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Jedes Bad braucht eine Besonderheit

1. Die richtigen Partner auswählen

Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Badrenovierung ist die Auswahl der Handwerker, mit denen man kooperiert, sind es doch mehrere Gewerke, die Hand in Hand die vielen verschiedenen Tätigkeiten ausführen müssen. Ein Badezimmer so nebenbei zu sanieren, ist nicht machbar. Wie schon der amerikanische Professor Daniel J. Levitin sagte: „Auf wirklich allen Gebieten braucht man 10 000 Stunden Praxis, um wahre Meisterschaft zu erlangen und Experte zu werden.“ Das sollte man sich zu Herzen nehmen. Leider vergleichen Kunden oft nur die Preise der Produkte und Leistungen.

Doch es gibt deutliche Unterschiede in Bezug auf das Können der einzelnen Handwerker. Bei einer Badrenovierung müssen alle beteiligten Gewerke ihre Arbeiten ordentlich ausführen, damit ein Wohlfühlbad entstehen kann: Der Installateur als koordinierende Kraft legt das Fundament für ein schönes Badezimmer und stellt die Weichen für das Umsetzen aller Wünsche. Der Fliesenleger hat die wichtige Aufgabe, das Bad zu präsentieren. Und der Elektriker schafft mit Licht Atmosphäre und Stimmung.

2. Wie hoch ist die Investition?

Es muss unbedingt vorab geklärt werden, wie hoch das Budget für die gesamte Badrenovierung ist. Die Kosten können schnell ins Unermessliche steigen. Viele Kunden haben sich meist schon vorher über Preise von einzelnen Sanitärobjekten informiert. Der Arbeitsaufwand einer Badrenovierung wird dabei jedoch völlig unterschätzt: Für alle Gewerke (Fliesenleger, Installateur, Elektriker, Maler, Schreiner usw.) kommen ruckzuck 150 Arbeitsstunden zusammen, plus Sanitärausstattung, Fliesen, Möbel, Beleuchtung und Kleinmaterial. Die Kosten für eine komplette Badrenovierung sind schnell so hoch wie für einen neuen Mittelklassewagen. Deshalb muss das Budget schon am Anfang festgelegt werden. Was nützt die schönste Planung, wenn die Umsetzung den finanziellen Rahmen sprengt!

Vor Kurzem habe ich in einer Bäder-Zeitschrift einen Bericht von einer Badsanierung im Dachgeschoss gelesen. Planer und Handwerker haben gute Arbeit geleistet. Nur über die Gesamtkosten des Umbaus war nichts zu lesen. Auf den Fotos sah man aber, dass so gut wie alles im Badezimmer (z. B. Spiegel, Duschabtrennung, Marmorplatte für Waschtisch, Möbel) Sonderanfertigungen waren. Wenn Geld keine Rolle spielt, ist es erheblich einfacher, etwas aus einem Bad zu machen. Die Kunst besteht jedoch darin, mit einem straffen Budget ein Wohlfühlbad zu zaubern.

3. Weniger ist mehr

Neue Trends, ausgefallene Designs, schräge Formen, schrille Farben und vieles mehr: Die Herausforderung besteht heute darin, aus der Vielfalt der Produkte und Möglichkeiten das Passende zu wählen. Ihre Kunden sollten sich von den vielen Prospekten und Präsentationen nicht irreführen lassen. Nicht alles, was in den Hochglanzbroschüren gezeigt wird, kann umgesetzt werden. Gibt die Größe des Raumes auch all die Wünsche her? Stellen Sie Kunden zuerst die Frage, was sie wirklich in ihrem Badezimmer benötigen. Ist es vielleicht besser, aus Platzgründen etwas wegzulassen? Gemeint ist damit: die Reduzierung auf das Wesentliche, den Raum nicht mit unnötigen Details zu überfrachten. Weniger ist mehr – das spiegelt sich auch in vielen Produkten wider.

4. Das grüne Badezimmer

Nein, nicht die Farbe, sondern ein sparsames Badezimmer ist damit gemeint. Die Kosten für die Erstellung eines neuen Bades sind das eine, die laufenden Kosten das andere. Sicherlich ist im Bad der Verbrauch für Trink- und Abwasser, Heizung und Strom noch überschaubar, jedoch werden die Energiepreise in den nächsten Jahren schneller steigen als in der Vergangenheit. Während einer Renovierung sind viele kleine Änderungen möglich, um den Verbrauch auf Dauer niedrig zu halten: Es gibt viele Produkte, die den Wasserverbrauch reduzieren, den Energieverbrauch senken, oder Dämmungen, die Heizkosten sparen, ohne dass es im Bad einen Komfortverlust gibt. Der gewünschte Komfort sollte nicht zu Lasten der Umwelt gehen. Ihre Kunden werden es Ihnen danken.

5. Das i-Tüpfelchen finden

Jedes Bad braucht eine Besonderheit. Im Leben erfreuen wir uns oft mehr an den Kleinigkeiten als an den großen Dingen. Ich meine hier etwas, das nicht an jeder Ecke gekauft werden kann. Für ein Badezimmer gibt es so viele Möglichkeiten: Eine clevere Planungsidee, etwas Verrücktes, ein ganz persönlicher Gegenstand, ein pfiffiger Materialmix oder eine verspielte Beleuchtung. Vielleicht kann auch etwas Vorhandenes, wie z. B. ein Fachwerk oder ein Wandabschnitt aus Klinkersteinen integriert werden. Gibt es ein altes, wertvolles Möbelstück, das im neuen Badezimmer Platz finden soll? Oder einen Spruch an der Wand, ein handgemaltes Bild oder eine kuschelige Sitzgelegenheit? Das ist eine gute Gelegenheit, gemeinsam mit den Kunden etwas Neues zu erfinden. Werden dann noch die benötigten Accessoires mit Liebe inszeniert, wird das Badezimmer erst richtig zum Leben erweckt.

6. Pflege und Wartung

Nach den ersten Tagen der Benutzung stellt sich die Frage: Ist das neue Badezimmer auch alltagstauglich? Denn nach der Fertigstellung lässt sich kaum noch etwas ändern. Was nützen ein schön geplantes Badezimmer und top ausgeführte Arbeiten, wenn Pflege, Sicherheit und die mögliche Wartung dabei nicht berücksichtigt wurden.

Geringer Fugenanteil im Fliesenbild

Oberflächen, die aktiv mithelfen, das Bad sauber zu halten, und somit die Reinigung erleichtern, sind höchst willkommen. Werkseitige pflegeleichte Beschichtungen gibt es für so gut wie alle Ausstattungsgegenstände, wie z. B. Sanitärkeramik, Glasoberflächen, Email, Fliesen. Sogar für die Fugen keramischer Beläge im Badezimmer sind Fugenmassen erhältlich, die die Reinigung deutlich erleichtern. Somit bleiben Oberflächen und auch Fugen für lange Zeit schön und hygienisch sauber. Ein geringer Fugenanteil im Fliesenbild – besonders im Duschbereich – zusammen mit glatten Flächen und wenigen Kanten hilft ebenfalls beim Reinigen und spart wertvolle Zeit. Wandhängende Sanitärobjekte erleichtern außerdem das Wischen des Bodens.

Bewegungsfreiheit und Sicherheit

Denken Sie bei der Wahl der Bodenbeläge an rutschsichere bzw. rutschhemmende Oberflächen. Dies gilt vor allem für bodenebene Duschbereiche. Stufen wirken in einem Badezimmer interessant, und es können damit spannende Akzente gesetzt werden. Wie sieht es aber im Alter damit aus? Stellen die Stufen dann eine Gefahr für die Benutzer dar? Zudem ist bei der Ausführung der Badrenovierung besonders zu beachten, dass keine scharfen Kanten oder gefährlichen Ecken entstehen (z. B. Fliesen und Edelstahlschienen).

Ist das neue Bad ausreichend beleuchtet? Sind alle elektrischen Sicherheitseinrichtungen vorgesehen? Ist ausreichend Platz für Haltegriffe vorhanden? Viele Bäder sind klein, bedenken Sie, dass Ihre Kunden um die einzelnen Sanitärobjekte herum ausreichend Bewegungsfreiheit haben sollten.

Reparatur- und Servicearbeiten

Geben Sie Ihren Kunden mit auf den Weg, alle wichtigen Unterlagen wie z. B. Planungen, Montageanleitungen, Explosionszeichnungen von Armaturen, Duschabtrennungen etc. gut aufzubewahren. Es erleichtert das Besorgen von Ersatzteilen, vor allem nach Jahren. Wie man bei einem Auto regelmäßig den Kundendienst durchführen lässt, benötigt auch ein schönes Bad regelmäßige Wartung: Silikonfugen erneuern, Perlatoren austauschen, Dichtungsleisten an der Dusche erneuern, neuer Brausekopf und Brauseschlauch und vieles mehr – so bleibt man mit den Kunden im Gespräch. Beim Einbau sollte man auch darauf achten, dass verdeckte Teile leicht zugänglich sind, beispielsweise ein versenkter Brauseschlauch. Viele namhafte Hersteller geben eine Nachkaufgarantie von Ersatzteilen auf viele Jahre.

7. Schon mal an morgen denken

Ein Badezimmer hat in der Regel eine Lebensdauer von mindestens 25 Jahren, meistens noch viel länger. Deshalb muss bei einer Renovierung auch schon mal an morgen gedacht werden: Wie könnte die Nutzung in einigen Jahren aussehen? Welche Technik kann leicht nachgerüstet werden? Hier ein paar Anregungen und Gedanken für mögliche Veränderungen in der Lebensspanne eines Badezimmers.

Für viele ist ein Fernseher oder ein Bildschirm mit Internetanschluss im Badezimmer heute noch kein Thema, jedoch wird diese Technik in einigen Jahren auch hier Einzug halten. Sehen Sie hierfür ausreichend Stromanschlüsse oder Steckdosen vor bzw. legen Sie zumindest einige Leerrohre für mögliche spätere Anschlüsse.

Auch die Nutzung der angrenzenden Räume kann sich im Laufe der Zeit verändern. Was heute noch als Büro genutzt wird, kann vielleicht in ein paar Jahren ein Kinderzimmer sein. Wurde bei der Badrenovierung nicht auf Schallschutz geachtet, können bei der abendlichen Nutzung des Bades oder der morgendlichen Dusche störende Geräusche entstehen, die zum Beispiel das Kind wecken. Es lohnt sich zu berücksichtigen, dass sich die Zeiten der Badbenutzung, z. B. durch Schichtarbeit, ändern können. Liegt das Schlafzimmer direkt neben dem Bad, ist auch hier ausreichender Schallschutz für einen ungestörten Schlaf des Partners nötig.

In sämtlichen Branchen und Bereichen gibt es modische Trendfarben. Jedoch ändern sich diese nach kurzer Zeit oft wieder. Das bedeutet für die Auswahl der Fliesenfarbe, dass Fliesen eventuell nur mit viel Aufwand und hohen Kosten ausgetauscht werden können.

Und zu guter Letzt: Bäder barrierefrei planen. Das sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein. Der demografische Wandel macht auch nicht vor der Badezimmertür halt. Jeder möchte im Alter so lange wie möglich in seinen vier Wänden bleiben. Das Badezimmer spielt dabei eine wichtige Rolle und sollte auch mit zunehmendem Alter noch uneingeschränkt nutzbar sein.

Tipp

Buch und Vortrag

Der Autor Georg Reuss hält am 17. November einen Vortrag zum Thema Bäderplanung. Er ist Gastredner beim Profitag des Bauchemieherstellers Sopro in Wiesbaden (www.sopro.com). Seine Erfahrungen hat er zudem in dem Buch „Schöne Bäder – es lebe das Detail“ zusammengefasst. Der Autor nennt viele Praxistipps, die auch für erfahrene Bäderbauer lesenswert sind. In seinem Buch zeigt Reuss, dass es gerade die Details und die durchdachte handwerkliche Leistung sind, die ein schönes Bad ausmachen.

Das farbig illustrierte Werk umfasst 150 Seiten und kostet 19,80 Euro inkl. MwSt. und Versand. Es kann eingesehen und bestellt werden unter www.georgreuss.de und ist per Mail an den Autor erhältlich: buch@georgreuss.de

Autor

Georg Reuss ist Inhaber eines SHK-Unternehmens in Schönbrunn bei Bamberg. Er hat sich auf die Planung und Ausführung von Bädern spezialisiert.

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