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Handwerk besser darstellen

SBZ: Ist das Handwerk ein Flaschenhals? Die allgegenwärtige Aussage lautet ja, es werde zu wenig installiert. Müssten Ihre Mitglieder und das Handwerk generell nicht mehr installieren?

Sven Mischel: Wenn wir im Handwerk die Montagekapazitäten hätten, würden wir das tun. Das ist aber nicht der Fall. Und wir werden Kapazität auch nicht in ausreichendem Maße hinzugewinnen. Das Handwerk gibt sich aktuell mit der guten Auslastung zufrieden. Die Industrie hingegen ist unzufrieden. Die Hersteller möchten mehr Kapazität nutzen. Und es gibt Konzepte in der Branche, die das Handwerk nicht mehr unbedingt als Vertriebspartner Nummer eins sehen. Diese Entwicklung müssen wir für und mit unseren Mitgliedern diskutieren. Eines ist klar: Kein Handwerksunternehmen wird auf die Schnelle neue Mitarbeiter „züchten“ können.

SBZ: Wie können Handwerksbetriebe gegen die Ursache Fachkräftemangel angehen?

Michael Schreiber: Durch den Aufbau einer Arbeitgebermarke kann das gelingen. Gleichwohl muss man das Thema differenziert betrachten. Der Fachkräftemangel ist kein flächendeckendes Phänomen. In unseren Reihen gibt es viele Handwerksunternehmen, die gute Leute finden und gute Leute ausbilden. Wir haben ein anderes Problem im Handwerk. Mein Eindruck ist, dass der Lohn, der bezahlt wird, nicht immer wettbewerbsfähig ist. Junge Leute suchen sich heute aus, wo sie hingehen. Deshalb gilt es, sich als Arbeitgeber attraktiv zu präsentieren, ordentliche Löhne zu zahlen und ein Konzept zu verfolgen, das Mitarbeitern Perspektive gibt.

Mischel: Dem stimme ich zu. Das Handwerk sollte sich als Arbeitgeber anders und besser darstellen. Dazu gehört auch, sich selbst erst einmal kritisch zu durchleuchten, um dann aufzuzeigen, was man potenziellen Mitarbeitern eigentlich zu bieten hat. Wie ist ein moderner Chef aufgestellt? Wie ist ein zukunftsfähiges Unternehmen beschaffen? Was möchte der Mitarbeiter eigentlich? Was macht man als Chef, um Mitarbeiter zu motivieren? Auf diese Fragen gilt es, überzeugende Antworten zu finden. Wenn Menschen Spaß an der Sache haben, dann werden sie bei uns im Handwerk auch arbeiten wollen. Das müssen SHK-Unternehmer vermitteln können. Denn Jobsuche und Einstellungsgespräche laufen heute anders ab als vor 25 Jahren.

Schreiber: Gerade bei der Azubiwerbung sollte deutlich werden, dass junge Leute sich bei uns breites Wissen erschließen und dann auch selbstbewusst beherrschen: Ich mache einen tollen Job, ich kann was, ich bin wer, bekomme positive Resonanz.

SBZ: Besteht nicht aber das Risiko, dass die guten Leute in dieser konjunkturellen Hochphase schnell die Hand aufhalten und mehr verdienen wollen? Oder wechseln, weil sie anderswo mit Kusshand genommen werden?

Mischel: Dieses Risiko gehen Unternehmer immer ein, die versuchen, das Potenzial ihrer Mitarbeiter auszuschöpfen. Aber in meinen Augen ist es eine klare strategische Aufgabe, Mitarbeiter zu entwickeln. Und natürlich: Wer mehr weiß und kann, will a) mehr Geld und b) vielleicht einen besseren Job. Von dieser Herausforderung werden Chefs nie befreit sein. Doch deswegen keine Anstrengungen zu unternehmen, ist der falsche Ansatz.

SBZ: Zurück zur Konjunktur. Spüren Sie vonseiten der Industrie Druck, dass Ihre Mitglieder mehr machen sollten, vor allem mehr mit Ihren Lieferantenpartnern?

Mischel: Die Hersteller warten nicht nach dem Motto: Liebe Handwerker, jetzt seht mal zu, dass ihr mehr montiert, weil wir mehr liefern möchten. Die Industrie überlegt sich schon, welche Wege sie hinsichtlich ihrer Vertriebsmöglichkeiten noch gehen kann. Beispielsweise den Montagepart eventuell selbst übernehmen. Solche Tendenzen müssen wir unseren Mitgliedern vermitteln.

Für uns als Verbundgruppe ist daher wichtig, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sich Betriebsabläufe in Handwerksunternehmen optimieren lassen. Auch um Kapazitätsreserven zu nutzen, um Zeit und Kosten zu sparen. Darüber hinaus stellt für uns die grundsätzliche Frage: Was müssen wir als SHK AG tun, um unsere Mitglieder angesichts neuer Herausforderungen erfolgreich zu positionieren?

SBZ: Da kommt Ihnen, Herr Mischel, als Mann an der Spitze ja eine Schlüsselrolle zu. Was haben Sie denn vor in den nächsten Jahren?

Mischel: Es gibt viele Veränderungen in unserer Branche – einige wurden genannt –, denen wir uns stellen werden. Ich glaube, der Verbund der vergangenen 30 Jahre kann nicht der Verbund der kommenden 30 Jahre sein. Wir müssen uns noch stärker den Marktgegebenheiten anpassen. Das Handwerk hat eine Alleinstellung in diesem Markt. Verbraucher bringen den Unternehmen Vertrauen und Wertschätzung entgegen. Diese Alleinstellung in Form einer besonderen Kundennähe und Kundenbindung werden wir ausbauen und festigen. Das betrifft auch unsere Markenkonzepte Meister der Elemente und Die Badgestalter. Überdies haben wir ein funktionierendes Rückvergütungssystem. Aber ist dies so, wie es ist, auf Dauer haltbar?

SBZ: Was ist auf Lieferantenseite geplant?

Mischel: Auf der Einkaufsseite schauen wir genau hin, wie sich der Markt verändert. Wir sprechen diese Veränderungen mit unseren Lieferantenpartnern an und schauen, was wir gemeinschaftlich tun können. Das selbstbestimmte Handwerk wird immer Bedeutung haben. Denn welcher Vollblutunternehmer will schon zu einem Schrauber mutieren, der für irgendjemanden arbeitet. Man muss jedoch wissen: Wenn die Industrie nicht erkennen kann oder will, dass das Handwerk die wichtigen Zukunftsthemen anpackt und umsetzt, dann packt sie es eben selber an. Unser Ziel ist und bleibt die zuverlässige Partnerschaft mit kooperativen Lieferanten.

SBZ: Sie haben fast 1000 Mitglieder. Wo wollen Sie hin, können Sie sich auch 2000 oder 3000 vorstellen?

Schreiber: Wir wollen natürlich wachsen. Aber eine Zahl an sich bringt uns ja nicht weiter. Bei der Entwicklung unserer Verbundgruppe geht Qualität ganz klar vor Quantität.

SBZ: Wie bemessen Sie die Qualität eines Betriebs?

Mischel: An der puren Größe will ich es nicht festmachen. Größere Handwerksunternehmen agieren anders als ein Ein- oder Zweimannbetrieb. Für uns ausschlaggebend ist, ob das Unternehmen an der Gemeinschaft interessiert ist. Will der Handwerksunternehmer gemeinsam mit anderen Kollegen etwas erreichen? Denkt er kooperativ oder nicht? Das ist für uns ein wichtiger Indikator für qualitatives Wachstum.

Schreiber: Vor Beginn einer Mitgliedschaft betrachten wir ein Handwerksunternehmen intensiv. Bestandteil unseres Markenkonzept Die Badgestalter ist zum Beispiel ein umfangreicher Marken- und Architektencheck. Die Betriebsorganisation, das Marketing, die Personalführung – alles wird dabei angeschaut. Aus diesem Check zieht jeder SHK-Chef bereits einen hohen Nutzen, weil er eine neutrale Analyse seines Unternehmens erhält.

Mischel: Welche Kundenausrichtung hat ein Unternehmen? Macht es das, was die anderen auch anbieten? Standard kann heute jeder abbilden. Aber alles, was von der Normalität abweicht, das macht Handwerker für anspruchsvolle Käufer interessant, Handwerker, die kreativ sind, Ideen haben und sich auskennen.

SBZ: Und die anderen?

Mischel: Ich befürchte, dass diejenigen, die sich nicht spezialisieren und sich nicht in ihren betrieblichen Abläufen effizienter aufstellen, über kurz oder lang ein Existenzproblem bekommen werden.

SBZ: Herr Mischel, Herr Schreiber, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Info

Die SHK AG

Die Handwerkskooperation SHK AG hat in den zurückliegenden Monaten einige personelle Änderungen an der Führungsspitze erlebt. Seit Jahresbeginn führten Sven Mischel und Harald Belzer gemeinsam als gleichberechtigte Vorstände den Verbund, im August trennte sich die Organisation von Belzer. Sven Mischel führt die SHK AG als Einzelvorstand. „Hierfür erhält er unser volles Vertrauen und wir alle werden ihn bei seiner Aufgabe unterstützen“, bekräftigte der Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Bock. Vor Mischel und Belzer stand über viele Jahre hinweg Holger Kachel am Ruder.

Die Handwerkskooperation mit Sitz in Bruchsal bei Karlsruhe ist Sprachrohr für mehr als 900 Fachhandwerksbetriebe der Sanitär- und Heizungsbranche. Die SHK AG zählt damit zu den führenden Full-Service-Kooperationen des SHK-Fachhandwerks in Deutschland, Österreich und Luxemburg. Sie wurde 1988 von unabhängigen Handwerksunternehmern gegründet, ist die erste Kooperation ihrer Art in der Branche und somit das Original. Heute bündeln dort verkaufsaktive Mitgliedsunternehmen ihre Belange in den Bereichen Einkauf, Marketing, ERFA-Erfahrungsaustausch und Unternehmensentwicklung. Alle diese Angebote dienen dem Ziel, die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der SHK-Mitglieder zu fördern.

www.shknet.de