Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Emotionelle Beleuchtung im Bad (Teil 6/6)

Licht und Leuchten

Der Mensch nimmt den größten Teil der Information seiner Umgebung durch das Sehen auf. Neben der Vermittlung der visuellen Eindrücke übt Licht, insbesondere farbige Wände, farbige Accessoires und natürlich auch farbiges Licht eine starke emotionelle Komponente im Hinblick auf das Wohlfühlen des Menschen aus. Bevor die visuellen Informationen von der Netzhaut über die Sehbahn in den primären visuellen Cortex gelangen, wo die visuelle Wahrnehmung stattfindet, gibt es eine Parallelabzweigung zum Zwischenhirn, wo Licht und Farbe emotional bewertet werden.

Licht wirkt emotional

Bevor Licht und Farbe dem Mensch bewusst werden, ist es schon emotional geprägt mit den Erfahrungen und den Vorlieben zu den einzelnen Farben. Dem Wahrgenommenen wird eine positive oder negative Wirkung je nach persönlicher Erkenntnis zugeordnet, unabhängig davon, ob eine Wirkung dieser Art objektiv vorhanden ist oder nicht. Karl Ryberg sagt dazu: „Farben sind Lockmittel für das Auge, Vitamine für die Seele, gleichzeitig Informationen für das Gehirn. Bevor wir richtig denken, haben Farben bereits schon gesprochen“. Die meisten Menschen sprechen nicht von Emotionen, sondern eher von Gefühlen, die in der Psychologie als ein Oberbegriff für Emotionen und Stimmungen benutzt werden. Emotionen sind starke Gefühle, die auf einen Gegenstand oder auf eine Person gerichtet sind, während Stimmungen (moods) oft als kleine, alltägliche und low-level-Emotionen angesehen werden. Wenn Emotionen von Stimmungen unterschieden werden, dann werden Stimmungen als länger andauernd, aber weniger intensiv und objektbezogen angesehen. Das bedeutet, dass Lichtszenarien eher im Bereich von Stimmungen zu sehen sind. Die ersten Definitionen über Emotionen und Festlegungen von Grundemotionen wurde durch den Biologen Charles Darwin durchgeführt. Er definierte im Jahr 1872 die Existenz von acht Grund­emotionen (Interesse, Freude, Trauer, Überraschung, Furcht, Wut, Ablehnung, Scham). Der Psychologe Izard (1991) bestimmte zehn Grundemotionen. Die Psychologen Ulich und Mayring definierten im Jahr 2003 18 Grundemotionen, die jedoch in vier Gruppen zusammengefasst werden können. Man sieht, es ist jede Menge Diskussion im Bereich Emotionen möglich.

Emotionsmodelle

Es gibt eine Vielzahl von Emotionsmodellen. Der Psychologe Wilhelm Wundt (1883) legte die wissenschaftlichen Grundlagen für die Psychologie und definierte drei Grundemo­tionen, die im Lauf der Jahrzehnte immer wieder aufgegriffen und leicht verändert wurden, aber im Prinzip eine gute Basis für wissenschaftliche Untersuchungen sind. Die Psychologen Mehrabian und Russell (1974) definierten ein dreidimensionales Emotionsmodell, das so genannte PAD-Modell, das die menschlichen Emotionen durch eine Kombination aus den drei Parametern Pleasure (Gefallen), Arousal (Aktivierung) und Dominance (Dominanz) beschreiben kann.

Mit diesen drei Dimensionen der emotionalen Reaktion – Erregung–Nichterregung, Lust–Unlust und Dominanz–Unterwerfung kann ein Grundmuster dargestellt werden, aus dem alle Gefühle entstehen.

Untersuchungsergebnisse zum Thema Farbe und Emotionen

In den letzten 20 Jahren wurden wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Zusammenspiel von Farbe und Emotionen durchgeführt, von denen hier die wichtigsten Ergebnisse aufgezeigt werden. Patricia Valdez hat in ihrer Dissertation (Valdez, Mehrabian, 1993) die emotionale Reaktion bzgl. Farbe, Sättigung und Helligkeit untersucht. Ergebnis: Hellere und saturiertere Farben wirken angenehmer (Pleasure), wobei die Helligkeit einen großen Einfluss besitzt. Prof. Schlegel an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst in Hildesheim hat in drei Untersuchungsreihen den Bereich Farbe und Emotionen untersucht. Die Untersuchungen wurden mit 36 begehbaren 2m ­hohen Boxen durchgeführt, die an drei Seiten mit entsprechenden Farben bzw. Farbschattierungen ausgeführt waren. Ergebnis: Pastelltöne wirken durchgehend als entspannend und eher angenehm. Alle violetten Farbtöne wirkten auf den Betrachter unangenehm und wenig aktivierend. Je blaustichiger die Boxen waren, desto unangenehmer, je gelbstichiger, desto angenehmer wurden die Boxen empfunden. Insgesamt wurden alle orange, gelbe und rotorange Boxen als sehr aktivierend und angenehm beschrieben.

In der Diplomarbeit von Ehrlitzer (2005), die beim Autor dieses Artikel an der HAW in Hamburg stattgefunden hat, wurden in einem Original-Mock-Up-Raum des A 380 (Airbus) Untersuchungen mit farbiger LED-Beleuchtung durchgeführt. Ergebniss: Goldgelb und Amber waren angenehmer als Rot oder Grün. Blau und Cyan waren auch angenehm, jedoch deutlich weniger aktivierend. Rot und Magenta waren Farben, die sehr aktivierend wirkten, aber in einer Flugzeugkabine weniger angenehm wirkten. Als Überraschung kam aus den Untersuchungen heraus, dass Grün, in diesem Fall Mintgrün als eine sehr schöne und angenehme Farbe bewertet wurde.

Psychologische Wirkung

Farbe zählt zu den visuellen Schlüsselreizen, ist aber auch gleichzeitig Informationsträger, sodass Farbe die visuelle und kognitive Informationsverarbeitung erhöhen kann. Die Verwendung von Farben, entweder als Körperfarben oder als Selbstleuchter, bewirkt somit eine ganz bestimmte Aussage. Demnach ist alles, was wir sehen, ein Zusammenwirken von Farben, da auch die Farben Schwarz und Weiß in der Farbmetrik als Unbuntfarben bezeichnet werden. Die Werbung und die Verpackungsindustrie nutzen die psychologische Wirkung von Farbe und setzen sie gezielt ein. Selbstverständlich ist auch diese Gefühlsvermittlung ein Teil der Lichtinszenierung im Theater und im Musical. Die klassischen Empfindungen für die Grundfarben wie Rot, Blau und Grün sind mehr oder weniger weltweit die gleichen, wenn auch zum Teil mit unterschiedlich starken Bewertungen.

Blau: Die meisten Menschen verbinden mit der Farbe Blau die Weite, den Himmel. Die Farbe Blau steht aber auch für Ruhe, Vertrauen und Pflichtbewusstsein. Aus diesem Grund tragen viele Anwälte einen blauen Anzug oder der Handwerker seinen Blaumann. Natürlich müssen bei der Farbgestaltung die einzelnen Farbnuancen betrachtet werden, ob wir von einem Dunkelblau (Marineblau) oder einem Hellblau (eventuell schon Cyan) sprechen. Beleuchtet man ein Badezimmer oder einen Ruheraum mit blauem Licht, so hat die intensive Farbe Blau auch die Besonderheit, dass wir bei intensiver blauer Beleuchtung kurzsichtig werden. Wir können einen Raum nicht mehr so genau bezüglich seinen Maßen abschätzen und haben das Gefühl, dass der Raum viel größer wirkt als in weißem Licht. Dies ist auch eine Möglichkeit kleinere Räume größer wirken zu lassen.

Rot: Wir alle verbinden mit Rot die Liebe, die Leidenschaft, aber auch das Blut. Rot ist eine sehr mächtige, emotionale Farbe, die auf uns einwirkt und zu den klassischen warmen Farben zählt. Die Wärmezuordnung erfolgt durch die Assoziation von Sonne und Feuer. Räume mit viel Rotanteil wirken deutlich kleiner als bei weißem Licht bzw. bei weißen Fliesen.

Grün wirkt entspannend, hat einen Hauch von Wellness, wenn nicht zu viel Gelbanteile drin sind, sonst wirkt Grün auch schnell giftig und unschön. Wir verbinden mit der Farbe Grün die Natur, die Harmonie und auch die Hoffnung.

Gelb steht für Sonne, für Licht und Heiterkeit. Sie ist aber auch das Zeichen für Wissen, Weisheit und Vernunft. Alle Kinder malen die Sonne entweder gelb oder orange, obwohl die Sonne tagsüber eine weiße Farbe besitzt. Aber vielleicht träumen wir alle vom Sonnenauf- bzw. untergang. Die Farbe Gelb ist aber auch ein Warnsignal und steht ebenso für Geiz, Eifersucht und Neid. Gelb darf nicht zu viel Weiß enthalten, sonst entstehen negative Emotionen.

Orange war für Goethe die edelste Farbe. Heutzutage ist die Farbe Orange etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite steht die Farbe Orange für Sonne, für Reichtum und Freude, andererseits hat und hatte Orange lange den Beigeschmack von billig. Wie in Bild 6 dargestellt, vermitteln die Fliesen in Orange einen sehr warmen positiven Eindruck.

Violett steht für Inspiration, Mystik und Magie. Sie ist eine außergewöhnliche und extravagante Farbe. Kann aber auch auf der anderen Seite Arroganz und „Spleenigkeit“ repräsentieren. Wie kann man sich ein verwunschenes Schloss in dem das Biest aus dem Musical „Die Schöne und das Biest“ lebt vorstellen. Genau aus einem Farbmix aus Violett und Blau.

Braun steht für naturverbunden, für Erde, aber auch für Genuss, für Kaffee, für Schokolade. Nicht umsonst wählte McDonalds für die Innenausstattung seines McCafe dunkle, braune Materialien und Farben, um das Gefühl des Genießens bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen zu verstärken. Wir Nordeuro­päer lieben alle die Toskana mit ihren warmen, erdfarbenen Gebäuden und Feldern.

Weiß ist seit vielen Jahren die Farbe, die sich bei Keramik gehalten hat. Weiße Badmöbel stellen die Symbolik von Reinheit und Sauberkeit dar, aber beinhalten auch den Begriff von Ruhe. Viele Menschen möchten in dieser doch sehr hektischen Welt nicht auch noch im Badezimmer, das für viele ein Ort der Ruhe und des Relaxens darstellt, von farbigen Wänden umgeben sein. Man verwendet Farben, jedoch als Accessoires wie farbige Ornamente oder farbige Handtücher. Und man setzt durch eine farbige Beleuchtung (Living Color) entsprechende Akzente.

Schwarz: Der Farb- und Trendforscher Prof. Axel Venn formulierte den Satz „Wenn Männer Badmöbel auswählen dürften (was sie ja meist nicht dürfen), dann würden sie die Farbe Schwarz wählen“. Ungefähr 5% ­aller Badmöbel sind schwarz, also eine kleine Minderheit konnte sich doch durchsetzen. Schwarz steht für Macht, Festigkeit, Symbolhaftigkeit. Natürlich steht Schwarz auch für Trauer, Tod, jedoch auch wie das „kleine Schwarze“ für Feierlichkeit.

Lichtsteuerung, Lichtregelung

Während im Theater- und Eventbereich die Lichtsteuerung und Lichtregelung schon seit vielen Jahrzehnten Standard ist, wird die Lichtsteuerung insbesondere im Wohn- oder Badbereich noch stiefmütterlich behandelt. Entsprechende Lichtsteuersysteme gibt es schon seit vielen Jahren auf dem Markt, auch die Lampentypen sind heute mit entsprechenden Vorschaltgeräten (dimmbare EVGs bei Leuchtstofflampen und Pulsweitenmodulation bei LEDs) ausgerüstet, jedoch ist die Lichtsteuerung immer noch relativ teuer. Durch die Verfügbarkeit von iPhone und iPad haben jedoch immer mehr Menschen Lust und Laune, das Licht per App zu steuern. Neueste Entwicklungen auf dem Gebiet sind die Farbleuchten von Philips (sehen aus wie große Glühlampen), die sowohl weißes als auch farbiges Licht erzeugen können. Das Ganze gibt es im Moment nur in den Apple-Stores. Auch Led-Strips gibt es dort zu kaufen.

Bussysteme

Um eine Badzimmerbeleuchtung zu steuern, kann man entweder auf die klassische 0–10V-Technik zurückgreifen, mit der man sehr gut Halogenlampen und auch Leuchtstofflampen mit dimmbaren EVG steuern kann. Oder man verwendet eines der gängigen Bussysteme (DALI, EIB/KNX, DMX, Crestron, u.v.a.), mit denen man einzelne Lichtszenen oder ganze Lichtszenarien vorprogrammieren kann und die individuell verändert werden können. Je nach Anwendungswunsch können einzelne Bereiche bzw. einzelne Lichtszenen abgerufen werden, die das Licht sowohl in der Helligkeit als auch in der Lichtfarbe ändern können. Ein Problem sind im Moment noch die Kosten für die Bussysteme, aber auf jeden Fall sollten Sie bei einer Bad­sanierung entweder ein fünfadriges Kabel verlegen lassen (die beiden im Moment noch überflüssigen Kabel können prima für ein zukünftiges Bussystem verwendet werden) oder ein CAT-Kabel als reines Steuerkabel.

EIB/KNX

Der EIB-Bus hat sich im Bereich der Gebäudesteuerung bei großen Objekten im Bereich Heizung/Klima/Licht in Europa etabliert. Einmal als EIB (European Installation Bus) im Jahr 1990 gegründet und seit einigen Jahren als KNX weltweit etabliert, dient das Bussystem dazu, große Gebäude, aber auch Wohnungen und Badezimmer zu steuern. Sehr viele Firmen haben Schnittstellen zu dem EIB/KNX-Bus, sodass beinahe alle Systeme eingebunden werden können. Für den Bereich Licht ist der Bus etwas zu langsam, sodass sich im Lauf der Jahre separate Lichtsteuersysteme entwickelt haben. Für eine Steuerung des Hauses mit Licht, Jalousien, Heizung jedoch gut geeignet, wenn auch teuer.

DALI

Will man nur Licht steuern, so kann DALI-Bus dies machen. Ein Zusammenschluss von den führenden Leuchtenherstellern, die sich auf einen gemeinsamen Bus geeinigt haben, mit denen man Halogenlampen, Leuchtstofflampen und LEDs steuern, dimmen und in Gruppen zusammenfassen kann. DALI ist ein reines Bussystem. Man benötigt dazu immer noch Steuerungssysteme, die u.a. von Osram, Zumtobel, Gira geliefert werden. Diese haben sich im Bereich Lichtsteuerung in den letzten Jahren stark etabliert und werden auch gerne von den Elektrikern eingesetzt.

DMX

Der Datenbus DMX-512 (Digital Multiplexing System) ist ein digitales Multiplexverfahren, das bis zu 512 Dimmerwerte mit 8-bit-Auflösung über einen symmetrischen Datenkanal transportieren kann. DMX ist heutzutage Standard bei der Steuerung von Licht im Theater-, Event- und Fernsehbereich. Es dient als Datenbus für die Verbindung zwischen Lichtstellpult und Dimmer, aber auch zwischen Lichtstellpult und Moving Light. Dieser Datenbus wird nun auch immer mehr im Bereich der Gebäudesteuerung, der Wohnraumbeleuchtung und damit auch für die Steuerung von Licht im Badezimmer eingesetzt, jedoch gibt es noch keine genügende Auswahl an Leuchten, die DMX verstehen. Die DMX-Signale sind relativ schnell und sehr gut geeignet für LED-Ansteuerungen.

Crestron

Die Firma Crestron besteht seit über 30 Jahren und kommt aus der hochwertigen Wohn- und Gebäudesteuerung. Sie kann nach ihren Worten alles steuern (Ton, Soundanlagen, Licht, Beamer, Konferenzen u.a.) und ist für eine Steuerung im Wohnbereich hervorragend geeignet. Nur der Preis ist auch sehr hochwertig. Crestron war eine der ersten Firmen, die zur Steuerung Touchpanels benutzten, als alle anderen noch Taster verkauften.

Badplanung mit weißer und ­farbiger Beleuchtung

Nachfolgend ein Badezimmer, geplant mit weißer und farbiger Beleuchtung und einem KNX/Gira Homeserver 3. Als Grundbeleuchtung wurden in diesem Badezimmer Halogenlampen mit Swarovski-Kristallen sowie ­eine Spiegelbeleuchtung eingesetzt. Als focal-glow-Beleuchtung indirekt strahlende LED-Bänder mit farbigen LEDs.

In der Nische unterhalb des Spiegels sowie in der abgesetzten Voute hinter dem Spiegel befinden sich RGB-LED-Bänder, die über Pulsweitenmodulation gesteuert werden können, um je nach Wunsch des Kunden eine andere Lichtfarbe zu realisieren, siehe auch Bild 13 und Bild 14. Auch über der gemauerten Trennwand zwischen Badewanne und Toilette wurde ein indirekt an die Decke strahlendes farbiges LED-Band eingesetzt.

Lichtsimulations- und Badplanungsprogramme

Das chinesische Sprichwort, dass ein Bild mehr aussagen kann als tausend Worte, ist in unserer jetzigen Zeit mehr als berechtigt. 2D- oder 3D-Skizzen, handkolorierte Skizzen, Pläne, 2D- oder 3D-Bilder, fotorealistische Bilder oder Videos helfen bei der Darstellung des neuen Badezimmers. Die Visualisierung durch ein Softwareprogramm wird in letzter Zeit immer öfters eingesetzt um dem Kunden einen Eindruck seines zukünftigen Badezimmers zu ermöglichen. Dabei wird in letzter Zeit auch ein stärkeres Augenmerk auf den Einbau von Tageslicht, Sonnenlicht, Lichteffekten und auch Leuchten gesetzt. Die dabei erzeugten Bilder stellen schöne Darstellungen der Lichtsituation im Badezimmer dar. Neben den klassischen Programmen wie 3D-Studio Max oder VRay sind dies vor allem Softwareprogramme aus dem Badbereich, wie Palette CAD, ViSoft und Innoplus, die sich vermehrt um Licht und richtiges Licht kümmern. Reine Lichtsimula­tionsprograme wie z.B. das Programm ReluxSuite (Relux Informatik AG) oder Dialux (DIAL) können Leuchten perfekt und korrekt rechnen, besitzen in ihrer Datenbank jedoch nur wenige Fliesen und Bad­möbel zur Auswahl.

Mit der eindeutigen Bildsprache ist es möglich, dem Kunden das geplante Badezimmer zu präsentieren, die eingesetzten Badmöbel, Fliesen und auch teilweise die Leuchten so realistisch wie möglich zu zeigen. So kann man wichtige Informationen in kurzer Zeit vermitteln und eine Planungs­sicherheit ermöglichen. Wichtig ist jedoch im Bereich Licht, dass die verwendeten Programme auch Lux und Lumen „kennen“, sonst werden die Bilder nicht immer „lichttechnisch korrekt“ dargestellt.

In den letzten Jahren ist die Computer­simulation sehr große Schritte vorangekommen, von einfachen 3D-Bildern bis hin zu foto­realistischen Darstellungen. Manche Programme bieten die Möglichkeit, das zukünftige ­Badezimmer mit einem Panorama- oder 360- Grad-Blick zu betrachten. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, 3D-Effekte entweder mit einfachen Anaglyphen-Brillen (Rot/Blau-Brillen) zu betrachten oder mit hochwertigen 3D-stereoskopischen Brillen (Polarisations- oder Shutterbrillen). Neueste Entwicklungen um das neue Badezimmer virtuell zu betrachten, besteht in der Möglichkeit, dies mit der „Oculus Rift“ zu ermöglichen oder in CAVES (Räume mit Projektoren, die an eine, zwei oder drei Seiten des Raumes das neue Badezimmer realitätsnah dreidimensional visualisieren).

Vorteile der Computersimulation sind

  • frühzeitige Vorstellung der Lichtwirkung im Raum
  • frühzeitige Entscheidungsfindung für die eine oder andere Lichtlösung
  • schnelles Modifizieren von Raumelementen und Leuchten
  • verbesserte Basis zur Diskussion der Probleme mit den am Projekt Beteiligten

Nachteile der Computersimulation

  • Ist nicht so realistisch wie ein echter Modellraum
  • Blendungsprobleme sind kaum darstellbar
  • Bei komplexen Räumen ist eine längere Eingabezeit notwendig
  • Bei komplexen Räumen sind lange ­Rechenzeiten notwendig.

Raytracing und Radiosity

Der Unterschied vieler Simulationsprogramme liegt in der verschiedenen Vorgehensweise bei der Lichtberechnung. Bei den Berechnungs- bzw. Visualisierungsmethoden unterscheidet man ganz pauschal Raytracing-Programme und Radiosity-Programme. Beim Raytracing wird von einem Blickpunkt aus ein Licht-(Seh-)strahl solange verfolgt, bis er einen Gegenstand oder eine Leuchte erreicht hat. Ist die Objektoberfläche reflektierend oder spiegelnd, wird mit Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel ein weiterer Strahl abgeschossen; ist das Material teilweise oder ganz lichtdurchlässig, muss zusätzlich auch der gebrochene Strahl weiterverfolgt werden. Je nach Güte des Verfahrens, wird diese Rekursion mehrfach wiederholt, bis der Strahl die Szene verlässt oder auf eine Lichtquelle trifft. Für jeden Auftreffpunkt der Strahlen wird eine Helligkeitsberechnung und danach für das Bildelement eine Helligkeitssummation durchgeführt. Raytracing-Verfahren zeigen relativ schnell erste Berechnungsergebnisse zur Orientierung. Jedoch besteht der Nachteil des Raytracing-Verfahrens zum Radiosity-Verfahrens darin, dass immer nur genau der Blickwinkel gerendert wird, den man ausgewählt hat. Will man den Blickwinkel ändern, muss das Bild komplett neu berechnet werden.

Beim Radiosity-Verfahren wird zuerst der Direktanteil der einfallenden Lichtmenge auf einen Raumpunkt exakt berechnet. Danach wird ein Lichtstromaustausch zwischen allen Flächen, die sich im Raum befinden, berechnet (Interflexionen). Nach genügend Interflexionen (üblicherweise vier) können für den Raum dann die auf die Flächen auftreffenden Beleuchtungsstärken bzw. Leuchtdichtewerte der Flächen ausgegeben werden. Im Gegensatz zum Raytracing-Verfahren, rechnet das Radiosity-Verfahren eine Szene komplett durch und danach kann man sich die Blickwinkel aussuchen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man sich dann im Raum beliebig bewegen kann und nicht jede Blickänderung neu berechnet werden muss.

Lichtberechnungsprogramme wie Relux oder Dialux kommen aus dem Bereich der Lichtarchitektur, enthalten Datenbanken von über 100 Leuchtenfirmen mit Hunderten von LVKs, sodass damit komplette Räume, Gebäude und Außenanlagen geplant werden können. Diese Programme basieren auf dem Prinzip des Radiosity-Verfahrens und verwenden die LVKs der eingesetzten Leuchten. Das Problem dieser Programme ist, dass sie keine Verbindung zu den typischen Fliesen- und Badmöbelherstellern haben. Eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Programmen wäre für die Zukunft wünschenswert.

Zukunft Wohnen 2.0

Stellen Sie sich vor, Sie gehen müde und noch leicht verschlafen in Ihr Badezimmer und dort erwartet Sie statt dem typischen hellen weißen Licht ein wunderschönes in Azurblau beleuchtetes Badezimmer. Das was sich gerade wie eine Utopie anhört, könnte in Zukunft Standard im Badezimmer werden. Das ist Ihnen zu weit hergeholt? Wie wäre es mit dem nachfolgenden Tagesablauf? Sie schlafen unruhig und liegen oft wach? Ihre Gedanken kreisen um ein Problem oder einen wichtigen Termin am nächsten Tag. Wird alles klappen, komme ich rechtzeitig an, was ist, wenn Stau ist? Der Morgen verspricht stressig zu werden – doch zum Glück hat Ihre Wohnung die Situation erkannt: Entsprechende Sensoren in Ihrem Bett haben registriert, dass Sie sich oft hin und her gewälzt haben, bzw. unruhig geschlafen haben. Diese Information haben die Sensoren an den Wecker weitergegeben, der Sie nun nicht mit einem lauten Klingeln aus dem Bett reißt, sondern Sie werden mit sanfter Musik geweckt und das Schlafzimmer wird in ein warmes Licht getaucht, unterstützt durch farbige LEDs, die im Schlafzimmer verteilt sind. Und dann gehen Sie in Ihr Badezimmer und dieses leuchtet dann in dem oben aufgeführten Azurblau. So angenehm könnte in Zukunft ein hektischer Tag beginnen.

Living Place

Eine Wohnung, die mitdenkt, in der modernste Technologien bei der Organisation des Lebens helfen – diese Vision könnte bald Realität werden. „Living Place“, Platz zum Leben, nennen die Forscher an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg ihren ­Prototypen für das Wohnen 2.0. Im Living Place Hamburg werden innovative Technologien für das moderne Wohnen der Zukunft entwickelt und erforscht. Es werden intelligente Wohnkonzepte der Zukunft entwickelt, die den Alltag angenehmer gestalten, Geräte die leicht zu bedienen und nahezu unsichtbar sind. Vor allem der Aspekt Licht und Farbe wird in dieser Wohnung 2.0 besonders betrachtet und untersucht. Das Lichtdesign hat das Lichtdesign-Büro Ljusarkitektur aus Stockholm zusammen mit den Professoren Birgit Wendholt, Gunter Klemke, Kai von Luck und den Mitarbeitern des Living Place entwickelt.

Ein Problem bleibt die Steuerung der gesamten Wohnung mit diesen vielen eingesetzten LED-Leuchten und LED-Streifen. In so einer Wohnung kann die Steuerung sehr schnell unübersichtlich werden. Aus diesem Grund gibt es zu Testzwecken verschiedene Möglichkeiten das Licht im Raum zu steuern. Klassischerweise mit einem Touchpanel an der Wand, einem tragbaren Touchpanel in der Wohnung oder über ein überdimensional selbstentwickeltes iPad (2 m x 1 m) auf dem alle Informationen zu finden sind. Der Clou in der Wohnung ist jedoch der „Hamburg Cubical“. Studierende haben in ihrer Masterarbeit eine Art Würfel entwickelt (6 x 6 cm) von denen mehrere in der Wohnung verteilt liegen und mit denen man die Möglichkeit hat, sowohl das Licht, als auch den Ton, den Fernseher etc. in der Wohnung zu steuern. Man muss nur den nächstgelegenen Würfel greifen und schon kann man das Licht steuern oder den Sound. Ablesbar an den Icons auf dem Würfel. Da der Würfel sechs Seiten hat, kann man sechs verschiedene Funktionen in der Wohnung steuern. Das Geheimnis hinter bzw. in diesem Würfel ist eine modifizierte Wii-Steuerung (Gamebereich) und ein Rechnermodul, Arduino genannt. Das Prinzip mit dem Würfel kam so gut an, dass auf den nächsten Aida-Schiffen das Licht, der Ton und der Fernseher in den Suiten mit diesem Würfel gesteuert wird. In der Zukunft sehen die Forscher aus der HAW noch jede Menge Potenzial in den Bereichen Sprachsteuerung und Gestiksteuerung, um Licht in der Wohnung und auch im Badbereich zu steuern.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen in dieser Artikelserie über Licht und Farbe etwas über die faszinierende Welt des Licht zeigen. Und das hat Sie motiviert, sich mehr mit Licht und Farbe zu beschäftigen. Ich wünsche Ihnen viel Freude im Jahr 2015, das die Unesco zum Internationalen Jahr des Lichts ausgerufen hat.

Artikelserie

Licht und Beleuchtung im Bad

Im Lichtbereich hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Die neuen Leuchtmittel und Steuerungsmöglichkeiten eröffnen bisher ungeahnte Lichtszenarien und Möglichkeiten. Diese sechsteilige Artikelserie stellt die Faszination guter Beleuchtung und ihre Vorteile dar und spannt den Bogen von den Grundlagen der Wahrnehmung über die Lichtquellen bis hin zur Lichtplanung. Auch Farbe und Farbwirkung sowie die dabei entstehenden Emotionen gehören dazu.

Teil 1: Einführung in das Thema Licht und Bad; Natur und Stimmungen; Licht und ­Strahlung; Physiologie des Sehens SBZ 03/2014

Teil 2: Lichttechnische Grundgrößen und Lichtquellen; lichttechnische Grundgrößen (Lux, Lumen, Candela); Halogenlampe, Energiesparlampe, LED; Energieausbeute (Lumen/Watt); Farbtemperatur, Farbwiedergabe SBZ 06/2014

Teil 3: Leuchten; klassische Leuchten, moderne Leuchten, dekorative Leuchten; Leuchten und Lichtwirkungen; Lichtausstrahlrichtungen SBZ 09/2014

Teil 4: Lichtplanung; Lichtphilosophien (Licht zum Sehen, focal glow, play of brilliants, play of color); Lichtplanungsgrundlagen; Spiegelbeleuchtung; Lichtplanung von Bade­zimmern mit weißem Licht SBZ 18/2014

Teil 5: Lichtfarben; Farbwahrnehmung; additive und subtraktive Farbmischung; Farbsysteme; Farbkontraste SBZ 21/2014

Teil 6: Emotionen; Grundlagen, Wirkungen, Emotionsmodelle; Lichtsteuerung für farbige Beleuchtung; Lichtplanung mit farbigem Licht SBZ 24/2014

SBZ Tipp: Alle Beiträge dieser Artikelserie finden Sie auf https://www.sbz-online.de/ im Archiv. Noch einfacher gebündelt unter unter SBZ Dossiers und da unter dem Stichwort „Licht und Leuchten“.

SBZ Tipp

Greules Lichtseminare bei Duravit

Was unterscheidet eine sehr gute Badplanung von einer durchschnittlichen? Der Planungsansatz. Lichtgestaltung und Farbe im Bad tragen entscheidend zum Wohlbe­finden des Menschen bei. So wie die Sonne den Tag zum Leben erweckt, bekommt ein ­Badezimmer erst durch Licht seinen ganz besonderen Reiz. Für Duravit hält Prof. Dr.-Ing. Roland Greule drei Seminare, die das Bad ins rechte Licht rücken.

Bei „Licht und Lichtplanung im Bad“ geht es darum, das Bad optimal in Szene zu setzen und Funktions- und Stimmungslicht benutzerorientiert einzusetzen. Das Seminar „Farbe und farbige Beleuchtung“ zielt darauf ab, Emotionen und Stimmungen zu erzeugen und zu erleben. Hier steht u.a. Farbpsychologie auf dem Programm. Wer noch tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann sein Wissen in einem Aufbau-­Seminar vertiefen.

Die Kostenbeteiligung liegt bei 200 Euro, beim Aufbau-Seminar bei 175 ­Euro. Weitere Infos gibt es bei Tanja Wöhrle unter Telefon (0 78 33) 7 03 15 oder per E-Mail: tanja.woehrle@duravit.de

SBZ Tipp

Lichtideen fürs Bad

Zum Thema „Licht und Beleuchtung im Bad“ bietet die Günther Zierath GmbH ­einen Workshop für Bäderbauer an. Es werden Grundlagen für gutes Licht vermittelt und aufgezeigt, welche Ideen es für die richtige Helligkeit gibt. Gestaltungsansätze werden anhand von Grundrissen erstellt, daher sollten die Teilnehmer für die Praxisübungen eigene Planungen mitbringen. Sie erfahren außerdem, wie die Planungsideen am besten an den Kunden vermittelt werden und mit welchen Produkten die Umsetzung einfach klappt. Referent ist Thorsten Moortz, die Workshops finden bei Zierath in Georgsmarien­hütte statt.

Die Kostenbeteiligung liegt bei 55 Euro. Seminare in den ­Regionen sind in Planung. Termine und Anmeldung unter ­Telefon (0 54 01) 86 82-0 oder per E-Mail an info@zierath.de

Autor

Dr. Roland Greule ist Professor für Beleuchtungs- und Lichttechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Er leitet das Competence Center Mensch und Medien an der HAW-Hamburg und ist Geschäftsführer des Lichtplanungsbüros Greule in Henstedt-Ulzburg. https://www.haw-hamburg.de/ E-Mail: greule@mt.haw-hamburg.de