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Große Unterschiede bei Deutschlands SHK-Meisterschmieden

Alle Schulen im Vergleich

Die Ablegung der Meisterprüfung gehört zu den Traditionen des Handwerks. Besonders dann, wenn die nächste Generation sich das Ziel setzt, den elterlichen Betrieb zu übernehmen oder es gilt Mitarbeiter zu qualifizieren, stellt sich die Frage, wo es den passenden Lehrgang zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung gibt. Auswahlkriterien können hier der Ort der Schule, die Dauer des Lehrgangs und die Kosten sein. Wer heimatnah lernen möchte, wird sich für Angebote aus seiner Region interessieren. Wem es aber nichts ausmacht, sich für die Meisterausbildung auch mal von zu Hause abzusetzen, kann unter Umständen bei Meisterschulen anderer Bundesländer auf interessante Angebote stoßen. Hier gibt es Preisunterschiede von bis zu 7200 Euro bei den Vollzeitlehrgängen und bis zu 5300 Euro bei Teilzeitkursen.

Nur noch wenig Handwerkliches

Zwar hat die Anzahl der Prüfungsabsolventen seit 2007 bundesdurchschnittlich leicht abgenommen. Das Schulungsangebot hat sich seither aber sogar erweitert. Verglichen mit den vergangenen Jahrzehnten hat sich inhaltlich allerdings sehr viel getan. Noch in den 90er-Jahren nahm das handwerkliche Können einen nicht unerheblichen Raum im Rahmen der Meisterprüfung ein. Die Prüfungsschwerpunkte heute liegen anders. Im Vordergrund stehen jetzt das theoretische, technische und kaufmännische Wissen. Handwerkliche Arbeiten in der Werkstatt nehmen bei einem Meisterlehrgang heute im Schnitt nur noch 13 % der Lehrgangszeit in Anspruch. Bei einigen Bildungseinrichtungen (wie in Braunschweig, Magdeburg und Heide) gibt es nach Angaben der Lehrgangs­anbieter gar keinen praktischen Unterricht mehr. Dieser Reduzierung des Praktischen liegt die Überlegung zugrunde, dass jemand, der die Ablegung der Meisterprüfung anstrebt, die Gesellenprüfung bestanden und somit praktisches Können nachgewiesen hat. Hier wird vor der Ablegung der Meisterprüfung eine gewisse (Lern)Zeit der Tätigkeit als Geselle unterstellt.

Oft Jung-Gesellen am Start

Allerdings schreibt die aktuelle Meisterprüfungsverordnung für das Installateur- und ­Heizungsbauerhandwerk keine Mindest-Gesellenzeit mehr vor. Das bedeutet, dass Interessenten gleich nach Bestehen der Gesellenprüfung zur Erlangung des großen Befähigungsnachweises antreten können. Oft geschieht dies aus der Überlegung heraus, alles „an einem Stück hinter sich zu bringen“ und danach ohne weitere Unterbrechungen im Familienbetrieb aktiv zu werden. Oft ist auch drohende Arbeitslosigkeit nach dem Ausbildungsende der Grund dafür, sofort auf Kurs in Richtung Meisterprüfung zu steuern. Hinsichtlich der finanziellen Förderungen (BAföG) stellt das eine echte Alternative dar. So ist es zu erklären, dass das Durchschnittsalter in den Vollzeit-Kursen an den Meisterschulen in letzter Zeit deutlich gesunken ist. Lag es zur Jahrtausendwende noch um die 30 Lebensjahre, zählen die heutigen Vollzeitkurs-Teilnehmer durchschnittlich zwischen 24 und 26 Lenze. Wer allerdings nur wenig oder keine Praxiserfahrung als Geselle sammeln konnte, wird sich auf der Meisterschule besonders anstrengen müssen um Schritt zu halten. Immer mit dem Blick auf das Unterrichts-Stunden-Kontingent, können hier Grundlagen – wenn überhaupt – nur oberflächlich wiederholt werden. Deshalb bieten zahlreiche Bildungsträger auch Vorbereitungskurse an, in denen Basiswissen noch vor Beginn des eigentlichen Meisterschul-Lehrgangs erlernt bzw. aufgefrischt werden kann.

Vier Schritte zum Ziel

Die Meisterprüfungsordnung für das Installateur- und Heizungsbauerhandwerk gibt die Inhalte der Meisterschullehrgänge vor. Die Prüfung gliedert sich in vier, in sich abgeschlossene Teile, die bestanden werden müssen.

Teil 1: Der erste Teil (I) umfasst ein Meisterprüfungsprojekt und ein darauf bezogenes Fachgespräch. Es gilt, eine sanitär- und heizungstechnische Anlagenplanung für ein Gebäude zu entwickeln. Gearbeitet wird dabei mit der EDV und entsprechender Planungssoftware. Das Projekt beinhaltet zudem die Kostenkalkulation und die Angebotserstellung. Neben dieser „Anfertigung des Meisterstückes am Schreibtisch“ kommt aber auch noch das handwerkliche Arbeiten zu seinem Recht. Der Teil I umfasst nämlich zudem die Ausführung von Montage- und Servicearbeiten in der Werkstatt. Hier kann es sich um die Ausführung kleinerer, in sich abgeschlossener Arbeiten handeln, z.B. den Einbau und die Inbetriebnahme einer Pumpe oder die Erstellung eines Gas- und Wasser-Hausanschlusses mit Zählerstellungen. Bei den Servicearbeiten geht es darum, Installa­tionen einzuregeln oder Fehler zu finden. ­Diese Arbeiten sollen sich auf das Meisterprüfungsprojekt beziehen. Der Teil I der Meisterprüfung schließt mit dem Fachgespräch ab. Im Fachgespräch stellt der Prüfungs-Absolvent seine Planungsarbeit dem Meisterprüfungsausschuss vor. Das Gespräch soll dazu dienen, festzustellen, ob er in der Lage ist, seine Planung fachlich zu begründen und Zusammenhänge aufzuzeigen. Es geht aber auch um die sichere Verwendung von Fachbezeichnungen und darum, dass er auf Nachfrage durch den Prüfungsausschuss Planungsalternativen entwickeln kann. Mit diesem „Gespräch unter Fachkollegen“ schließt der Teil I der Meisterprüfung ab.

Teil II: Der zweite Teil behandelt das nötige technische und technisch-kaufmännische Wissen. Hier geht es um

  • Sicherheits- und Instandhaltungstechnik
  • Anlagentechnik
  • Auftragsabwicklung
  • Betriebsführung und Betriebsorganisation

Jedes der vier Fächer schließt mit einer Note ab, die dann zusammen die Note des Teils II bilden. Dabei kann eine mangelhafte Leistung in einzelnen Fächern durch gute Leitung in anderen Fächern ausgeglichen werden. Nur ein „ungenügend“ in einem der Fächer ist ein K.O.-Kriterium. Reicht es insgesamt nicht zum Bestehen des Teils II der Meisterprüfung, ist nach Ermessen des Prüfungsausschusses oder auf Antrag des Meisteranwärters eine mündliche Prüfung anzuberaumen. Mit dieser Prüfung muss der Prüfling sein Ergebnis so verbessern, dass es insgesamt mindestens ausreichend ist. Er muss sich folglich nicht unbedingt in einem Fach befragen lassen, in dem er eine mangelhafte Zensur mitbringt. Es ist ihm auch möglich, in einem ­Bereich, in dem er keine mangelhaften Leistungen erbracht hat, seine Note so zu ver­bessern, dass die Punkteanzahl des Gesamtergebnisses für das Bestehen genügt. Für die Installateur- und Heizungsbauermeister hat die Sache allerdings einen Haken. Und dieser Haken ist das Fach Sicherheits- und Instandhaltungstechnik. Über das Ergebnis dieses Prüfungsbereiches erhält der Absolvent eine gesonderte Bescheinigung. Sie dient zur Vorlage beim Wasserversorgungsunternehmen bzw. beim Gas-Netzbetreiber, wenn die Eintragung in das Installateurverzeichnis beantragt wird. Bezeugt die Bescheinigung eine nur mangelhafte Kenntnis, werden dem Kollegen die Eintragung und damit die Ausstellung eines Installateurausweises verwehrt.

Teile III und IV: Mit dem dritten Teil (III) der Prüfung werden die allgemeinen kaufmännischen Kenntnisse abgefragt. Hier geht es um das wirtschaftliche und rechtliche Fachwissen in allgemeiner, also nicht zwingend fachbezogener Form. Der vierte Teil (IV) prüft die berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse ab.

III und IV oft ausgelagert

Der überwiegende Anteil von Angeboten der Teilzeitlehrgänge bietet eine Vorbereitung auf die Teile I und II der Meisterprüfung (in den Diagrammen rot dargestellte Lehrgänge). Und auch die Vollzeitlehrgänge zielen überwiegend auf diese Teile ab. In diesen Fällen werden gesonderte Kurse für den Teil III und den Teil IV angeboten. Oft schließen sie mit einer Weiterbildungsprüfung (Teil III: Fachkaufmann, Teil IV: Ausbilder-Eignungsschein) ab. Bei der Ablegung der Meisterprüfung werden diese Weiterbildungsprüfungen anerkannt und befreien den Absolventen von der Ablegung der Teile III und IV der Meisterprüfung. Vorteilhaft dabei ist, dass ein Prüfling sich in der Prüfungsvorbereitung auf Teilbereiche konzentrieren kann und nicht das gesamte Wissen für die Teile I bis IV parat haben muss. Ferner hat er mit der Fachkaufmann-Prüfung und mit der Erlangung der Ausbilder-Eignung Zusatzqualifikationen gewonnen, die er schon vor Abschluss der Meisterprüfung in die berufliche Waagschale werfen kann.

E-Learning im Kommen

Einige Bildungsträger bieten Kurse für die Teile III und IV bereits in Form des E-Learning an. Welche das sind, können Sie der Datenbank auf https://www.sbz-online.de/ entnehmen. Bei dieser Lehrgangsform kann der Teilnehmer von zu Hause aus studieren, kann dabei aber Online mit Lehrern und auch Mitschülern in Kontakt treten. Er nutzt quasi einen virtuellen Unterrichtsraum. Was vielleicht futuristisch daherkommt, bringt knallharte Vorteile mit sich: Man denke alleine nur an die Ersparnisse an Zeit und Geld, da man ja nicht zu einem Lehrgangs-Veranstaltungsort anreisen muss. Aus Düsseldorf kommt in diesem Jahr ein Fernlehrgangsangebot zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung, Teil II. Die Teilnehmer lernen dabei – im Gegensatz zum E-Learning – nicht am Bildschirm, sondern werden mit klassischen, papierenen Lehrbriefen ausgestattet. Einsendeaufgaben, eine Hotline für Fragen und nicht zuletzt auch ein Anteil Unterricht in Form von Präsenzphasen an Wochenenden sollen hier den Lernerfolg sichern. Allerdings schlägt der Kurs – nur für den Teil II – schon mit stolzen 5505 Euro zu Buche. Ob hier auch die obligatorischen 3 % für Wagnis und Gewinn kalkuliert wurden?

Bis zu 7220 Euro Preisunterschied

Wer es da kostengünstiger möchte, den sollte es nach Nürnberg ziehen. Hier gibt es die Vorbereitung auf alle vier Teile der Meisterprüfung in Vollzeitform schon für 2405 Euro. Das liegt daran, dass die Meisterschule für Sanitär- und Heizungstechnik als städtische Fachschule keine Lehrgangsgebühren erhebt. Lediglich Kosten für EDV-Programme, Bücher, Material und Prüfungsgebühren sind vom Teilnehmer zu bezahlen. Die höchsten Kosten kommen mit 9625 Euro an der Handwerkskammer Aachen auf einen Meisterschüler zu.

Wer einen Teilzeitlehrgang anstrebt, wird für die Teile I bis IV in Osnabrück am günstigsten bedient (4750 Euro). Auch hier liegen die Aachener mit 9345 an der Spitze. Vorbereitung auf die Teile I und II in Teilzeitform gibt es in Kaiserslautern am billigsten (3960 Euro). Wer sich über die Teile I und II in Vollzeitform schlau machen möchte, zahlt dafür in Magdeburg am wenigsten (5285 Euro). Alle Infos zu Preisen, Dauer und Inhalten finden Sie in der Übersicht. Weitere Detailangaben enthält unser Interangebot auf https://www.sbz-online.de/.

So bekommt man Geld vom Staat

Für die Finanzierung sollte sich der Meisterschüler hinsichtlich der Fördermöglichkeiten durch Meister-BAföG beraten lassen. Um förderwürdig zu sein, muss es sich bei der Fortbildungsmaßnahme um eine so genannte „Aufstiegsfortbildung“ handeln, was bei Lehrgängen, die auf die Ablegung der Meisterprüfung oder Teile der Meisterprüfung vorbereiten, der Fall ist. Die Förderung umfasst ein zinsgünstiges Darlehen zur Finanzierung der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren. Da aber auch Lehrgangsdauer und Lehrgangsplanung (wenn mehrere Lehrgänge nacheinander absolviert werden sollen) sowie weitere Parameter über Möglichkeiten der Förderung entscheiden, lohnt sich ein Beratungsgespräch. Die Bildungsträger unterhalten häufig selbst Meister-BAföG-Beratungsstellen. Hier werden die Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung für jeden Einzelfall gecheckt.

Wer sich dann auf den Weg macht, die Meisterprüfung abzulegen, kann heute sicher sein, das Rüstzeug zu bekommen, das er für die Führung eines modernen Handwerksbetriebs oder die Ausübung einer Führungsposition benötigt. Und wenn der Junior-Chef dieses Wissen dann noch mit der Erfahrung des Seniors kombiniert, stehen die Zeichen für die Zukunft auf Erfolg.

Viele weitere Infos: Meisterschulen-Datenbank auf sbz-online.de

Einen detaillierten Überblick über das tagesaktuelle Angebot der SHK-Meisterschulen und komfortable Suchfunktionen finden Sie im Internet unter https://www.sbz-online.de/ unter der Rubrik Meisterschulen, bzw. Service. Die Datenbank liefert u.a. ­folgende Zusatzinformationen:

• Anzahl der Unterrichtsstunden
• Anteil der Werkstattstunden
• Unterrichtszeiten
• Infos zum Einsatz von EDV
• Angaben zur Software
• Zusatzlehrgänge
• Aufsplittung der Kosten
• Prüfungsgebühren
• Ansprechpartner bei den Bildungs­stätten
• Direktlinks und Mailadressen

Ferner steht Ihnen hier eine umfangreiche PDF-Datei mit einer Zusammenfassung aller Lehrgangsangebote zum Download und Ausdruck zur Verfügung.

Infos zum Meister-BaföG

Wer das Meister-BaföG in Anspruch nehmen will, sollte sich vorab professionell beraten lassen, da hier der Teufel im Detail stecken kann. Die Mitarbeiter der jeweiligen Lehrgangsanbieter können Beratungsstellen dafür benennen. Infos gibt es auch im Internet: https://www.aufstiegs-bafoeg.de/

Weitere Informationen

Autor Jörg Scheele ist Installateur- und Heizungsbauermeister und leitet das SBZ-Redaktionsbüro NRW/Niedersachsen. Er ist Autor von Fachbüchern und als Dozent des Gas- und Wasserfachs tätig; Tel. (0 23 02) 3 07 71, Telefax (0 23 02) 30119, http://www.joerg-scheele.de