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Kühlen und Heizen mit Eis

Das exklusive Wohnprojekt der Huf City Living liegt im neu erschlossenen Aubachviertel in Montabaur. Hier werden aktuell 44 exklusive Wohnungen mittels Eisspeicher, Wärmepumpe und Solarabsorbern versorgt. Die Technologie stammt von Viessmann (siehe auch SBZ 06-2018). Der 500 m³ fassende Eisspeicher ist auch bei diesem System Dreh- und Angelpunkt. Er versorgt mehrere Wärmepumpeneinheiten in den Technikräumen der Gebäude. Gekoppelt ist er mit Absorberflächen auf den Pultdächern der im KfW-55-Standard errichteten Wohngebäude, die für seine Regenerierung sorgen. Zur Regeneration wird im Sommer zudem die Wärme aus den Wohnungen genutzt. Dabei werden die Wohnräume nahezu kostenfrei auf angenehme Temperaturen gekühlt.

„In Montabaur haben wir zudem die Absorber mit Photovoltaik kombiniert“, so Heiko Lüdemann von Hersteller Viessmann Eis-Energiespeicher GmbH. Der Vorteil: man benötige nur eine Aufständerung und der Strom könne gleich zur Versorgung der Wärmepumpe mitgenutzt werden. Die Dachfläche werde dadurch optimal ausgenutzt. Alles in allem schätzt Lüdemann die Investitionskosten als vergleichbar ein gegenüber einer konventionellen Lösung.

Dabei hatte Bauherr Benedikt Huf ursprünglich ganz anderes im Sinn. „Anfangs planten wir das Projekt mit Bohrungen und Erdwärme. Im Zuge der Planung und bei den bestehenden Bodenverhältnissen wurde uns relativ schnell klar, dass Erdwärme hier nicht das Richtige ist. Denn wir hätten eine sehr hohe Anzahl an verschiedenen Bohrungen benötigt. Die Leitungsführung wäre unterhalb der Bodenplatte in zu vielen Ebenen verlaufen. Das hätte eine längere Bauzeit und hohe Kosten verursacht“, so der Unternehmer.

Weniger Ebenen für Leitungen

Gereizt habe ihn, der bei neuen Projekten generell auf fossile Brennstoffe verzichtet, zudem der innovative Ansatz. Heizen mit Eis ist auch bei 2000 erbauten Anlagen in Deutschland immer noch ein Exot. Huf steht aber für innovative Konzepte. Und da kam der Eisspeicher gerade recht. Zudem lag er gegenüber der Geothermielösung auch preislich vorn. Und: Die Ebene der Leitungsführungen wurde tatsächlich deutlich reduziert. Das wiederum sparte Geld und Bauzeit.

Die Bewohner der lichtdurchfluteten, hellen Wohnungen in typischer Fachwerkarchitektur merken vom Heizen mit Eis wenig. Was sie aber merken, ist ein Unterschied im Portemonnaie. Denn das Vermietungskonzept ist neuartig und eine Mischung aus Kalt- und Warmmiete. Durch den hohen Autarkiegrad der Anlage, zu dem neben den Absorbern auch Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung beitragen, lassen sich die Wärmekosten gut kalkulieren.

Wärmeversorgung abgedeckt

Das wiederum führte zu dem neuen Konzept. Es enthält Heizungsgrundkosten auf Basis von 24 °C im Bad und 20 °C in allen anderen Räumen. Sie sind in der Nebenabrechnung als Fixkosten berücksichtigt. Damit ist die gesamte Wärmeversorgung abgedeckt. Nur wenn ein Mieter etwas mehr Wärme braucht, wird ihm diese gesondert in Rechnung gestellt. Doch das passiert so gut wie nie. „Diese Heizungsgrundkosten führen wir auf, um ein gewisses Bewusstsein für Energie zu erhalten. Denn dauerhaftes Lüften bei laufendem Heizbetrieb ist ja auch nicht sehr sinnvoll“, so Huf.

Das Wohnprojekt ist unter anderem für Pendler nach Köln oder Frankfurt gedacht, die sowohl die nahe A3 als auch den nur wenige Gehminuten entfernten ICE-Bahnhof in Montabaur nutzen können. Neben dem Gedanken der Nachhaltigkeit wurde deswegen auch verstärkt auf ein begrüntes Areal gesetzt, das einen hohen Erholungsnutzen bieten soll. Dazu gehören großzügige Rasenflächen, Solitärbäume und abwechslungsreiche Pflanzflächen.

Projektdaten

Bauherr: Huf Haus GmbH u. Co. KG

Architektur: Elmar Deichmann & Karl Eckert

Bauzeit: 2014 bis 2016

Grundstücksfläche: 4291 m²

Jahresprimärenergiebedarf: 49,05 kWh/m²a

Endenergiebedarf: 18,88 kWh/m²a

Heizenergiebedarf: 47,01 kWh/m²a

Flächen: BGF = 5391 m², BRI = 14 941,52 m³

Info

Das Prinzip des Heizens mit Eis

Ein Eisspeicher ist letztlich ein großer Wasserbehälter aus Beton, der komplett unter der Erdoberfläche vergraben wird. Darin zirkuliert in einer spiralförmig verlegten Leitung eine frostsichere Sole. Sie ist unterteilt in Entzugs- und Regenerationswärmetauscher. Der Entzugswärmetauscher, daher der Name, entzieht dem flüssigen Wasser Energie. Mittels Wärmepumpe wird die Temperatur erhöht. Dadurch kühlt sich das Wasser ab. Vereist das Wasser, gibt es zudem Kristallisationswärme ab. Diese wird ebenfalls genutzt und entspricht etwa dem Energiegehalt von elf Litern Heizöl je Kubikmeter Eis. Ist der Eisspeicher zu großen Teilen vereist, wird er mittels Solarabsorbern oder anderen Wärmequellen regeneriert, also das Eis wird wieder verflüssigt. Dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen und ist nahezu wartungsfrei.

Autor

Frank Urbansky ist freier Journalist, Fachautor und Mitglied der Energieblogger, 04158 Leipzig, Telefon (01 71) 5 25 32 79, E-Mail: urbansky@enwipo.de