Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Altersgerecht wohnen

Bedarf fürs Pflegebad erforscht

Es besteht in der Gesellschaft durchweg der Wunsch, bis ins hohe Alter ein weitgehend selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen. Um das zu ermöglichen, nimmt das Bad bekanntlich eine Schlüsselstellung ein. Längst hat das SHK-Handwerk diesen Bedarf erkannt und die Beratung für eine Badmodernisierung darauf abgestimmt, dass dort in Zukunft Barrierefreiheit herrscht. In manchem Minibad auf einer Grundfläche von weniger als 6 m2 setzt dies bereits eine geschickte Planung voraus – das allerdings schließt keineswegs ein, dass auch eine Pflegeassistenz im Minibad möglich wird.

Wie das gelingen kann, ist Kern eines Forschungsprojektes, das der ZVSHK im Herbst 2019 zusammen mit der Pflegewirtschaft gestartet hat. Pandemiebedingt verzögerte sich der Abschluss der Studie. Vorgestellt wurde sie der Fachöffentlichkeit am 21. Juni 2022 im Berliner Haus der Zukunft (online unter www.haus-der-zukunft-am-ukb.de).

Forschungsarbeit mit Fragenkatalog konfrontiert

  • Was genau fehlt im Bad?
  • Welche baulichen Anforderungskriterien sind zu berücksichtigen?
  • Wie gelingt ein Umbau?
  • Wie kann die Pflege im Bad optimal gelingen?
  • Wie sieht ein passendes Qualifikationskonzept für das Handwerk aus?
  • Jede dieser fünf Fragen verlangt eine komplexe Antwort, damit ein Badplaner für seine Detailarbeit wertvolle Hilfestellung bekommen kann. Zumindest diese fünf Fragen kristallisierten sich 2018 heraus, als der ZVSHK die Studie „Erfolgsfaktor Badezimmer für die ambulante Pflege“ veröffentlicht hatte. Damals offenbarte sich, dass beispielsweise Bäder, die über einen Pflegezuschuss angepasst wurden, für eine ambulante Pflege nicht hinreichend nutzbar sind. Demnach fließt För­dergeld nicht unbedingt in Baumaßnahmen, die in der häuslichen Pflege eine entscheidende Erleichterung bringen.

    Der ZVSHK drängte deshalb 2019 darauf, in einem weiteren Forschungsprojekt Antworten aus dem Spektrum der oben erwähnten fünf Fragen zu finden. Das lag ebenfalls im Interesse des GKV-Spitzenverbandes (Spitzenverband Bund der Krankenkassen), der die Förderung der weiteren Studie zusagte. Der etwas sperrige Titel der Forschungsarbeit: „Optimierung der Ausführung und Finanzierung von pflegegerechten Bädern im Rahmen der Wohnungsanpassung“.

    Unterschiedliche Akteure in Studie eingebunden

    Um wichtige Handlungsempfehlungen erarbeiten zu können, hat der ZVSHK über viele Monate hinweg die unterschiedlichen Akteure rund ums Pflegebad eingebunden. Dazu gehörten Experten-Workshops mit Handwerkern, mit Industrievertretern, mit Architekten und Planern sowie mit Pflegekräften und pflegenden Angehörigen.

    Eine bedeutsame Erkenntnis dabei war: Bei den insgesamt über 46 Millionen Bestandsbädern in Deutschland gibt es gängige Grundrisse. Sie lassen sich in Bezug auf Umbau, Ausstattung und Kosteneffizienz bewerten. Und zum Nutzen der Baufachleute sind daraus Handlungsempfehlungen entstanden, die umso bedeutsamer werden, je kleiner der zur Verfügung stehende Grundriss ausfällt.

    Doch es sind nicht nur wertvolle Handlungsempfehlungen für Schlauch- und Quadratbad oder für den Umbau des Gäste-WCs im Einfamilienhaus, die den Baufachleuten Unterstützung geben. Die neue Pflegebad-Studie macht auch die besonderen Belastungsfaktoren in der Pflegeassistenz transparent und lässt viele an der häuslichen Pflege Beteiligte zu Wort kommen, worin sie insbesondere eine Unterstützung sehen.

    Die über 140 Seiten umfassende Studie „Optimierung der Ausführung und Finanzierung von pflegegerechten Bädern im Rahmen der Wohnungsanpassung“ steht als PDF zum kostenlosen Download bereit unter www.zvshk.de (im Suchfeld den Quicklink QL48117582 eingeben).

    Barrierefrei ja, aber was denn noch? Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Assistenz im Bad in Zukunft millionenfach Teil des Tagesablaufs – das jedoch wird momentan bei der Badplanung und Installation kaum berücksichtigt.

    Bild: ZVSHK

    Barrierefrei ja, aber was denn noch? Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Assistenz im Bad in Zukunft millionenfach Teil des Tagesablaufs – das jedoch wird momentan bei der Badplanung und Installation kaum berücksichtigt.

    Praktische Erfahrungen sammeln

    „Wir haben jetzt die Blaupausen für die Bäder, die gute Voraussetzungen bieten können“, resümierte Dr. Sibylle Meyer (Sibis Institut Berlin). „Doch jetzt geht es um die praktischen Erfahrungen im pflegegerechten Altbaubad“, stellte sie in Aussicht und verwies beispielsweise auf vorhandene Böden, die sich für die Pflegeassistenz als nicht rutschsicher erwiesen hätten. Sie riet von kleinen Umbaulösungen ab, die sich im Alltag der häuslichen Pflege nicht bewähren könnten, weil sie die Assistenz im Minibad nicht möglich machen würden.

    Architektin Dagmar Lautsch-Wunderlich betonte, dass ein Zuschuss von derzeit 4000 Euro bei Weitem nicht ausreichend sei, und stellte weitere Handlungsempfehlungen der Studie heraus (siehe Chart).

    Matthias Thiel (ZVSHK) stellte klar, dass momentan Lösungen für ein Pflegebad auf kleinem Grundriss von der KfW-Bank nicht als förderfähig anerkannt werden. Er sieht Handlungsbedarf: „Mit der Studie und den darin enthaltenen Entwürfen wollen wir zeigen, was möglich ist und dass deshalb auch eine Förderung sinnvoll ist.“

    SHK-Unternehmer Eberhard Bürgel sprach die qualitätsgesicherte Planungsarbeit an, die vom ZVSHK durch eine abgestimmte Weiterbildungsmaßnahme organisiert werden kann: „Kaum jemand macht sich derzeit in der Badplanung Gedanken über Schall- und Brandschutz oder die fachgerechte Absicherung der Elektrotechnik – das aber gehört auch dazu!“

    Katrin Markus (Seniorenorganisationen bagso) thematisierte, was nicht im Bewusstsein vieler Handwerker sei, aber hohen Stellenwert habe. Für betagte Menschen bedeute ein Umbau einen tiefen Eingriff in die Privatsphäre, wenn sie in der Bauzeit dort wohnen bleiben (müssen). Daher sei wichtig zu kommunizieren, ob z.B.

  • immer dieselben Handwerker kommen,
  • wie lange diese bleiben,
  • wieweit ihr Tagesrhythmus verändert wird und
  • wer die Baustelle säubert.
  • Wenn das Team im Fachbetrieb dafür sensibilisiert sei, helfe dies alternden Personen enorm, ein Ja zu den Baumaßnahmen zu finden – vorherrschend sei schließlich die Einstellung: „Lieber nichts tun, als zu viele Umstände erleben zu müssen.“

    Fördermittel in die Häuslichkeit lenken

    Simone Borchardt (CDU) ist Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages und fand klare Worte dafür, was im politischen Berlin dringend weiterentwickelt werden muss: „Es geht nicht um mehr Geld, sondern um eine andere Verwendung der Gelder.“ Sie gab zu bedenken, dass ein Pflegeplatz im Wohnheim durchschnittlich etwa 3900 Euro monatlich koste, doch dort seien die Möglichkeiten mangels Plätzen und Personal begrenzt. „Wir müssen die Fördermittel in die Häuslichkeit lenken – dieses Umdenken ist aber noch nicht in der Politik angekommen“, kritisierte sie den derzeitigen Stand im Bundestag.

    Für ZVSHK-Präsident Michael Hilpert ist die Studie zum Pflegebad eine wichtige Basis, auf der sich altersgerechtes Wohnen in den eigenen vier Wänden möglichst lange gestalten lässt: „Wir haben bewiesen, dass es gehen kann. Jetzt geht‘s daran, mit 20 oder 30 Modellbädern Erfahrungen zu sammeln.“

    Bleibt zum Schluss die Antwort auf Frage Nr. 5: Der ZVSHK entwickelt das Pflegebad-Konzept um eine digitale Schulungskomponente weiter, damit sich die SHK-Fachbetriebe in möglichst flexiblem Zeitrahmen mit den weiterführenden Anforderungen auseinandersetzen können. Premiere wird das Konzept auf der Weltleitmesse ISH haben (13. bis 17. März 2023 in Frankfurt/Main).

    Die über 140 Seiten umfassende Studie zum Pflegebad steht als PDF zum kostenlosen Download bereit unter www.zvshk.de (im Suchfeld den Quicklink QL48117582 eingeben).

    Bild: ZVSHK

    Die über 140 Seiten umfassende Studie zum Pflegebad steht als PDF zum kostenlosen Download bereit unter www.zvshk.de (im Suchfeld den Quicklink QL48117582 eingeben).