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Gentrifizierung der Badezimmer

Was ist denn das schon wieder für ein neumodischer Begriff? Brauchen wir das in Deutschland? Und hat unsere Branche darauf gewartet? „Ja und Nein“ lautet die entschieden unentschiedene Antwort!

Also der Reihe nach: das Wort Gentrifizierung kommt, wie so vieles, was Heil und Unheil in den letzten Jahrzehnten gebracht hat, aus dem Englischen. Es beschreibt die Aufwertung vormalig beispielsweise von Arbeitern bewohnter Stadtviertel durch den Zuzug einer wohlhabenderen, sozial höher stehenden Schicht. Im Kern des Wortes steckt die Bedeutung „niederer Adel“. Dazu später mehr.

Braucht Deutschland die Gentrifizierung der Badezimmer? Ja! Momentan weisen alle Wirtschaftszahlen (Umsatzverteilung des Handwerks, Großhandelszahlen, Kapazitätsauslastung etc.) und sogar die nachlassende Jammerei der Sanitärhersteller darauf hin: Die Renovierung von Badezimmern steht ganz oben auf der Wunschliste der „BetongoldInvestoren“. Und das noch vor der Erneuerung der Heizkessel, obwohl es derer viele auch nötig hätten, ein adligeres Aussehen und einen nobleren Wirkungsgrad zu erhalten. Denn, wie man weiß: Adel verpflichtet! Und wenn es nur zum Energiesparen ist!

Hat unsere Branche darauf gewartet? Auch wieder ein entschiedenes: Ja und Nein! Einerseits wartet unsere Branche nicht. Sie hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten immer so flexibel verhalten, wie es der Markt erfordert hat. Waren Heizungen gefragt, wurden moderne und sparsame Heizungen eingebaut. Waren Badezimmer zu renovieren, wurden diese fachmännisch abgearbeitet. Durch die sehr gute und engagierte Ausbildung in den SHK-Betrieben ist es sichergestellt, dass Dienstleistung und Material in qualitativ hochwertiger Weise an die Frau bzw. den Mann gebracht werden. ­Eine Tatsache, um die uns andere Branchen außerhalb des Handwerks und sogar Firmen außerhalb unseres Landes sehr beneiden! Damit können wir punkten! Die im Anlaufen befindlichen Bad­akademien werden ein Übriges tun. Das ist sicher. Hier setzt unsere Branche Zeichen für die Zukunft, wenn auch vielleicht zwei, drei Jahre zu spät.

Ja! Unsere Branche wartet auf die Gentrifizierung der Badezimmer. Wenn man sich die Bausünden der 50er-, 60er- und 70er-Jahre so anschaut und diese hin und wieder selber benutzen muss, wird klar: Die Badezimmer müssen aufgewertet werden! Verglichen mit Anrainerstaaten im Westen und im Osten, leben wir zwar selbst mit moosgrün oder bahamabeige gefliesten Bädern noch gut. Aber gemessen an den modernen Standards, die gerade unsere heimische Industrie setzt, sind wir im Durchschnitt meilenweit davon entfernt.

Der Trend, die Badezimmer aufzuwerten, hat vor circa zwei, drei Jahren wahrnehmbar eingesetzt. Jetzt ist es an unserer Branche, diesen Trend zu verstetigen, ihn auszunutzen und nachhaltig zu betreiben. Bäder sind langlebige Wirtschaftsgüter. Jemand, der mit der Installation seines Bades zufrieden war, wird noch lange davon erzählen. Genauso, wenn er unzufrieden war! Und das Blöde daran ist, dass er es ungefähr drei bis fünf mal mehr Leuten erzählen wird, dass er sich geärgert hat.

Die Devise lautet folglich: Ran an den Speck! Mit cleveren, komfortablen Lösungen, möglichst aus einer Hand, auf einem sehr zufriedenstellenden Service­niveau! Es ist an der Zeit, die Kunden in ihren Arbeiter-Bädern abzuholen und sie in den Adelsstand zu erheben. Seien Sie es, der seinen Kunden zum Ritter schlägt! Dieser wird sich das gerne gefallen lassen!

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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern ­geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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