an Werbeflächen haben die Kleinen einiges zu bieten, denn so wie beim normalen Caddy verfügen Bipper, Fiorino und Nemo jetzt auch über ein schönes glatt gezogenes Blechkleid ohne störende Sicken, sodass sich Werbegestalter einiges einfallen lassen können. Allerdings: Umso hässlicher wird es aussehen, wenn sich wankende Ladung mangels Verzurrmöglichkeiten selbstständig machen kann. In vielen unverkleideten Bereichen sind Innenflächen einer umstürzender Ladung schutzlos ausgeliefert – vom Insassenschutz ganz zu schweigen.