Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Das ist Wachstumsschmerz

Jäger: Handwerksbetriebe stecken in einem Dilemma. Sie sind eingeklemmt zwischen „business as usual“ und dem Blick nach vorne. Zwischen einem auslastenden Alltagsgeschäft und den beiden bestimmenden Themen unserer Zeit: Fachkräfteengpass und Digitalisierung. Wer sind jetzt die besseren Chefs? Die, die Auftrag für Auftrag bestmöglich im Sinne ihrer Kunden bewältigen, oder die, die sich Zeit nehmen, um an der Zukunft des Unternehmens zu arbeiten?

Geßler: Das ist keine Frage. Handwerksunternehmen müssen sich weiterentwickeln, egal wie groß der Betrieb letztlich ist. Die angesprochenen Punkte sind doch eng miteinander verkettet (Seite 14: Mehr Zeit fürs Wesentliche). Wer sich digital breiter aufstellt, der begeistert (Neu-)Kunden noch mehr, wickelt Aufträge sicherer und schneller ab und wirkt attraktiver auf potenzielle Mitarbeiter (Seite 10: Voll auf Fortschritt eingestellt). Dieser Zustand stellt sich allerdings nicht von selbst ein. Chefs müssen eine Brücke vom Alltag in Richtung Zukunft schlagen.

Jäger: Dieser Spagat ist mit Wachstumsschmerz verbunden, aber unumgänglich. Picken wir uns aus dem weiten Feld der Digitalisierung bloß mal den Bereich Onlinemarketing heraus. In einer zunehmend vernetzten Welt wird der Kampf um attraktive Endkundenkontakte den Unternehmenserfolg maßgeblich mitbestimmen. Selbst im Wettbewerb um die besten Fachkräfte sind mittlerweile auch online Resonanzverstärker unverzichtbar geworden.

Geßler: Genau. Aber der Gesamteindruck muss stimmen. Wenn Unternehmen gut aufgestellt sind und sich modern und zukunftsorientiert präsentieren, ist für eine gewinnende Außendarstellung schon viel getan (Seite 22: Abwerben, aber richtig). Diese Eigenschaften festigen darüber hinaus den inneren Zusammenhalt. Wer sich in der Firma wohlfühlt, der wechselt nicht einfach den Arbeitgeber. Das schützt bei Abwerbeversuchen. Und sendet gleichzeitig ein passives Signal an Interessenten aus, deren Betriebe nicht top aufgestellt sind.

Jäger: Ja, die Mitarbeiterbindung ist mittlerweile ein ebenso wichtiges Handlungsfeld geworden wie die Suche nach neuem Personal. Nettolohnoptimierung bietet praktische Möglichkeiten, Arbeitnehmer von einem Unternehmen zu überzeugen. Etwa in Form von Fahrtkosten- und Kindergartenzuschüssen (Seite 24: Anreize schaffen). Das wird im Handwerk noch zu wenig genutzt.

Geßler: Etwas anders gelagert ist die Unternehmensbindung in der Ausbildung. Jeder Azubi, der sich für das SHK-Handwerk entscheidet, ist wertvoll. Abbrüche tun weh. Die beiden Hauptgründe für vorzeitige Vertragsauflösungen sind unangemessene Behandlung im Betrieb und schlechtes Betriebsklima (Seite 18: So passt es gut zusammen!). Mit Blick auf den Fachkräfteengpass im Handwerk wird deutlich: Auch hier gibt es Handlungsbedarf für Chefs, um an der Zukunft des Unternehmens zu arbeiten.