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Oma Schmid und die Freiwilligkeit

Freiwilligkeit ist zunächst einmal ein großes Wort! Seit Menschengedenken wird über sie herrlich diskutiert und gestritten. Gerade heute erlebt sie eine Renaissance, beispielsweise in der Bundeswehrreform. Die Bundesregierung setzt neuerdings auf eine Freiwilligen-Armee, weiß aber noch nicht, wie man junge Frauen und Männer zur Freiwilligkeit anhält. Wie bringt man Menschen dazu, sich aus freien Stücken freiwillig zu verhalten? Klingt paradox – ist es auch!

Das ist auch dem Bauminister im Bundeskabinett scheinbar bewusst. Er setzt auf die Freiwilligkeit der Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern, wenn es um die energetische Sanierung dieser Objekte geht. Die derzeitigen Besitzer brauchen an ihrer Hütte nichts zu ändern, wenn sie den Auflagen der 1. Wärmeschutzverordnung und der 1. Bundesimmissionsschutzverordnung entspricht. Oma und Opa Schmid leben glücklich in ihrem energetischen Alptraum und spüren sogar noch eine Erleichterung bei den Heizkosten, wenn einer von beiden stirbt – in der Regel Opa Schmid – , weil dann nur noch einer, wenn überhaupt, duschen muss. Die Regierung tut ihrerseits nichts, um Oma Schmid dazu zu bewegen, ihre Unterkunft, energetisch zu verbessern. Der Staat lauert sozusagen auf den Umzug von Oma Schmid ins Altenheim oder auf den Gemeindefriedhof, um dann den Nachbesitzer energetisch an die Kandare zu nehmen. Aber, die Erben wissen ein Lied davon zu singen, das kann noch Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern! Denn die Omas gehen regelmäßig zum Arzt, ernähren sich gesund und haben keinen Stress mehr mit ihrem Mann, der sie in verschiedenen Lebenslagen hin und wieder leichtem Druck aussetzte.

2020 minus 20 % Energieverbrauch hat sich die ehrgeizige Bundesregierung auf die Fahne geschrieben, und 2050 minus 80% . Nur, was man auf die Fahne schreibt und wie man es erreichen will, sind zwei Paar Stiefel. Unausgegoren könnte man sagen. Illusorisch oder utopisch wären zwei andere Adjektive. Frau Merkel geht mit ihrem Regierungsteam fälschlicherweise davon aus, dass Deutschland die weltweite Klimaerwärmung im Alleingang stoppen kann und sie dafür von den anderen Staaten lauten Beifall bekommt. Diese klatschen aber nur, weil wir unsere Wirtschaft fesseln und Förderpakete schnüren, die unserer Volkswirtschaft langfristigen Schaden zufügen (z.B. die übertriebene Photovoltaikförderung).

Doch zurück zu Oma Schmid: Wenns energiepolitisch schlecht läuft, hat sie noch 20 bis 30 Jahre zu leben. Das bedeutet, dass bis 2030 oder gar 2040 weiter in ­hohem Maße gute Energie verschleudert und böses CO2 produziert werden. Wie will man an die alte Dame herankommen? Steuersparmodelle ziehen nicht, da sie wenig Steuern zahlt. Sich ständig ändernde Förderprogramme helfen nicht, da sie nur einen Bruchteil des Geldes, den sie zur energetischen Sanierung aufwenden muss, erstattet bekommt.

Es bleiben also nur zwei Wege: Erstens Freiwilligkeit – diese ist äußerst fraglich, da ein neues Fahrrad für den Enkel der Spenderin mehr Freude bereitet als ein ausbleibender Dank der Bundesregierung. Zweitens ordnungspolitische (Zwangs)Maßnahmen – z.B. Abschaffung der Ausnahmetatbestände in der EnEV bei Schaffung kulanter Übergangsfristen verbunden mit verlässlichen Förderprogrammen. Nur der zweite Weg wird, wenn die Regierung es mit dem Klimaschutz und dem Energiesparen ernst meint, zum Erfolg führen. Bisher spricht kein Politiker es gerne aus, aber ohne Zwang wird es nicht gehen. Gemeinden haben weniger Skrupel, ihren Bürgern Zwang anzutun: z. B. Hauskanäle auf eigene Kosten sanieren. Bundesländer zwangen die Bürger, Katalysatoren in ihre Autos einzubauen – hier gab es übrigens auch keine Rücksichtnahme auf ältere Personen. Also warum steht man nicht zum Welt-Klimaschutzziel und greift zum Wohle der Umwelt und der deutschen Wirtschaft in den Häuserbestand ein? Öko kostet, das wissen wir vom Supermarkt. Freiwilligkeit im Umweltschutz ist ein hehres Ziel – wirkungsvoll ist nur leichter Druck – das ist Oma Schmid vom Opa so gewohnt!

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