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SPEZIALISIERUNG ALS LÖSUNG?

Vom Fachkräfteengpass zum Know-how-Leck

Detlef Poullie ist bekannt als SHK-Sachverständiger im TV. Wie er in Handwerkertests Monteuren und Kundendienstlern genau auf die Finger schaut, ist regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Was ihn dabei besonders ärgert, hat er im SBZ-Gespräch in der Ausgabe 16-2019 erzählt im Beitrag „Die guten Betriebe werden (leider) weniger“. Großer Kritikpunkt ist, dass das Know-how der Mitarbeiter eher abnimmt, aus verschiedenen Gründen. Auf das Interview haben wir eine Menge Reaktionen erhalten. Haben Sie auch eine Meinung? Wir freuen uns über weitere Zuschriften unter leserforum@sbz-online.de

Sehr interessiert habe ich das Interview gelesen. Und ich stimme Herrn Poullie teilweise auch zu. Ich habe mich spezialisiert. Eine Spezialisierung bedeutet auf der anderen Seite aber auch eine Abhängigkeit. Zum einen hat Herr Poullie sicherlich recht, dass gute Arbeit auch gut bezahlt werden muss. Aber seinen Mitarbeitern Tariflohn zu zahlen ist das eine, wenn dem aber überhaupt keine Fachkräfte gegenüberstehen, nützt auch das nichts. Hier im Hamburger Raum wird im Kundendienst schon weit über Tarif bezahlt – trotzdem sind etliche Stellen unbesetzt.

Zum anderen sollte meiner Meinung nach die Digitalisierung auch weiter fortschreiten. Es geht nicht an, dass wir Azubis suchen, die ihre Bewerbung komplett am PC schreiben und ein PDF mailen sollen – im Gegensatz wird aber in der Lehre gefordert, dass sie das Berichtsheft handschriftlich führen sollen. Das passt nicht zusammen. Und hier ist das größte Problem, dass die Azubis von heute den Gesellen und Meistern von damals in Sachen Technik meist weit voraus sind. Und da liegt in meinen Augen das Problem. Viele würden sicherlich gerne mehr Digital machen – müssten sich aber zeitaufwendig erst mal selbst damit beschäftigen.

Kim Bödecker

22850 Norderstedt

Zum Interview mit Herrn Poullie möchte ich Folgendes sagen: Er hat vollkommen recht mit seinen Aussagen. Ich könnte in drei Berufen ausbilden, möchte aber keine Azubis, denen ich erst noch rechnen und schreiben beibringen muss. In unserem Bildungssystem wird am Leben vorbei gelehrt.

Für meine Meisterprüfungen musste ich fünf Jahre als Geselle vorweisen (Reifeprüfung = Meister). Wer im Handwerk als Kundendienstler arbeiten will, darf es nicht einfach als Job zum Geldverdienen sehen, sondern muss Interesse daran haben und sich mit Naturgesetzen auskennen. Sonst hat man quasi keine Chance, einen Fehler in einer Anlage zu finden. Zur Digitalisierung muss ich sagen, eine App repariert keinen Ölbrenner und auch keine Hackschnitzelanlage. Am meisten Spaß habe ich, wenn ich in Anlagen Fehler suchen darf, die Mitbewerber nicht finden konnten.

Bernd Rasch

36399 Freiensteinau-Holzmühl

Ich habe folgende Meinung zu den Aussagen im Interview mit Herrn Poullie:

1)Dass die Berufe Heizung und Sanitär zusammengelegt worden sind, ist reiner Schwachsinn. Das Gegenteil ist richtig: Heizung, Lüftung und Sanitär sind getrennte Berufe. In unserer Firma gibt es diese drei Abteilungen.

2)Den Gedanken, die Gewerbelehrer zu Betriebspraktika zu verpflichten, finde ich ausgesprochen gut. Der Weg: Schulträger (Landrat) ansprechen und überzeugen. Die guten Lehrer werden begeistert sein.

3)Lehrpläne müssen von unseren Verbandsgremien begleitet werden:

– Berufsschule

– überbetriebliche Ausbildung.

4)Fortbildung der Mitarbeiter ist ein absolutes Muss. Wenn nicht, taugt der Betrieb in fünf Jahren nur noch zum Schrauber.

Ich bin aber nicht so pessimistisch wie Herr Poullie. Ich glaube an eine Super-Zukunft für unsere Berufe. Halt nicht für alle (Fach-)Betriebe.

Hugo Binkert

79774 Albbruck-Birndorf