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Praktische Tipps zur besseren Funktion von Heizungsanlagen

Inhalt

Die jahrelangen und aufwendigen Bemühungen zur Optimierung von Heizungsanlagen unter dem Begriff „Wilo-Brain“ wurden von der Heizungsbranche unterstützt. Inzwischen ist festzustellen, dass diese breite Wissensvermittlung nur selten auch direkt an der Heizungsanlage angekommen ist.

Von den Akteuren wird erwartet, dass ein Umsteuern in Richtung praktische Umsetzung vor Ort erfolgt, zumal die bisherige Unterstützung durch sämtliche Institutionen der Heizungsbranche den Schluss zulässt, dass der Handlungsbedarf nach wie vor besteht. Das heißt, die bisher gemeinsam gegangene Wegstrecke kurz vor dem Ziel zu verlassen, sollte – oder besser darf – keine Lösung sein.

Für den Servicemonteur ist das bisher vermittelte Wissen vor Ort nur begrenzt verfügbar und entspricht nicht den neuesten Erkenntnissen. Hier genau soll die Umsetzungsphase konkretisiert werden. Der Servicemonteur muss seinen Handlungsspielraum recht genau kennen, damit nicht jede Anlage ein Unikat wird.

Mit den dokumentierten Lösungen soll erreicht werden, dass die primäre Schadensursache „unterschrittener Anfangsdruck“ durch vorbeugende Maßnahmen und eine einfache technische Absicherung ausgeschlossen wird. Das ist eine längst überfällige Maßnahme und Stand der Technik bei Funktionseinheiten, Geräten und Anlagen.

Das Umsetzungskonzept

Der unbemerkt unterschrittene Anfangsdruck ist die Primärursache für weitere Ursachen, Störungen und Schäden. Da die Hersteller die Funktionsqualität der Heizungsanlage nicht im Fokus haben, ist der Spielraum für das Fachhandwerk zum Vereinfachen, Abspecken und Verzichten recht groß. Somit bekommt der Verbraucher unterschiedliche und sich zum Teil widersprechende Empfehlungen vom Fachhandwerk und von den Herstellern. Gewährleistungsansprüche sind dadurch nicht mit vertretbarem Aufwand eindeutig zu klären und enden nicht selten als Kulanzleistungen.

Aus den in der Anlage „Funktionsqualität von Heizungsanlagen“ zusammengestellten Mängeln und Lösungen können die Hersteller und das Fachhandwerk Punkt für Punkt Lösungen sowie die notwendigen Hilfsmittel für den Servicemonteur entnehmen.

Eine solche Ausrichtung auf eine bessere Anlagen-Funktionsqualität und eine zielgerichtete Unterstützung des Fachhandwerks führen direkt zu größerem Kundennutzen. Diese wahrnehmbare Verbesserung wird nicht allein durch Seminare, Trainingsprogramme, Hochglanzbroschüren und auch nicht durch mehr Vorschriften erreicht.

Nicht definierte Werte für MAG-Vordruck und Anlagen-Fülldruck sowie unkontrollierter Anfangsdruck und unrealistische Annahmen sind die wesentlichen Ursachen für die zwangsläufig unbefriedigende Funktionsqualität und Effizienz von Heizungsanlagen und erlauben eine Bandbreite von unsachlichen Versprechen, Behauptungen und Schuldzuweisungen. Diese Zusammenhänge sind an bestehenden Anlagen relativ einfach nachzuweisen.

Durch das Umsetzungskonzept ist sichergestellt, dass vorbeugende Maßnahmen das Unterschreiten des Anfangsdrucks verhindern oder zur Signalisierung bzw. Störabschaltung führen. Außerdem werden physikalische Zusammenhänge und das Verhalten der beteiligten Akteure sowie die relevanten Vorschriften und Normen berücksichtigt. Dieses Umsetzungskonzept ist die logische und notwendige Ergänzung der bisherigen Wissensvermittlung.

Heizungsanlagen funktionieren sicher, geräuscharm und sparsam, wenn die Funktionseinheit – Druckhaltung und Entlüftung – durch einfache Maßnahmen gesichert wird.

TIPP

Kontrollierte Druckhaltung und Entlüftung von Heizungsanlagen

Der Fachmonteur kennt die hydraulischen Zusammenhänge in der Anlage, benötigt aber vor Ort für die Beurteilung der MAG-Größe und die einzustellenden Druckwerte die notwendigen Angaben.

Mit der Checkliste und dem Blatt „Technische Daten“ kann der Fachmonteur:

  • den vorgefundenen Anlagenzustand,
  • die durchgeführten Veränderungen und
  • die notwendigen Maßnahmen dokumentieren.

Der Fachbetrieb kann daraus ein maßgeschneidertes Angebot ableiten. Der Fachmonteur wird so zur Vertrauensperson des Kunden, der selbstständig die Interessen seines Betriebs vertritt, d. h. mehr Erfolg durch sinnvolle Arbeitsteilung.

Abgesehen von den Vorteilen im Tagesgeschäft wird das Netzwerk „Hersteller – Fachhandwerk – Kunde“ die Anlagen-Funktionsqualität wahrnehmbar verbessern.

Material

Gerne können Sie die Tabellen und die Checkliste nutzen. Sie finden die entsprechenden Vordrucke auf www.sbz-online.de im Bereich Extras zum Heft.

Info

Funktionsqualität-Plus

Wesentliche Vorteile der Umsetzungsaktion

  • Die Folgen des Verzichts auf die Wartung und Instandhaltung der Druckhaltung werden durch „Plus-Maßnahmen“ weitgehend ausgeschlossen.Heizungsanlagen werden instandhaltungs- und wartungsarm.
  • Nicht behobene Systemmängel oder unvermeidbare Veränderungen führen zur Störabschaltung oder optischer/akustischer Signalisierung.
  • Das Unterschreiten des Anfangsdrucks als Primärursache für langfristige Störungen und Schäden wird technisch durch Störabschaltung oder Signalisierung sicher ausgeschlossen.
  • Die bisher individuell gewählten Einstellwerte der Druckhaltung werden durch eindeutig definierte Werte ersetzt und vom Servicemonteur auf dem MAG und Betreiber-Aufkleber vermerkt.
  • Die Hersteller können die tatsächlichen Betriebsbedingungen und Gewährleistungsansprüche einfacher prüfen, zumal die wenigsten Ansprüche mit Fertigungs- oder Materialfehlern zu begründen sind.
  • Die bisherige Verschlechterung der Heizungswasserqualität durch unkontrollierten Luftzutritt wird durch Störabschaltung oder Signalisierung ausgeschlossen.
  • Das Fachhandwerk muss sich nicht mehr mit unklaren und sich zum Teil widersprechenden Forderungen der Hersteller auseinandersetzen.
  • Der Wettbewerb der Marktpartner wird ehrlicher, weil Systemmängel signalisiert werden oder zur Störabschaltung führen.
  • Der hohe Technologiestand der Komponenten wird durch die verbesserte Anlagen-Funktionsqualität erstmalig wahrgenommen, weil Heizungsanlagen tatsächlich sicher, geräuscharm und sparsam funktionieren.
  • Die Branche kann in einer Gemeinschaftsaktion für die „Funktionsqualität-Plus“ werben und damit das Heizkessel-Austauschprogramm sinnvoll ergänzen.
  • Nur 2 Druckwerte für den Anfangsdruck ermöglichen eine einfache Störabschaltung oder Signalisierung für den Schutz der gesamten Heizungsanlage.
  • Der Fachmonteur kann im Sinne aller Beteiligten verantwortlich, autark und kompetent handeln.
  • Mehr Umsatz für das Fachhandwerk durch vorbeugende „Plus-Maßnahmen“ und weniger Gewährleistungs- und Kulanzkosten.
  • Positive Veränderungen in der Anlagen-Funktionsqualität ohne „Nebenwirkungen“.
  • Die Hersteller können im Rahmen definierter Betriebsbedingungen konkrete Installationshinweise für den Fachmonteur vor Ort erstellen und so zur besseren Anlagen-Funktionsqualität beitragen. Das bedeutet:Anlagen-Funktionsqualität vor Prüfstandfunktionsqualität.
  • Fazit: Diese Vorteile des Umsetzungskonzepts zeigen den Handlungsbedarf in der Anlagentechnik auf.

    KURZInterview

    Im Gespräch mit der SBZ erläutert der Autor Ehrhardt Buscher, wie er zu seinem Lösungsweg gelangt ist.

    SBZ: Warum reicht das dem Fachhandwerk mit viel Aufwand vermittelte Systemwissen nicht aus, um die Heizungsanlagen zu optimieren und die Störungsursachen abzustellen.

    Ehrhardt Buscher: In der Praxis treffen Theorie, Praxiswissen, Vorschriften und Interessenskonflikte aufeinander. Das Fachhandwerk und vor allem der Monteur können vor Ort keine technische Lösung finden. Vielmehr handelt es sich um eine Gemeinschaftsaufgabe der Heizungsbranche. Das erarbeitete Umsetzungskonzept berücksichtigt diese Tatsache, ist in sich abgeschlossen und kann kurzfristig von der Branche umgesetzt werden.

    SBZ: Wird das Ziel der besseren Anlagen-Funktionsqualität nicht bereits durch den Heizungscheck erreicht?

    Buscher: Mit dem bisherigen Heizungscheck werden nicht die tatsächlichen Störungsursachen ermittelt, also auch nicht abgestellt. Der ungesicherte Anfangs- und Fülldruck wird beispielsweise nicht thematisiert.

    SBZ: Warum sind Sie so sicher, dass dieses Umsetzungskonzept von den Beteiligten wirklich angenommen wird?

    Buscher: Die hervorragende Unterstützung der Heizungsbranche bei der Wissensvermittlung durch Wilo-Brain ist der beste Beweis, dass hier Handlungsbedarf und ein starkes Interesse bestehen. Wer diesen Fachartikel liest, sich über die ungelösten Systemmängel informiert und erkennt, dass hier ein fertiges Lösungspaket präsentiert wird, der kann sich nur für eine tatkräftige Unterstützung entscheiden. Dieses Umsetzungskonzept wird die Anlagen-Funktionsqualität wahrnehmbar verbessern.

    Erlauben Sie mir bitte eine grundsätzliche Feststellung zum Schluss: Jede Wissensvermittlung, Lösung oder Vorschrift ist nur so gut wie deren technische Absicherung, d. h. ohne Anfangsdruck-Störabschaltung/Signalisierung wird das Ergebnis unbefriedigend sein. Auf den Punkt gebracht: Wer die Anfangsdruck-Sicherung ablehnt, wird die Primärursache für die Summe der Anlagenmängel nicht dauerhaft abstellen.

    SBZ: Herr Buscher, herzlichen Dank für das Gespräch.

    Autor

    Ehrhardt Buscher, geb. 1936, war seit 1965 als Techniker in der Pumpenindustrie, Führungskraft im Kundendienst und Vertrieb sowie zuletzt als Leiter Marketing-Engineering in der Aus- und Weiterbildung tätig.

    Er entwickelte mit Wilo-Brain ein modernes Aus- und Weiterbildungsprogramm. Die vorliegende Ausarbeitung ist die Fortsetzung dieses Programms, um das Wissen für eine bessere Anlagen-Funktionsqualität vor Ort praktisch umzusetzen.

    Kontakt über: leserforum@sbz-online.de