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Nachhaltige Badsanierung mit Grauwassernutzung

Das Badezimmer ist längst keine einfache Nasszelle mehr, sondern ein Raum, in dem man länger verweilen möchte und sich auch wohlfühlen will. Die Ausstattung und Gestaltung des Bades hat sich im Laufe der Jahre ebenso verändert wie die Bedeutung dieses Zimmers an sich. Lag vor wenigen Jahrzehnten das Hauptaugenmerk noch auf der reinen Funktionalität, wird heute vor allem Wert auf das Ambiente gelegt. Zur sanitären Grundausstattung eines Bades gehören Toilette, Waschbecken, Badewanne und eventuell noch eine Dusche. Um diese vier Elemente unterzukriegen, benötigt man allerdings den entsprechenden Platz. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beträgt die aktuelle durchschnittliche Größe eines Badezimmers lediglich 7,8 m². Ein knappes Drittel und damit knapp zehn Millionen Bäder sind kleiner als 6 m². Für den Mietwohnungsbau mögen diese Badezimmerflächen durchaus repräsentativ sein. Dass es sich dabei meist noch um fensterlose Räume handelt, ist ein Dilemma, was umso mehr durch eine menschenfreundliche Badgestaltung zu kompensieren ist. In der Tat bewegt sich das Spektrum der Badsanierung zwischen dem Luxus von Familienhäusern und dem Pragmatismus des Miet-Wohnungsbaus. In absehbarer Zeit wird ein Drittel der Menschen in Deutschland deutlich über 60 Jahre alt sein. Dem „Wohnen im Alter“ kommt demnach besonders in der Badsanierung eine zentrale Bedeutung zu.

Wasserbilanz einer Badsanierung

Die Bilanzierung der Wasserströme kann auch für eine explizite Badsanierung herangezogen werden, da auch bei selektiven Maßnahmen stets das Ganze zu betrachten ist und nicht selten die Chance besteht, mit einer Badsanierung das Wasserkonzept eines bestehenden Gebäudes auf den Punkt zu bringen. Überhaupt ist es mehr als ratsam bei einer Badsanierung die gesamte Sanitärinstallation des Gebäudes in Augenschein zu nehmen, was leider nicht immer der Fall ist. Es nutzt mittelfristig die schönste Sanitärausstattung wenig, wenn wesentliche sicherheitstechnische Einrichtungen, wie etwa Feinfilter, fehlen oder die Materialgüte der Leitungsführung nicht beachtet wird und daraus Risiken für die Gesundheit der Nutzer oder der Hausinstallation entstehen.

Für folgende Betrachtung zur Vorgehensweise einer nachhaltigen Badsanierung wurden allein die Wasserströme eines zu modernisierenden Badezimmers ermittelt. Als Grundlage wurde ein durchschnittliches Nutzungsprofil erstellt, mit einem Wannenbad pro Person und Woche, einem Duschbad und Körperreinigung am Waschtisch pro Tag und Person, woraus die Grauwassermenge resultiert. Aus der Nutzung von einem Klosett und einem Urinal resultiert die Schwarzwassermenge.

Der Überschuss an Klarwasser aus der gebäudezentralen Grauwasserreinigung kann in Form von Garten- und/oder Freiflächenbewässerung, bis zur direkten Versickerung im Untergrund der externen Wasserwirtschaft zugutekommen. Gönnt man sich dann den vermeintlichen Luxus eines zusätzlichen Wannenbades, bedeutet dies keine Verschwendung, sondern eine nachhaltige Stabilisierung des natürlichen Wasserhaushaltes.

In einem Badezimmer ist der Betriebswasserbedarf 30 bis 40 % geringer als die aus dem Trinkwasser resultierende Grauwassermenge. Dieser Überschuss kann, gleichfalls zu Klarwasser gereinigt, entweder einer weiteren Nutzung als Betriebswasser im Gebäude (z. B. Textil-Waschmaschine oder Reinigungswasser usw.), der internen Wasserwirtschaft im Gebäude oder der externen Wasserwirtschaft im Umraum des Gebäudes zugeführt werden.

In jedem Fall aber wird der tatsächliche Trinkwasserbedarf im Badezimmer um mindestens 30 % und die Abwasserlast durch die Zuführung in den Umraum des Gebäudes um nahezu 70 % reduziert! Beide Kennzahlen sind wesentliche Faktoren nicht nur im Sinne der Ressourcen-Effizienz, sondern gleichsam des Klimaschutzes in der dezentralen Stabilisierung der natürlichen Ordnung.

Vorbereitung einer Grauwassernutzung

Die Integration einer dezentralen Grauwasseranlage verlangt neben der Aufstellmöglichkeit im Kellergeschoss oder auch extern im Untergrund Versorgungsleitungen für das Klarwasser (Betriebswasser). Für gewöhnlich wird es schwierig sein, in einem angelegten Garten eine Grauwasseranlage neben dem Haus im Untergrund einzubringen, es sei denn, man erweitert die Installation auf die Kombination beispielsweise mit einer Gartenbewässerung oder anderen baulichen Maßnahmen, die miteinander verknüpft werden können. In der Regel ist die Positionierung der Grauwasseranlage im Keller die erste Wahl, nicht zuletzt da an dieser Stelle diverse Anschlüsse in Reichweite sind. Eine getrennte Abwasserführung (wie in der SBZ 07 im dritten Teil dieser Serie beschrieben) ist allerdings in jedem Fall notwendig, was ungleich einfacher zu realisieren ist. Das bedeutet eine Trennung der Badewanne, Duschwanne und der Waschtische von der bisherigen Abwasserleitung als Grauwasserleitung. Die bisherige Abwasserleitung führt fortan allein das Schwarzwasser (Toilette, Urinal) aus dem Badezimmer.

Diese Trennung ist bei einem Badezimmer im Erdgeschoss in der Regel ungleich einfacher herzustellen als in einem Ober- oder Dachgeschoss, wo analog zu einer nachträglichen Solarthermie-Integration, auch ein „Versorgungsschacht“ durch den Wohnbereich darunterliegender Geschosse hergestellt werden muss. Freilich bietet es sich an, wenn dies der Fall ist und man dem Dach ohnehin nahe ist, die Solarthermie gleich mit einzubauen oder zumindest die Leitung in diesem Versorgungsschacht vorzusehen.

Ebenso verhält es sich mit der Leitungsführung für das Betriebswasser zum Klosett/Urinal. Die dafür notwendige Druckerhöhungsanlage ist Bestandteil der Grauwasseranlage und befindet sich im Klarwassertank, ähnlich eines „Regenwassermanagers“. Auch hier kann ein weiterer Ausbau des Betriebswasserverteilers vorgesehen oder gleich eine Leitung als Gartenwasser aus dem Gebäude geführt werden. An dieser Stelle befindet sich auch die Schnittstelle zu einer Gartenbewässerung, wie sie in der SBZ 08 im vierten Teil dieser Serie vorgestellt wurde.

Fazit

Es ist verständlich, dass die Grauwassernutzung in Gebäuden nicht gefördert oder gar bezuschusst wird. Die Grauwassernutzung ist so sinnvoll und logisch und ergibt sich aus einem verantwortungsbewussten Blick auf den eigenen Geldbeutel und darüber hinaus, gleichsam in die Zukunft, von selbst. Jeder Nutzer einer dezentralen Grauwasseranlage und Betreiber einer naturnahen Regenwasserbewirtschaftung nutzt damit ganz im Kleinen, aber im umso persönlicheren Umfang sein Recht als Souverän, auch nachhaltig positiv zu wirken und mit seinem heutigen Handeln die Verantwortung für die Zukunft zu akzeptieren. Im nächsten und letzten Teil dieser Artikelserie werden die Potenziale und Anwendungsoptionen einer Wärmerückgewinnung aus Grauwasser betrachtet.

Info

SBZ-Artikelserie zum dezentralen Wassermanagement

Teil 1: Nachhaltige Wasserkonzepte SBZ 05/16

Teil 2: Schmutzwasser im Wohngebäude SBZ 06/16

Teil 3: Grauwassernutzung im Wohnungsbau SBZ 07/16

Teil 4: Bewirtschaftung von Niederschlagswasser SBZ 08/16

Teil 5: Wasser als regenerativer Energieträger SBZ 10/16

Teil 6: Passive Flächenkühlung mit Regenwasser SBZ 11/16

Teil 7: Nachhaltige Badsanierung mit Grauwassernutzung SBZ 12/16

Teil 8: Wärmerückgewinnung aus Grauwasser

Autor

Frank Hartmann ist Gas-Wasser-Installateur, Heizungs- und Lüftungsbauer, Elektroinstallateur und Energietechniker. Er ist zudem Gründer vom Forum Wohnenergie für energie-effizientes Bauen und Renovieren, 97509 Zeilitzheim, Telefon (0 93 81) 71 68 31, hartmann@forum-wohnenergie.de