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Interview

Farbe, eine Geschmacksfrage

SBZ: Was meinen Sie, warum trauen sich Badplaner so selten an Wandfarben heran?

Gesa Hansen: Ich denke, viele haben noch schlechte Erinnerungen an die farblichen Auswüchse in den 60er- und 70er-Jahren. Im Design herrschte ja allgemein in den 90er-Jahren die Sehnsucht nach Minimalismus, da Trends im Bad eher später ankommen, sahen viele Bäder auch lange noch genauso aus. Badrenovierungen sind in der Regel ja auch eher kostspielig. Deshalb haben meiner Meinung nach viele Menschen Angst, dass sie der Farbe überdrüssig werden.

SBZ: Wieso ist es gut, mehr Farbe ins Bad zu lassen?

Hansen: Farbe macht glücklich, schafft Kontraste und wirkt vor allem völlig unterschiedlich. Gerade je nachdem, welche Farben man kombiniert. Das ist beruhigend zu wissen, wenn man als Kunde Angst hat, dass man die Farbe bald nicht mehr sehen kann. Durch andere Kombinationen kann man völlig neue Wirkungen schaffen.

SBZ: Welche Farben und Stile setzen Ihrer Erfahrung nach in den kommenden Jahren im Sanitärbereich die Trends?

Hansen: Grün und Blau! Blau, weil es eine wassernahe Farbe ist, und Grün, weil die Sehnsucht nach Pflanzen und Natur immer größer wird.

SBZ: Geben Sie uns doch mal ein paar Beispiele: Welche Wirkung lässt sich mit welcher Farbe erzielen?

Hansen: Das ist schwer zu sagen. Es heißt beispielsweise, dass Grün beruhigend wirkt. Aber das hängt natürlich vom Grünton und den Lichtverhältnissen im Raum ab. Rosa zum Beispiel soll eine muskelentspannende Wirkung haben, aber auch da kommt es auf die Art des Rosa an. Es gibt zum Beispiel auch sehr lebendige, eher elektrisierende Rosatöne, bei denen ich mir nicht vorstellen kann, dass sie entspannend wirken.

SBZ: Wie sollten Bäderbauer bei der Farbwahl vorgehen?

Hansen: Bei farbängstlichen Kunden finde ich es viel einfacher, Farbe in der Badkeramik und in den Badmöbeln zu verwenden als bei den Fliesen, dabei wird es oft genau andersherum gemacht. Einen Aufsatztisch in Farbe kann man im Zweifel leichter austauschen als eine farbige Wand. Wer sich noch unsicher ist, kann einfach mit Nuancen einer gleichen Farbe spielen; die Mutigeren können gleich richtige Farbkombinationen ausprobieren.

SBZ: Worauf ist bei der Auswahl zu achten?

Hansen: Vor allem auf die Lichtverhältnisse im Raum! Zu Beginn der Planung ist es wichtig, das Licht im Raum zu erkennen und Farbtests zu machen. Denn eine Farbe kann in einem Showroom völlig anders wirken als in dem zu renovierenden Bad.

SBZ: Gibt es typische Fehler, die leicht zu vermeiden sind?

Hansen: Farbe ist immer eine Geschmacksfrage. Was für den einen wie ein Fehler aussieht, ist für den anderen vielleicht perfekt. Zu viele Farben machen ein Konzept allerdings oft kaputt, weil man selbst den Überblick verliert und sich bei der Handtuchauswahl beispielsweise nicht mehr an alle Farben erinnert. Interior-Design ist immer ein Gesamtkonzept; das heißt, man sollte alles gezielt auswählen. Sogar den Zahnputzbecher!

SBZ: Welche Rolle spielen die richtigen Lichtquellen im Bad, um Farbe in Szene zu setzen?

Hansen: Ein Bad soll morgens erfrischend und abends entspannend wirken. Licht sollte dementsprechend anpassbar sein.

SBZ: Und zum Schluss, was bedeuten Farben Ihnen persönlich?

Hansen: Farben bilden für mich den Charakter eines Objekts, die Farbwahl dauert oft genauso lange wie das Design des Objekts. Ich finde, Farbe gibt dem Design einfach viel mehr Vokabular, um sich auszudrücken.

SBZ: Frau Hansen, vielen Dank für das Gespräch.