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Richtige Dimensionierung von Wasserzählern

Die Größe muss stimmen

Der erste Wasserzähler in einer Installation zählt zum Eigentum des Wasserversorgungs-Unternehmens (WVU). So kommt es, dass die Auswahl des Wasserzählers auch diesem Unternehmen unterliegt. Der Installateur macht im Rahmen des Inbetriebsetzungsantrages Angaben zu dem im Gebäude benötigten Wasser-Volumenstrom. Das WVU wählt dann die Größe des Zählers aus. In jüngster Vergangenheit sind allerdings Fälle bekannt geworden, bei denen zu große Zähler zum Einsatz kamen. Um dem vorzubeugen, sollte der Fachmann die Zählerauswahl des Wasserlieferanten überprüfen.

Zu groß wird teuer

Für die meisten Mehrfamilienhäuser (bis 15 Wohnungen) sind Zähler der Nenngröße ­ Qn 2,5 (G1B) ausreichend. Tatsächlich eingebaut werden hier aber sehr häufig Zähler der Nenngröße Qn 6 (G1½B). So geschehen in Mönchengladbach. Hier wurde bekannt, dass im Gebiet des örtlichen Wasserversorgers rund 16000 Gebäude über zu groß ­ausgelegte Wasserzähler versorgt werden. Die Anschlussnehmer zahlen hier folglich die Grundgebühren für einen Zähler Qn 6, obwohl ein Zähler Qn 2,5 tatsächlich aus­reichen würde. In Mönchengladbach ­beträgt der geldwerte Unterschied sage und schreibe 35 Euro. In Düsseldorf liegt die ­Kostendifferenz zwischen Qn 2,5 und Qn 6 bei etwa 100 Euro, und in den neuen Bundesländern bereits bei mehreren hundert ­Euro. Hinzu kommt: Vom TÜV Brandenburg wurde festgestellt, dass zu groß dimensionierte Wasserzähler auch ungenau zählen.

Auswahl auf falscher Basis

Wie kommt es zur Überdimensionierung der Zähler? Im Allgemeinen wird angenommen, dass die DIN 1988-3 zur Größenermittlung herangezogen wird. Allerdings steht in dieser Norm (Ausgabe 12/88) im Abschnitt 13 die Anmerkung: „Die Auswahl der Wasserzähler erfolgt durch das Wasserversorgungsunternehmen nach Empfehlungen des DVGW.“ In diesem Zusammenhang muss man berücksichtigen, dass bereits im Jahre 1981 (also bereits acht Jahre vor dem Erscheinen der DIN 1988-3) seitens des DVGW Bemessungsvorschläge für Wasserzähler formuliert wurden. So wurde für bis zu 15 Druckspüler und 30 Spülkästen ein Wasserzähler Qn 2,5 empfohlen. Da man diesen Vorschlag als praxisgerecht empfand, übernahm man diese Werte unverändert in das DVGW-Arbeitsblatt W 406, Ausgabe 2003. Nach diesem Arbeitsblatt müssen Wasserzähler folglich ausgewählt werden. Tabelle und Formel, die der Teil drei der DIN 1988 zur Verfügung stellt, sollen nur dazu dienen, den Druckverlust zu ermitteln, den ein nach W 406 ausgewählter Zähler verursacht. Der Installateur oder Planer braucht diesen Wert für die Rohrweitenberechnung, wenn er keine Angaben hat.

Spitzendurchfluss ist eher selten

Ein Wasserzähler Qn 2,5 kann pro Stunde 2500 Liter Wasser, maximal 5000 Liter Wasser erfassen. Die zulässige Überbelastung ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Wenn man davon ausgeht, dass der Pro-Kopf-Wasserverbrauch bei etwa 125 Liter/Tag/Person liegt, kommt man bei einem Vier-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus auf gerade einmal 500 Liter Wasser pro Tag. Ein Qn 2,5 kann aber 5000 Liter pro Stunde messen, wobei er auch kurzfristig noch überbelastet werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Ein Beispiel:


Dieser Volumenstrom stellt den Berechnungsdurchfluss dar – die Wassermenge, die fließen würde, wenn alle Entnahmestellen gleichzeitig geöffnet sind. Da aber alle Entnahmestellen niemals gleichzeitig genutzt werden, wird nach DIN 1988-3 der Spitzendurchfluss (VS) ermittelt. Aus den ermittelten 5,84 l/s (VR) werden dann tatsächlich gleichzeitig benö­tigte 1,40 l/s (VS) Spitzendurchfluss, also 5,04 Kubikmeter Wasser in der Stunde. Da auch die in der Norm angenommene Gleichzeitigkeit noch mit gewissen Sicherheitsreserven kalkuliert wurde, ist auch bei den ermittelten 5 m³/h der Griff zum Zähler Qn 6 nicht wirklich zwingend. Ein Blick in das DVGW-Arbeitsblatt W 406 macht die Zählerauswahl einfach: Bis 30 Wohnungen mit Spülkästen kann gemäß Tabelle ein Zähler Qn 2,5 (2,5 m³/h bis maximal 5,0 m³/h) gewählt werden.

Die Praxis zeigt: Es gibt bereits große Wohnblocks (100 Wohnungseinheiten), die über einen Wasserzähler Qn 2,5 versorgt werden. Und Wassermangel hat es hier nicht gegeben. Untersuchungen der TU Dresden zeigen: Von 160 Wohneinheiten benötigen maximal 5,7 Wohnungen gleichzeitig Wasser. Unter diesen Umständen sollte der Fachmann die Größe des vorgesehenen Wasserzählers immer überprüfen – als zusätzliche Serviceleistung für seinen Kunden.

Tipp

Sechs Dinge, auf die man an Wasserzähleranlagen achten sollte

Funktionieren die Absperrorgane und sind diese korrekt geöffnet? (Ventile bis zum Anschlag öffnen und um eine Achtel-Handrad­umdrehung schließen, Kugelhähne voll öffnen)

Ist ein Rückflussverhinderer in der Wasserzähleranlage vorhanden? (Fehlt der Rückflussverhinderer, ist dieser nachzurüsten; schließlich wird das Bauteil schon seit August 1930 gefordert)

Ist der Rückflussverhinderer funk­tionstüchtig? (Nach Absperren des Wassers Prüföffnung öffnen oder ausgangsseitige Verschraubung des Wasserzählers lösen; es darf keine größere Wassermenge austreten)

Ist eine Montageplatte („Wasserzählerbügel“) installiert? (Fehlt die ­Montageplatte, muss diese spätestens bei Veränderung der Anlage nachgerüstet werden)

Ist eine Umgehungsleitung zur Sicherstellung der Wasserversorgung während des Zählerwechsels installiert? (Wenn ja, unverzüglich dafür sorgen, dass diese demontiert wird; fest installierte Umgehungsleitungen sind aus hygienischen Gründen nicht zulässig!)

Ist die Wasserzähleranlage zugänglich? (Wenn nicht, Betreiber bitten für Zugänglichkeit zu sorgen; ist die Anlage nicht zugestellt, ist auch eine Beschädigungsgefahr geringer)

Autor

Detlef Poullie ist Dozent der Handwerkskammer Düsseldorf, Gas- und Wasserinstallateurmeister, Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister sowie Energieberater

Telefon (0 21 66) 2 21 83

E-Mail detlef.poullie@t-online.de

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