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Wellness ja — Heizung warum?

Hochkonjunktur in Schieflage

Die Energiewende ist in den Heizungskellern der Republik noch nicht angekommen. Genau dort aber verschleudert ineffiziente Anlagentechnik millionenfach Geld, Energie und CO2“, machte ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser auf der Jahrespressekonferenz am 9. Februar 2012 in Berlin vor 30 Medienvertretern deutlich. Diese waren im Thema, denn schon am Vortag standen die Energiewende und ihre Umsetzung durch die Bürger im Mittelpunkt. Wieder hatte der Vermittlungsausschuss des Bundesrates keine Einigung herbeiführen können und die Diskussion vertagt. Die wichtige Frage: Kommen endlich steuerliche Anreize für Hausbesitzer, die in moderne Gebäudetechnik zur CO2-Minderung investieren wollen?

Elmar Esser warnte die Politik davor, die Immobilienbesitzer beim Vollzug der Energiewende weiter allein zu lassen. Die Hängepartie über die geforderte steuerliche Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen in Gebäuden untergrabe das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Förderzusagen der Politik.

Für das SHK-Handwerk ist das Verhalten der Privatkunden von erheblicher Bedeutung, denn mit mehr als 60 Prozent stellen sie mit Abstand die größte Kundengruppe. Aus seiner täglichen Praxis als Unternehmer im Handwerksbetrieb ist ZVSHK-Präsident Manfred Stather mit den Beweggründen der privaten Immobilienbesitzer vertraut. Er machte deutlich, dass viele Hausbesitzer irritiert sind und wegen der monatelangen Hängepartie zur steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen weiter abwartend reagieren.

Statt CO2-Minderung neues Bad

Lediglich 4 Prozent der Hauseigentümer haben im vergangenen Jahr nach Angaben des ZVSHK ihre veraltete Heizungsanlage ausgetauscht. „Über 13 Millionen von 17,8 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland arbeiten weiterhin nicht effizient – und das im Jahr der Energiewende“, sagte Esser.

Stattdessen dominiere der Bäderbau das Geschäft. Die Innungsbetriebe melden die Sanierung von rund 360000 Komplett­bädern. Im Hinblick auf die weiterhin geltenden Klimaziele der Bundesregierung ist allerdings eine Schieflage entstanden, die der ZVSHK-Hauptgeschäftsführer kommentierte: „Die hervorragende konjunkturelle Entwicklung freut uns natürlich für unsere Betriebe, doch dem Ziel der Effizienzsteigerung im Energieverbrauch von Gebäuden bringt uns das keinen Schritt näher.“

Die Ergebnisse einer Emnid-Umfrage im Auftrag des ZVSHK zeigen, dass Hauseigentümer und Anlagenbetreiber durchaus bereit wären, die Energiewende mitzutragen. 6 Prozent können sich vorstellen, in diesem Jahr ihre Heizungsanlage auf den neuesten Stand der Technik zu bringen – selbst wenn es hierfür keine Förderung mehr gäbe. Weitere 12 Prozent sind noch unentschieden, lehnen eine Modernisierung ihrer Heizungsanlage aber nicht grundlegend ab.

Aktionsbündnis und klares ­Signal nötig

Dieses Meinungsbild will der ZVSHK 2012 nutzen, um den Modernisierungsstau in deutschen Heizungskellern endlich aufzulösen. Esser schlug der Politik hierzu ein Ak­tions­bündnis vor. „Investoren und Modernisierer erwarten jetzt ein klares Signal. Für einen Bruchteil der öffentlichen Mittel, um die Finanzpolitiker von Bund und Ländern aktuell streiten, könnten Politik und Handwerk im Markt die Impulse setzen, die zum Vollzug einer wirklichen Energiewende im Heizungskeller dringend erforderlich sind.“

Nachwuchsmangel wird immer größer

Das SHK-Handwerk als größte Gruppe des installierenden Gewerbes in Deutschland hat allerdings auch ein Problem, das längst zum großen Sorgenkind gewachsen ist: die Nachwuchssicherung. ZVSHK-Präsident Manfred Stather gab vor der Presse in Berlin den offiziellen Startschuss für die ZVSHK-Nachwuchswerbekampagne „Volles Rohr Zukunft“. Waren es 1996 noch 70000 junge Leute mit einem SHK-Ausbildungsvertrag, hat sich diese Zahl 15 Jahre später halbiert. Wenn sich dieser Negativtrend nicht stoppen lässt, fehlen den Betrieben in naher Zukunft zunehmend Fachleute – trotz, nein erst recht bei Hochkonjunktur. TD