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Von Rang und Namen

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Haben Sie sich schon mal die Evolution der Begrifflichkeiten fürs Bad vor Augen geführt? Zu Anfang hieß es mal stigmatisierend „behindertengerecht“, später entschärft „barrierefrei“, danach ganz neutral „Komfortbad“. Aktuell ist in Fachkreisen vom „Pflegebad“ die Rede. Und das nicht ohne Grund: Dem Raum kommt im sogenannten Healthcare-Markt im Gesundheitswesen eine Schlüsselfunktion zu. Er soll Bewohnern im meist hohen Alter ein möglichst langes, selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Das Bad wird dazu am besten technisch so ausgestattet und räumlich so aufgeteilt, dass dies auch mithilfe von unterstützendem externen Pflegepersonal einfach zu Hause ohne Hindernisse geschehen kann – und der Aufenthalt im Seniorenpflegeheim umgangen oder zumindest lange hinausgezögert wird.

Zwar trifft die Bezeichnung „Pflegebad“ den Nagel auf den Kopf. Aber das war mit „behindertengerecht“ damals genauso – trotzdem klingen beide Begriffe nicht besonders einladend. Ich würde mir ein zeitloseres Wort für „Pflegebad“ wünschen. Eines, das weniger mit negativem Beiklang behaftet ist. Eines, das Lust aufs neue Bad macht. Der Blick in die Zukunft sollte im Beratungsgespräch für die Kunden nicht mit Angst verbunden sein. Die Botschaft muss dagegen lauten: Alt werden ist doch keine Bürde! Das findet auch Michael Schlenke. Mit dem Experten für gesellschaftliche Entwicklungen und Bauen habe ich im Interview nach alternativen Bezeichnungen gesucht – und gefunden (mehr dazu in dieser SBZ im Top-Thema Bad ab Seite 30: Wie wäre es mit: lebenslaufbeständig?).

Unabhängig von der passenden Begrifflichkeit zieht sich durch dieses SBZ-Top-Thema Bad eine weitere Feststellung: Ein Bad ist beileibe kein Standardprodukt (mehr). Wer nur nach Schema F verfährt, wird gerade im Einfamilienhaus auf Dauer nicht unbedingt nur auf langfristig zufriedene Auftraggeber zurückblicken. Die Möglichkeiten waren für Badplaner nie besser, echte Unikate zu schaffen. Lebenslaufbeständig, sodass Kunden daran viel und lange Freude haben. Um mal ein Werbeplakat der vergangenen Bundestagswahl abgewandelt zu zitieren: Für ein Bad, in dem man gut und gerne lebt.

Das erfordert allerdings, gerade in Beratung und Planung etwas mehr Zeit zu investieren. Es gilt herauszufinden: Was will der Kunde und was braucht er? Das spielt bei der Farbwahl (Artikel ab Seite 14: Farbe(n) richtig einsetzen) ebenso eine Rolle wie bei der Entscheidung für oder gegen ein Dusch-WC (Beitrag ab Seite 26: Durchblick beim Verkauf). Dazu gehört auch zu fragen, welche Produkte der Kunde in Zukunft gerne habe möchte – und ihm zumindest aufzuzeigen, welche Produkte er in Zukunft benötigen könnte, um seinen Bad-Alltag auch im hohen Alter einfach zu gestalten.

Als Vorlage dazu mag die jüngste Studie der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) hilfreich sein. Die Meinungsforscher vom forsa-Institut haben im Auftrag des Branchenverbands die Bad-Grundlagenstudie 2016/2017 durchgeführt. Die Ergebnisse stehen stellvertretend für ca. 62 Millionen Deutsche ab 18 Jahren (mehr dazu ab Seite 32: So denken die Kunden). Wichtigster Punkt: Die SHK-Fachschiene genießt beim Verbraucher nach wie vor ein hohes Ansehen.

Sie als Fachhandwerker schaffen echte Werte von Rang und Namen! Das sehen Ihre Kunden ebenso. Aber ob in Verbindung damit „behindertengerecht“ und „barrierefrei“ bzw. „Pflegebad“ noch treffende, wertige Bezeichnungen sind, dass lässt sich diskutieren. Finde ich.

Ich wünsche Ihnen barrierefreie Geschäfte, nicht nur im Bad

Dennis Jäger

SBZ-Chefredakteur