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Interview mit dem ZVSHK-Präsident Werner Obermeier

Als starke Organisation kann man etwas bewegen

Als neuer Präsident des Zentralverbands möchte Werner Obermeier die nächsten Monate nutzen, wichtige Entwicklungsprozesse in der SHK-Branche voranzubringen. Nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Bruno Schliefke hatte die Mitgliederversammlung des ZVSHK satzungsgemäß einen neuen Präsidenten für die Zeit bis zu turnusmäßigen Neuwahlen im Herbst bestimmt. Die Wahl fiel Ende Mai einstimmig aus. Welche Prioritäten der SHK-Unternehmer sieht und warum er sich für eine starke Handwerksorganisation einsetzt, machte er der SBZ-Redaktion deutlich.

SBZ: Herr Obermeier, mit einhundertprozentigem Rückhalt in der Verbandsorganisation sind Sie als Präsident angetreten. Den SHK-Fachbetrieben geht es in diesen Krisenzeiten wirtschaftlich gesehen gar nicht so schlecht. Aber niemand kann verlässlich vorhersagen, welche negativen Auswirkungen es zukünftig noch zu meistern gilt. Mit vielen Marktpartnern wird kontrovers diskutiert und auch die Verantwortlichkeiten innerhalb der Verbandsorganisation gilt es auf jüngere Schultern zu übertragen – welche Dinge packen Sie zuerst an?

Obermeier: Meine Amtszeit ist vergleichsweise kurz. Aber wer mich kennt, der weiß: Probleme anzupacken und zu lösen, das ist für mich keine Frage der Zeit, sondern der Tatkraft. Mit dem Wechsel in der Hauptgeschäftsführung und den schon im Herbst anstehenden Vorstandswahlen befindet sich der ZVSHK in einer Übergangsphase. Diese Phase will ich aktiv mitgestalten. Hier stehe ich als Präsident in der Verantwortung. Die gute Arbeit der Verbandsorganisation soll ohne große Reibungsverluste weitergeführt werden.

»Unsere Fachbetriebe brauchen Gewährleistungssicherheit«

SBZ: Welche Punkte sind für Sie darüber hinaus besonders wichtig?

Obermeier: Natürlich das Kaminkehrerproblem! Seit Monaten beschäftigen wir uns mit dem novellierten Schornsteinfegerwesen. Wir müssen uns auf die geänderten Rahmenbedingungen einstellen, die zum Wettbewerb zwischen den Gewerken führt. Natürlich braucht das Zeit. Aber es braucht auch einen fairen und vertrauensvollen Umgang miteinander. Hier fordern wir unsere Kollegen der schwarzen Zunft auf, sich endlich kooperativ zu zeigen. Stattdessen werden wir mit Unternehmensgründungen konfrontiert, die unter Nutzung der von den Kaminkehrern hoheitlich erworbenen Daten jetzt wirtschaftliche Interessen verfolgen wollen. Da drängen wir über alle politischen Ebenen hinweg entschieden auf Korrekturen.

Des Weiteren müssen wir uns auf das „K“ in unserem Namen besinnen. Die wichtigen Anstrengungen zu mehr Effizienz und Energieeinsparung haben dem Heizungs-Check zu erstaunlicher Popularität verholfen. Das ist gut. Weniger gut ist, dass Effi­zienzbemühungen bei Klima­anlagen bisher kaum Beachtung finden. Hier brauchen wir in der Organisation und an der Basis mehr Engagement.

SBZ: Dass man einiges in Gang setzen kann, wenn man sich einig ist, zeigt jetzt die aktuelle Diskussion zur VDI 2035. Die Heizungsindustrie hat offenbar begriffen, dass sie die Verbandsorganisation beim Thema Steinbildung nicht länger hinhalten kann.

Obermeier: So ist es! Einigkeit macht stark. Die Wärmeerzeugerhersteller haben endlich begriffen, dass sie uns nicht auseinanderdividieren können. Unsere Fachbetriebe brauchen Gewährleistungssicherheit. Dafür sorgen wir. Noch für Sommer haben uns die Hersteller zu diesem Thema eine Klärung zugesagt.

Auch bei einem weiteren Dauerthema sehe ich Chancen für ein Weiterkommen. Es ist überfällig, dass wir mit dem Fachgroßhandel endlich zeitgemäße Kommunikationsformen einführen. Da sind wir nach intensiven Gesprächen auf einem guten Weg. Das beweist: Wenn nötig, muss man auch unter Marktpartnern hartnäckig sein. Als starke Organisation kann man schon etwas bewegen.

»Wenn nötig, muss man auch unter Marktpartnern hartnäckig sein«

SBZ: Auch in Zukunft bleibt es daher für den Handwerksbetrieb wichtig, dass er sich in seiner SHK-Innung organisiert?

Obermeier: Ja, ohne Wenn und Aber! Leider sind so manchem Fachbetrieb die komplexen Zusammenhänge in der SHK-Organisation nicht so präsent. Es geht nicht nur um die lokalen Leistungen einer Innung. Verbands­arbeit über alle Ebenen ist vielschichtiger. Damit etwa ein Innungsfachbetrieb vor Ort seinem Kunden einwandfreies Trinkwasser bis zur letzten Zapfstelle sicherstellen kann, gilt es, Gesetze, Verordnungen, Normen, Kommentare, Fachinformationen, Marktpartnerschaften oder Gewährleistungsvereinbarungen zu beeinflussen und zu gestalten. Nur eine starke Handwerksorganisation kann dies letztlich durch Aktivitäten auf verschiedenster Ebene auf den Weg bringen. Davon profitieren zwar alle SHK-Betriebe. Dass Nicht-Mitglieder aber beispielsweise von einer Haftungsübernahme ausgeschlossen sind, ist vielen organisierten Betrieben gar nicht bekannt. Umso wichtiger ist es, die Verbandserfolge immer wieder gebührend herauszustellen!

»Dass Nichtmitglieder von einer Haftungsübernahme ausgeschlossen sind, ist vielen gar nicht bekannt«

SBZ: Sehen Sie die Eckring-Betriebe auch künftig im Vorteil?

Obermeier: Ja und das wird sich weiter verstärken. Unser Handwerk hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Ohne uns sind die politischen Ziele für Energieeffizienz und Klimaschutz nicht zu bewerkstelligen. Unsere SHK-Verbands­organisation wird deshalb von Politik und Wirtschaft hohe Aufmerksamkeit zuteil. Sei es auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung als Garanten für qualifizierte Fachleute im Handwerk, sei es bei der Suche nach verlässlichen Partnern, um ehrgeizige Effizienzziele erreichen zu können.

Wir – die organisierten Betriebe – sind gefragt. Die Unorganisierten werden nicht ernst genommen. Sie haben keinen Einfluss auf die entscheidenden Dinge, die unser Handwerk voranbringen. Sie bleiben vor allem mit Blick auf ihre Umsatzanteile am großen SHK-Kuchen zu Recht ­eine vernachlässigbare Größe.