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Lichtfarben — anspruchsvolle Beleuchtung im Bad (Teil 5/6)

Licht und Leuchten

Neben der Hellempfindung als subjektive Gesichtsempfindung hat das mensch­liche Auge die Fähigkeit, „Farben“ zu unterscheiden. Da die Farbempfindung durch das Auge vermittelt wird, spricht man von einer Gesichtsempfindung bzw. konkreter von einer subjektiven Farbempfindung. Sie ist, ebenso wie eine Geschmacks-, Geruchs- oder Schmerzempfindung einer physikalischen Messung nicht unmittelbar zugänglich. Damit überhaupt eine Farbempfindung entstehen kann, muss Licht von einer Strahlungsquelle oder von einem Gegenstand ausgehen und ins Auge gelangen. Nur Strahlung im sichtbaren Spektralbereich von 380 nm bis 780 nm und ausreichender Leuchtdichte kann eine Farbempfindung hervorrufen (Zapfensehen).

Bevor das Licht (Farbe) bzw. die elektromagnetischen Wellen in das menschliche ­Auge eintreten, sprechen wir von einem physikalischen Reiz bzw. Farbreiz. Im Auge wird dieser Farbreiz über Rezeptoren in der Netzhaut in elektrische Signale umgewandelt (Farbvalenz), die über den Sehnerv in den visuellen Cortex der Großhirnrinde weitergeleitet wird, wo der Mensch dann eine Farbe „sieht“ bzw. „empfindet“. Das heißt, das Sehen von Farben (natürlich auch das Sehen von weißem Licht) ist das Resultat von physikalischen, physiologischen und psychologischen Prozessen. Um das Ganze etwas konkreter zu beschreiben, definiert die Farbmetrik neue Begriffe wie Farbreiz für den physikalischen Reiz, Farbvalenz für die Beschreibung Farbmetrik und Farbempfindung für das Farbensehen.

Farbwahrnehmung

Wie im ersten Artikel (SBZ 03/2014) ausgeführt, setzt sich das optische System unseres Auges zusammen aus der Hornhaut, der Linse, dem Glaskörper (in Bild 2 der Zwischenraum zwischen Linse und Netzhaut) und der Netzhaut. Die Netzhaut enthält lichtempfindliche Rezeptoren, die auf das einfallende Licht reagieren. Es gibt dabei zwei Arten von Empfängerzellen (Zapfen und Stäbchen).

  • Die Zapfen reagieren auf die unterschiedliche spektrale Zusammensetzung des Lichts und sind somit für die Farbwahrnehmung und das Tagessehen zuständig.
  • Die Stäbchen nehmen die unterschied­liche Intensität des Lichts wahr und registrieren Helligkeitswerte, wobei sie keine Farben unterscheiden können und aus diesem Grund vor allem für das Nacht­sehen zuständig sind.

Beide Rezeptoren enthalten Sehfarbstoffe, die sich unter Lichteinwirkung chemisch verändern. In den beiden Rezeptoren (Zapfen und Stäbchen, man spricht nie von Zäpfchen), werden die einfallenden Lichtquanten/Photonen über komplexe chemische Funktionen in elektrische Funktionen (Ak­tions­potenziale) umgewandelt.

Die Netzhaut des Menschen enthält rund 6,5 Millionen Zapfen und rund 125 Millionen Stäbchen. Die Verteilung der Rezeptoren ist jedoch sehr unterschiedlich. Dabei ist die Fovea (auch Zentralgrube oder gelber Fleck genannt) die Stelle in der Netzhaut, die ausschließlich und sehr dicht mit Zapfen besetzt ist und damit der Ort ist, mit der das Auge am schärfsten sehen kann. Stäbchen sind in der Fovea nicht vorhanden, jedoch umso stärker und zahlreicher im peripheren Bereich, bis etwa 160000 Stück je mm2.

Dreifarbentheorie

Während Newton (1642–1726) das Licht als eine Korpuskularstrahlung behandelte, verhalf Thomas Young (1773–1829) der Wellentheorie des Lichts zum Durchbruch. Sein wichtigster Beitrag zur Farbenlehre war die von ihm geäußerte Vermutung (1807), dass es im Auge drei verschiedene lichtempfind­liche Elemente gibt, die für Licht verschiedener Spektralbereiche unterschiedlich empfindlich sind, die sogenannte „Dreifarbentheorie“, die etwa 60 Jahre später durch den deutschen Physiker Hermann von Helmholtz entscheidend ergänzt wurde. Heute ist die Young-Helmholtz‘sche Theorie des Farbensehens experimentell gut abgesichert. Das heißt, es gibt drei verschiedene überlappende Empfindungsbereiche (Bild 3), die jedoch nicht nur für eine ganz bestimmte Wellenlänge zuständig sind , sondern für einen ganzen Spektralbereich. Aus diesem Grund sollte man nicht von einem Rot-, Grün- oder Blau-Zapfen sprechen, sondern eher von SML-Zapfen mit den Begriffen L (Long), M (Middle) und S (Short). Man erkennt, dass die Maxima der Empfindlichkeiten des Rot- und Grün-Zapfens sehr nahe zusammenliegen und ein „echter“ Rot-Zapfen deutlich weiter im 600- bis 700 nm-Bereich liegen müsste. Ergänzend hierzu gibt es eine Gegentheorie von Heering, die auf dem Vier-Farbensystem basiert.

Farbfehlsichtigkeit

Etwa 9 Prozent der Männer und 1 Prozent der Frauen haben Probleme, Farben richtig zu erkennen oder zu unterscheiden. Dieses Problem nennt man Farbschwäche (Farbfehlsichtigkeit) oder in schweren Fällen Farbblindheit. Bei der Farbfehlsichtigkeit sind manche Rezeptoren bzw. die Farbempfindungen geschwächt, sodass die Personen Farben nicht korrekt unterscheiden können, sondern diese Farben sind abgeschwächt. Im Fall der Farbblindheit erkennen die Personen nur noch Graustufensehen. Die überwiegende Anzahl der Personen mit Farbfehlsichtigkeit haben Probleme mit den Rot-Grün-Farben. Um diese Farbfehlsichtigkeit zu testen, gibt es verschiedene Sehtafeln. Die bekanntesten sind die Ishihara-Farbtafeln, die wir alle aus der Fahrschule kennen.

Farbkreis

Lange Zeit vor den wissenschaftlichen Untersuchungen im 18. Jahrhundert gab es eine Vielzahl von Theorien und Erklärungen für das Zusammenspiel von Farben (z.B. Aristoteles, da Vinci u.a.). Man versuchte dabei die Farben und auch die Farbnuancen anschaulich und vor allem symmetrisch (räumlich) darzustellen und auch mythologisch zu definieren. Die einfachste Form der Symmetrie war der sogenannte Farbkreis, der insbesondere von Goethe intensiv untersucht und ­beschrieben wurde. In diesem Farbkreis oder besser Bunttonkreis gehen die verschiedenen Farbtöne/Bunttöne kontinuierlich ineinander über. Jede Stelle auf diesem Kreis entspricht einem bestimmten Buntton (Farbton). Der heutzutage am häufigsten eingesetzte Farbkreis ist der von Itten (1888–1967) definierte zwölfteilige Farbkreis (Bild 5).

Es gibt jedoch andere Farben, die auf diesem Bunttonkreis nicht vorkommen, z.B. Weiß und Schwarz. Diese unbunten Farben werden deshalb oft als Gerade dargestellt (Unbuntgerade) mit den beiden Endpunkten Schwarz und Weiß, zwischen denen sich verschiedene Grauwerte ausbilden. Hinweis: Die Farbmetriker sprechen auch bei Weiß und Schwarz von Farben, von unbunten Farben.

Farbmetrische Grundgrößen

Um Farben wissenschaftlich zu kennzeichnen, werden qualitative Begriffe wie Helligkeit, Buntton (Farbton) oder Buntheit (Sättigung) benutzt. Im allgemeinen Volksmund spricht man von Helligkeit, Farbton und Sättigung. In der Farbmetrik von Helligkeit, Buntton, Buntheit. Achtung diese drei Farbmerkmale (Farbvalenz genannt) stellen nur intuitive Empfindungen dar, die eine Farbe lediglich qualitativ charakterisieren.

  • Helligkeit (V = Value)
  • Buntton (Farbton) (H = Hue)
  • Buntheit (Sättigung) (S = Saturation, korrekt C = Chroma)

Unter einer Farbvalenz versteht man in der Farbenlehre eine dreidimensionale Größe, die durch drei Maßzahlen bzw. einen Ortsvektor im dreidimensionalen Raum charakterisiert werden kann. Dies kann sein RBG, XYZ, LCH, L*a*b*, L*u*v*. Bild 6 zeigt eine räumliche Darstellungsmöglichkeit mit einem Kegel wie man einen Farbenraum darstellen kann. Die Helligkeit (V = Value) der dargestellten Farben nimmt von unten nach oben zu, die Buntheit (S = Saturation) nimmt von innen nach außen zu und der Buntton (H = Hue) wird als Kreis dargestellt, der durch einen Winkel in einer Ebene senkrecht zur Unbuntachse gekennzeichnet wird.

Unbunte Farbvalenzen: Die unbunten Farbvalenzen bestehen aus der „natürlichen Reihe“, vom hellsten Weiß über die verschiedenen Graustufen bis hin zur tiefsten, durch ­Simultankontrast hervorgerufenen Schwarzempfindung. Bei guten visuellen Voraus­setzungen lassen sich etwa 50 Unbuntarten unterscheiden.

Bunte Farbvalenzen: Die bunten Farbvalenzen der Körperfarben (Oberflächenfarben der Objekte) lassen sich durch drei Größen charakterisieren: Helligkeit, Farbton (Buntton), Sättigung (Buntheit).

Farbton (Buntton): Der Farbton kennzeichnet die Art der Buntheit einer Farbe, das heißt, ob sie Blau, Grün, Gelb usw. aussieht. Der Farbton ist das am stärksten ausgeprägte Farbmerkmal. Die Farbtöne bilden ein natürliches Kontinuum, das qualitativ, z.B. als Farbenkreis dargestellt werden kann, der von Rot über Gelb, Grün, Blau und Purpur zurück nach Rot reicht. Der Farbton wird auch als Buntton definiert.

Sättigung (Buntheit): Die Sättigung gibt den Grad der Buntheit an, das heißt, ob die Farbe kräftig (satt) wirkt oder mehr oder weniger verweißlicht (verblasst) ist. Der Unterschied zwischen Buntheit und Sättigung liegt in der Definition. Die Buntheit ist die Kennzeichnung für den Grad der Farbigkeit unter Berücksichtigung der Helligkeit. Die Sättigung ist die Kennzeichnung für den Grad der Farbigkeit unabhängig von der Helligkeit.

Helligkeit: Die Helligkeit ist ein Maß für die Stärke der Lichtempfindung.

Farbreiz: Die Ursache ist eine Lichtstrahlung, die in den Rezeptoren (Zapfen, Stäbchen) einen physiologischen Vorgang auslösen. Diese Lichtstrahlung nennt man Farbreiz. Dieser Farbreiz kann entweder direkt von einer Lichtquelle erzeugt werden, dann sprechen wir von einem Primärstrahler (Selbstleuchter) oder durch die Reflexion von Licht bzw. Farbe auf Oberflächen, wobei das einfallende Licht durch die Oberflächeneigenschaften des ­Materials verändert wird. Man spricht von ­Sekundärstrahler bzw. Körperfarben.

Additive Farbmischung

Alle Methoden der Farbdarstellung bei Lichtfarben und der Farbreproduktion bei Körperfarben beruhen auf die eine oder andere Art aus einer Farbmischung. Eine additive Farbmischung entsteht, wenn auf dieselbe Netzhautstelle (örtlich) im Auge Licht verschiedener Wellenlängen fällt oder zeitlich dicht aufeinander folgen, sodass sie vom Auge nicht mehr aufgelöst werden können. Die absorbierten Strahlungsleistungen der einzelnen Komponenten werden vom Rezeptor addiert und als eine Farbe interpretiert.

Bild 7 zeigt das Übereinanderprojizieren von drei getrennten Lichtquellen. Fallen die drei additiven Grundfarben (Rot, Grün, Blau) zusammen auf eine Stelle, so entsteht weißes Licht. Entsprechend sind Bildschirme mit drei nebeneinanderliegenden Farbphosphoren oder heutzutage mit LEDs umgesetzt. Bei ­genügendem Beobachtungsabstand nimmt das Auge dann eine einheitliche Mischfarbe wahr (Prinzip der örtlichen Summation).

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit der additiven Farbmischung. Bietet man dem ­Auge verschieden nebeneinander liegende Farbpunkte an, die so klein sind und so eng benachbart liegen, dass das Auge sie nicht mehr aufzulösen vermag, dann entsteht der Eindruck einer gleichmäßig gefärbten Fläche, deren Farbe die additive Mischfarbe der nicht mehr aufgelösten Flächenelemente ist (Drucktechnik).

Eine Möglichkeit mit Farben bzw. farbigem Licht zu spielen und erste Erkenntnisse zu gewinnen, ist die Möglichkeit, mit Leuchten der Firma Philips im Badezimmer zu arbeiten. Philips nennt diese Serie mit LED-Leuchten „Living Color“, die relativ einfach zu bedienen und auf jeden Fall ein Hingucker im Badezimmer sind. Neueste Entwicklungen gehen in die Richtung, Lichtquellen (Typ Hue) mit dem iPhone zu steuern. Diese Lichtquellen gibt es als LED-Lichtquellen in Form einer Glühlampe oder als LED-Streifen. Mehr dazu im nächsten Beitrag (SBZ 24/2014).

Subtraktive Farbmischung

Subtraktiv nennt man die Mischung von Pigmenten, weil deren Farbwirkung darauf beruht, dass dem in die Pigmentschichten bzw. -partikel eindringenden weißen Licht bestimmte Spektralanteile entzogen werden (Bild 10). Typisches Beispiel ist eine rot gestrichene Wand. Je mehr Pigmente gemischt werden, desto mehr Licht wird absorbiert und desto dunkler wirkt im allgemeinen die Mischung.

Während sich die additive Mischung durch einfache Regeln beschreiben lässt, gilt dies nicht für die subtraktive Mischung. Die einfachste Darstellung einer subtraktiven Farbmischung ist das Hintereinanderschalten mehrerer Farbfilter. Fällt weißes Licht durch einen breitbandigen Gelbfilter und danach durch einen breitbandigen Magenta-Filter, so ergibt sich die subtraktive Mischfarbe Rot, da nur dieser Größenbereich des Spektrums durch beide Filter durchgelassen wird.

Alle Körperfarben, Druckerpatronen und natürlich die Malerei basieren auf der subtraktiven Farbmischung. Hier ist großer Sachverstand notwendig, um zu wissen wie Oberflächen auf Farbpigmente reagieren und wie eine Farbmischung aus mehreren Komponenten aussieht.

Farbordnungssysteme und ­Farbmustersysteme

Neben den mehr physikalisch orientierten Farbsystemen (L*a*b* und L*u*v*) gibt es ­eine große Anzahl von Farbmustersammlungen, die in der Praxis im Gebrauch sind:

  • Munsell
  • NCS
  • DIN
  • Carparol
  • Brillux
  • RAL-Design
  • Pantone u.a.

Ein Farbordnungssystem, das auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, muss dabei mehrere Eigenschaften besitzen:

  • Die Farben liegen als Muster vor, wobei jedes Muster eine eigene Kennzeichnung hat.
  • Die Abweichung der Muster gleicher Kennzeichnung voneinander durch den Herstellungsprozess wird in sehr kleinen Toleranzen gehalten.
  • Die Muster sind farbmetrisch vermessen, sodass ihre Normfarbwerte bei spezifizierter Beleuchtung bekannt sind.
  • Die Muster liegen in einer systematischen und möglichst empfindungsgemäßen Ordnung vor.

Zu den Farbordnungen, die diese Bedingungen erfüllen, gehören in den USA das Munsell-Farbsystem, in Deutschland das DIN-Farbensystem bzw. das ­RAL-Design-Farbsystem und in Schweden das Natural Color System (NCS). Diese Systeme beruhen auf dem Bestreben, die Abstände jeder Farbe zu der benachbarten Farbe empfindungsgemäß gleich groß erscheinen zu lassen. Sowohl die Unterschiede der Farbe an sich, als auch ­jene der Helligkeit und der Buntheit sollen als gleichartig empfunden werden.

In dem so aufgebauten Farb­raum, z.B. dem Farbsystem nach Munsell (Bild 11) nimmt die Helligkeit der dargestellten Farben von unten nach oben zu, die Buntheit nimmt nach außen zu und der Buntton wird durch einen Winkel in einer Ebene senkrecht zur Unbuntachse gekennzeichnet, also ähnlich wie in Bild 6, jedoch sieht man, dass das Munsell-System nicht symmetrisch ist, sondern irgendwie „verschoben“. Kurzer Hinweis: Munsell (1858–1918) war ein amerikanischer Maler, der empirische Untersuchungen mit sehr vielen Versuchspersonen durchgeführt hat, um ein Farbsystem zu entwickeln, das einerseits die Farbempfindung so beschreibt wie der Mensch sie sieht, andererseits bestrebt war, die Abstände (Differenzen) jeder Farbe zu der benachbarten Farbe empfindungsgemäß gleich groß erscheinen zu lassen (empfindungsgemäße Gleichabständigkeit).

Das Farbsystem nach RAL-Design baut auf dem CIE-Lab-System (L*a*b*) auf und besitzt im Moment 1625 Farbmuster. Das RAL-Design-System ist dabei im Prinzip ­ähnlich dem Munsell-System (Bild 11), das heißt, die Struktur ist auch unsymmetrisch. Hintergrund ist, dass Farbordnungs­systeme die farbmetrisch korrekt sind, sich nicht als Pyramiden, Kegel, Kugeln darstellen lassen, sondern als ein unsymmetrisches ­System.

NCS (Natural Color System)

Ein Farbordnungssystem, das in Europa immer größeres Gewicht erhält, sowohl wissenschaftlich als auch in der Praxis, insbesondere bei Architekten, ist das NCS-System aus Schweden. Das Natural Color System baut auf der Gegenfarbentheorie von Hering (Rot, Gelb, Grün, Blau) auf, mit einer äußeren Form wie ein Doppelkegel (Bild 12). Das NCS-System wurde 1979 in Schweden der Öffentlichkeit vorgestellt und als nationaler schwedischer Farbstandard eingeführt. Das Hauptziel bestand darin, ein Farbsystem zu schaffen, das darauf beruht, wie Menschen Farbe wahrnehmen und erfahren, also ähnlich wie das Munsell-System. Im Jahr 1985 empfahl die DIN dieses Farbsystem auch in Deutschland zu verwenden. Das NCS-System besteht im Moment aus 1950 Standardfarben.

Um das NCS-System etwas genauer zu erklären, soll eine Beispielsfarbe ausgewählt und die Begrifflichkeiten daran erklärt werden. Die in Bild 13 dargestellte rötliche Farbe wird im NCS-System mit dem Begriff „S NCS 1080 Y70R“ beschrieben. Was bedeuten die einzelnen Ziffern? S steht für Second Edition (die erste Edition gab es 1979, die zweite Edition mit mehr Farben im Jahr 1995). Die erste Ziffer (10) definiert den Schwarzanteil (Blackness) dieser Farbe. Das heißt, die dargestellte rote Farbe hat einen sehr geringen Schwarzanteil (10 Prozent) und einen hohen Weißanteil (90 Prozent). In Bild 13 ist auf der linken Seite des Dreiecks die Unbuntachse dargestellt, die von Schwarz nach Weiß geht. Die zweite Ziffer (80) definiert die Buntheit (Farbigkeit), von den Schweden Chromaticness genannt. 80 bedeutet, dass die rote Farbe einen großen Buntheitsgrad besitzt. Der Volksmund würden sagen, es ist eine kräftige Farbe. Das Maximum bei einer Vollfarbe wäre 100. Die letzte Ziffernfolge nach dem Bindestrich definiert den Farbton (Buntton) der ausgewählten roten Farbe. Y70R steht dabei für die Grundfarbe Yellow (Y), die jedoch einen 70-Prozent-Anteil an Rot besitzt (70R). Das heißt die Farbe ist eher rötlich als gelb. Damit ist hoffentlich die Zahlenfolge des NCS-System etwas klarer geworden. Wie erwähnt, im ersten Moment etwas ungewöhnlich, aber es hat eine klare Bedeutung. Man könnte den Begriff „S NCS 1080 Y70R“ auch von hinten nach vorne ­lesen. Hinten steht immer der Farbton, dann kommt der Buntheitsanteil (Chroma) und dann die Helligkeit bzw. in diesem Fall der Anteil an Schwarz. Zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig, aber immer mehr Architekten, Innenarchitekten und Maler verwenden dieses Farbsystem, da das NCS-System noch einen sehr großen Vorteil bei der Bestimmung von Farbharmonien besitzt, siehe nächstes Kapitel „Farbharmonien“.

Wirkung von Farben und ­Kontrasten

Nachdem die Farbdefinitionen klar sind, wollen wir einen ersten Schritt in die Wirkung von Farben machen, wobei die emotionale Wirkung von Farben im nächsten Artikel (SBZ 24/2014) ausführlicher erklärt wird. Hier nur eine erste Übersicht über die Wirkung von Farben, ganz allgemein. Viel wichtiger als die Farbe allein ist, die Wirkung von Farben nebeneinander bzw. welche Farbkontraste gibt es, wie wirken die und darauf aufbauend, welche Farbharmonien gibt es? Nach Itten gibt es sieben verschiedene Farbkontraste:

  • Komplementärkontrast
  • Warm-/Kalt-Kontrast
  • Hell-/Dunkel-Kontrast
  • Quantitätskontrast
  • Qualitätskontrast
  • Simultankontrast
  • Flimmerkontrast

Komplementärkontrast

Der Komplementärkontrast (Zweiklang) ist der bekannteste, den man überall sieht, bzw. der überall eingesetzt wird. Das heißt, sucht man sich in dem zwölfteiligen Farbenkreis von Itten eine Farbe als Grundfarbe aus, so ist die auf der gegenüberliegenden Seite (180 Grad) liegende Farbe diejenige, die eine sehr schöne (angenehme) Farbharmonie erzeugt. Diese Farbe harmonisiert immer mit der gewählten Grundfarbe. Manche nennen dies auch Zweiklang. Dieses Prinzip der gegenüberliegenden Farbe gilt für den gesamten Farbkreis. Das heißt Blau harmoniert mit Gelb, Grün mit Rot . Siehe auch das Anfangsbild dieses Artikels (Spa-Bereich im Hotel Wehrle), wo die blaue Grundbeleuchtung mit den rot/gelblichen Lichtquellen ­eine schöne Harmonie bildet. Achtung dabei dürfen jedoch die beiden Farben nicht gleichgewichtig sein. Eine Farbe muss dominieren, also eine größere Fläche einnehmen, sonst wird es leicht zu kitschig, wenn beide Farben gleich dominant sind.

Warm-kalt- und Schwarz-Weiß-Kontrast

Der Temperaturkontrast, auch Warm-kalt-Kontrast genannt, ist ebenfalls ein Kontrast, den man intuitiv einsetzt. Dabei stehen warme Farben eher im Bildvordergrund, bzw. wirken näher, während kalte Farben eher in den Bildhintergrund rücken. Das heißt, dieser Kontrast erzeugt Räumlichkeit. Wie Farben insgesamt auf einen Raum wirken , zeigt der Beitrag „Mehr Mut zur Farbe“ von SBZ-Autorin Nicola Stammer in SBZ 9/2010. Den Artikel findet man leicht in den Dossiers unter „Badplanung“ auf https://www.sbz-online.de/.

Der Schwarz-Weiß-Kontrast ist der kräftigste Kontrast den es gibt, da weiße Flächen mit schwarzen Flächen zusammentreffen und der Helligkeitseindruck der stärkste ist, den das ­Auge empfinden kann. Um diesen Kontrast etwas abzuschwächen, benutzt man gerne far­bige Accessoires, wie z.B. die roten Kissen in .

Farbdreiklang und Farbharmonie

Will man drei Farben miteinander kombinieren, so kann man auch wieder auf den Farbkreis von Itten zurückgreifen. Man wählt eine Grundfarbe (z.B. Gelb) und dann kann im 120-Grad-Winkel dazu die korrespondieren Farben auswählen.

Es gibt in der Zwischenzeit eine Menge an Softwareprogrammen, die einem helfen, Farbharmonien zu finden. Die Programme, wie der Adobe Kuler kommen natürlich aus dem Bereich der Webseitenerstellung, sind aber bzgl. der Grundlagen auch gut für den Badbereich anwendbar und besitzen die Möglichkeit, sich die Grundlagen beizubringen und sich spielerisch mit dem Thema Farbharmonien zu beschäftigen.

Kombination nach Suzy Chiazzari

Wie schon erwähnt dürfen die ausgewählten Farben nicht gleichgewichtig sein. Die Innenarchitektin und Einrichtungsplanerin Suzy Chiazzari hat eine sehr gute Regel für die Farbkombinationen aufgeführt: Man soll zu Beginn eine Grundfarbe auswählen, abhängig von der gewählten Stilrichtung. Als Grundfarben können auch Neutralfarben, also auch Weiß, Beige u.a. ausgewählt werden. Diese gewählte Grundfarbe soll im Bad ca. 60 Prozent der Gesamtfläche betragen. Danach kann man eine zweite Farbe auswählen. Diese zweite Farbe sollte nicht zu großflächig eingesetzt werden, weil die Gesamterscheinung schnell unruhig wirken kann, also ca. 20 bis 30 Prozent der Gesamtfläche. Als drittes sind Akzentfarben möglich. Akzentfarben sind die Farbvitamine. Akzentfarben sind alle kräftigen, aber auch hellen oder auffälligen bunten Farben, aber bitte nicht mehr als ca. 10 Prozent der Gesamtfläche. Typisches Beispiel für eine Akzentfarbe sind Handtücher im Bad, die einen Raum sehr schön gestalten können.

Farbharmonien mit NCS-System

Eine weitere Möglichkeit, gute Farbharmo­nien zu erzeugen, ist die, mit dem NCS-Farbsystem zu arbeiten. Neben der Möglichkeit Farben zu ordnen und zu deklarieren, kann man mit dem NCS-System auch gut Farbharmonien auswählen. Nehmen wir z.B. die Farbe S NCS 1050 Y70R als Grundfarbe. Sie ist etwas weniger bunt als die vorgestellte Farbe in Bild 13. Wollen wir dazu eine harmonische Farbkombination finden, so gibt es drei Möglichkeiten:

1. Man behält bei der Farbe (Y70R) den Schwarzanteil/Blackness (10) und verändert nur den Anteil an Buntheit (Chroma). Das heißt, man bewegt sich auf der schrägverlaufenden Linie nach oben links immer mit dem gleichem Schwarzanteil/Blackness (10). Damit erhält man eine Farbe mit gleichem Weiß- bzw. Schwarzanteil wie die Grundfarbe, jedoch etwas weniger kräftig (bunt). Damit kann man sicher sein, dass eine neu ausgewählte Farbe auf dieser Linie immer mit der Grundfarbe harmoniert, da ja beide Farben die gleiche Helligkeit, bzw. den gleichen Anteil an Schwarzwert besitzen. Das heißt, die beiden Farben passen sehr gut zusammen. Natürlich kann man auch der schrägen Linie nach rechts folgen und erhält kräftigere Farben als die Grundfarbe, jedoch auch hier wieder mit gleichem Anteil an Schwarzwert. Damit erhält man kräftige Farben in Richtung C = 60, 70, 80, 90, die immer harmonisch wirken, entweder als kräftiger Farbstreifen oder als Handtuchfarbe.

2. Man verwendet wieder die gleiche Farbe (Y70R), behält dieses Mal den Chromaticness-(C)-Wert gleich und verändert den Schwarzanteil von 10Prozent, z.B. auf 50Prozent, das heißt, man bewegt sich auf der vertikalen Achse/Linie nach unten. Dann besitzt die neu ausgewählte Farbe immer noch den gleichen Chroma-Anteil, ist jetzt nur dunkler, was auch wieder harmonisch wirkt.

3. Man behält den Anteil an Blackness und Chroma gleich, verwendet jetzt jedoch eine völlig andere Farbe mit dem gleichen Blackness- und Chroma-Wert. Am besten harmoniert natürlich eine Farbe nach dem Prinzip des Komplementärkontrasts. Das heißt, man sucht sich eine gegenüberliegende Farbe im Farbkreis aus (180 Grad) und kann sicher sein, dass die ausgewählte Farbe bei dieser Kombination sehr harmonisch bzw. ästhetisch aussieht, da ja beide Farben den gleichen Blackness- und Chroma-Wert wie die Grundfarbe besitzen. Oder das gleiche Vorgehen beim Warm-kalt-Kontrast. Jetzt wissen Sie, warum Architekten und Innenarchitekten dieses NCS-System gerne einsetzen. Dieses Prinzip der Farbharmonien klappt natürlich auch mit dem System von Munsell oder RAL-Design oder Carparol, nur dass diese Farbsysteme in Deutschland nicht so bekannt sind.

Damit haben wir die Grundlagen gelegt, um uns im sechsten und letzten Teil der Serie mit dem faszinierenden Bereich der Emotionen zu beschäftigen, kurz den Bereich der Lichtsteuerung zu streifen, etwas über Lichtsimulationen und die Badplanungsprogramme zu diskutieren und uns dann mit farbiger Beleuchtung beschäftigen. Abschließend werden wir eine umfassende Lichtplanung mit weißem und farbigem Licht betrachten. Doch lesen Sie selbst in der SBZ 24/2014.

Artikelserie

Licht und Beleuchtung im Bad

Im Lichtbereich hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Die neuen Leuchtmittel und Steuerungsmöglichkeiten eröffnen bisher ungeahnte Lichtszenarien und Möglichkeiten. Diese sechsteilige Artikelserie stellt die Faszination guter Beleuchtung und ihre Vorteile dar und spannt den Bogen von den Grundlagen der Wahrnehmung über die Lichtquellen bis hin zur Lichtplanung. Auch Farbe und Farbwirkung sowie die dabei entstehenden Emotionen gehören dazu.

Teil 1: Einführung in das Thema Licht und Bad; Natur und Stimmungen; Licht und ­Strahlung; Physiologie des Sehens SBZ 03/2014

Teil 2: Lichttechnische Grundgrößen und Lichtquellen; lichttechnische Grundgrößen (Lux, Lumen, Candela); Halogenlampe, Energiesparlampe, LED; Energieausbeute (Lumen/Watt); Farbtemperatur, Farbwiedergabe SBZ 06/2014

Teil 3: Leuchten; klassische Leuchten, moderne Leuchten, dekorative Leuchten; Leuchten und Lichtwirkungen; Lichtausstrahlrichtungen SBZ 09/2014

Teil 4: Lichtplanung; Lichtphilosophien (Licht zum Sehen, focal glow, play of brilliants, play of color); Lichtplanungsgrundlagen; Spiegelbeleuchtung; Lichtplanung von Bade­zimmern mit weißem Licht SBZ 18/2014

Teil 5: Lichtfarben; Farbwahrnehmung; additive und subtraktive Farbmischung; Farbsysteme; Farbkontraste SBZ 21/2014

Teil 6: Emotionen; Grundlagen, Wirkungen, Emotionsmodelle; Lichtsteuerung für farbige Beleuchtung; Lichtplanung von Badezimmern mit farbigem Licht SBZ 24/2014

SBZ Tipp

Greules Lichtseminare bei Duravit

Was unterscheidet eine sehr gute Badplanung von einer durchschnittlichen? Der Planungsansatz. Lichtgestaltung und Farbe im Bad tragen entscheidend zum Wohlbe­finden des Menschen bei. So wie die Sonne den Tag zum Leben erweckt, bekommt ein Badezimmer erst durch Licht seinen ganz besonderen Reiz. Für Duravit hält Prof. Dr.-Ing. Roland Greule drei Seminare, die das Bad ins rechte Licht rücken.

Bei „Licht und Lichtplanung im Bad“ geht es darum, das Bad optimal in Szene zu setzen und Funktions- und Stimmungslicht benutzerorientiert einzusetzen. Das Seminar „Farbe und farbige Beleuchtung“ zielt darauf ab, Emotionen und Stimmungen zu erzeugen und zu erleben. Hier steht u.a. Farbpsychologie auf dem Programm. Wer noch tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann sein Wissen in einem Aufbau-­Seminar vertiefen. Die Kostenbeteiligung liegt bei 200 Euro, beim Aufbau-Seminar bei 175 ­Euro. Weitere Infos gibt es bei Tanja Wöhrle unter Telefon (0 78 33) 7 03 15 oder per E-Mail: tanja.woehrle@duravit.de

Dossier

Die bereits erschienenen Beiträge dieser ­Artikelserie finden Sie auf https://www.sbz-online.de/ im Archiv und, noch einfacher, unter SBZ Dossiers.

Zum besseren Gesamtverständnis, wie Farben insgesamt auf einen Raum wirken, empfiehlt Prof. Roland Greule den Beitrag „Mehr Mut zur Farbe“ von SBZ-Autorin Nicola Stammer in SBZ 9/2010. Den Artikel findet man sehr einfach in den Dossiers ebenfalls unter „Badplanung“ auf https://www.sbz-online.de/.

https://www.sbz-online.de/themen

SBZ Tipp

Lichtideen fürs Bad

Zum Thema „Licht und Beleuchtung im Bad“ bietet die Günther Zierath GmbH ­einen Workshop für Bäderbauer an. Es werden Grundlagen für gutes Licht vermittelt und aufgezeigt, welche Ideen es für die richtige Helligkeit gibt. Gestaltungsansätze werden anhand von Grundrissen erstellt, daher sollten die Teilnehmer für die Praxisübungen eigene Planungen mitbringen. Sie erfahren außerdem, wie die Planungsideen am besten an den Kunden vermittelt werden und mit welchen Produkten die Umsetzung einfach klappt. Referent ist Thorsten Moortz, die Workshops finden bei Zierath in Georgsmarienhütte statt.

Die Kostenbeteiligung liegt bei 55 Euro. Seminare in den Regionen sind in Planung. Termine und Anmeldung unter Telefon (0 54 01) 86 82-0 oder per E-Mail an info@zierath.de

Autor

Dr. Roland Greule ist Professor für Beleuchtungs- und Lichttechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Er leitet das Competence Center Mensch und Medien an der HAW-Hamburg und ist Geschäftsführer des Lichtplanungsbüros Greule in Henstedt-Ulzburg, https://www.haw-hamburg.de/, E-Mail: greule@mt.haw-hamburg.de