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Ohne Behandlung keine Sicherheit

Wasser ist nicht gleich Wasser

SBZ: Herr Dr. Stoll, worauf ist bei der Neuerstellung oder bei der teilweisen Erneuerung von Trinkwasserleitungen und -installationen – zunächst unabhängig von einer eventuell erforderlichen Trinkwasserbehandlung – zu achten, um das Risiko von Korrosionsschäden zu mindern?

Dr. Stoll: Der Trinkwasser-Feinfilter ist zunächst die wichtigste Komponente, um zu verhindern, dass feine Verunreinigungen aus dem Wassernetz in die Hausinstallation eingeschwemmt werden, die dort zu Lochkorrosion führen können. Die geltenden Regelwerke schreiben den Einbau eines Filters vor – unabhängig davon, welches Rohrmaterial für die Trinkwasserinstallation verwendet wird. Bereits die vorgeschriebene Spülung vor der Inbetriebnahme muss mit filtriertem Wasser erfolgen, da ansonsten der Zweck der Spülung – das Ausspülen von Fremdstoffen wie beispielsweise Resten von der Rohrentgratung – nicht erfüllt werden kann, wenn gleichzeitig Korrosionsprodukte mit dem Wasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz wieder eingespült werden.

SBZ: Auf welche Trinkwasser-Parameter müssen Installateure und Planer achten, um Anhaltspunkte für erforderliche Maßnahmen zur Vermeidung von Steinbildung zu gewinnen?

Dr. Stoll: Grundsätzlich müssen zunächst die Wasserparameter beachtet werden, die in der vom Wasserversorgungsunternehmen zur Verfügung gestellten Wasseranalyse aufgelistet sind. Eine entscheidende Größe ist der Härtegrad des Wassers. Bei Wässern im Härtebereich 1, d. h. kleiner 8,4 °dH, ist eine Enthärtung im Regelfall nicht erforderlich, solange das Trinkwasser für haushaltsübliche Zwecke verwendet wird. Im Härtebereich 2, d.h. zwischen 8,4 °dH und 14 °dH, wird bei einer Warmwassertemperatur von 60 °C bereits eine Behandlung des Trinkwassers empfohlen. Ab dem Härtebereich 3 ist eine Trinkwasserbehandlung zwingend erforderlich. Dabei ist dann abhängig vom gewünschten Kundennutzen und von den Wasserparametern zu entscheiden zwischen Härtestabilisierung mittels Dosierung, alternativem Kalkschutz oder der Enthärtung durch den Einsatz einer Enthärtungsanlage.

SBZ: Bei welchen Ausgangswerten müssen Installateure und Planer erkennen, dass Maßnahmen zum Korrosionsschutz notwendig sind?

Dr. Stoll: Korrosion ist in Trinkwasserinstallationen stets ein elektrochemischer Vorgang; es fließen Elektronen zwischen Wasser und Metall. Die meisten Korrosionsvorgänge in metallenen Rohrleitungen werden durch Sauerstoff ausgelöst, wodurch das Metall oxidiert. Dies ist immer dann der Fall, wenn keine Schutzschichten vorhanden sind. Dies gilt insbesondere für Installationen aus verzinktem Stahl oder aus Kupfer, wenn entsprechend ungünstige Wasserparameter vorliegen. In der aktuellen Fassung der Trinkwasserverordnung sind außerdem Grenzwerte angegeben, die als Indikator für Korrosionserscheinungen gelten. Ohne zusätzliche Maßnahmen zur Wasseraufbereitung können diese Grenzwerte oft nicht eingehalten werden. Nicht vergessen werden darf neben den chemischen Wasserparametern, dass auch die Betriebsbedingungen ­eine erhebliche Rolle spielen, etwa in Warmwassernetzen Betriebstemperaturen oberhalb von 60 °C, die bei zentraler Trinkwas­ser­erwärmung in Großanlagen zum Schutz vor Legionellen eingehalten werden müssen.

SBZ: In Fachkreisen sowie bei Verbrauchern ist mitunter die Meinung verbreitet, dass Ionenaustauscher eine Verkeimungsquelle darstellen können. Mit welchen Fakten kann diesem Vorbehalt begegnet werden?

Dr. Stoll: Eine Enthärtungsanlage, die entsprechend der geltenden Normen gebaut und DVGW-zertifiziert ist, erfüllt auch die Qualitätsansprüche an das Trinkwasser. Die Bau- und Prüfgrundsätze für Ionenaustauscheranlagen sind in der DIN EN 14743 und der DIN 19636-100 festgelegt. Hierzu gehört auch die hygienische Sicherheit, um Verkeimungen innerhalb der Enthärtungsanlage zu vermeiden. Alle Grünbeck-Enthärtungsanlagen sind mit einer automatischen Entkeimungseinrichtung ausgestattet, die bei jedem Regeneriervorgang eine Desinfektion des Austauscherbehälters vornimmt.

SBZ: Sind Rohrleitungen bei enthärtetem Wasser nicht stärker korrosionsgefährdet?

Dr. Stoll: Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn durch die Trinkwasserbehandlung der pH-Wert in einen für die Korrosionsgefahr kritischen Bereich sinkt. Die Enthärtung des Wassers hat jedoch keine pH-Wert-Verschiebung zur Folge. Das Korrosionsverhalten bleibt somit unbeeinflusst. Nur bei Trinkwasser-Installationen aus verzinkten Eisenwerkstoffen kann es erforderlich sein, einen vorbeugenden Schutz durch den Einbau einer Korrosionsschutz-Dosieranlage zu treffen.

SBZ: Rohre aus verzinktem Stahl dürfen in Trinkwasserinstallationen nur noch unter der Voraussetzung eingesetzt werden, dass die Verwendung entsprechend DIN 50930-6 und § 17 TrinkwV nicht zu hygienischen Beeinträchtigungen führt, sodass dieser Rohr­werkstoff nur noch eine untergeordnete Rolle spielen dürfte. In welchen Fällen kann es ratsam sein, trotz eigentlich korrosionsbeständiger metallener Rohrwerkstoffe wie Edelstahl Maßnahmen zum Schutz vor Korrosion einzuplanen? Welche Korrosionsarten sind hier denkbar?

Dr. Stoll: Rohrwerkstoffe aus Edelstahl weisen eine hohe Korrosionsbeständigkeit auf; insbesondere kann Flächenkorrosion bei Edelstahlrohren praktisch nicht auftreten. Durch den Legierungsanteil Chrom bildet sich im Regelfall eine dünne, fest haftende Passivschicht aus. Bei Edelstahlrohren kann allerdings bei chloridhaltigen Wässern die Gefahr von Lochkorrosion und Spaltkorro­sion bestehen. Die Korrosionswahrscheinlichkeit ist jedoch auch von weiteren wasserseitigen Einflussgrößen wie dem pH-Wert, der Betriebstemperatur, oxidierenden Stoffen sowie dem Gehalt an gelösten Substanzen wie Nitraten oder Sulfaten abhängig. Generell schreibt die TrinkwV einen pH-Wert zwischen 6,5 und 9,5 vor. Auch bei der Verwendung von Edelstahlrohren muss das Trinkwasser in diesem Bereich liegen. Ist das nicht der Fall, ist eine Dosierung zur Anpassung des pH-Wertes erforderlich.

SBZ: Welche Neuentwicklungen führt Grünbeck im Programm und wie stellt sich die Wirkungsweise dar?

Dr. Stoll: Neuerungen gibt es vor allem bei den Enthärtungsanlagen, die nach dem klassischen Ionenaustauschverfahren arbeiten. So gleicht zum Beispiel der Weichwassermeister GSXplus schwankende Rohwasserhärten aus. Die Anlage gewährleistet durch exakte Messung der Leitfähigkeit und Temperatur eine garantiert gleichbleibende Wasserqualität. Auch bietet die Dreifach-Enthärtungsanlage Delta-p eine neuartige Lösung, da mit dem Einbau einer Enthärtungsanlage bislang hohe Druckverluste in der Trinkwasserinstallation verbunden waren, durch die bei niedrigen Versorgungsdrücken möglicherweise die geforderten Mindestfließdrücke an den Entnahmestellen nicht mehr gewährleistet werden können. Das patentierte Steuerventil der Dreifach-Enthärtungsanlage Delta-p garantiert hier eine unterbrechungsfreie Versorgung mit Weichwasser bei minimalem Druckverlust.

SBZ: Vielen Dank für die interessanten Erläuterungen.