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Abendgespräch im Stuttgarter Literaturhaus

Mehr Solidarität gefordert

Den wirtschaftlichen Schwung des vergangenen Jahres konnte das SHK-Handwerk nicht in das Jahr 2007 mitnehmen. Signifikant für die Stimmung sei ein drastischer 20-prozentiger Rückgang im Heizkesselbereich, so Stather. In seiner traditionellen Bestandsaufnahme zog der Fachverband eine gemischte Bilanz. Geringen Fortschritten ständen „gesetzliche Verwirrspielchen“, politische „Rückwärtsrollen“ und mangelnde Solidarität dem Handwerk gegenüber. Öffentlich suggerierten Politiker dem Verbraucher mit Parolen wie „weg von Öl und Gas“ die mögliche Vollversorgung durch regenerative Energien. Dämmungen ohne Anlagenerneuerungen würden als brauchbare Alternative zum effektiven Energiesparen dargestellt. Gemessen an den Tatsachen – fossile Brennstoffe werden in den nächsten Jahrzehnten noch eine große Rolle spielen, und der Einbau moderner Brennwerttechnik ist die ökonomischste Art, Energie einzusparen – fühle sich der Verbraucher unzureichend informiert. Der Entzug der Kaufkraft durch die Mehrwertsteuererhöhung, die steigende Inflationsangst sowie hohe Energiekosten führten zu einer starken Verunsicherung und hemmten Investitionen in die Haustechnik.

Wie gewonnen, so zerronnen?

Politischen Versprechungen stehe die Berufsorganisation zunehmend skeptisch gegenüber, bilanzierte der Vorsitzende. Vermeintliche Fortschritte verliefen immer wieder im Sand. So hätten sich die Diskussionen um die „Entrümpelung“ der berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherung zu Beginn positiv gestaltet. Doch letztendlich sei der große Ansatz immer weiter geschrumpft. Die Herausnahme der Wegeunfälle lehnten die politisch Verantwortlichen konsequent ab. Selbst die Schwarzarbeit bleibe weiter abgesichert. Stather mahnte eine konsequentere Politik für das Handwerk an. Ehemals gute Ansätze, wie der Steuerbonus auf Handwerkerrechnungen, müssten weiter verfolgt und gegebenenfalls nachgebessert werden. Er forderte, die Absetzbarkeit von 3000 Euro pro Jahr mindestens zu verdoppeln. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer 2007 habe den guten Ansatz eindeutig verwässert.

Handwerk als landes­politisches Stiefkind?

Der Mittelstand, das Rückgrat der baden-württembergischen Wirtschaft? Dem Vorsitzenden kommen bei der derzeitigen Politik der Landesregierung ein paar Zweifel zu dieser Aussage. Im neuen Zukunftsprogramm Mittelstand des Wirtschaftsministeriums ist dem Handwerk nur eine Randposition geblieben. Bei den Vorgaben zu den Vergaberegeln hinke Baden-Württemberg deutlich hinterher. Während die bayerische Landesregierung bei der freihändigen Vergabe die Grenze bei 30000 Euro ansetze, liege Baden-Württemberg mit 10000 Euro eindeutig am unteren Level. Das Handwerk stehe zur VOB – Teil A, wünsche sich aber rechtsverbindliche homogene Wertgrenzen für den Landes- und Kommunalbereich.

Beruflicher Nachwuchs, Zukunft des Handwerks

Der goldene Boden des Handwerks sei vielen Schulabgängern unbekannt. Trotz der höchsten Löhne im Handwerk stehen in den SHK-Handwerksbetrieben 800 Lehrstellen offen. Selbst der hohe Anstieg der Lehrlingszahlen 2006 auf 4400 Lehrstellen hat keine Entlastung gebracht. Trotz massiver Bemühungen stießen die willigen Ausbildungsbetriebe an ihre Grenzen. Es fehlten die qualifizierten Bewerber. Schulabgänger ohne ausreichende Mathe- und Deutschkenntnisse, mit unzureichendem Kommunikationsverhalten und mangelnder sozialer Kompetenz bewerben sich auf Lehrstellen, die ein hohes Maß eben dieser Eigenschaften verlangten. Ein Gegensatz, der von den Ausbildern im Betrieb allein nicht mehr aufgefangen werden könne, so der Vorsitzende.

Stather appellierte an alle Verantwortlichen, die Diskussion über das Schulsystem konsequent zu führen. Hohe Abbruchraten in der Ausbildung, steigende Durchfallquoten bei den Gesellenprüfungen und ein wachsendes Nachhilfeangebot seien ausreichende Indikatoren für einen notwendigen Wechsel im Schulsystem. Die Hauptschule verkomme zur Restversorgung, aus deren Reservoir vielfach der handwerkliche Nachwuchs stamme. „Damit steht die Zukunft des Handwerks an sich in Frage“, bilanzierte Stather. Der immer wieder geforderten zweijährigen Ausbildung zum Fachwerker erteilte der Berufsverband eine eindeutige Absage. Einfache Aufgaben, die in einem eigenen Berufsbild münden könnten, weise das komplexe SHK-Gebiet nicht auf. Gasexplosionen bzw. Störungen in der sicheren Versorgung mit Wärme und Wasser richten sich nicht nach beruflichen Klassifizierungen. Als kontraproduktiv wertet der Fachverband die zu geringen Zuschüsse des Landes im Bereich der Blockbeschulung. Für viele Lehrlinge bedeutet dies, Internatsunterbringung und zusätzliche Kosten. Ein deutlicher Wettbewerbsnachteil für diese Berufe. In den vergangenen Jahren hat das Land die Bezuschussung in diesem Bereich zurückgefahren.

Klimaschutzziele kontra Verwirrspielchen

Bei den hohen Energiekosten müsste der Verbraucher jede Sparmöglichkeit begrüßen. Trotzdem gelten nur 10 Prozent der Heizungsanlagen als technisch modern, stagniert der Absatz von modernen Heizkesseln und der Verbraucher hält sich mit Investitionen zurück. Die Erreichung der Klimaziele, die in Meseberg von der Bundesregierung bekräftigt wurden, schwänden somit in weite Ferne, konstatierte Stather. Die Verbraucher seien durch das Hin und Her in den Gesetzgebungsverfahren bei der Energieeinspar-Verordnung oder beim Wärmegesetz verwirrt und verunsichert.

Der Energieausweis sei aus politischen Gründen auf das notwendigste Maß reduziert worden. Ein Energieausweis zum Dumpingpreis verfehle aber das angedachte Ziel. Mit dem Ausweis sollte der Verbraucher ursprünglich Transparenz beim Energieverbrauch und einen Modernisierungsplan für das Gebäude erhalten. Das konkurrierende Verfahren zwischen Bund und Land bezüglich des Wärmegesetzes führe zu einer abwartenden Haltung beim Bürger. Die Herausnahme der öffentlichen Gebäude im baden-württembergischen Wärmegesetz steigere die Politikverdrossenheit – insgesamt sieht die Berufsorganisation hier deutliche Hemmschwellen für den Klimaschutz.

Eine klare Forderung richtete der Vorsitzende in Sachen Novellierung des Schornsteinfegergesetzes an die Politik. Der vorliegende Entwurf der Gesetzes­novelle benachteilige die SHK-Handwerke erheblich. Das Schornsteinfegerhandwerk müsse sich demnach künftig wirtschaftlich am Markt betätigen. Dabei könne nicht ausgeschlossen werden, dass Schornsteinfeger in das Wartungsgeschäft einstiegen. Die Politik ­müsse im Gegenzug den SHK-Betrieben das Mess- und Überprüfungsrecht für Feuerungsanlagen einräumen.

Solidarität der Marktpartner gefordert

Zu einer vernünftigen Betriebs- und Kostenkalkulation gehöre die allgemeine Nutzung der EAN-Codes für Waren. Im Zeichen globaler Warenmärkte könne nicht ein und derselbe Artikel bei jedem Großhändler anders ausgezeichnet sein, mahnte Stather die Vertreter des Großhandels. Die statistischen Daten signalisierten dem SHK-Handwerk eine lohnende Zukunft. Veraltete Bäder, energiefressende Heizungsanlagen und der Trend Energiedienstleistungen lassen den Fachverband optimistisch in die Zukunft blicken.