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Wer abgibt, der gibt auf

Es greift ein Trend um sich, der bei genauer Betrachtung Fragen aufwirft. Und das nicht zu knapp. SHK-Unternehmerkollegen gehen dazu über, vermehrt Aufgaben freiwillig und ohne Not an andere Gewerke oder Dienstleister abzugeben. Teils, weil sie „niederen Tätigkeiten“ zugeordnet werden. Teils, weil die Materie an sich als zu kompliziert oder gar risikobehaftet angesehen wird. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten, die meiner Meinung nach direkt im klassischen SHK-Handwerksbetrieb fest verankert bleiben sollten. Sie gehören nicht in fremde Hände. Gut, mir ist auch klar, der qualifizierte SHK-Mitarbeiter ist für manche Abbrucharbeit einfach zu teuer. Aber ich beziehe mich auf höherwertige Aufgaben.

Einige Beispiele: Die Duschrinne – setzt der Fliesenleger; eine Heizungswartung – erledigt der Werkskundendienst; die Fußbodenheizung – macht die Estrich-Kolonne mit; Flächenheizung an Wand und Decke – übernimmt der Trockenbauer; Wartungsauftrag für die Enthärteranlage – verbleibt gleich bei der Industrie; Material- und Lagerwirtschaft – wird an den Großhändler übertragen; Aufmaß und Aufbau einer Glas-Duschkabine – kann der Hersteller doch eh besser. Der Fairness halber sollte gesagt werden: Das ist bei den meisten Ihrer Kollegen nicht die Regel – noch nicht. Aber mit Blick auf den Fachkräfte-Engpass und die hohe Auftragslage verspricht dieses „Auslagern“ schon eine gewisse Entlastung im Betriebsalltag. Doch was im ersten Moment logisch klingt, wird langfristig fatale Folgen haben.

Zum besseren Verständnis formuliere ich es jetzt mal zugespitzt: Am Ende dieser Entwicklung würde ein SHK-Fachunternehmer stehen, der bei seinen Aufträgen überwiegend mit Bündeln und Abwickeln von Subunternehmer-Beziehungen beschäftigt ist. Im besten Fall. Im schlechtesten Fall kehrt sich das Verhältnis sogar um, der einstige Dienstleister erarbeitet sich auf Verbraucherseite einen Namen als alleiniger Ansprechpartner (und Spezialist) und setzt das SHK-Handwerk nach seinem Gutdünken ein – und unter Druck. Zumindest in Ansätzen sind solche Bestrebungen in der Branche heute schon zu erahnen. Dann sind Sie ein Handwerksunternehmer im Freiheitsgrad eines Tankstellenpächters. So zumindest wurde es zur Jahrestagung der bad & heizung-Kooperation in Dresden ausgesprochen (mehr dazu in dieser SBZ-Ausgabe ab Seite 14 „Stärken zur Geltung bringen“). Wollen Sie das?

Darüber hinaus muss jedem klar sein, der die unternehmerische Entscheidung trifft, Aufgaben auszulagern: Was an Know-how weg ist, kommt so schnell nicht wieder. In Zeiten einer schwächeren Auftragslage könnte sich das Fehlen selbst niederer Tätigkeit schnell rächen, um eine gute Auslastung der Mitarbeiter zu erreichen. Dann wird der Druck groß, passende Strategien zu finden.

Es geht aber auch anders. Das SBZ-Gespräch für diese Ausgabe stellt einen SHK-Handwerksunternehmer vor, der trotz vollem Auftragsbuch sein Angebot erweitert hat, statt elementare SHK-Tätigkeiten auf Subunternehmer oder Dienstleister abzuwälzen: Er bietet zusätzlich und erfolgreich seinen Kunden Smarthome-Anwendungen an (Beitrag ab Seite 8 „Vorsprung durch Technik“).

Ich sage: Wer abgibt, der gibt auf! Wie halten Sie es mit Wartungsaufträgen und Co.? Schreiben Sie mir, ich bin gespannt auf Ihre Meinung.

Ihr

Dennis Jäger

SBZ-Chefredakteur