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Traditionelle Estrichtrocknung gibt es nicht mehr

Aufgrund der Vielzahl der Estricharten unterscheiden sich die Anforderungen an den Trocknungsprozess. Die Dauer des Trocknungsprozesses ist zum Beispiel abhängig vom Hersteller, den eingesetzten Bindemitteln, den verwendeten Beschleunigern, der Verlegeart und weiteren Faktoren. Alte Faustregeln, wonach 1 cm Estrich etwa sieben Tage für die Trocknung benötigt, haben nur noch bedingt Gültigkeit. Hinzu kommt, dass Bauzeitenpläne immer enger kalkuliert sind. Nicht zuletzt fördert der gesteigerte Termindruck am Bau den Wunsch zu immer kurzfristigeren Trocknungsphasen. Es gibt meist keine Zeit mehr, den Estrich über Wochen zu trocknen. Materialseitig ist das oft gar nicht haltbar. Zwangsläufig kommt es daher im Rahmen der Estrichtrocknung zu Fehlern. Die Folgen sind unter anderem Rissschäden und Restfeuchte, Überbeanspruchungen von Heizanlagen und exorbitante Energiekosten.

Großes Fehlerpotenzial schlummert vor allem in der unzureichenden Informationsweitergabe der Gewerke untereinander. Die Praxis zeigt, dass dem Heizungsbauer häufig Angaben zu den herstellerspezifischen Trocknungsvorgaben für die verwendete Estrichsorte fehlen. Die Vorgaben des Estrichherstellers sind im sogenannten Heizprotokoll aufgeführt. Allerdings erhält der Heizungsbauer dieses Dokument meist nicht aktiv vom Hersteller, sondern muss es in vielen Fällen erst anfordern. Darüber hinaus gilt es, Kenntnis der verwendeten Bindemittel und Beschleuniger zu erlangen. Erst mit vollständigen Informationen kann ein gewährleistungssicherer Trocknungsprozess durchgeführt werden.

Estrich- und Bautrocknung im Winter beschleunigen

Im Winter wird die Trocknung durch Kälte und hohe Feuchtigkeit zusätzlich erschwert. Bei kaltem, regnerischem Wetter oder im zugigen Neubau dauern Trocknungsprozesse naturgemäß länger. Hinzu kommt der Wunsch nach einer frostfreien Baustelle, damit die Materialien verarbeitet werden können. Um einen offenen Rohbau partiell auf 5 bis 10° Celsius aufzuheizen, wird in der Regel mit aufwendigen Schlauchsystemen nach dem Prinzip der Direktbefeuerung gearbeitet. Dabei wird meist kalte und vielfach auch feuchte Außenluft angesaugt und über einen großen Heizkessel erwärmt, um dann über lange, dicke Schläuche in die betreffenden Bereiche des Neubaus geleitet zu werden. Auf dem Weg zu dem Ort, an dem die Wärme erforderlich ist, geht ein Großteil der Wärme über die Schläuche wieder verloren, sodass mit einem entsprechend hohen Energieeinsatz aufgeheizt werden muss. Dies umso mehr, je kälter und feuchter die Außenluft ist. Neben dem Energieverlust erweisen sich die dicken Heizschläuche oft als zusätzliche Hindernisse am Bau, die eigene Tragekonstruktionen nebst entsprechender Planungs- und Rüstzeiten erfordern.

Zur Beschleunigung der Trocknungsprozesse und zum Frostfreiheizen im Winter sind mobile Umlufterhitzer, wie der Lufterhitzer HKL von heizkurier mit Leistungen von 25 bis 100 kW, vorteilhaft. Das Prinzip des Umluftheizens basiert im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren auf einem dezentralen Heizsystem und erzeugt warme Luft erst dort, wo sie benötigt wird. Mobile Umlufterhitzer arbeiten nach dem Prinzip der Wärmetauscher und saugen die bereits nach kurzer Zeit aufgeheizte Raumluft an. Dadurch wird auch der Energieverbrauch erheblich reduziert. Das System ist nicht nur flexibler, sondern auch effizienter als die herkömmliche Methode. Als Energielieferant dient eine mobile Wärmezentrale, die im Außenbereich auf einem Hänger aufgestellt wird. Diese versorgt über Wasserschläuche die Lufterhitzer mit heißem Wasser, das wiederum die Raumluft im Wärmetauscher aufwärmt. Die mobilen Geräte mit einem Gewicht um 40 kg, lassen sich auf Rollen in den Räumen bewegen. Die Zuleitung über Wasserschläuche erfordert keine zusätzlichen Konstruktionen und ermöglicht ein flexibles Arbeiten.

Aufwandsersparnis bei der Estrichtrocknung bieten je nach Baufortschritt auch mobile Heizgeräte mit Estrichaufheizprogrammen, die gemäß den Anforderungen der Estrichhersteller eingestellt werden können. Ist die hauseigene Heizanlage noch nicht installiert, können durch den Einsatz mobiler Heizanlagen vorhandene Heizkörper oder Fußbodenheizungen dennoch genutzt werden. Die Dauer der Programmlaufzeit richtet sich nach den Erfordernissen des verarbeiteten Estrichs. Planer und Handwerker sind so frei von Witterungsrestriktionen und weitgehend unabhängig von Jahreszeit und Zeitdruck.

Schwachstelle Wärmepumpe

In den letzten Jahren werden Häuser immer energieeffizienter. Hausheizungen brauchen immer weniger Strom, Gas oder Öl. Dies ist ein Erfolg auf dem Weg zur Energiewende. Allerdings reicht die Heizleistung einer solchen Anlage in der Regel nicht aus, um Estrich trocknen zu können.

Im Zuge der Energiewende gilt es daher, besonderes Augenmerk auf die installierte Heiztechnik zu richten. Bei Häusern mit modernen Energiekonzepten ist Vorsicht geboten. Bei Systemen beispielsweise auf Basis von Wärmepumpen, lassen sich die Vorgaben der Estrichhersteller aufgrund einer zu geringen Wärmeleistung teilweise nicht erfüllen. Dies kann zu Folgekosten bis hin zu Baufeuchteschäden und Schlimmerem führen.

Gerade Erd- oder Luftwärmepumpen in Niedrigenergiehäusern sind nicht für die zur Estrichtrocknung erforderliche Heizleistung ausgelegt. Denn die während der Trocknungsphase erforderliche Wärmeanforderung übersteigt regelmäßig die abrufbare Heizleistung der Wärmepumpe. Die Folge ist, dass die Wärmepumpe, statt langsam in Betrieb genommen zu werden, sofort unter Volllast läuft und das dauerhaft für den gesamten Trocknungsprozess von mehreren Tagen. Abgesehen von den hohen Energiekosten, die so entstehen, kann der Erdkollektor dabei vereisen und sogar vollständig unbrauchbar werden. So kann es durch unzureichende Heizleistungen nicht nur zu mangelnder Estrichtrocknung mit nachfolgenden Feuchteschäden, sondern durch den permanenten Betrieb in der Aufheizphase auch zu Schäden an der Wärmepumpe kommen. Für den Eigentümer oder Mieter drohen dann überhöhte Heizkosten, weil sich noch Restfeuchte im Gebäude befindet und die Heizung in den ersten ein bis zwei Jahren deutlich mehr Leistung erbringen muss. Unter Umständen entstehen dabei langfristige Schäden, die erst nach einigen Jahren auftauchen. Durch unsachgemäße Handhabung kann auch die Herstellergarantie verloren gehen. Aber auch hier gilt: Alles ist abhängig von der Estrichsorte, denn es gibt auch Estriche, die mit einer Wärmepumpe getrocknet werden können.

Mit mobiler Heiztechnologie lässt sich die Estrichtrocknung nicht nur beschleunigen, sondern auch vereinfachen und vor allem gewährleistungssicher und termingerecht durchführen. Je nach Objektgröße stehen mobile Anlagen von 9 bis 5000 kW zum Abruf bereit. Diese werden über Schläuche direkt mit dem Heizkreislauf verbunden und sorgen für die erforderliche Wärme. Wichtig ist die richtige Dimensionierung der Anlagen. Hier gilt, dass zu klein dimensionierte Anlagen den vorgegebenen Trocknungszyklus nicht sicherstellen können, obwohl sie im schlechtesten Fall tagelang unter Volllast laufen müssen. Deshalb ist es sinnvoll, auf eine ausreichende Dimensionierung zu achten.

Vom Auftrag zur Abnahme

Der typische Ablauf von der Auftragserteilung für die Sanitär- und Heizungsinstallation bis zur Abnahme sieht folgendermaßen aus:

Nachdem die Fußbodenheizkreise fertiggestellt sind, wird der Estrich verlegt. Sobald dem Heizungsbauer die Fertigstellung des Estrichs gemeldet wird, muss er sich Gedanken machen, wie er diesen trocknet. Wenn er nicht mit einer stationären Heizanlage arbeiten kann, muss er eine mobile Heizanlage anfordern. Bei heizkurier kann er ganz einfach über die mobile Website direkt von der Baustelle ein entsprechendes Angebot anfordern. Berater werden dann die entscheidenden Parameter abfragen und gemeinsam mit dem Heizungsbauer die Bedarfsleistung ermitteln. Je nach Nutzungsvorgaben wird zudem entschieden, ob eine Elektrozentrale (Typ: EZ) oder eine Öl-/Gas-Zentrale (Typ: WZ) besser geeignet ist.

Die Anlieferung der Anlage erfolgt in der Regel per Spedition oder direkt durch einen Techniker des Unternehmens. Standortnahe Kunden können die Geräte auch selbst an einer Niederlassung abholen. Das Anschließen der Anlagen erfolgt nach Einweisung mit den mitgelieferten flexiblen Anschlussschläuchen. So entstehen keine weiteren Kosten durch Umrüstmaßnahmen.

Nachdem das Gerät beispielsweise bei einem Einfamilienhaus an den Hauptanschluss angeschlossen wurde, kann das Aufheizen beginnen. Indem alle Etagen gleichzeitig beheizt werden, lässt sich der Baufortschritt beschleunigen. Das mobile Gerät wird je nach Dimension entweder mit Baustrom oder mit Mineralöl bzw. Gas betrieben. Bei größeren Flächen und Anlagendimensionen kann ein zusätzlicher Öltank inklusive automatischem Nachfüllservice bereitgestellt werden. Die genaue Trocknungslaufzeit und die Temperaturen ergeben sich durch das Estrichprodukt und die Vorgaben des jeweiligen Herstellers. Im Grunde ist es dabei nicht mehr erforderlich, dass der Heizungsbauer vor Ort nach dem Rechten sieht, da das automatische Aufheizprogramm nach den eingestellten Vorgaben den Prozess selbstständig regelt. Für den Heizungsbauer bedeutet das Freiraum für andere Aufträge sowie geringere Fahrkosten und Wegezeiten. Nach Erreichen des gewünschten Trocknungsgrades wird das mobile Gerät wieder vom Hauptanschluss gelöst und abgeholt. Natürlich ist auch am Ende eine Selbstablieferung oder die Einbindung eines Spediteurs möglich.

Besonders wichtig für den Heizungsbauer ist das Thema Gewährleistungssicherheit. Wenn der Heizungsbauer sich an die Vorgaben des Herstellers hält, ist die Gewährleistung sichergestellt. Hierzu werden sämtliche Daten im Aufheizprotokoll erfasst, das anschließend als Nachweis einer professionellen Estrichtrocknung nach Herstellervorgaben dient.

Tipp

Darauf ist zu achten

  • Fragen Sie gezielt nach den Vorgaben des Estrichproduktes (Aufheizprotokoll).
  • Achten Sie auf frühzeitige Kommunikation zwischen den Gewerken, um die Einhaltung der Vorgaben sicherzustellen.
  • Informieren Sie sich über die Heizleistung der Bestandsanlage. Häufig reicht diese nicht aus, um die Vorgaben des Estrichherstellers zu gewährleisten.
  • Nicht nur die reinen Mietkosten einer mobilen Wärmezentrale betrachten, sondern vor allem die Betriebskosten kalkulieren. Häufig machen die Betriebskosten den Löwenanteil der Gesamtkosten aus, wenn man das falsche Gerät wählt.
  • Erbringen Sie einen schriftlichen Nachweis durch eine Dokumentation im Aufheizprotokoll.

Info

Fünf Fehler bei der Estrichtrocknung

  • Unkenntnis bzgl. des verwendeten Estrichs und fehlendes Heizprotokoll (Dokument vom Estrichhersteller, das alle Vorgaben zur korrekten Estrichtrocknung enthält).
  • Zu späte Information an ausführende Heizungsfirma über verwendeten Estrich und Aufheizungsbedarf.
  • Nichteinhalten der Vorgaben des Estrichherstellers mit dem Risiko von Spannungs- oder Rissschäden am Estrich.
  • Falsches Lüften. Ob und wie oft gelüftet werden muss, ist immer abhängig von der verwendeten Estrichart.
  • Zu gering kalkulierte Leistung der Mietheizung. Infolge dessen deutlich längere Betriebslaufzeit, deutlich höhere Betriebskosten.

Hintergrund

Folgen durch mangelhaft getrockneten Estrich

  • Fertigstellung des Bauwerks verzögert sich, da Folgegewerke nicht arbeiten können, somit können die Mieter/Eigentümer erst später einziehen.
  • Baufeuchteschäden: Schäden am Bau, Schimmel, im schlimmsten Fall Schadensersatzforderungen & Gewährleistungsansprüche.
  • Deutlich höhere Heizenergiekosten in den ersten 1–2 Jahren.

Autor

Sascha Baggeler ist gelernter Elektroinstallateur und Kälteanlagenbauer. Seit 2011 ist er bei der heizkurier GmbH als Fachberater, insbesondere für die technische Kundenbetreuung zuständig. baggeler@heizkurier.de www.heizkurier.de