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Vorsicht, BAB-Syndrom

Wir schaffen uns zu Tode oder zumindest an den Rand des Wahnsinns. Psychische Erkrankungen nehmen weiter zu. Nach Burn-out und Stresssyndrom greift jetzt auch in der SHK-Branche, gleichermaßen in Industrie, Großhandel und Handwerk, das BAB-Syndrom immer mehr um sich. Gehen wir dieser bisher noch relativ unbekannten Erkrankung „der Seele und des Geistes“ auf den Grund.

Was bedeutet eigentlich BAB? Dieses Kürzel dürfte nichts mit einer Bundesautobahn zu tun haben?

BAB steht für „Begehrlichkeiten, Anforderungen und Befindlichkeiten“.

Aber das sind drei Begriffe, die im Grunde nichts Schlimmes bedeuten.

In deutschen Unternehmen boxt doch der Papst. Umsatzsteigerung, mehr Kunden, mehr Rendite, mehr Innovationen, dem Mitbewerber eins auswischen, da steht der Kessel unter Dampf. Ein Teufelskreis.

Was ist denn der Auslöser für dieses Syndrom?

Das beginnt bei den Anforderungen. Alle Unternehmen wollen als Mitarbeiter die typischen Eier legenden Wollmilchsäue. Umfassende Ausbildung, am besten kaufmännisch und technisch versiert, dazu zwei, drei Studiengänge mit Masterabschluss. Dazu vier Fremdsprachen – Hessisch oder Schwäbisch zählen nicht dazu – fließend in Wort und Schrift. Belastbar sollen die Angestellten sein, rund um die Uhr erreichbar. Ein, zwei Stunden jeden Tag länger arbeiten gehört zum guten Ton. Dann gibt es ja auch noch das Wochenende, falls es mal was Dringendes zu erledigen gibt, weil der Chef am Freitag eine tolle Idee hatte und am Montag gleich Ergebnisse sehen will. Nur beim Gehalt sollten die Anforderungen nicht so hoch sein, dann heißt es: Sie müssen sich ja erst mal bewähren.

Das ist doch nichts Neues, Deutsche schaffen immer, als wenn es kein Morgen gäbe.

Richtig. Doch das Karussell dreht sich immer schneller. Womit wir bei den Begehrlichkeiten wären. Der Mitarbeiter macht einen guten Job, kniet sich voll rein. Seine Arbeit kommt am Anfang auch noch beim Chef gut an. Zack, bekommt er noch mehr Jobs aufgehalst. Die er natürlich nicht abschlägt, er will ja Karriere machen. Ratzfatz wird er zur lebenden Feuerwehr. Doch für die vielen Brände, die zu löschen wären, reicht eigentlich sein Löschwasser im Tank nicht. Irgendwann kommt er an einen Punkt, an dem er nicht mehr kann. Ein anderer Aspekt in den Unternehmen: Wehe, der Kollege fällt wegen Krankheit aus oder seine Stelle wird wegrationalisiert, schwupp hat der Mitarbeiter zwei Jobs am Hals. Das Arbeitsleben hat schon etwas vom Wahnsinn einer völlig durchgeknallten Welt.

Was bedeutet das?

Es hängt alles mit dem Faktor Befindlichkeiten zusammen. Es ist schon schwer genug, die Punkte Anforderungen und Begehrlichkeiten zu erfüllen. Aber schlimmer geht immer. Tatsache ist: Dem Vorgesetzten oder dem Chef ganz oben kann es sowieso keiner recht machen. Seine Befindlichkeit, also der seelische Zustand, in dem er sich gerade befindet, muss immer richtig eingeschätzt werden, was nahezu unmöglich ist. Jeder trifft im Laufe seines Berufslebens auf Vorgesetzte, die überfordert zu sein scheinen. Die Zusammenarbeit mit solchen Chefs erweist sich meist als besonders schwer. Aber wie kann es sein, dass Personen, die entweder keine besonders hohe Führungskompetenz haben oder fachlich nicht ausreichend qualifiziert sind, auf der Karriereleiter immer weiter aufsteigen? Nun ja, das Peter-Prinzip beantwortet diese Frage.

Das was? Peter-Prinzip?

Das Peter-Prinzip basiert auf einer These des Soziologen Dr. Laurence J. Peter (1919 bis 1990). Diese besagt, dass jeder, der Mitglied in einer komplexen Hierarchie ist, so lange befördert wird, bis er seine höchste Stufe der Inkompetenz erreicht hat. Folglich wird jede Führungsposition irgendwann von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, die damit einhergehenden Aufgaben zu erfüllen. Das Problem dabei: Der Chef will, trotz seines fehlenden Wissens, alles allein entscheiden, das Chaos nimmt seinen Lauf. Auch heute erfreut sich das Peter-Prinzip – das eigentlich eher eine soziologische Beobachtung ist – noch großer Beliebtheit und spendet denen Trost, die unter einem inkompetenten Vorgesetzten leiden.

Fazit

Das ist also das BAB-Syndrom, die Folgen für die Betroffenen machen betroffen. Die SHK-Branche ist aktuell nicht in der Lage und willens, die Hamsterräder abzubremsen. Bleibt nur zu hoffen, dass auf Dauer kein Mensch oder Unternehmen überhitzt und ausbrennt.

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Diese SBZ-Kolumne wird von Brancheninsidern geschrieben, die frei von täglichen Zwängen zum Nachdenken anregen und deshalb anonym bleiben möchten.

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