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Mehr Engagement fürs Handwerk

Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Das gilt besonders für die Haustechnikbranche über alle Vertriebsstufen (Hersteller, Handel, Handwerk) hinweg. Deshalb stand in diesem Jahr die Tagung „Branche meets Hochschule“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach unter dem Thema: Kann man der Personalknappheit mit „branchenorientiertem Personalrecruiting“ begegnen?

Die Situation der Personalknappheit beurteilte Prof. Dr. Alexander Neumann (Studiengangsleiter Branchenhandel Bau, Haustechnik, Elektro) als „dramatisch“ für das mittelständische Handwerk, das massiv unter fehlendem Nachwuchs leide. Dem pflichtete auch der Obermeister der SHK-Innung Neckar-Odenwald-Kreis bei, Matthias Müller. Kurzfristig einen Handwerker zu bekommen für „Kleinaufträge“ werde immer schwieriger, auch wenn die geburtenstarken Jahrgänge noch nicht ausgeschieden seien. Die Anzahl der Auszubildenden ist selbst in zulassungspflichtigen Gewerken dramatisch eingebrochen, vielfach um die Hälfte in den letzten 20 Jahren, in nicht zulassungspflichtigen Gewerken wie dem Fliesenlegerbereich nahezu komplett.

Akquirieren bis zum letzten Tag

Im Umfeld der Beschaffung von Nachwuchs in der Bauwirtschaft kommt den Eltern eine bedeutende Rolle zu, hieß es in Mosbach. Aber auch die Unternehmen selbst sind gefragt. Neumanns Appell: „Entscheidungen fällen Jugendliche oft sehr kurzfristig. Akquirieren Sie bis zum letzten Tag!“ Aber nicht nur der „richtige Zeitpunkt“ sei entscheidend, passen müssten auch Ort und Kompetenz, wenn es darum gehe, Mitarbeiter fürs eigene Unternehmen zu gewinnen und zu halten, lautete eine weitere wichtige Erkenntnis der Veranstaltung.

Die Generation Y

Die Jugendlichen, um die sich die Branche als Azubis wie als Studierende intensiv bemüht – wie ticken sie eigentlich? Mit den als Generation Y bezeichneten Geburtsjahrgängen zwischen 1980 und 2000 kennt sich Jana Kasselmann aus. Nicht nur, weil sie selbst dazu zählt. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Bachelor-Arbeit an der DHBW Mosbach der Generation Y gewidmet und berichtete, wie sie und ihresgleichen sich als Mitarbeiter gewinnen und binden lassen. Dass sie den Spieß inzwischen umdrehen kann und ihre Anforderungen an Führungskräfte formuliert, zeugt vom Selbstbewusstsein der Generation Y. Und davon, wie sich Nachfrage und Angebot geändert haben.

Laut Professor Neumanns Studentenbefragung werden ein gutes Arbeitsklima, eine befriedigende, vielfältige Tätigkeit und eine ausgewogene Work-Life-Balance für die jungen Menschen bei der Wahl des Ausbildungs-/Studienplatzes wie im späteren Arbeitsleben wichtiger. Jana Kasselmann bestätigte dies. „Wir möchten was erreichen. Das geht nur mit einem Arbeitgeber, der uns das ermöglicht. Wenn wir uns nicht wohlfühlen, sind wir auch schnell weg.“

Ansprache über moderne Kommunikationskanäle

In doppelter Funktion war Barbara Frieling zur Tagung gekommen: Beim Baufachhandel „Bauen + Leben“ in Krefeld ist sie leitend in der Personalabteilung tätig, beim Branchenverband BDB stellvertretende Sprecherin der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung. Sie plädierte dafür, „modernes Personalrecruiting als Serviceleistung für das Handwerk“ zu verstehen. Die Zielgruppe Generation Y betreffend machte Frieling klar, dass eine Ansprache über moderne Kommunikationskanäle (Twitter, Facebook, Instagram) gerade für kleine Unternehmen eine Herausforderung sei. „Denn dann muss auch der Internetauftritt stimmen“, was in einer oft mittelständisch strukturierten Branche nicht immer der Fall sei.

Mehr Unterstützung beim Personal ist möglich

Das Nachmittagsprogramm war mit Workshops und einer Podiumsdiskussion praxisorientierten Fragestellungen und der vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema gewidmet. Denn: Ganzheitliches Personalmarketing ist und bleibt wichtig. Ein zentrales Ergebnis war, dass Hersteller und Großhandel das Handwerk zwar sehr stark im Vertrieb unterstützen, aber bisher fast gar nicht in der Personalgewinnung und -bindung. Allgemein wurde das Potenzial erkannt, hier mehr tun zu müssen, um den dreistufigen Vertriebsweg zu stärken.

„Wenn die Tagung hier einen Beitrag geleistet hat für mehr Engagement zur Unterstützung des Handwerks, dessen Lage sich finanziell in den letzten Jahren verbessert hat, und dieses dazu führt, das Handwerk zukünftig auch personell zu stabilisieren, dann gibt es in der Haustechnikbranche ein zukünftiges Wachstum, zur Entspannung des angespannten Wohnungsmarktes und zum Wohle der Gesellschaft allgemein, aber auch des einzelnen Verbrauchers mit seinen täglichen Problemen im Hausumfeld“, so lautete das positive Fazit in Mosbach von Tagungsleiter Alexander Neumann.

Info

Branche meets Hochschule

Hochschule und Branche sind an den Dualen Hochschulen Baden-Württembergs selbstredend Partner. In Mosbach treffen sie seit 2016 beim Veranstaltungsformat „Branche meets Hochschule“ aufeinander, zu dem die BWL-Handel-Vertiefungen „Branchenhandel Bau, Haustechnik, Elektro“ sowie „Branchenhandel Holz“ einladen. In diesem Jahr trat Geberit als Partner der Veranstaltung auf.

Der Studiengang BWL-Handel agiert mit seinem Bereich Branchenhandel am Standort Mosbach bundesweit, kooperiert mit und wird unterstützt von den folgenden Verbänden: Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e. V. (BDB); Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS); Deutscher Großhandelsverband Haustechnik e. V.; Zentralverband Sanitär Heizung Klima ZVSHK; Bundesverband des Elektro-Großhandels (VEG) e. V.; GD Holz Wirtschaftsverband für den Deutschen Holzhandel; VTH Verband Technischer Handel e.V.

www.mosbach.dhbw.de