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Chancen statt Gefahren sehen

Über ein volles Haus freute sich Johannes Lötfering, Geschäftsführer der Wöhler Messgeräte Kehrgeräte GmbH, bei der Eröffnung des zweiten Innovationsforums in Fulda. Ziel des Forums sei nicht nur der Erfahrungsaustausch innerhalb der Branche, sondern auch die fachliche Fortbildung und die Vermittlung von Denkansätzen für die Fortentwicklung der Unternehmen. Lötfering stellte in diesem Zusammenhang die sog. SWOT-Analyse vor, nach der bei Wöhler Produktneuheiten entwickelt würden. Die Bezeichnung ist ein Akronym für Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Gefahren (Threats). Eine Arbeitsgruppe sammelt zum Thema für jeden der vier SWOT-Bereiche Sichtweisen und Ideen. Ein Beispiel ist die vorgeschriebene Bauweise mit gedämmten und luftdichten Gebäudehüllen. Die Gefahr für Industrie- und Handwerksunternehmen könnte das Verschwinden von Heizsystemen mit fossilen Energieträgern sein. Dagegen bietet aber die Lüftungstechnik neue Chancen, die es zu entwickeln gilt. Bei Wöhler führen solche Überlegungen oft zu neuen Produkten – und in der Tat ist in den letzten Jahren das Produktangebot dieses Herstellers zum Thema Lüftung auch spürbar gewachsen.

Aufgrund von Verfahren wie der SWOT-Analyse seien Unternehmen nicht mehr nur auf Zufälle angewiesen, wenn es um Ideen für Produktinnovationen geht. Dass aber auch Zufälle und der kreative Umgang mit ihnen eine wichtige Rolle spielen können, zeigte der Physiker und Kabarettist Vince Ebert in einem amüsanten Vortrag auf.

Der Zufall spielt immer seine Rolle

Menschen hätten mit der Einschätzung von Risiken und Zufällen meistens ein Problem. So erwartet der Raucher, dass es ihn bei einem Lungenkrebsrisiko von 1 : 1000 nicht erwischt, andererseits spielen die gleichen Leute Lotto mit Chancen, die um mehrere Größenordnungen niedriger sind. Zudem sei der Mensch zu sehr in einem Ursache-Wirkung-Muster verhaftet, wie es der Ansatz in Newtons Physik war. Dank Quantentheorie hätten sich aber die Weltbilder erweitert, insbesondere dahingehend, dass viele Dinge eben nicht vorhersehbar sind. Und so favorisiert Ebert vor allem das Evolutionsprinzip für Innovationen, das sich Zufälle und Unvorhersehbarkeiten zunutze macht. Selektion sei dabei ein wirkmächtiges Mittel.

Bestätigt sieht Ebert seine Ansichten durch eine Shell-Studie, bei der besonders langlebige Unternehmen untersucht wurden. Solche hätten lernfähige Strukturen, eine Offenheit für Neues und die Bereitschaft, Fehler zu machen, als Gemeinsamkeit. Das Gegenteil davon ist die Planwirtschaft, die keine Fehler und Experimente zulässt. Und diese, so lehrt die Erfahrung, scheitert stets und richtet dabei maximale Schäden an.

Deutschland sei durch Überregulierung und Übervorsicht auf keinem guten Pfad. Es gelte mehr die Zufälle als Startpunkt für Innovationen zu nutzen. Dazu seien Flexibilität und Kreativität in den Unternehmen erforderlich. Kontraproduktiv seien häufig auch Unternehmensberater, die Unternehmen ausschließlich auf Effizienz trimmen wollen. Ebert gibt seinen Hörern deshalb mit, auf jeden Fall Flexibilität und Kreativität im Unternehmen zu pflegen, um die Gunst des Zufalls optimal nutzen zu können.

Gesunde Luft auch nach der Sanierung

Raumlufthygiene war das Thema von Hans Westfeld, Dozent und Sachverständiger für Gebäudeschäden, Schimmelpilze und thermische Bauphysik. Zunächst ging er darauf ein, was ein Handwerker seinem Auftraggeber schuldig sei. In erster Linie sei das die Funktionstüchtigkeit der Anlagen bei üblichem Nutzerverhalten. Da sei ein Arbeiten streng nach Norm nicht unbedingt ausreichend. DIN-Normen sind private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter, die von Interessenvertretern getrieben sind. Wichtiger sei die Anlehnung an die anerkannten Regeln der Technik, für die eine etwa zehnjährige Bewährungsphase in der Praxis erforderlich sei. Diese Regeln sind weder schriftlich niedergelegt noch eindeutig belegbar. Entsprechend groß ist der Interpretationsspielraum. Eine Norm ersetzt also nicht die Pflicht zum Denken.

Kritisches Denken ist vor allem bei der Sanierung wichtig. Jeder Eingriff in den Wärmehaushalt bewirkt eine Veränderung der feuchtetechnischen Situation – mal positiv und mal negativ. Ein Beispiel ist aufsteigende Feuchte aus dem Untergrund, die nach einer Sanierung mit dem Wärmedämmverbundsystem nicht mehr nach außen verdunsten kann. Das Wasser sucht sich seinen Weg und tritt an der Innenseite des Erdgeschosses aus. Ein weiterer Problempunkt ist der Fenstertausch. Früher waren die Fenster das schwächste Glied in Bezug auf Wärmeverluste. Kondensat entstand an den Fensterflächen und sammelte sich auf der Fensterbank. Werden nur die Fenster als energetische Maßnahme getauscht, dann ist meistens die alte Wand das schwächste Glied. Zudem unterbinden dichte Fenster den Luftaustausch, sodass nun eine sehr viel größere Wassermenge kondensieren kann – und zwar an der Wand. Die Praxis sagt, dass Schimmelpilze ab 70 % relativer Luftfeuchtigkeit anfangen zu wachsen. Bei 80 % wachsen im Prinzip alle Schimmelpilzarten prächtig. Die Bildung von Kondenswasser sei also noch nicht einmal erforderlich.

Es folgten Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit von Wärmedämmungen, die mit der EnEV 2009 eigentlich ausgereizt sei. Lohnenswerter sei es, sich mit Wärmebrücken zu beschäftigen. Weitere maßgebliche Einsparungen könnten nur mit der Anlagentechnik erzielt werden. Geringinvestive Maßnahmen wie der hydraulische Abgleich bringen bei schon gedämmten Gebäuden mehr als eine noch dickere Dämmung. Die größten Einsparpotenziale liegen jedoch bei den Lüftungswärmeverlusten. Diese könnten mit einer kontrollierten Lüftung gehoben werden, die zusätzlich noch die Raumluftqualität verbessert und Risiken durch Kondensation bei Wärmebrücken reduziert. Insbesondere sollten Sanierungsmaßnahmen an der Endenergieeinsparung, also dem, was das investierte Geld wieder reinbringt, bewertet werden.

Die Energiewende ist ein teures Nullsummenspiel

Ins Gericht mit der Energiewende ging Prof. Dr. Bert Oschatz vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden. Insbesondere das, was von der Politik als Klimaschutz bezeichnet würde, sei eine Nullnummer mit viel Aufwand, bei der die Atomkraft gegen Braunkohle und regenerativen Strom ausgetauscht würde. Nennenswerte Energieeinsparungen verspricht sich Oschatz von der Weiterentwicklung der Heizungsinspektion nach dem Checklistenverfahren (Heizungscheck). Ziel sei ein vereinfachtes Verfahren zur Erstberatung des Eigentümers mit einem Zeitumfang unter einer Stunde. Eine qualitative Bewertung der vorhandenen Anlage als Ergebnis von Messungen und fachgerechter Inspektion soll mit Empfehlungen zur Modernisierung und Verbesserung kombiniert werden. Ein Feldtest sei bereits erfolgt.

Mit der Prüfung von Gasleitungen beschäftigte sich Jürgen Klement, Beratender Ingenieur. Insbesondere rät er von der Benutzung von Gasspürgeräten ab, denn deren Untersuchungsergebnisse irritieren Kunden eher: Die Empfindlichkeit der Geräte bei der Konzentrationsmessung ist hoch, sie geben laute akustische Signale ab und die Ergebnisse hängen hauptsächlich davon ab, wo der Prüfer den Sensor gerade hinhält. Für die Bestimmung der Dichtheit im technischen Sinn sind quantitative Messungen der tatsächlichen Leckraten mit den einschlägigen Methoden erforderlich. Anlagen unter Betriebsdruck mit Leckagen unterhalb 1 l/h gelten als uneingeschränkt gebrauchsfähig. Bei Leckagen von 1 bis 5 l/h ist von einer verminderten Gebrauchsfähigkeit auszugehen, die eine Instandsetzung innerhalb von vier Wochen erfordere. Ab 5 l/h sind Sofortmaßnahmen erforderlich. Sichtprüfungen kommen hinzu und bei Gasgeruch sind natürlich ebenfalls Sofortmaßnahmen erforderlich.

Verfahren zur Dichtheitsmessung von Abwasserleitungen sowie gesetzliche und normative Grundlagen hierfür stellte Michael Kratzel vom bbt Arnsberg vor. Auch Marketingthemen kamen beim Innovationsforum nicht zu kurz: Unternehmensberater Hubert Baumann sagte den Handwerkern, wie sie am besten mit Kunden umgehen, die sich im Internet und in sozialen Medien zum Teil schon sehr umfassend informiert haben. Büroorganisation war das Thema von Office-Coach Ina Grombach. Wie sich die zunehmende Informationsflut bewältigen lässt, war ihr Hauptthema. Besonderer Andrang herrschte jedoch beim Doppelvortrag von Dr. Stephan Ester, Geschäftsführer von Wöhler, der sich vor allem mit der BImSchV beschäftigte, und Bernd Vollmer vom Kompetenzzentrum für Lüftung und Hygiene, der die Emissionsmessung bei Feuerungen mit Festbrennstoffen zum Thema hatte. UB