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BHKW per Contracting

Als sich der Projektentwickler und Bauträger, die Ferdinand Schmack jun. GmbH, mit der Erschließung des Wohn- und Gewerbegebiets Candis auf dem Areal einer ehemaligen Zuckerfabrik befasste, lag von Anfang an der Fokus auf energieeffizientem Bauen. Insofern stand für die 65 000 m2 große Nutzfläche auch ein umweltfreundliches Wärmekonzept im Vordergrund. Um Förderprogramme für das Bauvorhaben zu nutzen – unter anderem der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – sollte eine hocheffiziente Wärmeversorgung mit einem Primärenergiefaktor von weniger als 0,4 realisiert werden. Der Immobilienentwickler entwarf dazu ein grundsätzliches Wärmekonzept, das der Energiedienstleister Techem weiterentwickelte. Ausgangspunkt dafür ist Wärmecontracting, bei dem der Contracting-Dienstleister Planung, Errichtung, Finanzierung und den Betrieb der Wärmeversorgung des Stadtquartiers übernimmt. In den Bau der Heizzentrale mit zwei BHKW und mehreren Hausübergabestationen hat der Dienstleister insgesamt etwa 3,5 Millionen Euro investiert.

Das Konzept umfasst neben den beiden mit Biomethan betriebenen BHKW und zwei Spitzenlastkesseln auf Erdgasbasis auch einen Wärmespeicher mit 60 000 l Fassungsvermögen, um die Wärmeerzeugung optimal zu gestalten. Errichtet wurden zwei BHKW-Aggregate des Herstellers 2G mit 12-Zylinder-Motoren und einer Leistung von 600 kWel. Diese liefern mit rund 90 % den Hauptanteil der benötigten Wärme. Den Rest liefern zwei Erdgaskessel mit jeweils 1900 kW Heizleistung. Im Jahr 2014 wurden im Stadtquartier bereits 3200 MWh Wärme und 2500 MWh Strom durch die BHKW erzeugt, die restliche Menge erzeugten die Spitzenlastkessel. Für das laufende Jahr rechnet der Energiedienstleister mit einer benötigten Wärmemenge von über 4200 MWh. Die durchschnittliche Wärmeabnahme liegt dabei bei rund 700 kW. Sie schwankt zwischen 200 kW im Sommer und etwa 1,5 bis 2 MW an kalten Wintertagen. Der im BHKW erzeugte Strom wird auf Basis der bisherigen Rahmenbedingungen (EEG 2012 i.V.m. EEG 2014) ins öffentliche Netz eingespeist und an der Leipziger Strombörse vermarktet. Baulich stellte die Anbindung des Heizhauses trotz seiner unmittelbaren Nähe zum Quartier eine Herausforderung dar: Aufgrund seiner Lage in einem Gleisdreieck mussten die Leitungen des Nahwärmenetzes unter den Gleisen hindurch verlegt werden.

Nutzung der Anlage für Regelenergie möglich

Auch die Pläne für den Ausbau des Candis-Viertels um die Stadtquartiere Candis II und Candis-Dreibrücken hat Techem bereits erstellt. Eingeflossen ist dabei auch ein Konzept für eine mögliche Direktvermarktung des vor Ort produzierten Stroms an die Bewohner. Aufgrund einer intelligenten Steuerung lässt sich bereits heute die Stromerzeugung vom Wärmeverbrauch entkoppeln. Dank der flexiblen Zuschaltung der Spitzenlastkessel und der Einspeisung von nicht benötigtem Strom lässt sich so eine bedarfsgerechte Stromerzeugung gewährleisten.

Durch die variable Schaltung der BHKW in Verbindung mit dem großen Wärmespeicher ist Techem beim Candis-Viertel in der Lage, positive und negative Regelenergie anzubieten. Damit könnten Schwankungen im Stromnetz – verursacht durch Photovoltaik und Windenergie – ausgeglichen werden. Dies betrifft sowohl die Deckung der Nachfrage nach mehr Strom (positive Regelenergie) als auch die Abnahme bei Überangebot von Strom (negative).

Insgesamt überzeuge das Projekt mit einem testierten Primärenergiefaktor, der mit 0 sogar noch unter dem von der KfW geforderten Wert von 0,4 liegt. Dieser Faktor berücksichtigt den Energieverlust bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung eines Energieträgers. Er ist das Maß für die Effizienz, mit der Primärenergie für Heizzwecke nutzbar wird. Der niedrige Primärenergiefaktor war unabhängig vom obligatorischen Umweltschutzgedanken ein Muss für die Projektentwicklungsgesellschaft, um auf verschiedene Förderprogramme zugreifen zu können.

Effiziente Technik ohne eigene Investitionen

Durch die Einsparung von 40 % Primärenergie infolge der getrennten Wärme- und Stromerzeugung in BHKW, den um 31 000 t reduzierten CO2-Ausstoß und einen Primärenergiefaktor von 0 leistet das Candis-Viertel einen Beitrag, um die Ziele der Bundesregierung im Gebäudebestand zu erreichen. Aus Sicht der Ferdinand Schmack jun. GmbH spricht darüber hinaus die finanzielle Entlastung des Bauprojektes für das Konzept des Energiemanagers, da man durch die Zusammenarbeit von effizienter Technik ohne eigene Investitionen profitiere. Dazu zählten auch die Fördermaßnahmen, die der niedrige Primärenergiefaktor bringe. Insgesamt liege die finanzielle Entlastung der Investoren durch Fördermaßnahmen und die Investition durch Techem über 3 Millionen Euro. Das helfe auch bei der Vermarktung der Nutzfläche.

Die Wohnungswirtschaft ist aufgrund der Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung in der Lage, eine langfristig nutzerfreundliche, dezentrale Versorgungsstruktur zu schaffen und aufgrund vergleichsweise geringerer Nebenkosten ihre Liegenschaften für die Bewohner deutlich attraktiver zu machen.