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Mit drei Kubik von A nach B

Der Beratungstermin vor Ort oder die kleine Lieferfahrt stehen an? Mit einem großen Transporter würden sich solche Jobs eher mühsam gestalten. Denn ob unnötiger Spritverbrauch oder Parkplatzprobleme: Es gibt zahlreiche Argumente, die dafür sprechen, in solchen Fällen die kleinere Fahrzeugvariante zu wählen. Für solche Aufgaben zeigt sich die Lieferwagenklasse in ihrem Element. Dazu gehören zehn Modelle, die durchweg als ausgereift gelten können.

Bei der Größe des Frachtraumes kann man von etwa 3 m3 ausgehen, doch manche Modelle bieten auch eine um 25 oder gar 40 cm gestreckte Variante. Dann verkraftet der Frachtraum hinter der Trennwand 4 m3 oder mehr. Diese Maxi-Versionen gibt es beispielsweise beim Fiat Doblò, Ford Connect, Renault Kangoo oder VW Caddy. Die tabellarische Übersicht hat die Versionen berücksichtigt.

Angebot reicht bis zum Mikro-Van

Es ist nicht gerade einfach, unter den Lieferwagen die Übersicht zu behalten. Nutzfahrzeughersteller runden ihr Modellangebot seit zehn Jahren mit sogenannten Mikro-Vans nach unten ab. Dazu gehören beispielsweise Renault Kangoo Compact, Fiat Fiorino oder Ford Courier. Sie bieten bei einem sehr kurzen Radstand max. 2,5 m³ hinter der Trennwand. Bei dieser Marktübersicht bleiben sie außen vor.

Passt zum Alltag im Handwerk

Es zählt aber nicht nur die Frachtraumgröße von der Heckklappe bis zur Trennwand oder darüber hinaus bis unter das Handschuhfach. Die Option einer Leiterklappe kann zusätzlichen Nutzen bringen genauso wie asymmetrische Flügeltüren. Doch rastet die breitere Hecktür solo ein und kann die schmalere während der Fahrt sicher geöffnet bleiben, um extra langer Fracht Platz zu bieten? Weitere Punkte sind wichtig:

  • Reichen Breite und Höhe der Frachtraumöffnungen?
  • Sind Wölbungen im Inneren der Karosserie hinderlich?
  • Ist der Abstand zwischen den Radkästen breit genug?
  • Ein absenkbarer Beifahrersitz in Kombination mit Schwenkgitter bringt durchaus 0,5 m3 mehr und eröffnet für Langgut zusätzlich ein Terrain von gut 1 m.
  • Als Option kann auch in der Trennwand eine Durchlademöglichkeit eingerichtet sein.

Frachtraum kann variabel sein

Ob Kasten oder Kombi: Für die Kaufentscheidung ist eventuell einzubeziehen, dass mal Utensilien, mal Personen transportiert werden sollen. Letzteres realisiert beispielsweise der Caddy recht gut. Seit etlichen Jahren sind alle hinteren Sitze eines Kombis nur durch Steckverbindungen im Boden verankert. Ein zeitraubendes Lösen von Schrauben entfällt, sodass der Personenwagen durchaus auch zum Frachter taugt.

Die Franzosen bieten eine clevere Alternative: Eine Umrüstung von Sitzen entfällt komplett, wenn man die Option eines faltbaren Trenngitters nutzt. Denn dann kann im Handumdrehen der ebene Laderaumboden verkleinert und im Aufrichten der Rückenlehne eine Mitfahrgelegenheit für drei Personen hergerichtet werden. Beispielsweise listen diese Lösung Renault Kangoo, Citroën Berlingo und Peugeot Partner.

Fährt wie ein Pkw

Im Fuhrpark des SHK-Betriebes macht sich der Lieferwagen mit seinem zGG von etwa 2,2 bis 2,4 t nicht nur schnell unentbehrlich. Die durchweg als Fronttriebler konstruierten Fahrzeuge sind trotz etlichen Hundert Kilogramm Nutzlast unkompliziert wie ein privater Pkw zu fahren. Obwohl man einen Frachtraum an Bord hat, überzeugen die Cityflitzer insgesamt mit einem agilen Fahrwerk. Fahrkomfort erwartet der verwöhnte Kunde schließlich auch am Arbeitsplatz hinter dem Steuer. Leider fällt das Platzangebot dort nicht immer üppig aus. Vor allem vor einer Trennwand haben lange Fahrer Mühe unterzukommen – die Probefahrt ist ein Muss.

Effiziente Motoren – mit Euro 6d?

Hinter dem Steuer lassen sich etliche Qualitäten eines Lieferwagens erfahren. Dabei mögen Drehmoment, Sitzkomfort oder Design am Instrumentenbord Priorität haben. Doch welche schadstoffreduzierte Motortechnik ist im Angebot?

Durch die Verringerung von Hubraum oder gar der Zylinderzahl haben auch Lieferwagen das Ziel erreicht, im Idealfall mit 4 l Diesel auf 100 km auszukommen. Die jetzt geltende Einstufung in die Schadstoffklasse Euro 6 (erste Entwicklungsstufe) ist allerdings nicht neuester Stand der Technik. Für neu eingeführte Pkw zählt mehr und mehr, ob die Emissionen nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch auf der Straße unter Alltagsbedingungen nach zertifizierten RDE-Vorgaben möglichst gering sind (RDE: Real Driving Emissions = realer Fahrbetrieb). Eine besonders leistungsfähige Abgasreinigung ist durch die Einstufung Euro 6d gekennzeichnet und wird in den kommenden Monaten vorwiegend bei den Pkw-Zulassungen eingeführt. Für Fahrzeuge mit Lkw-Zulassung – das können auch Kastenwagen der Lieferwagenklasse sein – gelten wiederum andere Fristen, bis zu denen die technischen Neuerungen umgesetzt sein müssen.

Der Entscheider im Handwerksbetrieb sollte diese Zusammenhänge kennen und sich nicht von besonders attraktiven Konditionen, die die Autohändler seit Monaten bieten, blenden lassen. Schließlich geht es darum, in die modernste Motorentechnik zu investieren. Denn das Ziel ist, dass auch in einigen Jahren – wenn weitere Restriktionen für den Cityverkehr Wirklichkeit werden – die freie Fahrt für den Lieferwagen bestehen bleibt.

Eine Alternative, die zunächst clever erscheint: Wenn das Fahrzeug kein Euro 6d hat, wählt man eben ein Leasing statt zu kaufen, um das Risiko eines möglichen Preisverfalls auf den Händler zu übertragen. Doch in der finalen Beurteilung von Gebrauchsspuren am Handwerkerauto oder durch andere Raffinessen wird es für den Handel vermutlich Möglichkeiten geben, am Nutzungsende einen etwaigen Preisverfall zu kompensieren …

Alternativen für den Antrieb

Lautet der Trend für die Zukunft: Weg vom herkömmlichen Verbrenner – hin zum alternativen Antrieb? Der batteriebetriebene Lieferwagen wird seit Jahren vor allem bei Renault/Nissan sowie bei Citroën/Peugeot gepusht, doch das Handicap einer mäßigen Reichweite – vor allem im Winter – sowie ein hohes Preisniveau lassen die Modelle am ehesten für Betreiber auf täglich wiederkehrenden Kurzstrecken interessant sein.

Anders bei den Erdgasmodellen: Sie haben längst ihren Kundenstamm gefunden und bieten mit der emissionsarmen Turboentwicklung keineswegs Technik von gestern – wenn auch die Akzeptanz für diesen Antrieb weit hinter den Erwartungen geblieben ist. Auch im bald startenden Modelljahr 2019 werden Fiat und Volkswagen in der Lieferwagenklasse mit Erdgasversionen vertreten sein.

Info

Auf einen Blick

Zehn Modelle lassen sich als Lieferwagenklasse zusammenfassen. Auch in dieser Fahrzeuggruppe gibt es starke Ähnlichkeiten unter einzelnen Modellen – die Tabelle macht dazu entsprechende Angaben. Für den kleinen Service sind diese Nutzfahrzeuge vor allem in Cityregionen mit knappen Parkmöglichkeiten geeignete Zubringer.

Experten-Tipp

Hilfe für die Kaufentscheidung

  • Mit einer oder zwei seitlichen Schiebetüren wird der Frachtraum deutlich besser zugänglich, doch nicht alle Hersteller rechnen beim attraktiven Grundpreis eine Schiebetür mit ein.
  • Vom attraktiven Basispreis nicht blenden lassen, sondern mindestens 5000 Euro als Zuschlag für nützliche Dinge wie Klimaanlage, Winterpaket, Navi, Verglasung von Türen sowie für die Frachtraumverkleidung einplanen.
  • In der Standardversion eines Kastenwagens ist der Frachtraum oftmals lediglich halbhoch mit dünnen Kunststoffplatten verkleidet. Der Boden kann völlig ungeschützt sein. Meist fehlen Verzurrmöglichkeiten auf halber Höhe. Das ist nicht alltagstauglich.
  • Sind Trennwand und rechte Schiebetür verglast, hat der Fahrer eine bessere Sicht, beispielsweise bei vorfahrtberechtigten Straßen.
  • Eine Heckkamera oder zumindest Abstandswarner erleichtern das unfallfreie Rangieren ungemein.