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Der Stein des Anstoßes

Unsere Branche singt gern das hohe Lied der Marktpartnerschaft. Der Grundton ist in der Regel harmonisch. Wenn es aber gilt, die Partnerschaft in der Praxis ernsthaft zu beweisen, wird der Gesang mitunter schnell disharmonisch. Das beste Beispiel hierfür ist die seit Jahren schwelende Diskussion über die problematische Steinbildung in wandhängenden Wärme­erzeugern. Scheinbar kompromisslos stehen sich hier SHK-Handwerk und Heizungsindustrie gegenüber; von Partnerschaft ist wenig zu spüren.

Dieser Streit geht zu Lasten der Kunden. Denn letztlich betroffen ist der modernisierungswillige Anlagenbesitzer, der im guten Glauben in energieeffiziente Technik investiert, nur um ein halbes Jahr später an deren Gebrauchstauglichkeit zu verzweifeln. Sein berechtigter Ärger trifft den Anlagenbauer. Er belastet bis dahin stabile Kundenbeziehungen und er ist gerade deshalb für den ZVSHK als die oberste Interessenvertretung der Fachbetriebe nicht länger hinnehmbar – Partnerschaft hin, Partnerschaft her!

Die Forderung nach immer kleineren kompakteren Wärmeerzeugern ergibt sich aus dem Wunsch der Hersteller, die Produktionskosten zu reduzieren. Wir wollen aber wegen der damit immens erhöhten Störanfälligkeit keine Gerätetechnik einsetzen, bei der ein 100-kW-Heizgerät noch einen Wasserinhalt von 5 l oder bei einem 24-kW-Gerät einen Inhalt von einem Liter hat. Bei der Entwicklung wurde offensichtlich den Interessen der Verkaufsstrategen nachgegeben. Die zurzeit am Markt gehandelten High-Tech-Geräte führen vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen dem Endverbraucher und den Heizungsbauern. Bei Schäden wird sich der Hersteller aus der Verantwortung stehlen und dabei auf seine AGBs verweisen.

Der Stein des Anstoßes liegt bei der Heizkesselindustrie. Sie ist aufgefordert, sich endlich mit unserer Fachregel „Steinbildung“ auseinanderzusetzen. Hier lassen praxisgerechte Anforderungen für die Vermeidung von Betriebsstörungen und Schäden durch Steinbildung einen klaren Gegensatz zu den praxisfernen Vorgaben der VDI 2035 (teilweise) erkennen. Funktionierende Technik muss Vorrang bekommen vor durchschaubaren Marketingmachenschaften. Hier lassen wir unsere Marktpartner nicht aus der Pflicht. Nach dem letzten Gespräch von Bundesfachgruppe und Herstellern Mitte Mai in Potsdam, erwarten wir nun endlich eine klare Antwort auf die vom Handwerk vorgelegten Fragen und Probleme und die Berücksichtigung der empfohlenen Geräteänderungen.

Wir sind überzeugt: BrennwertWärmeerzeuger mit Mini-Wasser­nhalten, Überströmventilen und Mindestwasserumlaufmengen haben in den Heizungskellern unserer Kunden nichts verloren. Denn die Vielfalt der Kesselarten und die immer kompakter werdende Konstruk­tion der Wärmetauscher machen für unsere Fachbetriebe die Optimierung von Heizungssystemen schon heute immer schwieriger. Ein hydraulischer Abgleich – der unverzichtbare Bestandteil einer Effizienzsteigerung von Heizungsanlagen – ist an manchen Kesselanlagen ohne schwerwiegende Beeinträchtigungen oder zusätzliche externe Komponenten gar nicht mehr durchzuführen. Die Rücklauftemperatur wird durch Überstromventile unnötig angehoben. Der Stromverbrauch der Pumpen ist durch den geforderten Mindestvolumenstrom zu hoch. Vor diesem Hintergrund erwartet die Industrie ernsthaft ein Einlenken des Handwerks und die Anerkennung der VDI 2035 und der zusätzlichen herstellerspezifischen Forderungen? Niemals!

Wir werden weiter dafür kämpfen, dass unsere Kunden betriebs­sichere und gebrauchstaugliche Heizkessel eingebaut bekommen. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass unsere Kunden ihre Anlagen selbst mit Wasser befüllen dürfen. Wir werden dafür kämpfen, dass unsere Kunden nicht die von der Industrie geforderten Befüllungslisten führen und Hochrechnungen über Nachspeiswassermengen für die Gesamtlebensdauer eines Gerätes aufstellen müssen, um die Geschäftsbedingungen der Gerätehersteller zu erfüllen. Wir warten gespannt auf die bis zum Sommer 2009 zugesagte Antwort der Heizkessel­industrie, um endlich zu einem praxisgerechten Kompromiss zu kommen. Dann sind wir auch gerne wieder bereit in das hohe Lied der Marktpartnerschaft einzustimmen.

Rolf Richter
Vorstand Technik im
Zentralverband Sanitär Heizung Klima

Übrigens: Den detaillierten Sachverhalt hat die SBZ-Redaktion auf Seite 32 dieser SBZ näher erläutert.