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Trittbrettfahrerei

Es lohnt sich, den Blick nach Bayern zu richten. Dort findet aktuell ein Feldtest statt, der letztlich negative Auswirkungen auf die SHK-Branche bundesweit haben könnte. Der Gasversorger E.ON kooperiert in dem Freistaat mit dem Heizungsdirektverkäufer Thermondo. Zur Erinnerung: Thermondo bietet bundesweit den Heizungstausch – Angebot inklusive Montage – über einen onlinegestützten Vertriebskanal direkt den Endkunden an. Vor allem zwei Attribute tragen das Internetkonzept: schnell und günstig. Ob es sich dabei immer um die bestmögliche Lösung für den Verbraucher handelt, darf jedoch bezweifelt werden.

Das Engagement mit E.ON verschafft dem Online-Anbieter einen direkten Zugriff auf die Kunden (und Heizungen) des Energielieferanten in Bayern. Der Versorger wirbt für einen laut eigener Aussage „Notfalldienst“ mit den Worten: „Die Heizung arbeitet nicht mehr? Eine Reparatur lohnt sich nicht mehr? Sofort innerhalb von wenigen Tagen zur neuen Gasheizung: Diesen Service bietet E.ON ab sofort allen Wohnungs- und Hauseigentümern in Bayern an, denn wenn die Gasheizung plötzlich kaputt geht und sich eine Reparatur nicht mehr lohnt, ist schnelle Hilfe angesagt.“ Der Energieversorger soll zu einem geschätzten Anteil von rund 20 % an Thermondo beteiligt sein.

Die große Gefahr ist offensichtlich: SHK-Handwerksbetriebe schauen in die Röhre, denn das regionale Heizungstauschgeschäft läuft unter Umständen dadurch komplett an ihnen vorbei. Die Zusammenarbeit ist zwar vorerst auf Bayern beschränkt, das Modell lässt sich aber letztlich bundesweit ausrollen. Es ruft bereits erste Mahner auf den Plan. Wie zum Beispiel Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Bayern. Er sagt: „E.ON muss sich fragen lassen, warum sie durch die einseitige Ausrichtung auf einen Partner Thermondo die jahrelang gewachsenen Zusammenarbeitsmodelle mit dem lokalen bayerischen SHK-Handwerk durchschneiden.“ Und weiter: „Wettbewerb ist einerseits grundsätzlich zu begrüßen. Allerdings ist es andererseits wohl schwer vorstellbar, dass ein selbstständiger, alteingesessener und inhabergeführter SHK-Innungsfachbetrieb weiterhin mit E.ON kooperiert, wenn E.ON einen einzigen Wettbewerber klar favorisiert.“

Kritik an der Vermarktungsaktion wird ebenfalls von Seiten des Zentralverbandes SHK laut. „Es kann nicht sein, dass die Gaswirtschaft beim installierenden Gewerbe immer wieder partnerschaftliche Zusammenarbeit anmahnt, um dann selbst als Wettbewerber des angeblichen Partners anzutreten. Mit der offen publizierten Bevorzugung eines Unternehmens wie Thermondo stößt E.ON alle übrigen SHK-Betriebe vor den Kopf“, kommentiert Elmar Esser, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, den jüngsten Sittenverfall.

Die SBZ findet, diese Kooperation geht eindeutig zu weit. Der Gaslieferant E.ON sollte sich auf seine Kernaufgaben beschränken und Anlagenplanung und handwerkliche Ausführung im Sinne des Kunden denen überlassen, die es am besten können: Ihnen, den regionalen SHK-Fachbetrieben. Das Handwerk könnte den Spieß ja auch umdrehen und Gasversorger nach seinem Geschmack empfehlen. Davon dürften Energielieferanten profitieren, die Trittbrettfahrern keine Plattform bieten . . .

Gute Geschäfte wünscht Ihnen dennoch

Ihr

Dennis Jäger

SBZ-Chefredakteur