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Gute Arbeit benötigt guten Nachwuchs

Die Außenwirkung einer handwerklich erstellten Metallbekleidung für Dach und Fassade kann zum gelungenen Blickfang werden. Doch welche Handwerker sind in der Lage, das umzusetzen? Das dazu gehörige Berufsbild ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Entsprechend gering ist inzwischen auch der Zulauf zu dem Ausbildungsberuf Spengler, Klempner, Flaschner oder Blechner. Ulrich Leib, Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik im ZVSHK, gab zur Eröffnung des 18. Klempnertags im März in Würzburg bekannt, dass im vergangenen Jahr lediglich 414 Neuverträge für Spenglerlehrlinge abgeschlossen wurden. „Das bedeutet einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 5 %. Hier müssen wir gegensteuern“, betonte Leib.

Entsprechend breiten Raum nahm das neue Konzept des ZVSHK während des zweitägigen Branchentreffs ein. Alles Wichtige zum Start der bundesweiten Initiative bekamen die rund 260 Teilnehmer präsentiert. Die für das Klempnerhandwerk spezifische Umsetzung beginnt im Laufe des Jahres in den jeweiligen Landesverbänden.

Gezielte Werbung für den Spenglerberuf

Unter dem Motto Zeit zu starten wird die Nachwuchswerbung bereits jugendliche Schüler ansprechen, um sie für ein Praktikum im Handwerksbetrieb zu begeistern. Dies biete drei Vorteile, erläuterte Birgit Jünger, Referatsleiterin Marketing im ZVSHK. „Klempnerbetriebe, die sich bereits bei Schülern ins Spiel bringen, die ein Pflichtpraktikum absolvieren müssen, sind früh dran. Darüber hinaus können beide, Betrieb und Praktikant, in Ruhe prüfen, ob sie zueinander passen und ob eine Ausbildung infrage kommt. Die Erfolgsaussichten sind bei diesem Vorgehen besonders gut.“ Aus Studien ist bekannt, dass ca. 30 % der Schüler eine Ausbildung in dem Betrieb starten, in dem sie ein gutes Praktikum absolviert haben.

Aus einem Praktikant wird der Auszubildende

Dies setzt voraus, dass sich der Handwerksunternehmer im Spenglerbetrieb aktiv um Praktikanten kümmert. Im Vordergrund steht, dass Praktikanten bereits einfache Tätigkeiten in der Metallbearbeitung ausprobieren und auch leichte Arbeiten ausführen dürfen. Geschickt ist es in diesem Zusammenhang, Praktikanten beispielsweise einem Junggesellen zuzuordnen, der sie über die Schulter schauen lässt. Kontraproduktiv wäre es, wenn Schüler fast ausschließlich zu unangenehmen Arbeiten herangezogen werden, bei denen sie nichts lernen.

Thema Berufswahl wird oft verdrängt

Schüler wissen oft wenig über Berufe im Allgemeinen und über Spengler im Besonderen. Sie verschieben die Beschäftigung mit dem Thema Berufswahl soweit es geht und entscheiden erst, wenn es gar nicht mehr anders geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Marktforschung, die der neuen bundesweiten Kampagne zur SHK-Nachwuchswerbung im letzten Jahr vorgeschaltet wurde. Im Fokus standen Schüler der achten bis zehnten Klasse, für die die Berufswahl zum Thema wird.

Die Marktforschung machte unter anderem deutlich, dass das SHK-Handwerk viele Punkte auf dem Wunschzettel junger Menschen erfüllt. Hierzu zählt die große Vielfalt der Tätigkeiten, bei denen man zupacken kann und am Ende des Tages sieht, was man geleistet hat. Dies ist ein Pfund, mit dem Innungsbetriebe wuchern können.

Darüber hinaus wünschen sich zahlreiche Jugendliche laut Studie, im Team zu arbeiten. Sie ziehen ein familiäres Betriebsklima einer Arbeit in einem Großkonzern vor. Wichtig ist den jungen Menschen, dass sie während Praktikum und Ausbildung gut unterstützt und nicht allein gelassen werden.

Den Spenglerberuf wieder bekannter machen

Wie lassen sich Jugendliche erreichen, die der Spenglerbetrieb braucht? Dieser Frage ging SHK-Unternehmer Christian Sendelbeck nach. Er nannte Beispiele, die vom Aushang in der Schule bis zur Annonce in der Vereinszeitung reichten. „Sie brauchen Multiplikatoren. Wissen alle in Ihrem Unternehmen, dass Sie einen Azubi suchen und wird das möglichst breit kommuniziert?“, fragte er die Unternehmer in Würzburg. Wie auf einer Checkliste führte er Bekanntes und Neues auf, was die Suche nach einem Praktikanten bzw. Lehrling erfolgreich und den Spenglerberuf bekannter macht. Einen wichtigen Lehrer für einen oder zwei Tage ins Unternehmen einzuladen, wurde als Tipp ebenso genannt wie den Zeitungsfotografen aufs Gerüst zu holen, damit er über Spenglerarbeiten an einem bekannten denkmalgeschützten Gebäude berichten kann.

Andreas Buck, Klempnermeister und Chefredakteur der Zeitschrift Baumetall, erläuterte im Detail, wie eine Öffentlichkeitsarbeit im Spenglerbetrieb aussehen kann: „Reden Sie darüber, wie viel Spaß Ihnen Ihr Beruf macht. Schaffen Sie regelmäßig einen Anlass, damit die Lokalzeitung über Sie, Ihr Unternehmen oder Ihre Arbeit berichtet. Damit erreichen Sie Ihre zukünftigen Auszubildenden oder Ihre neuen Auftraggeber.“

Wie gut Klempnerarbeiten aussehen können, zeigte Berthold Zürn mit der Neudeckung der Kirche in Hittisau/Allgäu. Das neue Kupferkleid auf dem Zwiebelturm wurde als Welsche Haube originalgetreu in französischer Deckung wiederhergestellt – Bilder, die in der Öffentlichkeit Werbung für die Leistung des Spenglerbetriebes und das anspruchsvolle Berufsbild machen können.

Merkblatt für Metallanschlüsse in Arbeit

Um gewerkeübergreifende Lösungen ging es Klempnermeister Robert Smejkal. Er stellte aus dem dazu gebildeten Arbeitskreis etliche Details vor, die die Zusammenarbeit mit Stuckateuren und Malern erleichtern und erfolgreicher machen sollen. Das brachte Diskussionsbeiträge und weitere Aspekte, die bis dahin noch nicht berücksichtigt waren. Noch im Laufe dieses Jahres soll das Merkblatt für Metallanschlüsse fertig werden. Es soll gute Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Übergang von Metall auf Putz an Dach und Fassade ohne Komplikationen ausgeführt werden kann.

Stolperfallen im Bauablauf vermeiden

Interessante Zusammenhänge in der Bauphysik präsentierte Prof. Johann Spiessberger. Bei vielen Konstruktionen gehe man fälschlicherweise davon aus, dass dort die in der Bauphase angesammelte Feuchte problemlos durch feuchtevariable Dampfbremsen entweicht. Das sei aber vielfach nicht der Fall, denn eine solche Membrane bilde ein deutlich höheres Hindernis als zum Beispiel ungeschützte Sparren. Holz sei ein enormer Speicher für Feuchte. Das könne der Grund für Schimmelbefall sein. Sein Hinweis: „Wird ein Bau im Oktober abgeschlossen, hat er den Winter über eine andere Austrocknungsphase als nach der Fertigstellung im Frühjahr – gegen die Baufeuchte und damit verbundene Komplikationen müssen die Handwerker Vorkehrungen treffen“, erläuterte er.

Wärmebrücken und Schäden verhindern

In Würzburg stand zudem eine weitere Problemstelle auf der Tagesordnung: Wie bei der Aufsparrendämmung Schrauben eine Wärmebrücke verursachen, demonstrierte Klaus Richter anhand von Zeichnungen und Wärmebilddarstellungen. „Viele Praktiker messen dem keine Bedeutung bei“, warnte der Dämmspezialist. Er zeigte Detaillösungen, bei denen Befestigungstechnik und Dämmung auf bessere Art kombiniert sind.

Fotos zu unglaublichen Fehlleistungen am Bau präsentierte Klempnermeister Bernd Kramer den Teilnehmern des Klempnertages. Der Sachverständige führte viele unsachgemäße Ausführungen darauf zurück, dass in einigen Fällen weder Unternehmer noch Handwerker über das nötige Know-how für die Klempnerarbeit verfügten. Er rechnete dabei in mehreren Fällen vor, dass Auftraggeber letztlich kein Geld gespart hatten. Denn die Kosten für Gutachten und Instandsetzung eliminierten meist die Einsparungen, die ein Billigangebot erzielen solle, sagte Kramer.

Fachtechnik und weitere Ratschläge

Einzelheiten zu den gerade überarbeiteten Klempnerfachregeln erläuterten Bufa-Leiter Ulrich Leib und ZVSHK-Referent Christian Winsel. Seit der letzten Novellierung vor sieben Jahren gab es etliche Punkte, die durch den entsprechenden Arbeitskreis auf den neuesten Stand gebracht wurden. Auch ließ sich weitgehend eine Harmonisierung mit den Fachregeln der Dachdecker erzielen. Die Neuauflage der Fachregeln ist als Ringbuch einschließlich CD-ROM im Onlineshop von www.zvshk.de erhältlich (Bestell-Nr. T01/3, Mitgliederpreis netto 175 Euro plus Nebenkosten, Nicht-Mitglieder zahlen netto 298 Euro).

Für die Sicherheit auf der Baustelle wies Hans-Jürgen Wellnhofer auf zahlreiche Änderungen hin. In diesem Jahr soll eine neue Arbeitsstättenverordnung kommen, die Unterschiede zu den vertrauten UVV Bauarbeiten (Vorschriften für die Unfallverhütung bei Bauarbeiten) bringen wird. Vor allem wird dies Absturzsicherungen betreffen. Während der Bund dazu bereits grünes Licht gegeben hat, müssen die Bundesländer den neuen Regelungen noch zustimmen.

Eine weitere Info aus Würzburg: Wer als organisierter Spenglerbetrieb sein Tätigkeitsfeld in Richtung Dachdeckerarbeiten ausweiten möchte oder aus einem anderen Grund in den Fokus der Sozialkassen des Dachdecker-Handwerks gerät, sollte sich bei seinem Landesverband genau über die Rahmenbedingungen informieren, erklärte Carsten Müller-Oehring (Referent der Rechtsabteilung im ZVSHK). Denn eine Einstufung in der Lohnausgleichskasse der Dachdecker kann eine finanzielle Mehrbelastung für den Spenglerbetrieb bedeuten.

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Drei Stützen für den Nachwuchs

Viele Eltern beraten und lenken ihre Jugendlichen und sind Ansprechpartner Nr. 1, wenn es um Ausbildungsfragen geht. Deshalb gibt es im Rahmen der Kampagne „Zeit zu starten“ zur Nachwuchsgewinnung einen Info-Flyer, der sich an Schüler/Jugendliche richtet und gleichzeitig als Gesprächsgrundlage für Eltern dienen kann, deren Nachwuchs sich für den Beruf interessiert.

Um der Kampagne zum Erfolg zu verhelfen, kommt der SHK-Organisation eine maßgebliche Rolle zu. Landesverbände und Innungen sind gefordert, sind Multiplikator und Motivator, wenn es darum geht, SHK-Innungsfachbetriebe bei der Nachwuchsgewinnung zu unterstützen und zu stärken. Auch für diese wichtigen Multiplikatoren umfasst die neue Kampagne geeignetes Infomaterial, das Birgit Jünger in Würzburg vorstellte.

Neben dem Flyer über das Berufsbild gibt es als zweite Komponente eine Präsentation, die Schülern den Beruf ausführlich vorstellt. Hier hat die Marktforschung gezeigt, dass Schüler es schätzen, wenn ein Betriebsinhaber oder Meister im Schulunterricht seinen Beruf erläutert. Optimal ist es, wenn der erfahrene Handwerker dabei von einem Azubi begleitet wird.

Als drittes Element steht ein Kurzfilm zur Verfügung, der authentisch den Berufsalltag im Spenglerbetrieb vorstellt, sodass die Schüler einen Eindruck erhalten, was sie erwartet. Ein solcher Film ist z. B. als Einstieg in einen Vortrag geeignet oder kann auch auf Messen eingesetzt werden.

Flyer, Präsentation und Kurzfilm: Alle drei Informationsmittel zielen auf Typisches im Handwerk von Klempner, Spengler, Flaschner und Blechner. Es wird anhand eines Tagesablaufs gezeigt, was die Aufgaben des Azubi sind und wie er von seinem Gesellen unterstützt wird. Die Infos sprechen Jugendliche dabei auf Augenhöhe an und geben authentische Einblicke in die Ausbildung. Dieses Infopaket erhalten Innungsbetriebe im Laufe dieses Jahres vom jeweiligen Landesverband. In den Regionen wird die Initiative z. B. auf einer Landesverbands- oder Obermeistertagung vorgestellt.

Wörtlich

Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib : „Abgesehen von den immer größer werdenden Nachwuchssorgen geht es unserem Handwerk richtig gut.“

 

 

 

 

Robert Smejkal (stellvertr. Bufa-Leiter): Noch drei oder vier Sitzungen im Arbeitskreis, dann ist das Merkblatt für Metallanschlüsse fertig.“

 

 

 

 

Prof. Johann Spiessberger : „Bei vielen Unterdächern geht man davon aus, dass die Feuchte durch die variable Dampfbremse entweicht – ein Irrtum.“

 

 

 

 

Klempnermeister Andreas Buck : „Nutzen Sie regelmäßig einen Anlass, um mit einem Lokalreporter über Ihren Beruf und das geschaffene Bauwerk zu sprechen.“

 

 

 

Klempnermeister Berthold Zürn : „Wenige Fachkollegen in der Region Allgäu konnten ein Angebot für die französische Deckung der Hittisauer Kirche abgeben.“

 

 

 

SHK-Unternehmer Christian Sendelbeck : „Jeder Unternehmer bekommt den Lehrling, den er sich verdient. Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft.“

 

 

 

 

Birgit Jünger (ZVSHK-Marketing): „Die neue bundeseinheitliche Nachwuchs-Initiative unterstützt Klempnerbetriebe bei der Suche nach Praktikanten und Azubis.“

 

 

 

Klempnermeister Bernd Kramer : „Mein Meister hatte während meiner Lehrzeit das Ziel, dass ich mit Note 1 abschließe. Dafür hat er seine Zeit investiert.“

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Auf einen Blick

Der alle zwei Jahre stattfindende Treff hat der Klempner-Branche hat wichtige Impulse gegeben. Die wichtigsten Punkte:

  • Im Laufe des Jahres schließt sich jeder SHK-Landesverband der neuen bundesweiten Initiative zur Nachwuchswerbung an.
  • „Zeit zu starten“ lautet das Motto der Nachwuchswerbung, die sich bereits an Schüler der achten bis zehnten Klasse wendet, die ein Berufspraktikum anstreben. Denn: Zu einem hohen Prozentsatz starten Schüler eine Ausbildung in dem Betrieb, in dem sie ein gutes Praktikum absolviert haben.
  • Die Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig für den Spenglerbetrieb, um das Berufsbild bekannt zu machen, einen Praktikanten bzw. Lehrling zu finden und um durch eine gelungene Werkleistung an neue Auftraggeber zu kommen.
  • Nach sieben Jahren sind die Klempnerfachregeln überarbeitet worden und können jetzt in der Neufassung bestellt werden.
  • Noch im Laufe dieses Jahres soll das Merkblatt für Metallanschlüsse fertig werden, damit Spengler, Stuckateure und Maler noch besser zusammenarbeiten können.
  • Die Sicherheit auf der Baustelle wird zukünftig durch die neue Arbeitsstättenverordnung geregelt.
  • Ein Spenglerbetrieb, der Dachdeckerarbeiten ausführt, hat nicht automatisch Geld an die Sozialkassen der Dachdecker zu zahlen. Über wichtige Zusammenhänge klärt der jeweilige Landesverband auf.