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Besser von Hand gezeichnet oder am Rechner kreiert?

Hochwertige Badplanungen verlangen nach einer entsprechenden Präsentation, um Kunden im Verkauf zu überzeugen. Immer häufiger geschieht dies mittels am Computer erzeugter CAD-Planungen, zum Teil schon in 3D gewandelt. Die moderne Technik ist als Hilfsmittel aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken – und das ist auch gut so. Aber: Dieses Medium bietet nicht nur viele Vorteile, es ist wichtig, sich als Badplaner auch die möglichen Nachteile vor Augen zu halten. Grundsätzlich gilt: Nicht nur die Möglichkeiten der Programme, sondern vor allem auch das Vermögen der Anwender, sie zu bedienen, entscheidet über die Qualität jeder Präsentation. Aber das allein führt trotzdem nicht automatisch zu einer guten Badplanung!

Die Software ersetzt mitnichten das Können, die Ideen und das Wissen um die technischen Voraussetzungen zur realen Umsetzbarkeit. Das muss der Anwender schon noch selbst mitbringen. Denn was nützt die hübscheste Planung bzw. Präsentation, wenn die Machbarkeit gar nicht gegeben ist?

CAD ist nicht gleich CAD

Grundsätzlich muss man sich bei der Vielfalt der PC-Anwendungen erst mal bewusst machen, dass Planungen in zwei- oder dreidimensionaler Darstellung jeweils anders auf Kunden wirken. Das klingt banal, ist aber schon bei der Bedienung durch den Badplaner wichtig. Zur Erklärung: Bei zweidimensionalen Anwendungen arbeitet man meist mit Strichen und Flächen in einer Ebene. Bei der dreidimensionalen Vorlage arbeitet man quasi in drei Ebenen. Hier gibt es verschiedene Vorgehensweisen: Entweder wird Linien beim Zeichnen eine Höhe und Stärke zugewiesen oder es wird in Modulen und Objekten gearbeitet, die in dem dreidimensionalen Raum platziert werden, was ein Stück weit ein Baukastenprinzip spiegelt. Das ist bequem, aber Bequemlichkeit ist in diesem Fall nicht angebracht.

Denn dieser Unterschied übt schon einen spürbaren Einfluss aus. 3D-Programme verführen dazu, den Raum nach dem Angebot der Objekt- und Materialbibliotheken zu gestalten. Das hat verschiedene Ursachen: Zum einen ändert sich dadurch grundsätzlich die Herangehensweise an den Entwurf, zum anderen setzen die Fähigkeiten der Programme (und der Anwender) Grenzen hinsichtlich der Gestaltung. So ist die Qualität der Software bestimmend hinsichtlich Auswahl, Vielfältigkeit und Optik der Objekte und Materialien. Zum anderen gibt sie die verschiedenen Darstellungs- beziehungsweise Präsentationsmöglichkeiten im Kundengespräch vor. Variantenreiche Programme bieten verschiedene Auswahlmöglichkeiten, zum Beispiel in Schwarz-Weiß oder farbig, mit Marker, als Aquarell oder fotorealistisch aufgebaut. Trotzdem: Ein Programm kann nur so gut sein wie sein Anwender. Es ist lediglich ein Hilfsmittel – wie früher das Zeichenbrett und der Rapidograph. Die Idee bezüglich Raumaufteilung und Gestaltung sollte immer noch der Planer selbst entwickeln.

Entwerfen mit dem Computer

Doch wie wird heute entworfen und wie setzt der Badplaner sich mit dem Raum auseinander? Meist wird gleich im Computer losgelegt. Das kann aber dazu führen, dass der Planer sich nicht grundsätzlich erst mal ein Raumkonzept überlegt. Woran liegt das? Bei den meisten in Badstudios angewendeten 3D-Programmen wird nach einem Baukastenprinzip gearbeitet, das heißt: Der Raum wird mit Objekten bestückt. Waschplatz, Duschplatz und WC: Es wird einfach geschaut, was wohin passt.

Ich empfehle aber dringend, sich erst mal grundlegend mit dem Raum auseinanderzusetzen und locker eine grobe Struktur festzulegen. Ein Bad sollte nach seinen Gegebenheiten optimal aufgeteilt und strukturiert werden. Und erst dann ist eine Entscheidung bezüglich der Produktwahl zu treffen. Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass der Computer nur ein vielleicht besseres Zeichenbrett ist. Er ersetzt nicht die Auseinandersetzung des Planers mit dem Raum und liefert eher keine kreativen Grundideen.

Im Gegenteil, er schränkt bisweilen sogar eher ein. Sinnvoll ist daher aus meiner Sicht, sich auf althergebrachte Weise erst mal mit Stift und Papier im Vorfeld mit dem Raum zu beschäftigen. So können Raumachsen und Raumbezüge eine erste Struktur liefern. Darauf aufbauend wird im Grundriss ein grobes Gestaltungskonzept entworfen, losgelöst von der Objektwahl. Anschließend können passende Produkte nach Maßen und Design ausgesucht werden.

Vorteile, Nachteile und Gefahren

Grundsätzlich ist CAD eine Verbesserung gegenüber Transparent, Rapidograph und Rasierklinge zum Korrigieren. Besondere Vorteile sind dabei, wie erwähnt, dass man auf Objektkataloge zurückgreifen kann und selbst erstellte Objekte nur einmal gezeichnet und abgespeichert immer zur Verfügung stehen. Besonders bei Großprojekten, bei denen sich Räume, bestimmte Objekte oder Gruppen wiederholen, vereinfacht CAD durch Duplizieren nicht nur die Arbeit, sondern bietet auch eine Zeitersparnis. Änderungen brauchen dann an dem Objekt oder der Gruppe nur einmal vorgenommen zu werden, das System überträgt sie automatisch. Ein weiterer nicht von der Hand zu weisender Vorteil ist die Möglichkeit der 3D-Darstellung – ob Axonometrien oder Perspektiven.

Objekte oder Materialien, die in der CAD-Bibliothek nicht vorhanden sind, werden allerdings oft nicht berücksichtigt – auch wenn der Gestalter vielleicht für seinen Entwurf ein bestimmtes Objekt, zum Beispiel aufgrund der Formensprache oder des Designs, ausgesuchte hatte. Dann wird eben kurzerhand ein anderes eingeplant. Hiermit geht also oft eine „Verarmung“ einher und die Entwurfsidee oder das Gestaltungskonzept an sich geht verloren. Einige Programme bieten daher die Möglichkeit an, Objekte aus externen Quellen einzufügen – ob aus sogenannten 3D-Galerien oder von Herstellern direkt. Aber auch hier findet man nicht alles. Oft können Objekte selbst erstellt werden – was natürlich in 3D ein gewisses Können im Umgang mit dem Programm voraussetzt. Gleiches gilt für Materialien, die beispielsweise aus dem Internet oder mittels Einscannen zur Verfügung stehen und eingefügt werden können.

Eine zusätzliche Gefahr besteht zudem darin, dass man sich auf die Maßstimmigkeit der zur Verfügung gestellten Produkte verlässt. Manchmal sind diese aber fehlerhaft, besonders was voreingestellte Höhenpositionierungen angeht. So können sich Fehler in der Planung einschleichen, die nachher bei der Ausführung fatal sein können. Aber auch Bedienerunwissenheit in der Anwendung oder Unzulänglichkeiten des Programmes führen zu schlechten oder gar falschen Darstellungen. Allzu oft ist dies gerade bei Fliesen der Fall: Da wird plötzlich aus einer ausgesuchten edlen, gemaserten Sandsteinfliese ein 50er-Jahre-Flair in der Präsentation. Nicht gerade verkaufsfördernd.

Wo steckt die Zeitersparnis?

Wie schon festgestellt, bietet das Arbeiten mit CAD durch fertige Objekte, Vervielfältigungen etc. eine Zeitersparnis. Einher geht damit aber auch der „Fluch“, dass von Kunden manchmal ein Wunschkonzert hinsichtlich Varianten (ob nun in einzelnen Produkten oder Materialien) des Entwurfes stattfindet. Frei nach dem Motto: „Das ist doch nur ein Klick.“ Doch jeder Klick kostet Zeit und oft müssen ja auch andere Gegebenheiten dann angepasst werden, wieder eine Quelle für Planungsfehler. Vergessen wird dabei oft, dass vor allem alleine das Rechnen von fotorealistischen Perspektiven in guter Qualität eine enorme Rechnerzeit in Anspruch nehmen kann. Steht nur ein Computer zur Verfügung, kann dieser dann für weitere dringende Arbeiten für mehrere Stunden ausfallen oder aber sehr langsam arbeiten, während die Bilder berechnet werden, dies erhöht meiner Erfahrung nach auch die Absturzgefahr des Systems.

Überhaupt ist das Erstellen von guten fotorealistischen Perspektiven eine Herausforderung, besonders was Lichtquellen und Lichtinszenierungen betrifft. Hier kann man schon mal die Zeit beim Ausprobieren aus den Augen verlieren. Denn jede kleine Änderung bedarf einer meist zeitraubenden Neuberechnung, bevor man sehen kann, welche Auswirkungen diese geänderte Einstellung hat und ob das Ergebnis zufriedenstellend ist. Es braucht also viel Erfahrung, Wissen und Können bei fotorealistischen Darstellungen. Denn hier kann nur eine Darstellung punkten, die – wie der Name schon sagt – realistisch wirkt beziehungsweise einen realistischen Eindruck der Architektur und Materialität hinterlässt.

Fotorealismus und Realität

Noch eine Gefahr ist nicht zu unterschätzen: Je fotorealistischer die Darstellung, umso öfter erwartet der Kunde auch die genaue Umsetzung dieses gezeigten Bildes. Der Spielraum für Abweichungen ist gegenüber diesen Entwürfen kleiner geworden. So kann schon mal der Satz fallen: „Das Material und die Lichtstimmung sahen auf dem Foto aber ganz anders aus.“ Ein kleiner Satz unter jeder Darstellung, in dem formuliert wird, dass es sich nur um eine realitätsannähernde räumliche Visualisierung handelt und Materialien anhand von Mustern definiert werden, kann da helfen.

Visualisierung honorieren lassen

In der Branche herrscht bei Badplanern Uneinigkeit darüber, ob hochwertige Planungen und Visualisierungen als Extraleistung honoriert werden sollten. Der Schlüssel zur Antwort ist doch, dass es sich um eine individuelle kreative Zusatzleistung handelt. Gründe:

  • über ein normales Maß liegende investierte Zeit
  • notwendige Zusatzqualifikationen beziehungsweise hierfür besonders ausgebildete Mitarbeiter
  • teures Equipment.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Zusatzleistung anzubieten bzw. abzurechnen: entweder eine Pauschalsumme nach Raumgrößen gestaffelt oder prozentual nach Bausumme. Bewährt haben sich Angebote, bei denen das Planungshonorar bei Auftragsausführung anteilig gegengerechnet wird. So kann indirekt eine Bindung des Kunden erfolgen. Von einer Standard 08/15-Badplanung, bei der eventuell nur Objekte ausgetauscht werden und/oder überfliest wird, ist hier aber ausdrücklich nicht die Rede. Deshalb gilt: Nur gute Darstellungen können beim Kunden punkten und auch schon mal den Geldbeutel lockern.

CAD oder Handzeichnung?

Die anfängliche Faszination der dreidimensionalen Computerdarstellung ist ein Stück weit der nüchternen Realität gewichen. Nur noch hochwertige und aufwendige Darstellungen können punkten. Heute stehen viele Programme zur Verfügung, die eine schnelle Visualisierung ermöglichen. Leider weisen sie manchmal in der Darstellung Schwächen auf. Sei es, dass Flächen falsch berechnet und nicht dargestellt werden, oder, was ich viel gravierender finde, die Darstellung der Oberflächen oft grauenvoll ist. Zudem wird jede Fläche vollständig ausgefüllt und wirkt somit „tot“.

Außerdem kann der Standpunkt oft nicht außerhalb des Raumes gewählt werden, was zur Folge hat, dass zwar eine reale, aber meist stark verzerrte Perspektive oder nur Draufsichten präsentiert werden. So wie wir beim Fotografieren eines kleinen Bades wortwörtlich an die Grenzen stoßen und nie den Gesamteindruck und das Ambiente einfangen können. Nicht jedes Programm bietet hier die Möglichkeit, Wände auszublenden und dabei die Raumkanten als Grenze sichtbar zu lassen.

Handgefertigte und kolorierte Zeichnungen sind hier klar im Vorteil. Wer des perspektivischen Zeichnens nicht kundig ist, kann als Konstruktionsgrundlage computerbasierte Ausdrucke nehmen. Durch das Nachzeichnen per Hand erhält der Planer die Möglichkeit, Ausschnitte selbst zu bestimmen und das Wesentliche hervorzuheben. Bei der Kolorierung (am besten mit Copics und Buntstiften) bleibt viel Spielraum für die eigene Note. Durch Farbabstufungen und Verblassungen können Tiefenwirkungen erzeugt werden. Materialien erhalten Leben und dem Betrachter eröffnet sich eine vermittelbare Atmosphäre. Außerdem wird Kompetenz vermittelt, besonders wenn man direkt vor dem Kunden im Gespräch dreidimensional skizziert.

Dabei bietet sich die Möglichkeit, den Kunden beim Zeichnen einzubinden, ihn sozusagen mitgestalten zu lassen. Zugleich spart man so viel Zeit, denn statt fertige Entwürfe nach den Gesprächen immer wieder im Büro am PC zu korrigieren, kann per Scribble schnell die Lösung mit dem Kunden gefunden werden. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt! Es entstehen Kunstwerke, die eigens für den Kunden individuell angefertigt wurden – Originale, die die Zahlungsbereitschaft der Kunden steigern.

Autor

Nicola Stammer, Dipl. Ing. Innenarchitektur, übernimmt die Gestaltung von Hotels, Büros und Privathäusern. Ihr Repertoire reicht bis zum Ladenbau, das Bad hat sie sich als eigentliches Steckenpferd ausgesucht. Schon zweimal konnte sie als Siegerin des SBZ-Bad-Kreativ-Wettbewerbs überzeugen. innenarchitektur@nico-stammer.de www.nico-stammer.de

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