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Halleluja, Brüder im Biere!

Pilgerfahrt zur Hausmesse: Die hohen Priester des SHK-Fachgroßhandels aller Couleur rufen Euch zu ihren Super-Hausmessen. Schnappt Euch die Bibeln, denen Ihr die Preise der Waren entnehmen könnt und macht Euch auf den Weg zu den Kathedralen der bunten SHK-Ausstellungen. Ihr müsst nicht zu Fuß pilgern, um die Worte der Herren in Nadelstreifenanzügen zu hören. Nein! Sie lassen Euch sogar noch einsammeln und per Bus zu sich bringen. Auf der Fahrt werden Euch die neuesten Hausmarkenprodukte kurz vorgestellt und darauf hingewiesen, wo sie in der Ausstellung zu finden sind. Zusätzlich werden deren Vorteile gegenüber den lästigen Industriemarken gepriesen und rosenkranzartig im Chor eingeübt! Beim Verlassen des Busses werdet Ihr mit (Brau-)Weihwasser besprenkelt, das ein Großhandels-Messdiener aus einem Bierglas fördert und Euch die durstigen Lippen benetzt. Es soll Euch Labung geben bis zum Eintreffen nach dem  Rundgang im Bierzelt und dafür sorgen, dass Ihr Euch erinnert, keine fremden Industrie-Götzen zu lange anzubeten. Halleluja! Der erste Teil der Wallfahrt ist bewältigt!

Kommst Du nach Ahaus, Ludwigsburg, Dresden, Mindelheim, Groß Machnow, Hamburg, Stuhr oder Markt Schwaben, Pilger, so halte inne und sehe, was unsere SHK-Logistikunternehmen auf die Beine stellen können: riesige Zelte und Hallen, die vollgestopft sind mit kleinen Austellungsboxen – ähnlich der Souks in arabischen Ländern. Angenehm ist im Unterschied zu orientalischen Bräuchen, dass man nicht ganz so oft an der Schulter gezupft wird, um bei einem Pfefferminztee alles in Ruhe zu besprechen und einen guten Preis auszuhandeln. Wie bei IKEA allerdings gibt es eine Zwangsführung durch die heiligen, fliegenden Hallenbauten. Damit niemand vom rechten Wege abkomme, sind auch die Zwischenausgänge und mögliche Schlupflöcher sorgsam zugemacht worden. Jeder Aussteller, der seine Waren auf Geheiß der hohen Großhandelspriester präsentieren muss, wird so gleichmäßig mit Anbetern umspült. In der Mitte der größten und höchsten Halle findet sich im Mittelschiff der Altar der Hausmarken, an welchem die Gläubigen niederknien.  Das Bein der noch nicht Gläubigen wird mit der Gabe von ein paar Zusatzpunkten biegsam gemacht, damit sie beim nächsten Mal auch neben ihren Mitbrüdern das Haupt angesichts der Großhandels(GH)-Dreifaltigkeit in angemessener Weise senken können. Wundert Euch also nicht, wenn in zunehmendem Maße Kollegen herumwandeln, denen der GH-Außendienst eine Tonsur verpasst hat, um ihre Bindung an den jeweiligen Großhandels-Orden zu signalisieren. Diese sind sicherlich keine Bettelorden! Allerdings, so hört man allenthalben, soll es Schäfchen geben, die sich ihren Schäfer nicht mehr frei auswählen können, da sie ihre Wolle bereits durch ständige Kontoüberziehung auf Jahre im Voraus an einen einzigen „guten“ Hirten verkauft/verpfändet haben. Halleluja!  Der zweite Abschnitt der Pilgerreise ist vorüber.

Es folgt die Speisung der armen, frisch rasierten Schäfchen und Mönche in riesigen Verpflegungszelten- und hallen. Die hohen GH-Priester lassen Bratwürste, Leberkäse, Schweinebraten und Bier in rauen Mengen vermehren. Wer nach dem dritten Bier immer noch nicht zum rechten Großhandels-Glauben bekehrt werden konnte, wird zur Beichte beim Alt-Abt im separaten Raum gebeten. Dieses Vieraugengespräch hat noch jeden reuigen Sünder auf den Pfad der Tugend geführt! Abrasiert, seelisch erleichtert und gesalbt (eingeseift), treten die Alt-  sowie Neugläubigen den Rückweg zu ihren Bussen an. Reich beschenkt mit lächerlichen Werbeartikelchen (Rucksäcken, Wasserwaagen, Kugelschreibern, Halsbändern, Fahrradwimpeln, Maßbändern, Meterstäben, Entlüftungsschlüsseln, Werkzeugkisten, Badenudeln etc.) lassen sie sich bier- und großhandelsselig nach Hause kutschieren. Halleluja! Nun ist auch der letzte Abschnitt der Pilgerreise vorüber!

Apropos: Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Internethändler ihre Waren günstiger anbieten können als niedergelassene Fachgroßhändler? Einen Teil der Antwort haben Sie gerade verdaut. Und haben Sie sich dann auch schon mal gefragt, warum der Großhändler Ihres Vertrauens mehr über Ihre Firma, Mitarbeiter, Familie etc. weiß, als jede Wirtschaftsauskunftei? Dann sollten Sie auf die Gratis-Bratwürste und das Freibier verzichten und eine der Regionalmessen in Essen, Leipzig, Hamburg oder Nürnberg besuchen. Da gibt es zwar weniger Tam-Tam, aber entschieden mehr wertvolle Informationen!

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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern ­geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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