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Verlängertes Auge

Die Gebäudetechnik hat sich zu einem komplexen und komplizierten Konstrukt entwickelt, welches umfangreiche Kenntnisse erfordert. Dazu gehört die Diagnose von Schäden oder die Inspektion von gebäudetechnischen Anlagen und Komponenten. Doch ohne optische Hilfsmittel tut sich der Installateur, der TGA-Fachplaner oder der Sachverständige schwer, schnell und ohne große Eingriffe beispielsweise einem Leitungsschaden auf die Spur zu kommen. Was für Sherlock Holmes seine Lupe war, ist auf der Suche nach dem Täter (der Ursache) des feuchten Flecks die TV-Video-Inspektionskamera. Sie ermöglicht, als verlängertes Auge, den Blick in Hohlräume, die Vorwand, in Schächte und Rohrleitungen oder andere schwer oder sonst überhaupt nicht zugängliche Bereiche ohne Eingriffe am Baukörper.

Gerade bei Wasserschäden, die mit zunehmendem Alter der Trinkwasser- und Heizungssysteme immer häufiger auftreten, ist eine Schadensanalyse des infrage kommenden Bereichs umgehend erforderlich. Laut Sachversicherer gibt es jedes Jahr knapp 1 Million Leitungsschäden in Deutschland. Macht jeden Tag rund 2750 Schadensereignisse. Und jeder Schadensfall ist ein gutes Argument für die Anschaffung einer Inspektionskamera und sichert viele Einsatzzeiten. Die undichte Stelle muss schnell gefunden werden, ohne dass gleich ganze Wände oder Decken demontiert werden müssen.

Per Inspektion mit dem kleinen Kameraauge – dem Endoskop – lässt sich der Schaden exakt lokalisieren, um später ohne große Eingriffe an der Bausubstanz die Reparatur auszuführen. Positiver Nebeneffekt: Der Kunde bekommt ein Beweismittel für die Versicherung. Andere Einsatzzwecke sind die kostengünstige Inspektion von Heizungsanlagen (Kesselinnenraum, Abgaswege) oder die Überprüfung der Dämmung einer Rohrleitung oder deren Befestigung und Zustand im Schacht. Genauso einfach lässt sich die Verstopfung am Waschbecken oder in der Toilette lokalisieren.

Moderne Diagnostik für die Gebäudetechnik

Mit dem in einem flexiblen Kabel integrierten künstlichen Auge können defekte, undichte oder verstopfte Rohrleitungen über eine Revisionsöffnung oder über eine kleine, für diesen Zweck geschaffene Öffnung inspiziert werden. Eben wie der Arzt, der mithilfe eines Endoskops mögliche Verletzungen untersucht, um kleinere Eingriffe am menschlichen Körper vornehmen zu können.

Großes Angebot für fast jedes Budget

Das Angebot an den sogenannten Schwanenhalsmodellen ist groß, die Preisspanne beginnt bei ca. 200 Euro (netto) und endet, je nach Ausstattung und Leistungsfähigkeit, bei knapp 500 Euro. Ein Modell ist für knapp 100 Euro zu haben, allerdings ohne Bildschirm. Fast alle anderen Geräte sind mit einem 3,5“-Farbdisplay (TFT-LCD-Technologie) mit 320 x 240 Pixel bestückt. Bei einem Modell beträgt die Bildschirmauflösung sogar 640 x 480 Pixel, zusätzlich verfügt es über eine Touchscreen-Funktion.

Je nach Modell sind die Kameras mit einem 90 bis 120 cm langen Schwanenhals ausgestattet, an dem kleine Kameraköpfe befestigt sind. Deren Durchmesser gehen von 4 mm bis 17 mm. Damit lässt sich, je nach Bedarf, eine Vielzahl von Einsatzzwecken, speziell bei Trinkwasserleitungen, abdecken. Zur besseren Ausleuchtung kann bei allen Modellen Licht (LED) dazugeschaltet werden. Ladegerät und Akkus gehören zum Lieferumfang, die Bandbreite reicht von 2 bis zu 15 Stunden Laufzeit.

Bei vielen Modellen können die Anwendungsbereiche erweitert werden, beispielsweise mit einer Kabel- oder Schiebekabelverlängerung oder Verlängerungssonden. Je nach Hersteller lässt sich die Reichweite so um 90 cm bis zu 5 m verlängern. Daneben kann das handliche Basisgerät auch gleich ab Werk komplett mit umfangreicher Ausstattung für besondere Aufgaben bestellt werden, um beispielsweise Schäden oder Verstopfungen in weit verzweigten Hausabflusssystemen zu ergründen.

Die Datenübertragung der Fotoaufnahmen erfolgt in aller Regel über eine Speicherkarte (SD- oder Micro-SD-Speichersteckplatz und USB-Anschluss). Videosequenzen werden über eine Videoausgangsbuchse übertragen. Die Stromversorgung erfolgt netzunabhängig über Akkus, wahlweise ist bei einem Modell auch eine Stromversorgung über das Netz möglich.

Anschaffung einer TV-Video-Inspektionskamera lohnt sich

Angesichts der steigenden Leitungsschäden lohnt sich die Investition in ein verlängertes Auge. Die Video-Fotoinspektion als erster Arbeitsschritt zur Behebung eines Leitungsschadens ist eine Handwerkerleistung, die der Inhaber/Betreiber einer Anlage gerne übernimmt, da sie im ersten Schritt keine unnötigen und hohen Kosten verursacht und mit wenig Schmutz und Aufwand verbunden ist. Zudem wird die Reparaturzeit verkürzt und die gesamte Schadenshöhe begrenzt. Genauso wichtig: Um im Leckagefall als Fachhandwerker nicht zwischen die Fronten zu geraten, ist die Dokumentation von Schäden (Ursache, Ort, Umfang) vor der Schadensbehebung ein fast unerlässlicher Vorgang, auch zur eigenen Absicherung. Gleichzeitig hat der Endkunde mit einer Foto- oder Videoaufnahme ein klares Beweismittel zur Hand, welches die Versicherung in der Regel anfordert.

Argumente für die Anschaffung einer TV-Video-Inspektionskamera gibt es also viele. Nicht nur im Schadensfall, sondern auch bei Inspektionsarbeiten macht sie sich schnell bezahlt, wenn man nicht am falschen Ende bei der Investition spart. Hier gilt, wie so oft: Qualität hat ihren Preis. Deshalb sind bei der Auswahl einige Kriterien zu berücksichtigen, damit die Aufnahmen auch als zweifelsfreie Beweise verwendet werden können. Der Monitor sollte groß genug und von hoher Qualität sein, damit der Fachhandwerker während der Inspektion selbst feine Risse erkennen kann. Die Qualität der Aufnahmen ist außerdem von der Ausleuchtung der Rohre oder Hohlräume und Schächte abhängig. Deshalb sind die Kameraköpfe mit integrierten LEDs unabdingbar. Je mehr, umso heller und umso besser.

Fazit

Die Handhabung einer TV-Video-Inspektionskamera ist kein Hexenwerk. Wer ein Smartphone bedienen kann, kommt auch mit dieser modernen Anlagendiagnosetechnik zurecht. Dieses Argument und die Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten sprechen für die Anschaffung einer TV-Video-Inspektionskamera. Eine schnelle Amortisation in die Investition in eine Inspektionskamera ist damit gewährleistet.

Tipp

Mehr zum Thema auf der ISH

Erstmals veranstaltet die SBZ themenbezogene Führungen über die SHK-Fachmesse ISH (14. März bis 18. März), sogenannte Guided Tours. Einen Schwerpunkt bildet der Rundgang Werkzeuge, Messgeräte, Software. Jede Tour dauert etwa zwei Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos, Teilnehmer erhalten zudem kostenfreien Zugang zur Messe.

www.sbz-online.de/guidedtours

Autor

Dietmar Stump ist Fachjournalist. Sein Pressebüro DTS bearbeitet die Themenschwerpunkte Sanitär, Heizung und erneuerbare Energien. 67551 Worms, Telefon (0 62 41) 9 33 89 94, E-Mail: dietmar.stump@t-online.de

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