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Die Kasse soll auch künftig klingeln

Durchweg haben SHK-Betriebe alle Hände voll zu tun. Aber welche Perspektiven müssen sich auftun, damit dies auch in Zukunft so bleibt? Wie gut das organisierte Fachhandwerk mit Blick auf diese Frage aufgestellt ist, zeigt eine Studie des Instituts für Mittelstand und Handwerk der Universität Göttingen. Im Auftrag des Zentralverbandes SHK sind die Forscher anhand statistischer Daten und Erhebungen der Struktur der Innungsbetriebe auf den Grund gegangen. Beim sogenannten Marktforschungsdialog in Berlin wurde die Auswertung Mitte September der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei verknüpfte der Veranstalter die Ergebnisse zur Tagung direkt mit den thematischen Dauerbrennern Barrierefreiheit und Heizungsmodernisierung. Beide werden in Zukunft noch stärkere Umsatzbringer für SHK-Unternehmer sein – wenn die Voraussetzungen stimmen.

Zukunftsträchtige Geschäftsfelder festigen

Sind zum Beispiel jetzt und in einigen Jahren genug Fachkräfte vorhanden, um wichtige Aufgaben zu erfüllen? Der demografische Wandel etwa führt dazu, dass Millionen von Wohnungen modernisiert werden müssen, damit Senioren weiterhin in ihren barrierefreien vier Wänden wohnen können.

Auch der Fahrplan der Bundesregierung für mehr Energieeffizienz benötigt viele Berater und Fachleute, die den steigenden Bedarf bei der Modernisierung alter Heizungsanlagen bewältigen können. Also kurzum: Das SHK-Handwerk kann auf absehbare Zeit mit vollen Auftragsbüchern rechnen, wenn die Personaldecke entsprechend üppig ausgelegt ist. Das gelingt, wenn schon heute viele Jugendliche ihre Zukunft in der SHK-Branche sehen. Das verlangt Engagement von jedem einzelnen Fachbetrieb ebenso wie von einer starken ZVSHK-Berufsorganisation.

Präsident Manfred Stather brachte es zur Berliner Tagung auf den Punkt: „Energie und Demografie! Auf diese beiden zukunftsweisenden Geschäftsfelder wird das Innungshandwerk seine Qualifikation und Kompetenz in den nächsten Jahren primär ausrichten.“ Der Zentralverband hatte seine Marktpartner eingeladen, um Rahmenbedingungen und Marktpotenziale zu erörtern, Kräfte innerhalb des dreistufigen Vertriebsweges zu bündeln und um gemeinsame Strategien nach vorne zu bringen. Wie erfolgreich kann die Branche sein, wenn sie zu einer gemeinsamen Sprache findet? Antworten darauf gaben mehrere Punkte der Veranstaltung.

Barrierefreiheit als Umsatzbringer erkennen

Beispiel demografischer Wandel: Das organisierte Fachhandwerk steht bereit, um das Bad als Mittelpunkt einer altersgerechten Wohnung bestmöglich zu modernisieren. Das zeigt sich unter anderem in Angeboten wie der Produktdatenbank www.barrierefrei.de, in den Weiterbildungsangeboten für Fachbetriebe und nicht zuletzt in der Check-App „Altersgerecht umbauen“.

Der Großhandel unterstützt die Maßnahmen ebenfalls auf seine Art. Etwa mittels Fachausstellungen und einer Listung möglichst vieler geeigneter Barrierefrei-Produkte. Ebenso sind viele Hersteller im Sanitärbereich in der Produktentwicklung inzwischen darauf aus, mit einem Mehrwert an Design und Funktion den Barrierefrei-Markt zu bedienen. Alle zwei Jahre prämiert darüber hinaus der Design-Award des ZVSHK herausragende Leistungen in der Produktentwicklung, damit dieses Engagement noch verstärkt wird. Das alles zeigt unterm Strich: Handwerk, Handel und Hersteller sprechen in weiten Teilen eine Sprache, wenn es um Barrierefreiheit geht.

Diese Sprache verstehen mittlerweile auch andere Institutionen. Weil die SHK-Branche im Sanitär-Sektor in den zuvor genannten Punkten Fakten geschaffen hat, erkennen inzwischen auch Kranken- und Pflegekassen dieses Potenzial. So wird das Berufsbild des Anlagenmechanikers SHK für bestimmte Bauleistungen seit Anfang 2015 von den Kranken- und Pflegekassen anerkannt.

Wie sich dies nutzen lässt? In Zukunft wird es für in diesem Punkt präqualifizierte SHK-Fachbetriebe erheblich einfacher sein, erbrachte Modernisierungs- bzw. Bauleistungen für das barrierefreie Bad abzurechnen. Der Zentralverband bereitet jetzt einen Leitfaden vor, damit die Mitgliedsbetriebe dieses Geschäftsfeld noch effektiver ausbauen können.

Eine Million altersgerechte Wohnungen fehlen

In Berlin stellte der ZVSHK-Präsident Manfred Stather diese Entwicklung heraus. Das Bad ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben in den vertrauten vier Wänden: „Altersgerechte Wohnungen definieren sich zuallererst über ein barrierefreies Badezimmer. Hier gewährleisten Komfort, Ästhetik, Sicherheit und Hygiene die Lebensqualität bis ins hohe Alter.“

Das Geschäftsfeld birgt viele Umsatzmöglichkeiten. Mit welch hohem Bedarf an Wohnungen tatsächlich zu rechnen ist, verdeutlichte Dr. Tobias Hackmann vom Prognos-Institut. Der Wirtschaftsforscher sagte: „Derzeit fehlen für Pflegebedürftige eine Million altersgerechte Wohnungen.“ Auch bis zum Jahr 2030 werde trotz reger Modernisierungstätigkeit der Mangel nicht behoben sein, besagt seine demografische Vorausschau. Damit ergebe sich ein großes Auftragspotenzial für die Sanitärwirtschaft und das Fachhandwerk.

Zu den organisierten Innungsbetrieben gebe es für diese Aufgabe keine Alternative, merkte Präsident Stather an. „Menschliches Einfühlungsvermögen, fachliches Können, hohes Qualitätsniveau, gewerkeübergreifende Kompetenz – es sind diese Anforderungen, die unseren Innungsbetrieben gleichsam ein Alleinstellungsmerkmal als Problemlöser bei der altersgerechten Gebäudesanierung einräumen.“ In den Innungsbetrieben finden sich laut ZVSHK-Studie gut zwei Drittel aller Beschäftigten im gesamten SHK-Handwerk wieder. Damit spricht Manfred Stather für die Mehrheit aller Beschäftigten.

Heizungssanierung wird angeschoben

Dieses Alleinstellungsmerkmal als Problemlöser besteht ebenso bei der Heizungssanierung. Denn wer anders als das SHK-Fachhandwerk genießt hohes Vertrauen bei den Betreibern von Heizungsanlagen? Der „Nationale Aktionsplan Energieeffizienz“ der Bundesregierung will hier mit einem Katalog von Sofortmaßnahmen ansetzen, um die nationalen Klimaziele bis 2020 zu erreichen. Dazu gehören:

  • Verbrauchskennzeichnung für Neuanlagen (seit Ende September)
  • Effizienzlabel für Altanlagen (ab 2016)
  • die Weiterentwicklung und Förderung des Heizungs-Checks (ab 2016 bis voraussichtlich 2020).

Dies sei laut ZVSHK am besten mit den rund 25 000 Innungsbetrieben umzusetzen.

Warum die politisch Verantwortlichen in Berlin das endlich erkannt haben, erläuterte ZVSHK-Präsident Stather bei der Tagung: „Die Politik braucht einen Partner, der fähig ist zu einer breiten Verbraucheransprache und der mit ihr gemeinsam Informationskampagnen realisieren kann. Die Politik braucht einen Partner, der den Großteil jener Betriebe einbringen kann, die personell in der Lage sind, die anstehenden Aufgaben zu bewältigen.“ Diese Erkenntnis sei in Berlin allerdings nicht über Nacht angekommen. Im Gegenteil: Es habe Jahre gedauert und vieler Gespräche zwischen Fachhandwerk, Heizungsindustrie und Vertreter in verschiedenen Ministerien bedurft.

Elmar Esser, Hauptgeschäftsführer ZVSHK, bestätigte diese positive Entwicklung: „Die Vertreter unserer Verbandsorganisation sitzen regelmäßig mit den politischen Entscheidungsträgern zusammen. Denn unsere Betriebe unterstützen durch den altersgerechten Umbau sowie die energetische Sanierung sowohl die gesellschaftlichen als auch die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung.“

Im Zusammenhang mit der energetischen Sanierung kam zur Tagung allerdings die Frage auf: Ob denn das Fachhandwerk bei der derzeitigen Auslastung weitere Anstrengungen zur Heizungsmodernisierung unternehmen kann und soll? Esser beantwortete dies mit einem klaren Ja. Würden momentan lediglich 500 000 alte Systeme pro Jahr ersetzt, so wäre die Verdopplung der Austauschrate für jeden einzelnen Betrieb machbar.

Einheitlich um Nachwuchs werben

Ebenfalls machbar ist eine einheitliche Nachwuchswerbung. Wie die Strukturanalyse des SHK-Handwerks ergeben hat, tragen Nicht-Innungsmitglieder nur zu einem geringen Teil zur Nachwuchsgewinnung bei. Dies wertete Manfred Stather als eine handfeste Stärke der organisierten Innungsbetriebe. Er appellierte während der Berliner Tagung an Großhandel und Hersteller, die Nachwuchssicherung als Branchenaufgabe zu begreifen.

Der Präsident kündigte an, dass es ab Anfang des Jahres 2016 eine bundesweit einheitliche Werbekampagne geben wird. „Das Handwerk braucht dafür die Unterstützung seiner Marktpartner. Denn eine erfolgreiche Kampagne zur Nachwuchswerbung ist der erste wichtige Schritt, um aus eigener Kraft der Alterung der Belegschaften entgegen zu wirken.“

Mehrwert zeigen statt Online-Rabatte zulassen

In Berlin stand zudem der Umgang mit dem aufstrebenden Online-Handel mit Sanitär- und Heizungsprodukten auf der Tagesordnung. Letztlich wurde das Thema als weitere Herausforderung für die SHK-Branche thematisiert. Ähnlich wie die Entwicklung bei Baumärkten werde sich der Online-Handel ebenfalls neben dem zwei- und dreistufigen Vertriebsweg etablieren, benannte Stather die Sachlage. Ihm war dabei aber wichtig herauszustellen, dass die Deutungshoheit über das Leistungsangebot der vertrauten SHK-Branche nicht verloren gehen dürfe. Kundennähe und Kundenbindung, Beratungskompetenz und Dienstleistungsmentalität seien entscheidende Faktoren, die im Wettbewerb mit Internetplattformen einen erheblichen Mehrwert bringen: „Dies gilt es herauszustellen und Kunden zu vermitteln.“

Online-Anbieter kämen der Erwartung ihrer Käufer allerdings stark entgegen, in dem sie für Produkte und Dienstleistungen Preise nennen, hieß es von Seiten einiger Tagungsteilnehmer. Hier müssten die Marktpartner im dreistufigen Vertriebsweg Antworten finden und Modelle entwickeln, lautete die Antwort. Konkrete Lösungsansätze kamen dabei nicht auf den Tisch. Doch zeigte die Diskussion, dass Hersteller, Handel und Handwerk daran gelegen ist, eine übereinstimmende Lösung zu finden. Das war nicht immer so.

Info

SHK-Handwerk unter der Lupe

Der ZVSHK hat eine Strukturanalyse in Auftrag gegeben. Das Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen hat dabei unter anderem ermittelt, dass SHK-Innungsbetriebe fast doppelt so umsatzstark und durchschnittlich mit fast doppelt so vielen Beschäftigten am Markt tätig sind wie nichtorganisierte Betriebe. Außerdem liegen die organisierten SHK-Betriebe beim Qualifikationsniveau sowie bei der Anzahl der Ausbildungsbetriebe und der Auftragsreichweite signifikant vorne.

Die Studie analysiert zudem: statistische Grunddaten, Bedeutung des Innungshandwerks, soziodemografische Merkmale, Berufsbildung, Beschäftigungsstruktur, Löhne und Preise, Konjunkturentwicklung, Tätigkeitsstruktur und Absatzmarkt sowie Finanzkennzahlen. Ergänzt wird der Bericht durch Tabellen und Abbildungen. Die etwa 200 Seiten umfassende Strukturanalyse ist zum Preis von 850 Euro erhältlich im Onlineshop des Zentralverbands unter www.zvshk.de (unter dem Menüpunkt Betriebsorganisation).

Referenten

Dr. Klaus Müller (Universität Göttingen) zur Analyse des SHK-Handwerks: „Der Umsatz bei Innungsbetrieben ist nahezu doppelt so hoch gegenüber Nicht-Innungsmitgliedern.“

 

 

 

Udo Wirges (Bereichsleiter Technik im ZVSHK): „Die Energiewende im Wärmemarkt bietet neue Potenziale. Sie zu heben ist auch von unternehmerischer Initiative abhängig.“

 

 

 

ZVSHK-Präsident Manfred Stather : „An den 25 000 organisierten SHK-Betrieben wird kein Weg vorbeiführen, wenn es gilt, unser Land energieeffizient und altersgerecht auszurichten.“

 

 

 

ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser : „Wir werden die steigenden Beratungsansprüche der Kunden bedienen müssen.“

 

 

 

 

Steeven Bretz (Berufsförderungswerk der SHK-Handwerke): „Der Kundendienstmonteur ist der Akquisiteur unserer Branche.“

 

 

 

 

Dr. Hans Henning (Großhandelsverband DG Haustechnik) sieht die Kundschaft im Medien-Zeitalter: „Wir sollten ein Angebot schnell erstellen – so wie die Online-Anbieter.“

 

 

 

 

Andreas Lücke (Bundesverband Heizungsindustrie): „Web-Angeboten auf Sparflamme gehören Angebote entgegengesetzt, die den hydraulischen Abgleich sowie die Einbindung von Solarthermie mit aufgreifen.“

 

 

 

Jens Wischmann (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft) über Online-Angebote: „Meine Sorge ist nicht das Internet. Sondern, dass ein Problemlöser auf den Markt kommt, der vieles besser macht als unser dreistufiger Vertriebsweg.“