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Weiß auf Schwarz

Alles neu und doch am gleichen Platz: In einem Bungalow aus den 60er-Jahren waren Wasserschäden aufgetreten, die Rohrleitungen mussten komplett erneuert werden. Das nahmen die Auftraggeber zum Anlass, beide Bäder (das hier exemplarisch vorgestellte und ein weiteres Duschbad) grundlegend sanieren zu lassen. Die Räume waren im Laufe der Jahre immer nur teilweise renoviert worden. Wichtige Bedingung für die Modernisierung: Das Hauptbad wird nicht nur von der Dame des Hauses genutzt, sondern zusätzlich regelmäßig von ihren vier Enkelinnen. Demnach spielten bei allen Entscheidungen auch die Gewohnheiten und Wünsche der „jungen Damen“ eine Rolle. Weitere Vorgabe: Raumaufteilung und Zuordnung der Bereiche sollten unverändert bleiben.

Dusche ohne Diagonalschnitte

Um die maroden Leitungen austauschen zu können, musste das Bad erst einmal bis auf den Rohbau entkernt werden. Kurios: Dabei wurde ein Kriechkeller unter dem Raum entdeckt, von dessen Existenz bisher niemand etwas wusste! Um überhaupt Zugang zu diesem Keller zu bekommen, musste ein Durchbruch in eine tragende Wand gestemmt werden. Das Arbeiten im Liegen war eine ungewohnte Herausforderung.

Für mehr Komfort wurde der neue Estrich mit einer Warmwasser-Fußbodenheizung versehen. Gleichzeitig eröffnete der neue Aufbau die Möglichkeit, eine bodengleich geflieste Dusche mit Duschrinne zu realisieren. Das gewählte Modell ist durch seine Position direkt an der Wand und über die ganze Breite der Dusche unauffällig. Das kommt dem Wunsch der Kundin nach einer minimalistischen Gestaltung entgegen. Diagonalschnitte waren nicht nötig, denn das Gefälle ist innerhalb der Rinne angelegt. So kommen großformatige Fliesen wunderbar zur Geltung.

Als Ergänzung zur Kopfbrause wählte die Kundin eine Handbrause mit Halter. Der Grund: Sie nutzt die Funktion einer höhenverstellbaren Handbrause an einer Brausestange nicht, sie hält die Brause lieber in der Hand. Alle Armaturen sind – passend zur Duschrinne – in Edelstahl gewählt. Bei einer so reduzierten Gestaltung kommt es auf jedes Detail an: Installateur und Fliesenleger arbeiteten von Anfang an eng zusammen, um die Positionen der Armaturen auf das Fugenbild abzustimmen.

Maßanfertigungen aus Corian

Die Auftraggeber sind „Corian-Fans“, daher taucht das Material an vielen Stellen auf. So wurde ein Regal hinter einem Wandvorsprung in der Dusche daraus angefertigt. Auch die Fensterbank ist aus dem gleichen Material, ebenso wie die Deckplatte der Vorwand am WC. Den alten Waschtisch ersetzt eine Doppelwaschtischanlage – ebenfalls aus Corian – am gleichen Platz. In den fünf Schubladen darunter ist viel Platz für Toilettenartikel und Schminkzeug. Eine der Schubladen ist mit Steckdosen ausgestattet, so kann der Föhn immer angeschlossen und einsatzbereit bleiben.

Weitere Steckdosen sind an der rechten Seitenwand – mit integriertem Radio – und links in einer Nische installiert. Diese ist mit Glasböden bestückt und wird von zwei Spots beleuchtet. Hier sind die täglich genutzten Toilettenartikel im direkten Zugriff. Die Nischenhöhe ist abgestimmt auf den großen Spiegel über den Waschtischen. Sein indirektes Licht bringt die Struktur der Wandfliesen zur Geltung.

Da der alte Heizkörper nicht mehr gebraucht wurde, dient die Heizkörpernische unter dem Fenster nun – ebenfalls ausgestattet mit Glasböden – als Regal für Handtücher. Das WC wird durch einen quer im Raum stehenden Handtuchheizkörper gegen Blicke von der Tür aus abgeschirmt. Auf ein zusätzliches Bidet wurde verzichtet, später soll ein Dusch-WC installiert werden. Leider war das Modell, das sich die Kundin ausgesucht hatte, zum Zeitpunkt der Ausführung noch nicht lieferbar. Das entsprechende Unterputzelement – mit Strom- und Wasseranschluss – wurde bereits vorgerichtet.

Wechselnde Lichtstimmungen

Das Lichtkonzept besteht aus einer Kombination aus Spots und indirektem Licht. Die LED-Spots beleuchten gezielt die Waschtische, die Wanne und die Dusche. Dort fällt zusätzlich durch eine Lichtfuge an der Decke Streiflicht auf die Rückwand. Dadurch wird auch hier das Muster der Fliesen hervorgehoben. Neben der Tür dienen zwei Einbauleuchten in Bodennähe als Orientierungslicht in der Nacht. Eine umlaufende Lichtvoute an der Decke ist mit Farblicht-LEDs bestückt, damit lässt sich der Raum in immer andere Farbwelten tauchen. Dieses „Kirmes-Licht“, wie die Kundin es scherzhaft nennt, wurde speziell für die Enkelinnen installiert, zu deren großem Vergnügen!

Starke Kontraste

Das Bad ist geprägt vom starken Kontrast zwischen cremefarbenen Boden- und schwarzen Wandfliesen. Die weißen Sanitärobjekte heben sich klar vom dunklen Hintergrund ab. Nur im Duschbereich wurden auch die Wände mit cremefarbenen Fliesen belegt. Schwarze Fliesen waren der Kundin hier zu erdrückend, auch wenn solche „Dusch-Höhlen“ zurzeit aktuell sind.

Alle Wandfliesen haben ein kleines Muster in der anpolierten Oberfläche. Die Bodenfliesen in der Rutschklasse R10 kommen aus der gleichen Kollektion. Auch wenn es im Privatbereich nicht vorgeschrieben ist, ist es empfehlenswert, den Boden im Bad immer in R10 vorzusehen, speziell in der Dusche. Besonders für Nutzer im fortgeschrittenen Alter ist diese Sicherheit unverzichtbar. Mittlerweile gibt es viele Fliesenkollektionen mit unterschiedlichen Rutschklassen, ohne deutlich sichtbare Unterschiede zur „normalen Ausführung“.

Das Format von 60 x 120 cm sorgt dafür, dass kaum Fugen vorhanden sind. Ganz im Sinne der minimalistischen Gestaltung wurde außerdem auf den Einsatz von Schienen an Fliesenkanten und Außenecken völlig verzichtet. Hier war eine besonders enge Zusammenarbeit mit dem Fliesenleger gefragt. Gemeinsam wurden an allen Detailpunkten Lösungen gefunden, die nicht nur gestalterisch, sondern auch technisch überzeugen. Über der Wanne lockert ein Wandtattoo mit Gräsermotiv die Wandfläche auf und nimmt dem Raum etwas von seiner Strenge.

Rund und eckig als Gestaltungsprinzip

Das Zusammenspiel von kreisrunden und eckigen Formen bestimmt die Gestaltung: Die Einbauspots in der Decke sind quadratisch genau wie die Kopfbrause in der Dusche. Rechteckig sind die Einbaubecken, der Spiegel und die Betätigungsplatte am WC. Die rechteckige Wanne mit ihrer abgerundeten Ecke vereint beide Formen. Sie hat aber auch ganz praktische Gründe, denn ein rechteckiges Modell hätte hier zu weit im Laufweg gestanden.

Die Lichtschalter sind ebenfalls eine Kombination aus Kreis und Quadrat, die Armaturen wiederum basieren auf der Kreisform. So entstand eine reduzierte, elegante und zeitlose Optik, die sich nicht nach kurzlebigen Moden richtet und vor allem den Charakter der Nutzerin widerspiegelt.

Info

Einprägsame Detaillösungen

  • Rutschklasse R10 am Boden für mehr Sicherheit
  • Heizkörpernische als Regal nutzen
  • Herausziehbare Brause an der Wanne erleichtert die Reinigung
  • Waschtischanlage aus Corian mit eingeklebten Becken ist pflegeleicht
  • Einbauradio im Schalterprogramm
  • Hinterleuchtung am Spiegel bringt die Struktur der Fliesen zur Geltung
  • Kombination aus Spots, indirektem Licht und Lichtvoute für unterschiedliche Lichtstimmungen
  • Wandtattoo zur Auflockerung

Autor

Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitekturbüro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden Bäder und Fliesen. www.hansen-innenarchitektur.de mail@hansen-innenarchitektur.de