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Im Fegefeuer der Eitelkeiten

Höllentrip bei Feinkost-Zipp: Hereinspaziert in den Kommunikations-Supermarkt! Heute wieder bei uns im Sonderangebot: Auszeichnungen, Preise und Awards, die Macher haben ein tolles Komplett-Paket geschnürt. Einfach in die große Wühlkiste greifen und zuschlagen, bevor ein anderer es tut. Die Auszeichnung wird den Mehrwert eines Produkts schon erheblich steigern!

Angebote für die Krone des Empfehlungsmarketings gibt es fast so viel wie Sand an der Nordseeküste: German Design Award, Plus X Award, Red Dot Award, ­Interior Innovation Award, M&K Award, Living Labs Global Awards, Iconic Awards, Architect's Darling Award, Home & Trend Award, iF product design Award, Hermes Award, universal design Award, Design plus Award, Econ Award, Green Tec-Awards, Good Design Award. War für Sie noch nichts Passendes dabei?

Vielleicht etwas Exotisches, Extravagantes gefällig? Einfach am Wühltisch weiter gründeln, bis man vielleicht mit dem Indian Industrial Excellence Award, dem Wallpaper Design Award, dem Red Herring Top 100 Europe Award, dem GIO Award oder mit dem Preis „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ fündig wird. Bei dem Preis der Preise, dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland oder dem Hessischen Staatspreis für universelles Design, geht es sogar staatstragend zu. Oder hätten Sie gern den Best Professional Supplier-Award? All diese Orden schmückten im letzten Jahr Produkte oder Betriebe unserer Branche.

Die Auszeichnungen sind für die Verleiher echte Gelddruckmaschinen. Häufig ist der Award, genauer gesagt die Kommunikation, dass der Hersteller Y den Award X gewonnen hat, mit einer Lizenzgebühr verbunden. Neben einem Nominierungsentgelt – nur so darf man teilnehmen und drückt schon mal die ersten 400 Euro ab – kommt noch die Lizenzgebühr dazu. Beispiel gefällig? „Bei Anmeldung und einer Auszeichnung ist die Buchung des Winner Package (ab knapp 3300 Euro) obligatorisch“, heißt es da schon mal. Oder es wird eine Lizenzgebühr für Gütesiegel – Einzelprodukt knapp 3000 Euro, Produktgruppe knapp 9000 Euro – erhoben. Das stört viele Hersteller offenbar nicht. Und die Auslober schlagen sich auf die Schenkel: Je mehr Gewinner, desto höher ist der Umsatz durch die Einnahmen an Lizenzgebühren. 2013 wurden beispielsweise 72 Mal der Red Dot, Best of the Best vergeben, die normale Red Dot-Auszeichnung 503 Mal. Süßer die Kassen nie klingeln...

Aber die Marketingstrategen unserer Branche schreckt das nicht ab. So wabert mehrmals im Jahr ein Hauch von Hollywood auch durch unsere SHK-Branche, wenn es heißt: „The award goes to…“ Beim feierlichen Festakt werden die Preise überreicht, danach feiert man sich selbst. Mit den anschließend verteilten Pressemitteilungen der Hersteller ließen sich ganze Sonderhefte füllen, wenn sie nicht gleich in den Papierkorb wandern würden. Das Geschäft mit der Selbstbeweihräucherung wird immer mehr zur Farce.

Wer trotzdem noch nicht genug hat, für den ein Tipp: Firmenchefs und Marketingstrategen, die angesichts des riesigen Angebots den Überblick verloren haben und nicht so recht wissen, wie ihre Produkte optimal im Award-Wettbewerb zu vermarkten sind, muss nicht bange sein. Sie können die Dienste der Spe­zialagentur Award Service GmbH aus Essen nutzen, die mit dem Slogan „Machen Sie mit uns ­Gewinnen zur Tradition“ wirbt. Von der Strategieentwicklung bis zur Jurypräsentation und der Platzierung des Preisträgers in den Kommunikationsmaßnahmen des Wettbewerbsveranstalters – die Agentur sagt sogar, welche Auszeichnung dem Unternehmen am meisten nützt.

Na wenn das nix ist – zahlt ja doch alles letztlich der Kunde und bei den fetten Margen in der SHK-Industrie kann man sich solche Sperenzchen auf dem Markt der Eitelkeiten ja locker leisten, oder?

Dies meint zumindest
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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern ­geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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